Das Ich, das reicht!

Ein Zitat aus der aktuellen Zeit zu dem Thema Verhaltenstherapie:

„Im Zentrum [der Verhaltenstherapie] steht das Verhalten des Klienten, das sich aus seinen Erinnerungen und Emotionen, Wahrnehmungen und der Beurteilung der Ereignisse zusammensetzt. In diesen Prozess schleichen sich im Laufe des Lebens nur allzu leicht Fehlannahmen ein. Das ist in den meisten Fällen kein Problem – aber bei entsprechender Veranlagung kann ein verzerrtes Welt- und Selbstbild zu viel Kraft kosten. Plötzlich sieht sich jemand ständig persönlich attackiert, wo kein Angriff gemeint war. Oder jemand meint unentwegt Dinge leisten zu müssen, die niemand von ihm verlangt hat.“

Die hier als erste erwähnte negative Konsequenz wird spielerisch von Paul Watzlawick durch seine berühmte Geschichte mit dem Hammer dargestellt. Ständig zu glauben, andere attackieren mich und  können mich nicht leiden, das muss ein schwieriges Leben sein.

Die zweite negative Konsequenz beschreibt die Sorge, mein Ich reicht nicht aus. Ich muss etwas anderes sein als ich selbst bin, um etwas wert zu sein. Viele dysfunktionale Glaubenssätze treiben diese Sorge. Wer morgens aufwacht und den automatisierten Gedanken hat, „ich darf keinen Fehler machen“ oder „alle müssen mich mögen“, wird es sehr schwer haben, den Tag ohne große Enttäuschung zu erleben.

Vieles hilft, um ein psychisch gesundes Leben zu führen. Manchmal reicht ein Blick in die Popkultur, um ein kleine Analogie zu bilden. Im Interview mit zdf.kultur sagte Noel Gallagher letzten Monat auf die Frage, ob er Sorge habe, in seiner Solokarriere zu versagen sinngemäß, dass die Leute zu seinen Konzerten wegen ihm kommen und der Beste, der Noel Gallagher sein kann, bin ich. Nuff said!

Der Wert des Ichs und des Tuns und der Suche nach dem zu machen, was Ich liebe und nicht, was ich glaube, was andere denken, was für mich gut wäre, ist das zentrale Thema von Steve Jobs berühmter Rede an der Stanford University:

You’ve got to find what you love. And that is as true for your work as it is for your lovers. Your work is going to fill a large part of your life, and the only way to be truly satisfied is to do what you believe is great work. And the only way to do great work is to love what you do. If you haven’t found it yet, keep looking.

Das Ich ist der Maßstab mit meiner Zufriedenheit, nicht das, was ich glaube, was die Umwelt glaubt. Erst dann kann das Ich Großes bringen und aus meiner Umwelt ausbrechen. Wie beispielsweise der aktuell Führende der Tour de France Bradley „Wiggo“ Wiggins, der Mod, der seinen Scooter mit dem Fahrrad tauschte:

Kids from Kilburn didn’t become favourites for the Tour – you were either a postman, a milkman or worked in Ladbrokes.

Go Wiggo, wir drücken die Daumen!

Bias, Bias, Bias

Schon oft haben wir hier über die frappierenden systematischen Denkfehler der Menschheit berichtet, Interviews darüber geführt, Bücher, die diese zum Thema haben, gefeiert und dargestellt, wie die Werbung täglich damit umgeht. Jetzt gibt es eine fast erschöpfende Liste zu den Tendenzen, wie wir wahrnehmen und Informationen verarbeiten, so dass wir uns manchmal ein klein wenig selbst belügen:

61 Behavioral Biases That Screw Up The Way You Think

Viel Spaß beim Stöbern und der Selbtserkenntins!

Was Stefan Kuntz zu raten ist!

Das war die teuerste Saison aller Zeiten. 34,58 € musste ich mit meiner Dauerkarte pro Heimtor berappen. Eine Saison zum Vergessen. Während sich die einen in ihrem „Mia san mia“ selbstverliebt kreiseln, kriselt es gewaltig bei dem so schönen Traditionsverein 1. FC Kaiserslautern.

Einher mit dem sportlichen Misserfolg eilt das Misstrauen in die Führung. Transfers werden wirtschaftlich und sportlich hinterfragt. Wie Posten vergeben werden und welche Spielerberater den Ton angeben, wird heiß in Internetforen und am Rande des Betzenbergs diskutiert. So heiß, dass die Führung – allen voran der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz und der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Dieter Rombach – zur außerordentlichen Mitgliederversammlung am 9. Mai geladen haben.

Was ist in dieser Situation und der Gemengelage an Misstrauen, Enttäuschung und Wut Stefan Kuntz aus kommunikationspsychologischer Sicht zu raten?

  1. Stefan Kuntz sollte die Verantwortung für die transparente Darstellung seiner Entscheidungen übernehmen. D. h. er darf nicht den Mitgliedern, die Schuld geben, Dinge falsch zu verstehen und verstehen zu wollen. Er ist verantwortlich dafür den Mitgliedern verständlich zu machen, warum man vor Beginn der Rückrunde glaubte, dass ein Yahia besser verteidigt als Amedick oder ein Wagner  mehr Tore schießt als Nemec.
  2. Stefan Kuntz sollte klarmachen, was er aus der Saison 2011/ 12 für sich gelernt hat und welche Konsequenzen er aus diesem Lernprozess für die Saison 2012/ 13 ableitet.
  3. Stefan Kuntz darf keine Schuld alten verdienten Weggefährten zuweisen. Natürlich gibt es viele Verantwortliche für einen Abstieg. Aber nun die Schuld derjenigen darzustellen, die nicht mehr beim Verein sind, zeigt keine Größe und vor allen Dingen ist dieses Verhalten nicht mehr änderbar, im Gegensatz zum eigenen.
  4. Stefan Kuntz muss ehrlich klar machen, dass er Verständnis für die aufgebrachte Volksseele hat. Das darf nicht im Sinne von „verstehe, aber…“ gehen, sondern „Meine Sicht der Dinge sind die, so wie ich verstehe, sehen Teile der Mitglieder die Dinge so, wie kommen wir zusammen?“
  5. Stefan Kuntz sollte eine Vision präsentieren und anhand dieser seine Entscheidungen erklären können. Was macht den FCK 2012/ 13 aus? Was für Charaktere stehen da auf den Platz? Welcher Fußball wird gespielt? Wie schaffe ich die Integration von Spielern?

Alles nicht einfach. Wir wünschen für die nächste Saison ein glücklicheres Händchen, Nachvollziehbarkeit, Zusammenhalt der Interessensgruppen des FCKs und vor allem billigere Heimtore. Bitte!

Business Model Generation, eine Verlosung

Wäre Apple ein Schriftsteller, so oder so ähnlich würde er oder sie wohl ein Buch schreiben. Business Model Generation von Alexander Osterwalder und Yves Pigneur ist ein großer Haufen Spaß zum Lesen und bei allem bleibt genug Informationswert hängen.

„Das Handbuch für Visionäre, Spielveränderer und Herausforderer“ (so der Untertitel) stellt uns eine Systematik vor, wie Organisationen Werte schaffen, vermitteln und erfassen. Ein Geschäftsmodell wird anhand von neun zentralen Themen (u. a. Kundensegmente, Wertangebote und Einnahmequellen) auf einer Leinwand (Canvas) abgebildet. Eine sehr gute Zusammenfassung finden Sie hierzu bei Seedmatch.

Was besonders viel Spaß macht, sind die zahllosen Beispiele von Firmen anhand derer die Canvas angewendet wird. Wie veränderte Apple, Google oder Amazon das Geschäft. Was machen Telekommunikationsfirmen, wie entwickelte sich Skype oder Procter & Gamble weiter. Geschäftsmodelle von Lego oder Privatbanken oder Gillette werden einleuchtend, nachvollziehbar und erfrischend dargestellt.  Sehr, sehr clever.

Falls Sie neugierig geworden sind, wir verlosen das Buch. Was ist zu tun? Schreiben Sie einen Kommentar bis zum 28. April 2012, welche drei Skills / Fertigkeiten benötigt werden, um ein Geschäftsmodell aufzustellen.

Viel Glück.

African Prints in Fashion – ein Interview mit Ms K

Manche Blogs kommen, manche Blogs gehen und manche Blogs bleiben. Das ist nicht nur im Bereich der Business-Kommunikationsblogs so, sondern auch im Bereich Mode. The Sartorialist bleibt, Vice Do’s and Dont’s bleibt, ja und African Prints in Fashion ist gekommen, um zu bleiben.

Ein Blog, der von der mysteriösen Ms K mit viel Herzblut und Sinn für Schönheit vorangetrieben wird. Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut und nach der Entlüftung des Simpsons Springfield Geheimnis, auch die Identität von Ms K entdeckt. Nicht um sie publik zu machen, sondern um ihr Fragen, zu der Gestaltung eines erfolgreichen Blogs zu stellen.

Wann ist für Dich Dein Blog erfolgreich? Was sind Deine Kriterien?

Ich finde es toll, aktive Leser zu haben, die Kommentare abgeben und Artikel über ihre Social Networks verbreiten. Natürlich check ich auch täglich die Blogstatistik um zu sehen, wie viele User und Seitenaufrufe ich habe und woher die Leser kommen.

Was war bisher die schönste Erfahrung für Dich?

Ich habe meinen Blog ja erst im Sommer 2011 gestartet, daher freue ich mich wenn andere „more seasoned“ Blogger mir positives Feedback geben. Highlights sind auch, wenn etablierte Designer einwilligen, mir ein Interview zu geben, wie beispielsweise Anita Quansah, Adama Paris oder Banke Kuku.

Woher bekommst Du Deine Informationen?

Research! Interessanten Content für den Blog zu beschaffen, ist harte Arbeit. Ich lese viele Magazine und verfolge andere Fashion Blogs und Websites, um up to date zu bleiben. Pinterest und Tumbler sind tolle Inspirationsgeber, hier stolpere ich immer wieder über neue Themen. Inzwischen bekomme ich auch direkte Anfragen von Designern, ob ich ihre neue Kollektion featuren will. Und wenn mir gar nichts mehr einfällt dann suche ich nach einer Inspiration auf der Straße oder in meinem Kleiderschrank 😉

Welche Skills braucht man, um einen Blog erfolgreich zu gestalten?

Durchhaltevermögen und einen gewissen Mitteilungsdrang – allerdings sollte der zielgruppengerecht sein. Ein individueller Touch ist wichtig, damit sich die Leser mit einem identifizieren können und der Blog sich von anderen differenziert. Um es mit zwei Marketing Modebegriffen auszudrücken: Humanizing & Storytelling. Die Leser verlangen regelrecht danach. Am Anfang habe ich z.B. in der Kategorie „What I wore“ nur Bilder gepostet und Leser haben dann nachgefragt „Wo warst Du genau?“ „Was hast Du da gemacht?“  „Welche Accessories hast Du dazu getragen?“ Seither versuche ich, die Beiträge persönlicher zu gestalten.

Welche Tipps hast Du noch für Blogschreiber?

Vernetzen. Über andere Networks (offline wie online) habe ich viele neue Inspirationen erhalten. Professionelle Networks, wie in meinem Fall Independent Fashion Bloggers, ist eine super Informationsquelle wenn es um Innovationen und Erfahrungsaustausch geht. Die Sichtbarkeit des Blogs auf anderen Networks & Plattformen ist auch sehr wichtig. Dank Pinterest, Tumbler, Twitter und der Facebook Fan Page habe ich jetzt fast 2000 Leser.

Vielen Dank für die Antworten und weiterhin viel Erfolg, Ms K.

Gewohnheit im Wohnheim

Pregnant by Frank De Kleine (cc)Immer die Rittersport weiss + crisp und immer das Landliebe Jogurt und immer die Milch von den Bauern aus dem Breisgau. Immer wieder die gleiche Kaufentscheidung Samstag morgens im Supermarkt. Würde ich meine Entscheidungsprozesse verbalisieren, würde es aus mir selbstwerterhöhend plappern „Kauf ich immer, ist gut so, hab ich ja schon mal so entschieden, muss ja eine gute Entscheidung gewesen sein!“. Und tatsächlich schießt unser Belohnungssystem im Hirn vor Freude, wenn wir Dinge wiederholt machen und dadurch bahnen sich die Synapsen wieder verstärkend fest und fester, bis wir eingefahrene Gewohnheitstiere sind, gefangen in dem, was wir immer tun.

Charles Duhigg hat das Buch „The Power of Habit: Why we do what we do in Life and in Business“ geschrieben. Hier zitiert er Studien, die davon ausgehen, dass 45 % unserer Entscheidungen auf Gewohnheiten basieren. Die bewusste, durchdachte, reflektierte Entscheidung ist eher die Seltenheit. Der gewiefte Verkäufer weiß das – nicht zuletzt dank dem großen Haufen an Daten durch Payback und Deutschlandcard.

Und wer steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und im Fadenkreuz sämtlicher Marketinginitiativen? Die schwangere Frau und der co-schwangere Mann. Während der ersten Schwangerschaft beschäftigen sich die werdenden Eltern mit Marken, die sie vorher nur peripher wahrnahmen. Jetzt bilden sich neue Gewohnheiten und Loyalitäten zu Marken werden geprägt. Duhigg zitiert einen Statistiker der Handelskette Target:

„We knew that if we could identify them in their second trimester, there’s a good chance we could capture them for years. As soon as they are going to buy diapers from us, they’re going to start buying everything else.”

Also liebe Schwangere, jetzt ist die Zeit noch einmal, eine bewusste Entscheidung für oder gegen bestimmte Kinder Produkte zu treffen. Danach werdet Ihr die Produkte toll finden, weil Ihr doch keine falschen Entscheidungen trefft. Die Wahrnehmung wird sich so bahnen, dass das natürlich eh der beste Kinderwagen, das beste Baby-Bay, die beste Wickelkommode, die besten Windeln und eh der beste Baby-Brei sind. Strengt Euch an! Jetzt.

Tipps von David Allen

Der unermüdliche David Allen hat einen Artikel in der New York Times geschrieben: „Paralyzed by Excess of Options“. Hier beschreibt er das Paradoxon, dass immer mehr technologische Tools unsere Arbeit im Büro leichter machen sollen, aber diese nicht selten ein weiteres Steinchen Komplexität in unseren Arbeitsalltag bringen.

Wir haben keine angeborenen Fertigkeiten, wie wir die vielen Arbeitsoptionen und Komplexitäten kontrollieren, wie wir das richtige tun und wie wir echte Ergebnisse liefern. All das muss erlernt werden. Allen gibt uns Tipps:

• Erfasse alles was Dich beschäftigt schriftlich. Alles bedeutet alles, sei es aus dem privaten oder dem beruflichen Bereich. Ein Prozess, der bis zu sechs (!) Stunden dauern kann.
• Mache Dir klar, was die Punkte für Dich bedeuten, welche Bedürfnisse dahinter liegen, welche Ergebnisse Du mit diesen erreichen willst und welche Maßnahmen Du einleiten musst.
• Maßnahmen, die innerhalb von zwei Minuten erledigt werden können und wichtig sind, sollten unverzüglich durchgeführt werden.
• Sage „Nicht jetzt!“ zu Dingen, die weniger wichtig sind.
• Plane pro Woche ein zwei-stündiges Review Deiner Punkte. Bedürfnisse und Interessen ändern sich, wo müssen noch korrektive Maßnahmen eingeleitet werden und was habe ich aus den Augen verloren.

Der Über-Tipp ist „apply these practices with commitment“. Oder wie uns Paul Weller auf seiner neuen Platte in den Frühling singt: “Devotion is a key to the lock that holds your dreams”.

Rhapsody in Moll, ein Kommunikationsdesaster

Napster to go. Das war so schön. Alle Musik, die ich gerade in einschlägigen Musikmagazinen erlesen habe, übertrug ich legal auf meinen mp3 Player und konnte die neue Musik beim Joggen, Fahrradfahren und im Auto hören. Eine aktuelle, umfassende Auswahl an Musik. Selten, das ein Lied oder eine Platte nicht für diesen Dienst angeboten wurde.

Am 27. Januar erhielt ich eine Mail mit dem Betreff „Napster Deutschland wird Teil von Rhapsody!“

Hallo Napster-User,

Wir haben tolle Neuigkeiten für dich: Napster gehört jetzt zur Familie des amerikanischen Musikdienstes Rhapsody – und das bringt dir richtig Vorteile!

hieß es da. Euphorieverbreitend auch die weiteren Zeilen:

Du wirst deine Music-Flatrate unverändert weiter nutzen können aber künftig gibt es dazu einen noch besseren Service. Bis Mitte März werden wir die Napster-Plattform komplett neu überarbeiten (…)

Die Umstellung kam gestern und die tollen Neuigkeiten entpuppten sich als Service und Kommunikationsalptraum.

Dass der Service – nur noch ein Bruchteil meiner Lieder sind im Angebot enthalten- sich eingeschränkt hat „geschenkt“. Dies hier ist ja kein Blog von verzogenen Konsumenten, die immer mehr haben möchten und weniger zahlen wollen, sondern ein Blog über Kommunikation.

Das obige Mail wurde wohl noch von einer Marketing Agentur zusammengezimmert. Aber wie kommunizieren die neuen Eigentümer von Napster mit mir, dem Kunden, der ständig Fehlermeldungen erhält und keine Lieder auf seinen mp3 Player übertragen kann. Zunächst einmal gar nicht. Gestern ergab ein Anruf bei der Hotline eine Dauerschleife mit amerikanischen Genuschel (Seattle?) „The next representative of the company will take your call“. Waiting for the next representative that never comes.

Meine E-Mail Bitte, mir zu schreiben, wie ich napster-to go nutzen kann, wurde wie folgt beantwortet:

Liebe Jens,
So viel ich weiß, es ist nicht möglich Ihre Konto zu aufkündigen, wenn Sie Ihre Software deinstallieren.
Leider nachdem Relaunch auf Rhapsody besitzt Napster keine Streamingrechte.
Ich kann auch Ihnen empfehlen unsere neue Angebote zu testen, zum Beispiel Napster Music-Flatrate + Mobile für nur 12.95€.

Auch der Anruf heute war einfach totale Zeitverschwendung. Ein sehr verunsicherter Call (Super Special) Agent, der mehrere Minuten benötigte meine mit Namen-Alphabet buchstabierte E-Mail Adresse zu verstehen, antwortete nur noch in Floskeln:

Ich muss verifizieren.
Habe ich Sie richtig verstanden.
Ich habe nicht verstanden.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Ich will für Sie Erkundigungen einholen.

Zwischenzeitlich dachte ich, ich rede mit einem Computer. Aber der Call Agent war ein netter Mensch, total überfordert ohne Informationen und Wissen ausgestattet. Unvorstellbar, dass er an diesem Tag irgendjemandem helfen konnte. Auf einmal aber im Marketing Support Graben von Napster / Rhapsody liegend und einen Anruf nach dem anderen von unzufriedenen Kunden entgegen nehmend mit dem Wissen, ich kann Euch nicht helfen und auch nicht so gut verstehen (i. S. von Sprachverständnis).

Was von allem übrig bleibt? Ich schaue und höre mir das Ganze noch zwei, drei Wochen an. Wenn sich nichts ändert, muss ich kündigen.

Was für ein Desaster für Rhapsody. Eben war ich noch total der Fan, jetzt fühlt sich das ganze wie ein schlechter Scherz an. Das Marketing Image von Rhapsody (All the music you want / Tolle Neuigkeiten / Vorteile) ist total sinnentleert. Gab es bei der Umstellung keine Consultants, die Euch gesagt haben, das Image Eurer Firma wird über die direkte Kommunikation Eurer Frontworker mit den Kunden geprägt?

Ich will wieder Musik und echte Menschen mit echtem Wissen. Marketing-Floskeln könnt Ihr Euch an den Hut stecken!

Interview mit Dr. Volker Kitz und Dr. Manuel Tusch

Psycho? Logisch! Nützliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie Volker KitzIm letzten Post habe ich das fantastische Buch „Psycho? Logisch!“ vorgestellt. Jetzt sollen auch die beiden Autoren Dr. Volker Kitz und Dr. Manuel Tusch zu Wort kommen. Hier ein kleines, feines Interview mit den beiden.

Welchen psychologischen Effekt machen Sie sich selbst im Alltag zu Nutze? Haben Sie ein kleines Beispiel?

Volker Kitz:

Viele. Viele. Psychologie ist ja die Wissenschaft vom menschlichen Erleben und Verhalten. Ich persönlich mache mir ganz häufig die Kraft der Habituation = Gewöhnung zunutze. Nämlich einerseits, wenn ich lerne. Ferner lasse ich mich bei unangenehmen Tätigkeiten nie unterbrechen. Denn das würde nur unnötig viele unangenehme Neuanfänge produzieren. Wenn wir durchhalten, dann gewöhnen wir uns viel schneller an etwas Missliches, dann ist es gar nicht mehr so schlimm. Bei schönen Dingen hingegen unterbreche ich mich öfter mal. Dann kann ich immer wieder in das Schöne neu einsteigen. Langeweile Ade. Wirkt wirklich Wunder.

Manuel Tusch:

In unserem Buch beschreiben wir ganz viele solcher Effekte, für jeden Lebensbereich: die Arbeit, das Privatleben, die Kommunikation, die Partnerschaft, den Sex. Ich persönlich bin ein großer Freund von Reframing. Das bedeutet: den Dingen einen neuen Rahmen zu geben. Wenn ich mich über jemanden geärgert habe, dann kann ich das umdeuten. Ich sage mir dann zum Beispiel: Diese blöde Begebenheit hatte auch einen großen Vorteil – ich habe gelernt, wie ich selbst nicht bin oder sein will. So kann ich mich über mich selbst freuen. Oder: Wenn ich einen Fehler mache, dann bin ich im Nachhinein froh. Denn ich habe ja dadurch etwas gelernt und kann mich in Zukunft anders verhalten. Diese vermeintlichen Kleinigkeiten haben einen großen Einfluss auf meine Lebenszufriedenheit.

Welche Ihrer dargestellten Effekte hat Ihrer Meinung nach den größten Wirkungsgrad?

Manuel Tusch:

Ganz ehrlich? Das kann ich nicht beantworten. Jeder Effekt hat seinen eigenen Charme. Das hängt auch ganz davon ab, in welcher Lebenssituation Sie sich gerade befinden und was Sie verändern wollen. Wir zeigen ja extra ein großes Spektrum auf, damit wirklich jeder einen konkreten Nutzen daraus ziehen kann …

Wie kam es zu der Idee zu dem Buch und wie lange dauerte es von der Idee bis zum fertigen Druck?

Volker Kitz (lacht):

Puh, das ist eine gute Frage. Wir haben über die letzten Jahre sehr viele Zuschriften bekommen. Unsere Leserinnen und Leser schreiben uns häufig, welche Themen sie sich noch wünschen, was sie gerne besser verstehen möchten. Wir nehmen das sehr, sehr ernst. Vor knapp 4 Jahren entstand dann die Idee zu diesem Buch. Wir haben sehr intensiv recherchiert, viele Phänomene abgewogen, Literatur gewälzt, um letztlich eine hocheffektive Auswahl zu treffen. Und nachdem so ein Manuskript geschrieben ist, vergehen nochmals viele Monate, bis das fertige Buch dann in den Regalen steht, es gibt noch ganz viele Instanzen zu durchlaufen, denn alles soll ja stimmig sein, Cover, Illustrationen, Layout. Von außen betrachtet glauben Sie gar nicht, wie viele Hände so ein Buch durchwandert und wie viel Herzblut jeder Beteiligte hineingibt. Und am Ende sieht dann alles ganz lockerflockig aus und liest sich wie Butter…

Welche Bücher empfehlen Sie Lesern, die das Thema „psychologische  Effekte im Alltag“ vertiefen wollen?

Manuel Tusch:

Dieses Thema ist bislang noch sehr vernachlässigt, so sind wir ja auf den Trichter gekommen.
Wer sich Strategien wünscht, um mit seinem Job besser zurechtzukommen, dem empfehlen wir

Kitz & Tusch: Das Frustjobkillerbuch – Warum es egal ist, für wen Sie arbeiten (Heyne)

Wer sich 1001 Tricks und Kniffe wünscht, um sein Leben bedürfnisorientiert und glücklichmachend zu gestalten, dem empfehlen wir

Kitz & Tusch: Ich will so werden, wie ich bin – Für SelberLeber (Campus)

Eine wissenschaftliche und gleichzeitig alltagstaugliche Annäherung gibt es bei

Aronson: Sozialpsychologie (Pearson)

Die Psychologie ist wirklich eines der spannendsten Gebiete – viel Spaß beim Lesen und Optimieren!

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Psycho? Logisch! Sehr! Gut.

Psycho? Logisch! Nützliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie Volker KitzDa schreiben Mediziner und Physiker und Philosophen allerorten über ein besseres Leben im Alltag und welche Berufsgruppe sollte sich wirklich darüber äußern? Die Psychologen.

Bewiesen haben das nun Dr. Kitz und Dr. Tusch mit ihrem Buch „Psycho? Logisch!“. Psychologische Effekte, die uns im Alltag helfen, werden in kürzesten Kapiteln meist mit einer kleinen Geschichte erklärt. Alle Freunde aus dem Psychologiestudium sagen „Hallo“. Der fundamentale Attributionsfehler, der Halo-Effekt, die Überlegenheitsillusion und viele mehr.

Auch für diejenigen Leser, die sich besonders für das Thema kommunikativer Einfluss interessieren, sei dieses Buch empfohlen. Sie können hier über das „Reserveargument“ und den „normativen Einfluss“ lesen.

Was besonders schön ist? Nie gibt es diese aufdringliche Lustigkeit, die sonst solche Bücher haben. Das Buch ist einfach clever geschrieben. Einzig fraglich bleibt, was die Flecken sollen, die um die Seitenanzahl herum sind. Marketing?

Wie auch immer. Tolles Buch. Kaufen!

Weltfrauenkommunikation revisited

Heute am 8. März ist der Weltfrauentag. Lassen Sie uns da mal einen Blick auf die unterschiedliche Kommunikation der beiden Geschlechter werfen. Dabei hilft uns der ISQ-D, der Fragebogen zum Beeinflussungsverhalten. Er kategorisiert und misst 10 unterschiedliche Verhaltensweisen der Beeinflussung. gentineX hat die Unterschiede dieser Verhaltensweisen zwischen Frau und Mann untersucht.

Demnach hören Frauen signifikant häufiger aktiv zu und sind häufiger als Männer in der Lage, Informationen und Gefühle preiszugeben und dadurch eine Offenheit in Gesprächen herzustellen. Nicht nur dafür gratulieren wir heute.

Alle Frauen und Männer, die die Studie im Detail lesen wollen, seien auf den Link der competence-site verwiesen.

Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden

Woher soll ich wissen, was ich denke, wenn ich nicht höre, was ich sage.“ Eine ironische Bemerkung, die Menschen der Marke Vicky Pollard (Little Britain) beschreibt. Menschen, die durch die Pubertät hindurch sind, ohne dass sie auch nur den Ansatz eines inneren Monologs entwickelt haben.

Doch das Sprechen ohne vorher zu wissen, was ich genau denke, wie ich meine Ahnungen  in Worte formuliere, erfährt eine neue Qualität durch den über 200 Jahre alten genialen Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ von Heinrich von Kleist. Heute würde man Kleist wohl zusammen mit Vicky Pollard in die Überkategorie der Abseitigen und Durchgeknallten stecken. Er veranstaltete eine Art Casting (so würde man jedenfalls heute sagen) und suchte die weibliche Begleiterin, die zusammen mit ihm den 21. November 1811 derart am Wannsee verbringen möchte, dass man erst lacht und trinkt und isst, um sich schließlich dann zu erschießen. Henriette Vogel schaffte es direkt vom Recall in den Tod.

Zu Beginn des Aufsatzes unterscheidet Kleist, ob ich rede, weil ich andere belehren möchte oder ob ich rede, um mich selbst zu belehren. Weiß man bei ersterem nicht, was man sagen will, kommt man schnell in die Kategorie Vicky Pollard. Doch redet man, um sich selbst zu belehren, drängt uns Kleist mit sprachlicher Verve gerade dazu, unsere Vorahnungen in Worte zu fassen.

Es ist ein kleiner schöner Wahnsinn, wie es der Sprachkünstler schafft innere psychische Prozesse zu beschreiben, für die es vor 200 Jahren noch kein Vokabular gab. Vielmehr noch, er nimmt Forschungen der Neuzeit vorweg, wie beispielsweise „Vorbewusstes Wissen“ oder die „Bereitschaftspotentiale“, die aus den Libet-Experimenten bekannt wurden. Bei Kleist heißt das:

„Denn nicht wir wissen, es ist allererst ein gewisser Zustand unsrer, welcher weiß.“

Und damit wir das aussprechen können, was ein gewisser Zustand in uns weiß, dafür brauchen wir jemanden gegenüber, der – so Kleist – unser Gemüt erregt. Diese Aktivierung und die Durchbrechung von Trägheits- und Denkautomatismen, die uns dazu zwingt unser Wissen (unsere Meinung) so zu präsentieren, dass sie vor anderen Bestand hat, führt uns dazu, dass unsere Gedanken beim Reden „verfertigt“ werden. Allmählich!

Jetzt erst, da mein Gemüt durch das Schreiben erregt ist, habe ich genug Aktivierung erfahren, dass ich verstehe, was ich Ihnen sagen will: Lesen Sie den Aufsatz. Bitte. Sofort!

Arroganz ist eine Krankheit!

Das Arroganz-Prinzip: So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf 	 Das Arroganz-Prinzip: So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf Von Peter ModlerIch hatte ein interessantes Gespräch mit einer Theaterregisseurin. Sie ist für ein Stück auf der Suche nach „fiesen“ Management Seminar Methoden. Das Beispiel, das sie nannte, war eine Desensibilisierungsmaßnahme: „Manager“ sollten mit der flachen Hand Regenwürmer totschlagen, um dann in ihrem Arbeitsalltag,… ja was denn eigentlich? Treffsicherer Mitarbeiter schlagen? Ein Holzblock zu werden? Gar einen Eindruck machen?

Einer Prüfung nach Sinnhaftigkeit hält  so ein Quatsch nicht stand. Ich konnte die Dame beruhigen. So etwas ist nicht mehr zeitgemäß. Gerade letzten Monat versicherte mir ein führender Personalentwickler bei einer Veranstaltung von mehreren deutschen und schweizer Konzernen für Nachwuchsführungskräfte, dass zentrale Eigenschaften von heutigen Chefs Empathie, die Fähigkeit, Mitarbeiter intrinsisch zu motivieren und man höre und staune die Fähigkeit zur Meditation seien. Also alles fernab von dem, was auch immer man mit dem Totschlagen von Regenwürmern erlernt.

Jetzt wurde meiner Frau von einer Kollegin das Buch „Das Arroganz Prinzip“ von Peter Modler mit dem hehren Untertitel „So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf“. Arroganz? Dieser merkwürdige meist unbegründete Zustand der Selbstüberschätzung, dieser plumpe Abwehrmechanismus zur Verteidigung eines schwachen Egos, der anderen Menschen keine Wertschätzung zukommen lässt aus Angst Schwäche zu zeigen und die Selbstgerechtigkeit ausweitet, dieser Quatsch soll uns / den Frauen helfen mehr Erfolg im Beruf zu haben? Keine sensiblen Antennen haben, keine Empathie, keine Informationen zur Reflektion zulassen? Ich bin neugierig geworden und habe das Buch gelesen.

Man muss Peter Modler zu Gute halten, er ist Praktiker und er geht in seinen vielen, guten, detaillierten Beispielen verhaltensorientiert vor. Und trotz einiger Vereinfachungen von psychologischen Mechanismen und Überinterpretationen von beispielsweise Territorial-Abgrenzungs-Verhalten des Mannes oder Statussymboldenken, ist das Buch erfrischend wenig dogmatisch. Das Buch analysiert die Kommunikation zwischen Frauen und desensibilisierten Männern, die – so wie sie in den Beispielen vorkommen – viele Regenwürmer totgeschlagen haben,  auf der verbalen und nonverbalen Ebene.

Die Frage bleibt aber, ob Arroganz oder gespielt dominantes Verhalten hilft. In einem Fall findet es Modler beeindruckend, dass eine weibliche Führungskraft an ihrem ersten Arbeitstag ein Auto abschleppen ließ, das auf Ihrem Parkplatz stand, ohne auch nur vorher mit dem Besitzer zu sprechen. Sie sei ja keine Anfängerin und wisse, dass der männliche Kollege hier nur ein Machtspiel um territoriale Ansprüche spielen wollte. Jetzt durch das Abschleppen hätten alle Respekt vor ihr.

Das bezweifle ich sehr. So ein Ereignis wird fortleben. Sie wird erst einmal lange Zeit „die dumme Kuh, die mein Auto hat abschleppen lassen“ sein. Der Urmoment eines Konfliktes. Die Legitimation, die Neue in Frage zu stellen und zu torpedieren. Goodbye Motivation und Empathie, hello langweiliges, destruktives, unwirtschaftliches Machtgeplänkel.

Souveränität erlange ich nicht durch Arroganz. Ich erlebe arrogante Menschen häufig als neurotisch. Emotional ungesund. In der sinnfreien Enzyklopädie Stupidedia steht zu Arroganz:

Arroganz (die) ist eine Krankheit, die in der heutigen Gesellschaft sehr weit verbreitet ist. Der Befallene hat ständig das Bedürfnis den Mitmenschen zu zeigen wie toll er ist und merkt nicht, dass das gar niemanden interessiert.

Hier steckt mehr Sinn drin, als die Arroganz zum Erfolgsprinzip zu erheben, denn echte Persönlichkeiten brauchen keine Arroganz.

Kommunikationspsychologie und Jura – ein Interview mit Gero Schreiber

In letzter Zeit haben wir viel Kontakt zu Juristen. Das liegt zum Glück nicht daran, dass wir Rechtsstreitigkeiten haben, sondern viel besser, es sind unsere Kunden. Einerseits haben wir eine High-Performance Kanzlei in Sachen Kommunikationsstrukturen beraten, anderseits finden sich zurzeit viele Juristen in unseren Seminaren ein.

Schon seit langer Zeit beschäftigt mich, welche Potentiale in der Verbindung der Kommunikationspsychologie mit Jura liegen. Also wollte ich darüber mit einem Mann sprechen, der die Geschäftsfelder der Juristerei kennt.

In einem Seminar zu Thema „Positiv Beeinflussen“ traf ich Gero Schreiber. Er studierte Jura in Saarbrücken, Rennes und London, sein Referendariat absolvierte er am Oberlandesgericht Düsseldorf, arbeitete acht Jahre als Solicitor und Rechtsanwalt in internationalen Großkanzleien (davon fünf Jahre in London) und seit zwei Jahren ist er in der Rechtsabteilung eines multinationalen Großkonzerns.

Wie sieht Ihre tägliche Arbeit in der Rechtsabteilung eines Großkonzerns aus?

Wir beraten den Konzern in allen rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit Geschäftsabschlüssen, Vertragsgestaltung  und der Steuerung interner Prozesse. Ziel ist es, Rechtsverstöße auszuschließen und rechtlich relevante Vorgänge so zu gestalten, dass mögliche Gerichtsprozesse oder andere Rechtsstreitigkeiten von vornherein vermieden werden. Auch das Thema Compliance (also die Organisation und Strukturierung unternehmensinterner Abläufe in einer Weise, dass Rechtsverstöße unmöglich werden) spielt eine immer wichtigere Rolle.

In letzter Zeit scheint es so, dass es zwischen Juristen und Psychologen und deren Wissensfeldern ein größerer Austausch stattfindet. Wo sehen Sie das Potential der Soft Skill Entwicklung bei Juristen?

Juristen beherrschen die Sachverhaltsanalyse, das Subsumieren von Lebenssituationen unter Rechtstatbestände und das argumentative Darlegen eigener Ansichten. Vor dem Hintergrund jedoch, dass viele Juristen heutzutage nicht nur in der Rechtsberatung tätig sind, sondern häufig auch Management-Aufgaben übernehmen, reicht dies nicht aus. Es ist wichtig zu erkennen, dass es andere Wege gibt, eigene Positionen zu vermitteln, als das bloße Argumentieren. Hierzu gehören beispielsweise aktives Zuhören genauso wie das Entwickeln von Verständnis für andere Positionen. Das gelegentliche Eingeständnis eigener Fehler kann besser sein als stures Beharren auf der eigenen Position. Darüber hinaus gibt es Situationen, in denen es zielführender ist, Gesprächspartner auf der emotionalen Ebene anzusprechen als das von Juristen gewöhnlich bevorzugte rationale Vorgehen. Hier können Juristen von Psychologen lernen, welche Herangehensweisen es für die Vermittlung eigener Positionen gibt und welche im Einzelfall die beste ist.

Oft kommt es auch nicht darauf an, die eigenen Maximalpositionen durchzusetzen. Wenn Geschäftsbeziehungen auf längere Sicht angelegt sind, ist es wichtig, dass bei bestimmten Vorgängen (z.B. Vertragsverhandlungen) alle Parteien zufrieden mit den Ergebnissen sind. Entscheidend ist es somit zu erkennen, welche Positionen für die eigene Partei wirklich wichtig sind, an welchen Stellen nachgegeben werden kann und wie es möglich ist zu einem Konsens – im besten Falle zu einer Win-Win Situation – zu kommen. Psychologen können Juristen darin unterstützen, sogenannte Tauschwerte zu erkennen bzw. zu schaffen, um ein für alle Seiten zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen.

Sie selbst haben sich auf dem Gebiet der Soft Skills weiterentwickelt. Was waren für Sie Erkenntnisse und was haben Sie bei Ihrer Arbeit umgesetzt?

Meiner Meinung nach ist das Weiterentwickeln von Soft Skills für Juristen ebenso wichtig wie das Beherrschen von Fachwissen. Wer sich auf dem Gebiet Soft Skills unterrichten lässt, wird häufig feststellen, dass das Wissen darüber in der Theorie vielleicht vorhanden sein mag, in der praktischen Anwendung jedoch unzureichend ist. Gerade bei Kollegen, die schon viele Jahre ihren Beruf ausüben, stellt sich eine gewisse Betriebsblindheit für die eigenen Unzulänglichkeiten ein. Mir hat es sehr geholfen, in Seminaren eine professionelle Schulung auf diesem Gebiet zu bekommen. Teilweise wurden mir dabei sehr banale Fehler aufgezeigt. Ich stelle nun fest, dass das Umsetzen des Erlernten, unbewusst oder bewusst, fast täglich erfolgt.

Herr Schreiber, vielen Dank für das Gespräch.

Konflikte und Fußball [Wochenrückblick]

Der dritte Spieltag der Fußballbundesliga steht vor der Tür. Aber auch unter der Woche hat uns König Fußball wieder einige Brisanz und vor allen Dingen Konflikte, Konflikte, Konflikte geliefert.

Zunächst brüllte Oliver Kahn in dem Blog Fanorakel „Erfolg braucht echte Führungsspieler!“ und kritisierte die Spielergeneration Lahm / Schweinsteiger, dass sie oftmals nur Konsens und Anpassung suche und nicht den Mitspieler zu maximaler Erfolgsbereitschaft antreibe. Schnell hatte man den Eindruck, Kahn kümmert sich um sein eigenes Image und sorgt sich, dass sein Typ weniger in Medien und Vereinen gefragt sei, eingedenk des Debakels von Effenberg  bei Gladbach, ein schönes Pöstchen zu ergattern und eingedenk der selbst mit der Brille der Realsatire oberlangweiligen Blappergplätschers Kahns mit Frau Müller-Hohensteins im ZDF. Also stieß er die Debatte an, dass Deutschland echte Kerle (wie ihn) braucht, um internationale Titel zu gewinnen. Lahm war es zu Recht egal.

Die nächste Auseinandersetzung lieferte uns die Soundanlage der TSG Hoffenheim und die Fans des BVBs. Bei Schmähgesängen des Dortmunder Anhangs gegen Dietmar Hopp in der Rhein-Neckar Arena in Sinsheim setzte es laute Störgeräusche im Hochfrequenzbereich Richtung Gästeblock. Ein BVB Fan erstattet Strafanzeige wegen Körperverletzung. Die Polizei Heidelberg ermittelt. Der Kern dieses Konfliktes liegt wohl in der Fragestellung, welches Fußballmodell sich in der Bundesliga durchsetzen soll. Einerseits ist da der neue mäzenfinanzierte Verein, auf der anderen Seite die traditionsreichen Publikumsmagnete, „die Folklore abliefern“ (Watzke), damit das Spektakel für die VIP Lounge funktioniert.

Der dritte Konflikt dieser Woche handelt von einer antisozialen Persönlichkeitsstörung. Der selbsternannte „Special One“ und Trainer des Real Madrids José Mourinho steckt in der hitzigen Schlussphase des spanischen Supercups dem Assistentstrainer der gegnerischen Mannschaft des FC Barcelona seinen Finger in dessen Auge. Dass es dreimal Rot gab wurde da zur Nebensächlichkeit. Der Konflikt Barcelona und Madrid steigerte sich seit Amtsantritt Mourinhos in bisher noch nicht geahnte Höhen. Das Verhältnis zwischen den Spielern der beiden Mannschaften  ist mittlerweile so vergiftet, das das Gift mit in die so erfolgreiche Nationalmannschaft getragen wird. Das Image von Madrid, die sich die Königlichen nennen und mit blütenweißen Trikots antreten, hat sich gewandelt. Das Verhalten der Trainer und Spieler steht im Gegensatz zur Klubhymne, in der das Noble besungen wird und eben „auch in der Niederlage die Hand gereicht wird“. Nach dem Supercup gratulierte kein Spieler Reals dem siegreichen Barcelona.

Ist der Fußball nicht eine herrliche Ansammlung von Analogien. In nur einer Woche lernen wir so viel. Verletzte Eitelkeiten, unterschiedliche Werte, Newcomer gegen Platzhirsche, mangelnde Streicheleinheiten, Ramboverhalten. Kommt Ihnen das in Ihrem Arbeitsalltag bekannt vor? Bleibt uns mal wieder nur Albert Camus zu zitieren: „Denn auch wenn mir die Welt in all den Jahren einiges geboten hat, alles, was ich schließlich am sichersten über Moral und menschliche Verpflichtungen weiß, verdanke ich dem Fußball.“

Ich wünsche ein spannendes Fußballwochenende, bei dem die Konflikte 11 gegen 11 nach Regeln ausgetragen werden.