Interview Project

Einer der größten Regisseure unserer Zeit ist nominiert für den 2010 Streamy Award. David Lynch’s Interview Project ist – wie er wohl selbst sagen würde – „amazing„!

Normalerweise verstört und verzaubert uns David Lynch in seinen Filmen. Er schickt uns in die Tiefen des Unterbewusstseins und schafft die Zwischenebenen von Traum und Wachzustand filmisch dazustellen. Jetzt begeistert er uns mit dem bloßen Zuhören von Menschen. Startend von Kalifornien fährt sein Kamerateam 25.000 Meilen quer durch die USA. Sie treffen zufällig auf Interviewpartner, bauen die Kamera auf und lassen sie über sich reden.

David Lynch meint: „It is so fascinating to look and listen to people.“

Diese Fasziniertheit an Menschen und die Spannung zu fühlen, was sie zu sagen haben, ist das unterliegende Element für jedes gute Aktive Zuhören. Hier also für alle die das Aktive Zuhören noch besser lernen wollen. Look, listen and feel: Interview Project

Der Polizist von Frau Zehnbauer macht fast alles richtig!

Der Mannheimer Stadtteil Waldhof war einst Fußballdeutschland bekannt wegen der kompromisslosen Vorstopperschule der Marke Förster, Kohler oder Wörns. Heute spielt der SV Waldhof in der Oberliga und Vorstopper heißen jetzt bestenfalls Innenverteidiger. Trotzdem ist der rustikale Stadtteil, in dem es Straßennamen wie „Zäher Wille“, „Große Ausdauer“ oder „Starke Hoffnung“ gibt, dank der Könige des E-Mail-Weiterleitens wieder in aller Munde (jedenfalls beim Nachahmen des Dialektes).

Frau Zehnbauer, wohnhaft in der oberen Riedstraße, rief vor drei Jahren bei der Polizei an, um eine Ruhestörung ihres Nachbarn Herr Ellenberger zu melden. Auf noch unbekannte Weise ist dieser Anruf nun im Internet gelandet und erfreut sich größter Beliebtheit.

Nun liest man, dass von verantwortlicher Seite mit dem Polizisten ein klärendes Gespräch geführt wurde. Es stellt sich die Frage: Warum? Aus kommunikativer Sicht macht der Polizist fast alles richtig.

Er entschärft die Situation mit paradoxen Interventionen („Hawwe‘ Se die Zäh hause, odda was?“) und selbst als Frau Zehnbauer mit ionescohaften Monty Python Absurdität antwortet „Ich hab schlechde Empfoang!“, reagiert unser Polizist ganz richtig mit aktiven Zuhören und wiederholt: „Schlechter Empfang“. So passt er sich auch dem einschlägigen Vokabular der Frau Zehnbauer an, wenn er nach dem Namen des Nachbarn fragt und er lockert die temperamentvolle Situation mit Humor auf („Appartement!“). Auch in der emotionalsten Passage, wenn Frau Zehnbauer ankündigt dem Nachbarn „in sei dreckiges Maul“ zu boxen, bleibt er die Ruhe selbst und antwortet: „Kää Problem, hajo, mir kumme dann!“ und bringt das Gespräch wieder auf eine sachliche Ebene, in dem er es mit einer offenen Frage steuert.

Der einzige Grund aus kommunikativer Sicht, warum ein klärendes Gespräch mit ihm stattfinden sollte, ist, dass man auch zu seinen Worten stehen muss. Angeblich kam an diesem Abend kein Polizist mehr vorbei.