Entscheide oder leide?

entscheide.jpgDie Zeitschrift GEO ist für mich generationenschaffend. Ich kenne eine handvoll Menschen, die vor 1970 geboren sind und eine komplette GEO-Sammlung, fein und ordentlich aufbewahrt, besitzen. Die nach 1970 Geborenen haben vielleicht mal ein GEO Spezial „Japan“ oder „Amerika“ gekauft, aber die normale GEO selbst nie. Die August 2008 Ausgabe hat nun den Aufmacher „Die Psychologie der Entscheidung“. Der Untertitel klingt noch etwas nach Focus oder Stern Psychologie-Copy-Paste-Thema: „Das Geheimnis der guten Wahl“. Doch was uns der Autor Harald Willenbrock in den 15 gut recherchierten und toll geschriebenen Seiten liefert, ist mehr als unterhaltsame Information.

Hier wird beschrieben, wie gute Entscheidungen zu treffen sind und welche Tücken  dem Entscheidungsprozess innewohnen.  Der Autor trumpft auf mit einer Reihe von Zahlen:
–    bis zu 100.000 Entscheidungen treffen wir täglich
–    davon sind 99,9 % unbewusst
–    der durchschnittliche deutsche Supermarkt hält 10.000 Produkte für uns bereit
–    der amerikanische 40.000
–    dösen wir im Sessel prasseln auf uns 11 Millionen Sinneseindrücke ein
–    unser Gehirn kann aber nur 40 bis 60 davon verarbeiten

Unser Gehirn bewertet und sortiert die gewaltige Anzahl an Sinneseindrücke und lässt nur die  wichtigen durch. Gleichzeitig bewertet es aber auch die  Impulse emotional in „positiv“ und „negativ“. Diese emotionalen Bewertungen tauchen wieder auf in Entscheidungssituationen. Der Autor nennt das Beispiel eines Autokaufs. Positive Gefühle der Geborgenheit werden evoziert bei  der Marke eines Autos, mit dem in der Kindheit Familienausflüge unternommen wurden. Negative Emotionen treten bei der Marke auf, mit der man stressbeladen die Fahrprüfung machte. Das Wissen ist hier in Emotionen gespeichert, was zu schnellen einfachen Entscheidungsempfehlungen führt: die Intuition.

Willenbrock nennt viele weitere Beispiele und Experimente, so dass der gesamte Artikel zu mehr A-ha Erlebnissen führt als manche 500 Seiten Bücher, die in ihrem Titel A-ha Effekte suggerieren. Deshalb eine klare Empfehlung (auch an die nach 1970 geborenen): Wer interessiert ist an Entscheidungsprozessen, der möge diesen Artikel lesen.