Was Stefan Kuntz zu raten ist!

Das war die teuerste Saison aller Zeiten. 34,58 € musste ich mit meiner Dauerkarte pro Heimtor berappen. Eine Saison zum Vergessen. Während sich die einen in ihrem „Mia san mia“ selbstverliebt kreiseln, kriselt es gewaltig bei dem so schönen Traditionsverein 1. FC Kaiserslautern.

Einher mit dem sportlichen Misserfolg eilt das Misstrauen in die Führung. Transfers werden wirtschaftlich und sportlich hinterfragt. Wie Posten vergeben werden und welche Spielerberater den Ton angeben, wird heiß in Internetforen und am Rande des Betzenbergs diskutiert. So heiß, dass die Führung – allen voran der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz und der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Dieter Rombach – zur außerordentlichen Mitgliederversammlung am 9. Mai geladen haben.

Was ist in dieser Situation und der Gemengelage an Misstrauen, Enttäuschung und Wut Stefan Kuntz aus kommunikationspsychologischer Sicht zu raten?

  1. Stefan Kuntz sollte die Verantwortung für die transparente Darstellung seiner Entscheidungen übernehmen. D. h. er darf nicht den Mitgliedern, die Schuld geben, Dinge falsch zu verstehen und verstehen zu wollen. Er ist verantwortlich dafür den Mitgliedern verständlich zu machen, warum man vor Beginn der Rückrunde glaubte, dass ein Yahia besser verteidigt als Amedick oder ein Wagner  mehr Tore schießt als Nemec.
  2. Stefan Kuntz sollte klarmachen, was er aus der Saison 2011/ 12 für sich gelernt hat und welche Konsequenzen er aus diesem Lernprozess für die Saison 2012/ 13 ableitet.
  3. Stefan Kuntz darf keine Schuld alten verdienten Weggefährten zuweisen. Natürlich gibt es viele Verantwortliche für einen Abstieg. Aber nun die Schuld derjenigen darzustellen, die nicht mehr beim Verein sind, zeigt keine Größe und vor allen Dingen ist dieses Verhalten nicht mehr änderbar, im Gegensatz zum eigenen.
  4. Stefan Kuntz muss ehrlich klar machen, dass er Verständnis für die aufgebrachte Volksseele hat. Das darf nicht im Sinne von „verstehe, aber…“ gehen, sondern „Meine Sicht der Dinge sind die, so wie ich verstehe, sehen Teile der Mitglieder die Dinge so, wie kommen wir zusammen?“
  5. Stefan Kuntz sollte eine Vision präsentieren und anhand dieser seine Entscheidungen erklären können. Was macht den FCK 2012/ 13 aus? Was für Charaktere stehen da auf den Platz? Welcher Fußball wird gespielt? Wie schaffe ich die Integration von Spielern?

Alles nicht einfach. Wir wünschen für die nächste Saison ein glücklicheres Händchen, Nachvollziehbarkeit, Zusammenhalt der Interessensgruppen des FCKs und vor allem billigere Heimtore. Bitte!

Herzblut Reloaded

Als das letzte Mal in diesem Blog über den 1. FC Kaiserslautern berichtet wurde, gab es wenig, was das Herz eines Anhängers des Pfälzer Clubs erwärmte. Anfang April 2008 hatten dann die roten Teufel 8 Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Der Absturz in die 3. Liga und den womöglich damit verbundenen wirtschaftlichen Ruin schien fast unabwendbar.

Zeitgleich wurde die Emotions- und Motivationskampagne „Lautrer Herzblut“ von OF consulting GmbH konzipiert und der bfw tailormade communication GmbH in kürzester Zeit umgesetzt. Es gab Herzblut-Tickets, Herzblut T-Shirts, Herzblut Herzen und auf dem Platz auch wieder Herzblut Spieler. Der Ausgang ist bekannt, der FCK erreichte am letzten Spieltag die Nichtabstiegsplätze und feierte den Nichtabstieg wie den Gewinn der Meisterschaft.

Der Zusammenhang der Herzblut-Kampagne mit dem sportlichen Aufschwung ist sicherlich nicht kausal. Andere Faktoren waren da bestimmt ausschlaggebender. Der FCK hatte mit Stefan Kuntz endlich wieder einen Vorstandsvorsitzenden mit Fußballkompetenz und Trainer Milan Sasic verstand es, ein Team zu formen. Aber es gab eben nun dank der Herzblut Kampagne eine Ausrichtung, eine Atmosphäre, in der es möglich war, dass alle, denen der FCK am Herzen liegt, an einem Strang ziehen. Es gab eine gemeinsame Vision. Mit aller Gewalt Klassenerhalt!

Die Herzblut-Kampagne gewann vor Kurzem den „Marketing-Preis des Sports 2009“ und – ohne die anderen Nominierten zu kennen – das vollkommen zu Recht.  Stefan Kuntz sagte in seiner Dankesrede:

„Die Kampagne hat in den entscheidenden Wochen nicht nur bei den Spielern und Fans das Feuer für den FCK neu entfacht. Herzblut hat die positive Stimmung erfolgreich übertragen und den Glauben an das gemeinsame Ziel gestärkt. Weil das Konzept von allen Seiten in und um den Verein gelebt wird, haben sich die sportlichen und wirtschaftlichen Erfolge gegenseitig verstärkt, sodass unser ‚Herzblut’ bis heute ungeahnte Kräfte freisetzt!“

Ein Paradebeispiel für strategische Kommunikation. Übertragen in Unternehmen kann – Glaubwürdigkeit vorausgesetzt – eine solche Kampagne auch unter Mitarbeitern und Führungskräfte „ungeahnte Kräfte“ freisetzen. Orientierung für Mitarbeiter ist in der ad-hoc Kommunikation eine zentrale Führungsaufgabe. Wenn die Führungskräfte es nicht schaffen, den Mitarbeitern die strategischen, langfristigen Ziele zu vermitteln, kann sich sehr schnell Demotivation einstellen. Nicht umsonst ist das Begeistern, also das Darstellen der gemeinsamen Werte und das Vorausschauen auf übergeordnete Ziele, ein fester Bestandteil des positiven Beeinflussens.
Wenn wir auf die aktuelle Situation des FCK blicken, dann steht er im Vergleich vor einem Jahr natürlich hervorragend da. Wird Greuther Fürth am nächsten Sonntag geschlagen, steht der FCK auf einem Relegationsplatz. Trotzdem ist von einem emotionalen Sog wenig zu spüren. Ein großes gemeinsames Ziel „Aufstieg“ wird nicht thematisiert oder als große Vision dargestellt. Gebetsmühlenartig wird in Interviews von dem „Wir-denken-von-Spiel-zu-Spiel“ gesprochen. Das ist wirklich schade, da so die große Chance – die Rückkehr in die Bundesliga, die sich dem FCK aktuell bietet, verspielt wird.

Betrachtet man das Spiel am Montag auf St. Pauli, dann war da deutlich mehr drin als die bittere und unglückliche Niederlage. Eine Mannschaft, die am Millerntor gestärkt mit einer Herzblut Kampagne „Aufstieg 2009“ angetreten wäre, hätte die verunsicherte Hintermannschaft von St. Pauli vielleicht auseinander genommen. So wurde eben nur von Spiel zu Spiel gespielt und verloren. Ich wünsche mir, dass alle Fans, Partner und Verantwortlichen an einem Strang ziehen und lautstark mit Herzblut das Unternehmen Aufstieg angehen!

Und für diejenigen, die behaupten, dass die Mannschaft des FCK die Klasse der ersten Liga nicht halten kann und gleich wieder absteigen wird, denen möchte ich die „Statistik“ entgegensetzen: Immer wenn der FCK von der 2. in die 1. Liga aufgestiegen ist, ist er auch Meister geworden.