e-Interview mit Anna-Kathrin Janousek

anna-kathrin-janousekBlended Learning, E-Learning und Web Based Training sind für die meisten großen Unternehmen längst Standard im Weiterbildungsalltag. Das Web2.0, die Generationen der Digital Natives, Schlagworte wie Partizipation und kooperatives und kollaboratives Arbeiten dringen weiter in die Arbeitswelt hinein und verändern diese kontinuierlich. Frau Anna-Kathrin Janousek arbeitet in der Personalentwicklung der Compass Group Deutschland GmbH und studiert berufsbegleitend online an der Universität Duisburg Essen den Masterstudiengang Educational Media. Mit anderen Worten: Die ideale Gesprächspartnerin, wenn es um den Einsatz von E-Learning und Partizipation der Mitarbeiter in Unternehmen geht.

Was hat Sie bewogen Educational Media zu studieren?

Meine Entscheidung für das Online-Studienprogramm am Institut für Mediendidaktik und Wissensmanagement der Universität Duisburg-Essen war im vergangenen Oktober eine spontane Bauchentscheidung. Am 28. habe ich das Programm im Internet entdeckt, am folgenden Tag die Anmeldung versendet und am 30. ging es schon los mit einer zweitägigen Auftaktveranstaltung in Duisburg. Da habe ich meine Kommilitonen kennengelernt, mit denen ich nun mehrmals in der Woche via Skype, Videokonferenz, Chat oder im Forum kommuniziere.

Hierbei sind die Studieninhalten zum Großteil gleichzeitig die Studienwerkzeuge. Wir lernen damit sozusagen direkt am Objekt alles von der Konzeption bis zur Implementierung von E-Learning Szenarien und beschäftigen uns mit didaktischen, technischen und umsetzungsrelevanten Inhalten. In dieser Woche geht es in meinem Wahlpflichtfach E-Moderation zum Beispiel um Konflikte in Online-Projektgruppen und praktische Lösungsansätze. Eine tolle Betreuung durch Fach- und Gruppentutoren sowie Ortsunabhängigkeit und berufsbegleitende Organisation machen das Studium für mich spannend und realisierbar – auch nach einem vollen Arbeitstag.

Wo sehen Sie in Zukunft Einsatzmöglichkeiten für E-Learning in der Personalentwicklung?

In der Einsparung von Zeit – heute einem der wertvollsten Güter – sehe ich den größten Nutzen von E-Learning. Am eigenen Leib erfahre ich, wie angenehm es ist, sich nach einem anstrengenden Tag nicht noch einmal aufraffen zu müssen, sondern gemütlich vom heimischen Esszimmertisch aus mit den Mitstudierenden zu sprechen – mit der Maus in der einen und einer Tasse Tee in der anderen Hand. Übertragen auf den Unternehmenskontext lassen sich hier neben Reisekosten vor allem Zeit und Energie sparen.
Somit sehe ich künftige Möglichkeiten für E-Learning in der Personalentwicklung vor allem im „Zwischendurch“. Die wenigsten Arbeitnehmer – geschweige denn Führungskräfte und Topmanager – können und wollen es sich leisten, zu einem ganz- oder sogar mehrtätigen Training in einem Seminarraum zu verschwinden. Online-Vernetzung, Best-Practice-Foren und Wissenshäppchen auf dem Smartphone und der persönlichen Intranet-Startseite bieten „on demand und ganz individuell“ die Kenntnisse, die genau jetzt gebraucht werden.
Wissenszyklen werden kürzer, auswendig lernen ist out – mal kurz bei Wikipedia nachlesen oder googlen ist in. Ich sehe eine große Herausforderung darin, das gewonnene Wissen zu bündeln und so aktiv Wissensmanagement zu betreiben.

Zur Wissensvermittlung könnte ich mir zum Beispiel unternehmensinterne BarCamps oder Science Slam Sessions vorstellen, in denen Mitarbeiter für Mitarbeiter Inhalte präsentieren und diskutieren. Der Mitarbeiter von heute möchte an jedem Monatsende Gehaltsschecks bekommen und er möchte die 20 Arbeitstage zwischen den Schecks nicht abarbeiten, sondern gestalten und partizipieren. Im web2.0 lassen sich Inhalte leicht durch Mitarbeiter produzieren – mit dreifachem Effekt:
•    der Produzent bekommt die Möglichkeit, sein Wissen weiterzugeben und damit Anerkennung und Wertschätzung,
•    der Lernende profitiert von maßgeschneiderten und praxisnahen Inhalten durch einen Kollegen,
•    das Unternehmen fördert Motivation, den internen Dialog und die Streuung von Wissen. Außerdem lassen sich inhaltliche Änderungen ohne externe Kosten zeitnah bearbeiten.
Darüber hinaus werden die Digital Natives, die mit youtube, iphone, podcasts und twitter aufgewachsen sind und in den nächsten Jahren auf den Arbeitsmarkt strömen, solche Möglichkeiten im Rahmen von Personalentwicklung sicherlich von ihren Arbeitgebern erwarten.

Welche Medien setzen Sie bei Ihnen im Unternehmen ein? Und mit welcher Zielsetzung?

Unser Unternehmen ist als Dienstleister für Food- und Support-Services in Bezug auf E-Learning noch in den Kinderschuhen. Ein Learning Management System ist in Planung, mit dem wir im ersten Schritt vor allem Trainings zum Allgemeinen Gleichstellungsgesetz, zu Hygienethemen und Arbeitssicherheit abdecken wollen. Im Rahmen unseres Management Traineeprogramms haben wir angefangen, ein konzerninternes Wiki aufzubauen, welches künftig als eine Art Stichwortverzeichnis vor allem für unternehmensspezifisches Vokabular genutzt werden kann.
International werden einige Schulungen über Web Based Training bearbeitet und der Roll-out von unserem neuen Management Instrument wurde auf Betriebsebene durch interaktive Trainings eingerahmt von Onlinevorbereitung, -Tests und Forenaktivitäten in einem Blended Learning-Konzept umgesetzt.

Frau Janousek, vielen Dank für Ihre Antworten.