Survival Handbuch Führung

Stefan Gatt FührungManagement Bücher bestehen häufig aus den immer gleichen Konzepten: Blake und Mouton, Eisenhower oder Hersey und Blanchard. Ja, und Management Bücher haben die Eigenschaft der extremen Redundanz, so dass sie auf einer DIN A 4 Seite ohne größeren Informationsverlust zusammengefasst werden können. Und wenn es ganz schlecht kommt, haben Management Bücher keine greifbaren und nachvollziehbaren Beispiele und die ewigen Management Konzepte zappeln im luftleeren Raum.
Das „Survival Handbuch Führung“ von Stefan Gatt sticht hier heraus. Zwar stellen sich auch hier auch die üblichen Management Konzepte eines nach dem anderen artig vor, aber Stefan Gatt hat ein unglaubliches Ass im Ärmel. Er dekliniert diese Konzepte anhand von Bergbesteigungen. Stefan Gatt agiert nicht nur als Coach für Führungskräfte, sondern auch als Expeditionsleiter und führt Menschen an die höchsten Gipfel dieser Erde.

So schreibt er nicht (nur) davon, wie wichtig Visionen sind und dass sie motivierend sind. Sondern er lässt uns an seiner Vision teilhaben, als erster Mensch vom Gipfel des Mount Everest ohne Zusatzsauerstoff mit dem Snowboard abzufahren. Bei ihm klingt das so:

Ich auf dem Gipfel.
Strahlendes Blau rundum.
Geschafft.
Ich bin da.
Ich lege eine neue Spur mit meiner Snowboardabfahrt.
Ich schaffe, dadurch etwas, was noch nie jemand vor mir getan hat.

Die Vison wurde Wirklichkeit. Laut Wikipedia, ist er…

…der erste und bislang auch einzige, der vom Gipfel ohne Zusatzsauerstoff mit dem Snowboard abgefahren ist.

Falls Sie, lieber Leser, ein Teilnehmer unseres Positiv Beeinflussen Seminars sind, klingt das doch stark nach Begeistern.

Und für alle Leser gilt, „Survival Handbuch Führung“ ist ein spannendes Management Buch, mit  lebendigen und nachvollziehbaren teils atemberaubenden Beispielen. Viel Spaß dabei.

Risiko von Gerd Gigerenzer

Gerd Gigerenzer Risiko
Schon allein der Name verspricht gedankendurchdrungenes Programm: Gerd Gigerenzer, einerseits bodenständig, andererseits futuristisch. Die Arbeit  des Psychologie-Professors vom Max-Planck Institut in Berlin ist die große Alternative zu dem etablierten Theorien von Kahneman in Bezug auf unser Denken.

Vereinfacht gesagt ist für Kahneman das intuitive Denken fehlerhaft. Er hat eine Reihe von solchen kognitiven Verzerrungen dargestellt, die unter anderem hier aufgelistet sind. Für Gigerenzer ist das intuitive Denken ein großer Segen der Menschheit, das uns in kritischen Situationen schnell die richtigen Entscheidungen treffen lässt. Sein anschauliches Breispiel hierzu ist die Blickheuristik. Wie fangen Baseballspieler einen Ball: Fixiere das Objekt und passe deine Geschwindigkeit so an, dass der Blickwinkel konstant bleibt. Würde der Baseballspieler aufwendig die Geschwindigkeit des Balles mal der Fluglinie mal seiner eigenen Geschwindigkeit unter Einbeziehung der Größe Handschuhs berechnen, hätte die angreifende Mannschaft sicherlich schon den Homerun erlaufen.  Die Anwendung der Blickheuristik war es auch, die im Januar 2009 150 Menschen das Leben retteten. Der Pilot landete das Flugzeug, das durch Vogelkollision die Turbinen verloren hatte,  so sicher auf dem Hudson River.

In seinem Buch „Risiko“ zeigt Gigerenzer einfache Regeln auf, die in einer Welt voller Ungewissheit, ein höhere Erfolgswahrscheinlichkeit haben als ausgefeilte, komplexe Theorien.  Eine der Welt voller Ungewissheit ist die Finanzbranche. Selbst mit der Macht der Vorhersagesysteme von Nobelpreisträgern schaffen es Banken nicht, den Dax oder den Wechselkurs von Euro und Dollar zu prognostizieren. Auch hier zeigen sich einfache Regeln der Finanzierung den komplexen Systemen überlegen.
Intuitiv ist unser Denken gut aufgestellt. Gigerenzer widmet sich noch der Frage, wie wir mit kommunizierten Wahrscheinlichkeiten umgehen. Was glauben wir denn, was eine Regenwahrscheinlichkeit von 70 % bedeutet? Das es 70 % der Zeit regnet, das es in 70 % des angegeben Ortes regnet? Das es 70 % der Meteorologen glauben, es würde zu 100 % regnen?

In dem als Streitschrift zu verstehenden Buch, plädiert er auch für eine einfachere und nachvollziehbare Kommunikation von Wahrscheinlichkeiten. Ins Visier nimmt er hier die Ärzteschaft, die wie er zeigt, Wahrscheinlichkeiten aus Studien fehlerhaft interpretieren?  Was heißt es denn, dass ein Medikament zu 30 % Erfolg hat? Wie wahrscheinlich ist es, dass eine Frau Brustkrebs hat, wenn ein Test positiv ist? Wahrscheinlichkeiten müssen so kommuniziert werden, dass sie der Empfänger versteht. Möglich wäre das mit sogenannten Icon-Boxen.

Ein spannendes Buch mit erfrischenden Gedanken zu unserem Denken und der Konsequenzen.

Handbuch Change Manager

Michael Groß Handbuch Change ManagerJetzt habe ich mittlerweile zu lange überlegt, wie ich die sonst außergewöhnlichen Leistungen des Autors möglichst unaufdringlich honoriere, ohne dass das Buch in den Hintergrund gerückt wird. Und da ich es so charmant, wie das der Kollege Hinsen hinbekommen hat, eh nicht hinbekomme, komme ich gleich zum Eigentlichen.

Michael Groß hat ein Handbuch für Change-Manager geschrieben. Im ersten Teil stehen die Kompetenzen im  Fokus, die ein Change Manager haben oder ausbilden sollte. Im zweiten Teil werden diese in ihrer Anwendung beschrieben.

Wer solche Bücher schreibt, muss immer mehr und mehr aufpassen, dass er sich nicht in langweilige Businessfloskeln verfängt und die Aufmerksamkeit des Lesers dadurch verliert, dass dieser das oder Ähnliches bereits in zig Change Workshops und Townhall Meetings oder Webcasts gesehen und gehört hat. Und Michael Groß hat aufgepasst.

Wie ist es ihm gelungen, dass  das Handbuch eine spannende, lebendige Lektüre ist? Die Kompetenzen werden sehr operativ beschrieben und bleiben so nicht auf der Allgemeinplatzebene hängen. Groß differenziert zwischen persönlichen, sozialen, methodischen und fachlichen Kompetenzen. Das Anforderungsprofil umfasst eine Vielzahl von Fertigkeiten. Der Change-Manager ist Generalist, der – so wie das Unternehmen – selbst unter dem ständigen Wandel steht und sich weiterentwickeln muss. Das allein ist bereits interessant beschrieben und regt zur Selbstreflexion an.

Noch spanender wird es, wenn Groß die Kompetenzen in der Anwendung darlegt. So beschreibt er, wie diese ihre Wirkung bei typischen Aufgaben des Change-Managers erzielen; unter anderen bei  neuen Unternehmenszielen und – strategien, Investitionen und Wachstumsinitiativen, neue Vertriebsstrukturen, IT-Systeme. Diese Liste erhebt sicherlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit,  es sind aber die wichtigsten Kernthemen erfasst, mit denen ein Change-Manager konfrontiert ist.

Also, die Kompetenzen des Change-Managers sind operativ dargelegt und werden in der Interaktion in den typischen Anwendungsfeldern lebendig beschrieben. Ein Handbuch mit dem Zeug zum Klassiker.

Wie Werbung wirkt

41vNKjrTH+LJa, ja das mit den Superlativen und Buchbesprechungen ist so eine Sache. Aber genau in diesem Moment, in dem ich das schreibe, ist das Buch „Wie Werbung wirkt (2. Auflage)“ von Christian Scheier und Dirk Held, das beste, was ich hier im Blog besprochen habe.

Warum? Weil es handwerklich an eine Materie herangeht, die allzu oft in einer Blackbox mystifiziert wird. Man denke nur an die Iss-Popcorn-trink-Cola-Studie, die auch heute noch fälschlicherweise zitiert wird, um stammtischmäßig über die Macht des Unterbewusstseins zu schwadronieren.

Das Buch ist sehr strukturiert. Zunächst werden Grundlagen der Kommunikation und der menschlichen Informationsverarbeitung dargestellt, um dann nachvollziehbar zu zeigen, wie Werbebotschaften auf Motive von Menschen wirken. Das ganze veranschaulicht durch schöne Beispiele aus der Werbewelt.

Eines dieser Beispiele gefällig? Einer der sogenannten Codes, mit Hilfe dessen die Werbung Botschaften transportiert ist die Geschichte. Wir wissen auch aus dem Storytelling, wie leicht wir Menschen Geschichten memorieren und reprodozieren können. Besonders spanende Geschichten waren für die Höhlenmenschen bereits viral. Eine Geschichte aus der Werbewelt, ist die der Frau Woodbridge und ihrem Hund Daisy, zu finden unter www.mary-woodbridge.co.uk. Eine 85-jährige Frau, die zusammen mit ihrem Hund, den Mount Everest besteigen will und über diese Website Sponsoren sucht.

Dass die ganze Geschichte von einer Werbeagentur für ihren Klienten – eine Ausrüstungsfirma für Outdoor Aktivitäten – erfunden wurde, macht die Geschichte fast noch mal so interessant.

Die Autoren verbinden aktuellste psychologische Erkenntnisse für ihr Thema, wie Werbung wirkt. Einmal das Wissen, darum wie unsere Sinne unser Gehirn mit Informationen versorgen. Pro Sekunde gehen in das Gehirn ca. 11 Millionen Bits ein, bewusst erleben wir allerdings nur ca. 50 Bits. Ein großer Teil wird also nur im Autopilot (unbewusst) über Assoziationen, Emotionen und Motive verarbeitet.

Zum anderen bedienen sich die Autoren bei dem Zürcher Motiv Modell, demzufolge wir Menschen mehr oder weniger stark durch drei Motivbündel angetrieben werden: Sicherheit (Geborgenheit), Erregung (Abwechslung, Neues) und Autonomie (Macht, Durchsetzung). Je nachdem welches dieser Motive gerade mehr ausgeprägt ist, sind wir empfindlicher in der Wahrnehmung der Werbung.

Wie Motivaktivierung und implizite Informationsverarbeitung interagieren zeigt die eindrucksvolle Studie von Erin Strahan. Durstige Probanden tranken 210 ml Wasser, nachdem sie das Wort „durstig“ unterbewusst über einen Computerbildschirm eingeblendet bekamen. Gab es keine Einblendung, tranken die durstigen Personen lediglich 130 ml.

Viele Beispiele aus der Werbung und aktuelle Studien zu dem Thema machen das Buch zu einem echten Lesevergnügen. Also, eine explizite Leseempfehlung von unserer Seite.

An die Wand geworfen

An die Wand geworfenIch halte das neue Buch von Gerriet Danz und Tim Wilberg in den Händen und lese „An die Wand geworfen: Die lustigsten Powerpoint-Präsentationen von Angela Merkel bis zum Weihnachtsmann.

Zwei Gedanken schießen gleichzeitig durch meinen  Kopf:

1.    Humor und Kommunikations-Trainer ist doch so anstrengend wie Humor und Arzt und wie Humor und Physiker und wie Humor und Comedian.
2.    Gott sei Dank, nicht das X. Ratgeberbuch zum Präsentieren

Also lese ich das Buch, um die spontanen Gedanken zu verifizieren.

Zu 1. Klar ist das lustig, wenn Trapattonis legendäre Rede „Flasche leer“ als Powerpoint Präsentation dargestellt wird  oder eine 8-jährige ihrem Vater mit Slides klarmacht, warum sie zwei Kugeln Eis will. Aber viel spannender ist es, die Vor- und Nachteile von  Powerpoint zu erkennen, wenn bekannte Szenarien,  Reden und Ereignisse in die Präsentationssoftware-Sprache übersetzt werden. Wie hätte Einstein die Relativitätstheorie 1915 seinen Zuschauern mit Powerpoint präsentiert oder Jesus im Jahre 31 die Bergpredigt.

Zu 2. Tatsächlich kein neues Ratgeber-Präsentationsbuch, in dem etwas über Schriftgröße, Anzahl der Wörter auf einer Slide und aussagekräftige Bilder steht. Und tatsächlich gibt es bei Amazon unter der Rubrik Bücher 113 Treffer zu dem Begriff „Präsentationstechniken“. Erkenntnisse gibt es in dem Buch „An die Wand geworfen“ aufgrund anschaulicher Beispiele beschwingt durch eine einfache, aber geniale Grundidee: Wie sähe die Powerpoint Präsentation von bekannten Szenarien aus. Ein schöner Weg zu lernen.

Dazu noch das Beste Vorwort seit Jahren. Lebendig, vergnüglich  und aussagestark. So wie das gesamte Buch.

Das Positive Leadership-GRID

Das Positive Leadership-GRIDNicht immer bedarf es den aufwendigen Apparaturen des CERN um zu beobachten, was passiert wenn etwas aufeinandertrifft. Utho Creusen und Gordon Müller-Seitz beschreiben in ihrem Buch „Das Positive Leadership-GRID“, was passiert wenn ein seit den 70er Jahre etabliertes Persönlichkeits- und Organisationsentwicklungsinstrument auf die modernen Ansätze der Personalführung treffen.

Der erste Teil des Buches beschreibt das bewährte GRID Modell, das seine Ursprünge in den 60er Jahren hat. Es postuliert das Führungskräfte entlang zweier Dimensionen zu messen sind, der Sach- und der Menschorientierung. Beide Dimensionen stehen orthogonal zueinander, so dass es entgegen vorherig geltender eindimensionaler Modelle sehr wohl möglich ist, so wohl hochausgeprägt zu sein auf der Sachorientierung als auch auf der Menschenorientierung. Da die Spanne der Dimensionen von 1 (niedrig) bis 9 (hoch) ist, wird bei gleichzeitiger hoher Ausprägung von 9/9 gesprochen. Die Führungskraft identifiziert sich voll mit der Aufgabe, bringt sich ein und besitzt soziale und psychologische Fertigkeiten seine Mitarbeiter zu erreichen und zu motivieren.

Im Gegensatz dazu steht 1/1, das von den Autoren den Ausdruck „Gleichgültigkeit“ erhält. Typische Verhaltensweisen sind das Ausweichen und Vermeiden. 9/1 zeichnet sich durch Kontrolle aus. Die Führungskraft dominiert und weist an. 1/9 gibt nach, willigt ein, kommt entgegen.

Im zweiten Teil beschreiben Creusen und Müller-Seitz den aktuell diskutierten Ansatz des Positiven Management. Die Ursprünge hier liegen in der Positiven Psychologie, die die Frage stellt, wie kommen wir Menschelchens zu einem erfüllten Leben. Die Antwort hierauf würde den Rahmen sprengen, aber diejenigen, die sich mit der Positiven Psychologie beschäftigen nennen drei Ansatzpunkte:

1. Pleasant Life, also das Vergnügen im Hier und Jetzt verstärkt über bewusstes Empfinden
2. Engaged Life, das Versinken in die Tätigkeit, das im Flow-Erlebnis gipfeln kann
3. Meanigful Life, also sinnvolles Leben, in dem ich meine Stärken für ein höheres Ziel einsetze

Sind alle drei Leben in dir, hast du ein erfülltes Leben (full life), kennst du keines dieser Leben, dann würden die Autoren bei dir von einem leeren Leben (empty life) sprechen.

Diese Ideen haben den Weg in den Positiven Management Ansatz gefunden. Der Positive Management Ansatz ist aktuell noch ein Sammelsurium an Konzepten, die von Creusen und Müller-Seitz beschrieben werden: Tugendhaftigkeit, sich verstärkende Auswirkungen von positiven Emotionen, Appreciative Inquiry, Authentic Leadership, Stärkenorientierung, Flowentwicklung und Sinnstiftung. Gemeinsam haben diese Konzepte, dass nach den Stärken der Mitarbeiter oder der Organisation gesucht werden soll, anstatt das mit hohen Aufwand und Kosten verbundenen Ausmerzen von Schwächen.

Der dritte Teil beleuchtet nun das GRID Modell aus Sicht des Positiven Managements. Und ohne zu viel verraten zu wollen, ist das eine extrem spannende Reise in neue Perspektiven. Die Autoren zeigen auf, wie positive Emotionen helfen, neue Denk- und Verhaltensweisen aufzubauen, so dass eine Führungskraft in kritischen Situationen flexibler agieren kann.

Eine Topempfehlung mit vielen positiven Emotionen beim Lesen.

Entscheidungen für Entscheidungsbücher

YES:

Decisive

 

 

 

 

 

 

 

 

 

NO:

No

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für das „Decison Book“ brauchen wir nicht viele Zeilen zu verschwenden. Erstanden habe ich es in einer wachsenden amerikanischen Kette, in der sich 30 plus Menschen mit Kleidung jugendlich codieren. Unter den „hippen“ Büchern fand ich auch diesen zusammenkopierten und zusammenhangslosen Quatsch, in dem auf 159 Seiten alle Sozio- und Psychobusinessmodelle  vorgestellt werden. Von der Maslow Pyramide zu dem Flow Erlebnis zu dem Johari Fenster. Was das mit Entscheidungen zu tun hat, erschließt sich nicht immer. Meist nie.

Decisive – How to make better choices in Life and Work hingegen ist ein echter Knaller. Die Gebrüder Chip und Dan Heath beschreiben zunächst die vier Schurken des Entscheidens. Anhand von wirklich zahlreichenden und passenden Beispielen bringen sie uns auf unterhaltsame Art  „Narrow Framing“, „Confirmation Bias“, „Short-term emotions“ und „Overconfidence“ näher. Viele Bücher enden hier. Die Quintessenz ist dann oft: „Ja, ja so rational sind wir gar nicht! Unsere Entscheidungen sind total fehlerbehaftet.“ Doch hier fangen die Autoren erst an.

Zu jeden der vier Schurken gibt es ausreichend Gegenmittel, die wiederum durch passende Beispiele näher gebracht werden: Das richtige Anwenden des Advocati Diaboli, die Gong Show, die eigenen Optionen erweitern, Opportunitätskosten mitdenken, langfristige Konsequenzen von Entscheidungen in Betracht ziehen, Informationen, von denen holen, die sicherlich gegen eine solche Entscheidung wären, die Zukunft nicht als einen Punkt, sondern als Spanne denken und viele mehr.

Nebenbei erfährt man noch, warum  David Lee Roth in seinem Catering Rider eine Glasschüssel voller M&Ms wünscht, allerdings ohne die braunen und wie man innerhalb von fünf Jahren durch schlechte Entscheidungen 1,5 Milliarden Dollar verliert. Das Buch lohnt sich also.

„Den Stress im Griff“ von Markus Frey

stress„Praxis kompakt“ steht im oberen linken Eck auf dem blauen Buch „Den Stress im Griff“ von Markus Frey. Und das zu Recht. Ohne Übertreibung ist es das beste Buch, das ich im Bereich Stress als Businessthema gelesen habe.

Das Buch ist hervorragend strukturiert, logisch gegliedert. Jeder Abschnitt ein Gewinner. Fülltexte sucht man vergebens. Zugegeben, nicht alles ist neu, aber darum geht es ja nicht. Es geht um die praxisnahe und kompakte Darstellung des Themas Stress.

Auch der Schreibstil ist sehr angenehm. Manchmal neigen Autoren, die auch Seminarleiter sind, zu einem anstrengenden Besserwisserhumor. Da hat sich Herr Frey absolut im Griff.

Beschriebene Ansatzpunkte für einen besseren psychischen und physischen Energiehaushalt sind sowohl die im Menschen liegende, wie die eigenen Werte, Gefühle, Glaubenssätze, als auch das was wir aktiv tun können, wie die richtige Ernährung, Sport, Erholung und Entspannung.

Also für alle, die gerade Sorge haben, sich vom Stress überrollen zu lassen: Das Buch hilft.

Daniel Kahneman – Schnelles Denken, Langsames Denken

Es hat etwas gedauert, das 622 Seiten starke Buch zu lesen, aber es hat sich gelohnt. Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman hat sein Lebenswerk mit neusten Erkenntnissen der Psychologie verbunden und mit „Schnelles Denken, langsames Denken“ ein Meisterwerk über die menschliche Informationsverarbeitung verfasst.

Wie der Titel bereits sagt, kann unser Denken entweder schnell wie der Wind sein, Kahneman nennt das dann System 1, oder unglaublich langsam, das nennt er dann System 2. System 1 läuft automatisch ab, ist emotional, unterbewusst und wird von Stereotypen geprägt. Es ist beispielsweise aktiviert bei dem Erkennen von emotionalen Ausdrücken auf Gesichtern, Rechenaufgaben wie 2+2 oder bei Aufforderungen wie „ergänzen Sie  – Brot und … – “.  Bei „Wer wird Millionär“ sind das die Fragen bis 500 €, die in der Regel die wenigste Sendezeit beanspruchen.

System 2 läuft nicht automatisch, ist logisch und bewusst und wir müssen eine große Portion Aufmerksamkeit hineinstecken.  Ein Beispiel? Lösen Sie 17 x 24 (sofern Sie kein Mathematikprofessor sind und dies für Sie eine Aufgabe ist, die automatisch lösbar ist, weil Sie ständig in ihrem Gehirn mit Zahlen jonglieren). System 2 ist anstrengend und System 2 benötigt Zeit. Die Zeit, die sich die Kandidaten bei „Wer wird Millionär“ ab der 16.000 € Frage nehmen.

Da aber unser Gehirn faul ist und das Denken nicht immer mit 16 oder 32 Tausend € vergütet wird, verfällt es gerne in System 1 obgleich das System 2 ab und zu das Adäquatere wäre.

So entstehen all die Denkfehler, die in vielen Publikationen mehr oder weniger interessant aufbereitet werden. Wenn Sie über diese Denkfehler schnell und witzig aufbereitet lesen wollen, also eher mit dem System 1, dann empfehlen wir das hier. Wollen Sie mal wieder ein Buch im System 2 lesen und sich reindenken in Denk- und Entscheidungsprozesse, so dass es knirscht und kracht in Ihren grauen Zellen, dann ist das Buch von Kahneman die Empfehlung.

Eine Frage – aus dem Buch – zum Schluss:

Ein Schläger und ein Ball kosten 1,10 Dollar.
Der Schläger kostet einen Dollar mehr als der Ball.
Wie viel kostet der Ball?

Business Model Generation, eine Verlosung

Wäre Apple ein Schriftsteller, so oder so ähnlich würde er oder sie wohl ein Buch schreiben. Business Model Generation von Alexander Osterwalder und Yves Pigneur ist ein großer Haufen Spaß zum Lesen und bei allem bleibt genug Informationswert hängen.

„Das Handbuch für Visionäre, Spielveränderer und Herausforderer“ (so der Untertitel) stellt uns eine Systematik vor, wie Organisationen Werte schaffen, vermitteln und erfassen. Ein Geschäftsmodell wird anhand von neun zentralen Themen (u. a. Kundensegmente, Wertangebote und Einnahmequellen) auf einer Leinwand (Canvas) abgebildet. Eine sehr gute Zusammenfassung finden Sie hierzu bei Seedmatch.

Was besonders viel Spaß macht, sind die zahllosen Beispiele von Firmen anhand derer die Canvas angewendet wird. Wie veränderte Apple, Google oder Amazon das Geschäft. Was machen Telekommunikationsfirmen, wie entwickelte sich Skype oder Procter & Gamble weiter. Geschäftsmodelle von Lego oder Privatbanken oder Gillette werden einleuchtend, nachvollziehbar und erfrischend dargestellt.  Sehr, sehr clever.

Falls Sie neugierig geworden sind, wir verlosen das Buch. Was ist zu tun? Schreiben Sie einen Kommentar bis zum 28. April 2012, welche drei Skills / Fertigkeiten benötigt werden, um ein Geschäftsmodell aufzustellen.

Viel Glück.

Psycho? Logisch! Sehr! Gut.

Psycho? Logisch! Nützliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie Volker KitzDa schreiben Mediziner und Physiker und Philosophen allerorten über ein besseres Leben im Alltag und welche Berufsgruppe sollte sich wirklich darüber äußern? Die Psychologen.

Bewiesen haben das nun Dr. Kitz und Dr. Tusch mit ihrem Buch „Psycho? Logisch!“. Psychologische Effekte, die uns im Alltag helfen, werden in kürzesten Kapiteln meist mit einer kleinen Geschichte erklärt. Alle Freunde aus dem Psychologiestudium sagen „Hallo“. Der fundamentale Attributionsfehler, der Halo-Effekt, die Überlegenheitsillusion und viele mehr.

Auch für diejenigen Leser, die sich besonders für das Thema kommunikativer Einfluss interessieren, sei dieses Buch empfohlen. Sie können hier über das „Reserveargument“ und den „normativen Einfluss“ lesen.

Was besonders schön ist? Nie gibt es diese aufdringliche Lustigkeit, die sonst solche Bücher haben. Das Buch ist einfach clever geschrieben. Einzig fraglich bleibt, was die Flecken sollen, die um die Seitenanzahl herum sind. Marketing?

Wie auch immer. Tolles Buch. Kaufen!

Professionelle Intelligenz

Fachwissen wird immer unbedeutender, denn Wissen kann man sich im Internet holen und Verfahren sind klar beschrieben. Wahre professionelle Intelligenz ist mehr als der klassische IQ, nämlich Kreativität, Handlungsfreude, kommunizieren können, mit Menschen umgehen können. Das Problem: Wir haben zu wenig professionelle Intelligenz, zu wenig professionell intelligente Menschen. Früher war das nicht so ein großes Problem, viele Menschen konnten Arbeit finden in Bereichen, wo es nicht darauf ankam. Heute, in der Wissensgesellschaft, haben sich die Arbeitsbedingungen und -anforderungem  grundlegend geändert. Wir brauchen also dringend mehr professionelle Intelligenz!

Das ist die Hauptbotschaft des Buches „Professionelle Intelligenz – Worauf es morgen ankommt“ von Gunter Dueck. Dueck (*1951) ist Philosoph, Mathematikprofessor und Chief Technology Officer bei IBM Deutschland. Seit vielen Jahren beginne ich viele meiner Soft Skills Trainingsprogramme mit einer Hauptbotschaft, die ganz ähnlich klingt. Ich bin fest davon überzeugt, dass Soft Skills („Intelligenzen“) für Professionals und für erfolgreiches Agieren in Organisationen extrem wichtig sind und immer wichtiger werden. Daher habe ich dieses Buch von Dueck gelesen.

Was ist „Professionelle Intelligenz“? Nach Dueck ist Professionelle Intelligenz ein ganzes Bündel von Intelligenzen (inspiriert vom Modell der multiplen Intelligenzen nach Howard Gardner):

IQ – Intelligenz des Verstands: für Methoden, Planung, Controlling, Verwaltung
EQ – Emotionale Intelligenz: für Kommunikation, Zusammenarbeit, Motivation
VQ – Vitale Intelligenz des Handelns: für Führung, Durchsetzungsvermögen
AQ – Intelligenz der Sinnlichkeit, Sinn für Attraktion: für Marketing, Werbung, Verkauf
CQ – Kreative Intelligenz: für Kunst, Forschung, Technologie, Innovation
MQ – „Sinn für Sinn“ (was ist „meaningful“?)

Professionelle Intelligenz ist „je nach Beruf eine jeweils andere harmonische Komposition dieser Einzelintelligenzen“. „Wissen im Kopf reicht nicht mehr zur Exzellenz. In der Zukunft wird immer stärker von uns verlangt, dass wir wirksam sind. Wir müssen vernetzt in mehreren Projekten arbeiten, mit vielen Menschen kommunizieren und gut ankommen, wir müssen führen, beeinflussen, begeistern“.

Das ist keine Frage, ob wir das so wollen oder nicht, es ist eine Notwendigkeit. Denn die Zeiten ändern sich. Immer mehr Aufgaben werden von Maschinen erledigt, immer mehr Prozesse werden von Computern und Software gesteuert. Die Menschen dagegen kümmern sich um Innovation, Problemlösungen, Individualisierungen und die Arbeit am System selbst. Auch die Organisation der Arbeit ändert sich, weg von der alten Hierarchie hin zur Matrix- oder Projektorganisation, zur Arbeit in Netzwerken. Damit werden die Anforderungen an professionelles Handeln viel höher.

Die Wertschöpfung durch Arbeit trennt sich in gewöhnliche Standards (Commodity) und das Besondere (Premium). Der Trend in hochentwickelten (ehemaligen?) Industrienationen geht weg von der industriellen Massenproduktion hin zur individualisierten, wissens- und kommunikationsintensiven Erbringung von komplexen Leistungen. In dieser neuen Welt ist für unprofessionelle Charaktere kein Platz mehr. Unfrofessionelle können ein tiefes Fachwissen haben, aber ihnen fehlt die breite Aufstellung, auch kommunizieren zu können und Menschen zu bewegen.

Nach Dueck gibt es in Zukunft zwei Arten von erfolgreichen Professionals:

  • Die „Keystone Personality“. Diese entwickelt die Systeme, in denen die Wertschöpfung erbracht wird.
  • Der „T-Shape-Spezialist“: Dieser hat ein tiefes Wissen in seinem Gebiet und eine breite Vernetzung (daher T-Shape: Der Buchstabe T symbolisiert Tiefe und Breite). Ein T-Shape-Spezialist ist zum Beispiel nicht nur gut im Kreieren, sondern auch im Verkaufen seiner Ideen.
  • Hingegen: „Ehrgeizige Ellenbogenmenschen brauchen wir nicht mehr.“

Dueck listet auf, welche Merkmale die Employability (Beschäftigungsfähigkeit) beeinflussen: Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Lernfähigkeit, Fähigkeit zur Selbstreflektion usw. Das sei jedoch nur eine „rituell vorgetragene Wunschliste“ – wir scheinen zu erwarten, dass sich diese Fähigkeiten automatisch, ohne Bildung und ohne Training, entwickeln. Das ist natürlich nicht der Fall. Der große Widerspruch: Die Unternehmen und die Gesellschaft erwarten multipel intelligente Professionals, tun jedoch nichts dafür. Alle konzentrieren sich auf den klassischen IQ, der immer weniger gebraucht wird.

Da unser Bildungssystem keine Professionalität bildet, also versagt, spielt das Elternhaus eine große Rolle. „DAS ist die Ursache für die Schere zwischen dem Prekariat und der künftigen Mittelschicht“. Das sehe ich auch so, konnte ich schon in der Schule (und das ist verdammt lang her) gut beobachten: Der Rechtsanwaltssohn wurde von den Eltern regelrecht gecoacht. Die Landwirtstochter wurde entmutigt oder bestenfalls allein gelassen.

So wichtig die Hauptbotschaft von Dueck ist – ich habe auch etwas an diesem Buch auszusetzen:

  • Einerseits wirft Dueck den Intelligenzforschern vor, den Begriff der Intelligenz nicht einheitlich zu definieren, andererseits definiert er selbst nicht seine Intelligenzen, sondern schwadroniert. Mal werden seine Intelligenzen eher als angeborene Talente, mal eher als erworbene Soft Skills dargestellt.
  • Dueck stellt McGregors XY-Theorie dar, kritisiert daran, dass Theorie Y „heilige sendungsbewusste Gutmenschen“ annehme (Zweifel am positiven Menschenbild), und setzt dann seine eigene „Theorie P“ dagegen, die inhaltlich der Theorie Y entspricht, doch diese Theorie P sei jetzt plötzlich ein „sinnvolles Ideal“. Also was nun, ist es ein Menschenbild oder ein anzustrebendes Ideal? Zu allem Überfluss deutet er an, sein „neues“ Menschenbild könne die bisherige Religion ersetzen und kommt mit dem Heilsversprechen einer „Welt allgemeiner Prosperität“ (innerhalb seiner Definition der Theorie P). Was soll das?
  • Dueck stellt das Problem dar, liefert aber keine Lösungen, ausser der Idee, das Bildungssystem zu verändern.

Konkrete Vorschläge für den Leser muss man mit der Lupe suchen:

  • Machen Sie einen klassischen Intelligenztest und einen Test der emotionalen Intelligenz.
  • Lesen Sie die eigene Bewerbung aus Sicht des Arbeitgebers (da sind Sie nicht darauf gekommen, was?).
  • Suchen Sie sich Mentoren. Mentoren sind erfahrene Mitarbeiter, mit denen man sich abseits der Führungsstruktur austauschen kann, und die den Mentee fürsorglich begleiten können.

Das war’s auch schon. Im Grunde geht Dueck davon aus, dass für den einzelnen sowieso Hopfen und Malz verloren sind und man nicht viel machen kann. Das sehe ich als Trainer von Soft Skills Trainings anders.

Seine eigentliche Lösungsidee besteht darin, das Bildungssystem zu ändern, damit wenigstens unsere Kinder es besser haben. Einerseits sollten wir „Tests für alle möglichen Teilintelligenzen und insgesamt für die Professionelle Intelligenz entwickeln und viele Kinder in deren Lebensverlauf testen“. Dueck sieht das vor allem als Mittel der Aufmerksamkeitslenkung (also doch: What gets measured, gets done). Und zum anderen sollten wir voll und ganz auf das Internet setzen. Wir sollten eine Welt erschaffen, „in der die digitalen Technologien zur vollen Blüte gebracht werden. Da liegen natürlich die ungehobenen Schätze der Zukunft – wo sonst?“. „Der Computer hat immer Zeit für mich“, „der Computer geht auf mich ein“ (alle Zitate aus dem Buch). Doch wie soll man emotionale Intelligenz, Konfliktfähigkeit oder die Fähigkeit zu begeistern durch den Computer erwerben? Geht nicht, daher ist das Internet eher der Ersatz für den klassischen Frontalunterricht, und für die Bildung der Professionalität müssen hinzukommen: Übungen, Training, Coaching und Feedback. Das kann ich nur unterschreiben.

Businesstalk

Die Präse braucht einen Plausi-Check. Und smarte Ziele sind key. Denken Sie out of the box!

So klingt Businesstalk. Newbie oder Knowbie? Das ist die Frage. Damit Sie künftig mitreden können, gibt es jetzt das Buch „Bitte asapst mailden, sonst Bottleneck: Businesstalk – Das unverzichtbare Vokabular für jedes Büro„.

Das Buch sammelt die Begriffe des Business-Sprech, die als Businesstalk-Lexikon jeden Montag in der gedruckten Ausgabe der FTD erscheinen. In der Online-Ausgabe der FTD ist diese ständig erweiterte Liste als „Neues Futter für den Business-Talk“ zu finden.

Die Erklärungen des Businesstalk-Vokabulars sind recht lustig, ironisch, mit einem guten Schuss Wahrheit, oft geradezu sarkastisch. Kostprobe:

kom|mu|ni|zie|ren, dt., 1. ursprüngl. sich verständigen, mitteilen; in Unternehmen wird generell nur kommuniziert, d. h. es wird gar nicht oder aneinander vorbeigesprochen. Wenn ein Fehler auftritt, wird alles noch einmal kommuniziert bzw. „besser kommuniziert“. Typische Wendungen: „Das nächste mal werde ich das früher k.“; „Ich dachte, ich hätte das klar k.“

Point taken! Da checke ich zeitnah meine Businesstalk Skills mit dem Test „Sprechen Sie Business?„. Bis nachher beim Get-together!

Arroganz ist eine Krankheit!

Das Arroganz-Prinzip: So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf 	 Das Arroganz-Prinzip: So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf Von Peter ModlerIch hatte ein interessantes Gespräch mit einer Theaterregisseurin. Sie ist für ein Stück auf der Suche nach „fiesen“ Management Seminar Methoden. Das Beispiel, das sie nannte, war eine Desensibilisierungsmaßnahme: „Manager“ sollten mit der flachen Hand Regenwürmer totschlagen, um dann in ihrem Arbeitsalltag,… ja was denn eigentlich? Treffsicherer Mitarbeiter schlagen? Ein Holzblock zu werden? Gar einen Eindruck machen?

Einer Prüfung nach Sinnhaftigkeit hält  so ein Quatsch nicht stand. Ich konnte die Dame beruhigen. So etwas ist nicht mehr zeitgemäß. Gerade letzten Monat versicherte mir ein führender Personalentwickler bei einer Veranstaltung von mehreren deutschen und schweizer Konzernen für Nachwuchsführungskräfte, dass zentrale Eigenschaften von heutigen Chefs Empathie, die Fähigkeit, Mitarbeiter intrinsisch zu motivieren und man höre und staune die Fähigkeit zur Meditation seien. Also alles fernab von dem, was auch immer man mit dem Totschlagen von Regenwürmern erlernt.

Jetzt wurde meiner Frau von einer Kollegin das Buch „Das Arroganz Prinzip“ von Peter Modler mit dem hehren Untertitel „So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf“. Arroganz? Dieser merkwürdige meist unbegründete Zustand der Selbstüberschätzung, dieser plumpe Abwehrmechanismus zur Verteidigung eines schwachen Egos, der anderen Menschen keine Wertschätzung zukommen lässt aus Angst Schwäche zu zeigen und die Selbstgerechtigkeit ausweitet, dieser Quatsch soll uns / den Frauen helfen mehr Erfolg im Beruf zu haben? Keine sensiblen Antennen haben, keine Empathie, keine Informationen zur Reflektion zulassen? Ich bin neugierig geworden und habe das Buch gelesen.

Man muss Peter Modler zu Gute halten, er ist Praktiker und er geht in seinen vielen, guten, detaillierten Beispielen verhaltensorientiert vor. Und trotz einiger Vereinfachungen von psychologischen Mechanismen und Überinterpretationen von beispielsweise Territorial-Abgrenzungs-Verhalten des Mannes oder Statussymboldenken, ist das Buch erfrischend wenig dogmatisch. Das Buch analysiert die Kommunikation zwischen Frauen und desensibilisierten Männern, die – so wie sie in den Beispielen vorkommen – viele Regenwürmer totgeschlagen haben,  auf der verbalen und nonverbalen Ebene.

Die Frage bleibt aber, ob Arroganz oder gespielt dominantes Verhalten hilft. In einem Fall findet es Modler beeindruckend, dass eine weibliche Führungskraft an ihrem ersten Arbeitstag ein Auto abschleppen ließ, das auf Ihrem Parkplatz stand, ohne auch nur vorher mit dem Besitzer zu sprechen. Sie sei ja keine Anfängerin und wisse, dass der männliche Kollege hier nur ein Machtspiel um territoriale Ansprüche spielen wollte. Jetzt durch das Abschleppen hätten alle Respekt vor ihr.

Das bezweifle ich sehr. So ein Ereignis wird fortleben. Sie wird erst einmal lange Zeit „die dumme Kuh, die mein Auto hat abschleppen lassen“ sein. Der Urmoment eines Konfliktes. Die Legitimation, die Neue in Frage zu stellen und zu torpedieren. Goodbye Motivation und Empathie, hello langweiliges, destruktives, unwirtschaftliches Machtgeplänkel.

Souveränität erlange ich nicht durch Arroganz. Ich erlebe arrogante Menschen häufig als neurotisch. Emotional ungesund. In der sinnfreien Enzyklopädie Stupidedia steht zu Arroganz:

Arroganz (die) ist eine Krankheit, die in der heutigen Gesellschaft sehr weit verbreitet ist. Der Befallene hat ständig das Bedürfnis den Mitmenschen zu zeigen wie toll er ist und merkt nicht, dass das gar niemanden interessiert.

Hier steckt mehr Sinn drin, als die Arroganz zum Erfolgsprinzip zu erheben, denn echte Persönlichkeiten brauchen keine Arroganz.

Powerpoint muss sterben!

Auch das noch: Jetzt gibt es eine Anti-Powerpoint-Partei. Die APPP nennt sich „eine internationale Bewegung (in Form einer Schweizer Partei)“. Diese Partei wurde im Mai 2011 gegründet und soll zu den schweizer Nationalratswahlen im Oktober 2011 antreten. Jeder kann Mitglied werden, und am 25. Juli 2011 hatte die Partei 1.421 Mitglieder. Erklärtes Ziel ist es, viertstärkste Partei der Schweiz zu werden.

Und wie sieht das Parteiprogramm aus? Übersichtlich, wie der Nischenname schon vermuten läßt. Das offizielle Ziel ist es, „die Menschen über die wesentlich besseren Alternativen zu PowerPoint zu informieren, denn Ppt ist wie eine Krankheit“. Harte Worte, die Microsoft, dem Anbieter von Powerpoint, nicht gefallen dürften. Mittlerweile beeilt sich die APPP, Powerpoint als „Repräsentant für alle Präsentationssoftware“ zu sehen (in einer Fußnote).

Hinter der „Partei“ steht der schweizer Autor und Rhetorik-Trainer Matthias Pöhm. Er wird nicht müde zu betonen: Powerpoint verhindert Wirkung. Das Gegenmittel ist das gute alte Flipchart.

Powerpoint muss sterben, damit wir wirken können! Das sehe ich im Grunde auch so, denn seit 1991 verwende ich sehr viel häufiger und sehr viel intensiver das Flipchart und die Pinwand im Vergleich zur Powerpoint-Präsentation (und wenn Powerpoint, dann nur sehr kurz). Eine Partei habe ich deswegen noch nicht gegründet. Und den „Death by Powerpoint“ haben schon andere beschworen.

Da kommen wir zum eigentlichen Grund für die Parteigründung: Es handelt sich um eine Guerilla-Marketingkampagne für das Buch von Matthias Pöhm  „Der Irrtum PowerPoint: Präsentieren Sie noch oder faszinieren Sie schon?“ (bereits 2006 das erste mal veröffentlicht). Matthias Pöhm unbescheiden: „Klar ist das ein Marketing-Coup, aber ein  sehr guter.“ (FTD vom 19.7.2011).

Auch wenn man nicht gleich eine Partei gründen oder ihr beitreten muss: Das Anliegen, Flipchart staat Powerpoint zu verwenden, halte ich  für unterstützenswert. Wer tatsächlich noch nicht weiß, wie das geht, kann sich bei Pöhm erste Anregungen holen.

Witzig: Wenn man die Internetpräsenz der APPP aufruft, erscheint auf der ersten Seite eine typische Powerpoint-Grafik (Verzeihung: Präsentationssoftware-Grafik) mit der angestrebten Mitgliedzahl der Partei im Verhältnis zu anderen Parteien (s. Screenshot). Selbst bei der APPP geht es nicht ohne.