„Den Stress im Griff“ von Markus Frey

stress„Praxis kompakt“ steht im oberen linken Eck auf dem blauen Buch „Den Stress im Griff“ von Markus Frey. Und das zu Recht. Ohne Übertreibung ist es das beste Buch, das ich im Bereich Stress als Businessthema gelesen habe.

Das Buch ist hervorragend strukturiert, logisch gegliedert. Jeder Abschnitt ein Gewinner. Fülltexte sucht man vergebens. Zugegeben, nicht alles ist neu, aber darum geht es ja nicht. Es geht um die praxisnahe und kompakte Darstellung des Themas Stress.

Auch der Schreibstil ist sehr angenehm. Manchmal neigen Autoren, die auch Seminarleiter sind, zu einem anstrengenden Besserwisserhumor. Da hat sich Herr Frey absolut im Griff.

Beschriebene Ansatzpunkte für einen besseren psychischen und physischen Energiehaushalt sind sowohl die im Menschen liegende, wie die eigenen Werte, Gefühle, Glaubenssätze, als auch das was wir aktiv tun können, wie die richtige Ernährung, Sport, Erholung und Entspannung.

Also für alle, die gerade Sorge haben, sich vom Stress überrollen zu lassen: Das Buch hilft.

Arbeit kann krank machen

by-steve-weaver-ccDie Anzahl der Fehltage aufgrund seelischer Erkrankung hat sich seit 1990 verdoppelt. Hauptursachen sind Stress und fehlende Anerkennung. Das ergibt eine Auswertung der Gesundheitsreports der gesetzlichen Krankenkassen. Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat die Reports analysiert und stellt die Ergebnisse der Studie hier vor: „Komplexe Abhängigkeiten machen psychisch krank

Die größten Belastungsfaktoren in der Arbeit sind:

  • Ständiger Zeitdruck
  • Das Gefühl, Ergebnisse wenig beeinflussen zu können
  • Mangelnde Anerkennung
  • Ein schlechtes Verhältnis zu Führungskräften und Kollegen

Der hohe Anstieg psychischer Erkrankungen geht allerdings nicht nur auf mehr Betroffene, sondern auch auf bessere Erkennung und weniger Stigmatisierung zurück. Auffällig sind diese Unterschiede:

  • Körperlich Tätige sind seltener aus psychischen Gründen krankgeschrieben.
  • Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • In Großstädten wie Berlin und Hamburg gibt es mehr psychisch Erkrankte als im Bundesdurchschnitt.

Süddeutsche: Angestellt, überarbeitet, psychisch krank
FTD: Arbeit kränkt die Psyche

Stressland Empire

„Wo ist denn nun der Bericht, Sie Trottel!“ – „Sie sind auch zu nichts zu gebrauchen!“ – „Seit einiger Zeit haben Sie sich schon nicht mehr richtig in die Company eingebracht!“

Puh! Wenn man so was hört, dann hat man wohl Stress: eine physiologische und psychologische Reaktion. Die Handflächen werden feucht, das Herz schlägt schneller und die Atmung wird flacher. Zu allem Druck wird man auch noch nervöser. In aller Nervosität und Emotionalität schafft man es nicht auf sachliche Weise klarzustellen, wer denn wirklich der Trottel ist und wer sich nicht mehr so richtig in die Company einbringt…

Stressbewältigung – auch in akuten Situationen – setzt auf drei Ebenen an: Auf der kognitiven, auf der emotionalen/ physiologischen und auf der Verhaltensebene.

Kognitiv und physiologisch wirkt die Methode des Inner Smile. Dem Mönch Thich Nhat Hanh wird der Satz zugeschrieben „Die beste Methode, alle Muskeln des Körpers zu entspannen, besteht darin beim Atmen sanft zu lächeln“. Lenken Sie beim Lächeln Ihre Aufmerksamkeit auf etwas Schönes.

Jetzt können Sie die akute Stresssituation konstruktiver und emotional gefestigter auf der Verhaltensebene angehen. Dabei hilft es adäquate Verhaltensweisen im Repertoire zu haben. Zwei kommunikative Fertigkeiten helfen in Situationen, in denen wir verbal unter Druck gesetzt werden. Einmal das „Zum Reflektieren bringen“ und zum anderen das Durchsetzen.

Ein Beispiel für ersteres:

Was glauben Sie, wie das jetzt bei mit ankommt?

Und eins für die zweite Fertigkeit:

Ich empfinde es als absolut unadäquat irgendjemanden als Trottel zu bezeichnen. Ich erwarte von Ihnen respektvollen Umgang.

Und je mehr Fertigkeiten wir an Bord unseres Verhaltensrepertoires haben, umso wahrscheinlicher können wir konstruktiv mit Stresssituationen umgehen.

Wie man unfaire Angriffe abwehrt

Argumentieren unter Stress. Wie man unfaire Angriffe abwehrtArgumentieren unter Stress. Wie man unfaire Angriffe abwehrt
von Albert Thiele

Die Frage, wie man unfaire Methoden kontert, kommt immer wieder in unseren Seminaren. Da trifft Albert Thiele mit seinem Buch einen Nerv. Aus der Kurzbeschreibung:

„Sie erfahren, wie Sie offene und verdeckte unsachliche Spielarten früh erkennen, geschickt abwehren und gleichzeitig den Dialog aufrechterhalten.“

Das finde ich gut, denn es passt sehr schön zu den Werten, denen ich mich verpflichtet fühle: Die eigenen Standpunkte wahren, gleichzeitig die Beziehung aufrecht erhalten. Auch in kniffligen Situationen. Ich hebe das hervor, denn zur Zeit haben sonst leider Bauernfänger ihre Saison, die ihren Lesern sogar empfehlen, selbst unfair und aggressiv vorzugehen.

Das Buch fokussiert relativ einseitig auf das „Argumentieren“. Um die eigene Flexibilität noch zu steigern, sollten die Fertigkeiten „Durchsetzen“ und „Brücken Bauen“ stärker in Betracht gezogen werden.