Facebook ist ein Muss für die Unternehmenskommunikation. Alle sind im Facebook. So könnte man angesichts der Medienberichterstattung denken.
Karsten Kilian, Gründer und Betreiber von Markenlexikon.com hat kürzlich für die WirtschaftsWoche die Facebook-Seiten der 30 DAX-Unternehmen analysiert und die Unternehmen in eine Rangreihe gebracht (führend: Adidas, Volkswagen, BMW).
Die Zahlen wirken hoch gegriffen, wenn man sich die einzelnen Unternehmensseiten tatsächlich auf Facebook ansieht. In die Bewertung geht nämlich nicht nur die Unternehmensseite, sondern auch die Seiten einzelner Marken ein. Zum Beispiel bei Beiersdorf zeigt sich, dass die Unternehmensseite wenig populär ist, während die deutsche Labello-Seite 74.000 Fans zählt.
Weiterhin fällt auf: Eine Reihe der Unternehmen dieser Liste haben keine Facebook-Fanseite, sondern sind nur mit einem Eintrag (einer Kopie aus der Wikipedia) vertreten. Von Interaktion keine Spur. Zum Beispiel zeigt die Facebook-Suche keine Fanseite für die Unternehmen: Deutsche Telekom, E.ON Avacon, Deutsche Bank – und das obwohl diese Unternehmen sowohl einen hohen Bekanntheitsgrad haben als auch für Consumer relevant sind.
Beide Faktoren führen zu einer Überschätzung der Bedeutung von Facebook für die Unternehmenskommunikation. Ziehen Sie also allein aufgrund der Berichterstattung keine voreiligen Schlüsse. Übrigens, nur sehr wenige Unternehmen verweisen von ihrer Internet-Präsenz auf ihre Facebook-Seite(n) – viele auf Facebook aktiven Unternehmen lassen damit eine gewisse Skepsis gegenüber Facebook erkennen.
Ich kann nur empfehlen, statt sich eine Studie berichten zu lassen, selbst auf Facebook aktiv zu werden und so aus der echten Erfahrung heraus zu lernen, wie die Sache funktioniert. Wenn Sie als Unternehmen erwägen, eine Facebook-Seite zu erstellen, dann sollten Sie zunächst die Vorteile und die Nachteile abwägen.
Zunächst die Vorteile einer eigenen Facebook-Seite:
- Die Erstellung der Seite ist einfach und kostenfrei.
- Facebook bietet Möglichkeiten für die Interaktion (anders als herkömmliche Werbung) und der Kontakt wirkt „persönlicher“ (wenn die Seite kompetent betreut wird).
- Die Kundenbindung kann erhöht werden. Fans können schnell über Produktneuheiten oder Aktionen informiert werden.
- Sie gewinnen Kontrolle über die Kommunikation über Ihre Produkte. Sie greifen anderen vor, eine Seite zu einem Ihrer Produkte zu erstellen (das kann nämlich rein technisch gesehen jeder Facebook-Nutzer).
Nun zu den Nachteilen:
- Neben den eigenen Inhalten kann Werbung für die Konkurrenz stehen (Facebook lebt nunmal von individualisierter Werbung, d.h. die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Werbung in inhaltlichem Bezug zur Unternehmensseite steht, und das kann vom Unternehmen selbst nicht kontrolliert werden).
- Die Pflege der Seite bedeutet Aufwand. Es muss aktuelle Beiträge geben, sonst wird die Sache uninteressant. Ggf. müssen Sie Fragen beantworten.
- Es kann unfreundliche und evtl. unfaire Kommentare geben. Auf Kommentare von Usern muss ggf. reagiert werden. Und die Reaktionen müssen schnell erfolgen, da kann man nicht erst irgendwo Genehmigungen einholen.
Weiterhin spielt es eine große Rolle, welche Art Unternehmen Sie haben und was Sie überhaupt mit einer Facebook-Seite erreichen wollen. Wenn Sie ein B2B (Business-to-Business) Unternehmen sind und eher wenige Kunden haben, dann macht eine Facebook-Seite weniger Sinn als wenn Sie ein bekanntes Markenprodukt an viele Consumer verkaufen. Doch auch wenn Sie ein B2B-Unternehmen sind, könnte eine Facebook-Seite ein Teil Ihrer Employer Branding Strategie sein oder ein Kanal, der Ihr Recruiting unterstützt.