Amy Cuddy – Power Posing

Ach Herrje, Körpersprache! Das ist doch das Feld,  in dem die Überinterpretation und das Scheinwissen wie Unkraut gedeiht. Ich erinnere mich noch, wie einst Anfang der 90er Erika Berger in den gerade entwickelten frechen TV Formaten über die Körpersprache der Erotik Absurdes („Hat die Frau die Beine übereinandergeschlagen und ihr freier Fuß versteckt sich hinter der Wade des anderen Beines, dann ist sie nicht zugänglich“) pseudowissenschaftlich verpackt hat. Oder andere Schlauberger behaupteten, dass das Fassen an der Nase ein Beweis sei, dass die Person gerade lügt. Und nicht viel besser die ständige Fehlgeneralisierung der Merhabian-Studie.

Aber hier ist eine wissenschaftliche, im Vergleich unaufgeregte Herangehensweise zum Thema Körpersprache mit direkter praktischen Ableitung für Ihren Arbeitsalltag: Amy Cudy, die Sozialpsychologin aus Princeton, demonstriert in diesem erfolgreichen TED Talk die Wirkung unterschiedlicher Dominanzgebärden bei Menschen.

Das schon mal vorab: Zwei Minuten eine selbstbewussten Körperhaltung einzunehmen (z. B. verbreitern der Schultern, aufrecht, gerade Wirbelsäule) hat einen direkten Effekt auf ihr Testosteron- und Cortisolspiegel, sowie auf Ihr Risikoverhalten.

Doch sehen und staunen sie selbst.

Richtiges Loben

Vor kurzem hat mein 2-jähriger Sohn einem anderen Jungen auf dem Spielplatz einen Bagger weggenommen. In manchen Kinderspielplatzsettings gilt das schon als Angriff auf die Menschenwürde. Gut, dass der Vater des Kindes mit seiner Erziehung vorsorgt. Er schrie seinen Sohn an, er müsse sich jetzt durchsetzen und den Bagger zurückholen. Das muss er lernen in Mannheim. Der Junge schaute überfordert aus der Wäsche.

Ach, Erziehung! Erziehung ist wahrscheinlich Glückssache.  Und dabei ist so vieles so gut gemeint. Kinder loben zum Beispiel. Das motiviere. Das Dossier der Süddeutschen über Motivation berichtete letzte Woche über die Stanford Professorin Carol Dweck. Ihre These, zu viel des falschen Lobes demotiviert.

Wie das, wo doch in allen Erziehungsbüchern steht, Lob stärkt das Selbstbewusstsein? Carol Dweck untersuchte die These mit folgendem Versuchsaufbau. Alle Kinder hatten eine relativ leichte Aufgabe zu lösen. Eine Gruppe der Kinder erhielt ein Lob, das auf die Intelligenz des Kindes abzielte („Du bist ja unglaublich schlau“). Die andere Gruppe der Kinder erhielt ein Lob das auf den Fleiß, die Anstrengung der Kinder abzielte („Du hast dich schön angestrengt“).

Was machen nun die unterschiedlichen Rückmeldungen mit den Kindern?  In einem zweiten Teil des Experiments konnten die Kinder nun wählen, ob sie eine schwierigere Version der Aufgabe („Tolle Möglichkeit zu lernen und neue Fähigkeiten zu entwickeln“) durchführen wollen oder eine ähnlich leichte Aufgabe wie die erste („Du wirst sie bestimmt hervorragend lösen können“). 92 % der Kinder, die wegen ihrer Anstrengung gelobt wurden wählten die schwierigere, herausfordernde Aufgabe. Hingegen 67 % der Kinder, die wegen ihrer Intelligenz gelobt wurden nahmen die leichte Aufgabe.

Warum das? Carol Dweck erklärt dies so:

The child or adult hears: oh, you think I am brilliant and talented. That’s why you admire me – that’s why you value me. I better do not do anything that will disprove this evaluation.

Deshalb gehen diese Kinder, die aufgrund der nicht beeinflussbaren Intelligenz auf Nummer sicher. Ihre Strategie ist es leichte Aufgaben zu wählen, damit sie weiterhin als brillant dastehen können. So beschränken sie allerdings ihre eigenen Möglichkeiten, neue Fähigkeiten durch herausfordernde Aufgaben zu entwickeln.
In einer dritten Runde des Experimentes bekamen alle Kinder eine so schwierige Aufgabe, die sie nicht lösen konnten. Die aufgrund ihrer Anstrengung gelobten Kinder arbeiteten länger daran und – wichtig – hatten mehr Spaß neue Lösungswege zu entwickeln. Die aufgrund ihrer Intelligenz gelobten Kinder waren schneller frustriert und gaben schneller auf.

In der letzten Runde sollten alle Kinder noch einmal die erste Aufgabe lösen. Es zeigte sich, dass die mit Anstrengung gelobten Kinder sich um 30 % verbesserten, während die mit Intelligenz gelobten Kinder sich um 20 % verschlechterten.
Lob ist natürlich wichtig. Ausschlaggebend ist was gelobt wird. Konstruktiv ist es, vom Gelobten beeinflussbare Verhaltensweisen wie Anstrengung und Fleiß zu loben. Auf den Kinderspielplätzen Mannheims sollte es demnach demnächst heißen: „Toll, wie du dich anstrengst, dich durchzusetzen!“

Entscheidungen für Entscheidungsbücher

YES:

Decisive

 

 

 

 

 

 

 

 

 

NO:

No

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für das „Decison Book“ brauchen wir nicht viele Zeilen zu verschwenden. Erstanden habe ich es in einer wachsenden amerikanischen Kette, in der sich 30 plus Menschen mit Kleidung jugendlich codieren. Unter den „hippen“ Büchern fand ich auch diesen zusammenkopierten und zusammenhangslosen Quatsch, in dem auf 159 Seiten alle Sozio- und Psychobusinessmodelle  vorgestellt werden. Von der Maslow Pyramide zu dem Flow Erlebnis zu dem Johari Fenster. Was das mit Entscheidungen zu tun hat, erschließt sich nicht immer. Meist nie.

Decisive – How to make better choices in Life and Work hingegen ist ein echter Knaller. Die Gebrüder Chip und Dan Heath beschreiben zunächst die vier Schurken des Entscheidens. Anhand von wirklich zahlreichenden und passenden Beispielen bringen sie uns auf unterhaltsame Art  „Narrow Framing“, „Confirmation Bias“, „Short-term emotions“ und „Overconfidence“ näher. Viele Bücher enden hier. Die Quintessenz ist dann oft: „Ja, ja so rational sind wir gar nicht! Unsere Entscheidungen sind total fehlerbehaftet.“ Doch hier fangen die Autoren erst an.

Zu jeden der vier Schurken gibt es ausreichend Gegenmittel, die wiederum durch passende Beispiele näher gebracht werden: Das richtige Anwenden des Advocati Diaboli, die Gong Show, die eigenen Optionen erweitern, Opportunitätskosten mitdenken, langfristige Konsequenzen von Entscheidungen in Betracht ziehen, Informationen, von denen holen, die sicherlich gegen eine solche Entscheidung wären, die Zukunft nicht als einen Punkt, sondern als Spanne denken und viele mehr.

Nebenbei erfährt man noch, warum  David Lee Roth in seinem Catering Rider eine Glasschüssel voller M&Ms wünscht, allerdings ohne die braunen und wie man innerhalb von fünf Jahren durch schlechte Entscheidungen 1,5 Milliarden Dollar verliert. Das Buch lohnt sich also.

Empathie und Spiegelneuronen

Neulich in einem Seminar erhielt ich auf die Frage „Was ist Empathie?“ die Antwort „Antipathie“. Gut, dass sich jetzt der SPIEGEL in der aktuellen Ausgabe im Titel um diese Frage kümmert, um diese Wissenslücke in der Bevölkerung endlich zu schließen. Sicherlich ein Sommerlochthema, aber wenn man sieht wie der Focus das Sommerloch stopft (Titel: Wie Sex wirklich glücklich macht), dann ist die Geschichte über das Mitgefühl und den Spiegelneuronen die bessere.

Zunächst einmal, dass das geklärt ist, hier die Wikipedia-Definition:

Der Begriff Empathie bezeichnet die Fähigkeit, Gedanken, Emotionen, Absichten und Persönlichkeitsmerkmale eines anderen Menschen oder eines Tieres zu erkennen und zu verstehen.

Das Spannende ist nun, dass diese Fähigkeit trainiert werden kann. Mitverantwortlich für die Empathie sind wohl die sogenannten Spiegelneuronen, erstmalig dokumentiert im Jahre 1992. Spiegelneuronen lösen im Betrachter eines Verhaltens eines anderen Menschen ähnliche Aktivitätsmuster aus, als hätte der Betrachter selbst dieses Verhalten gezeigt. Sähe ich beispielsweise jemanden, der nach etwas greift, entsteht ein ähnliches Aktivitätsmuster „greifen“ bei mir im Kopf, wie bei dem Ausübenden. Emotionaler ausgedrückt, schaue ich James Bond, wie ihm während der Jagd nach Dr. No eine Tarantula über die Hand läuft, dann empfinde ich das mit. Ich erlebe den Ekel und die Angst von Bond und fühle die haarigen Tarantulabeine auf meiner Hand. Dank der Spiegelneuronen.

Durch häufiges Feuern von Neuronen in Verbindung mit anderen Neuronen entsteht eine Bahnung von Synapsen und somit Lernen. Die kanadische Organisation Roots of Empathy führt weltweit Empathietrainings durch.  Eines der Lerngebiete sind Schulen. Die Schüler werden beispielsweise mit Säuglingen konfrontiert und sollen deren Gefühle erraten bzw. mitfühlen. Weinen Mitschüler, ist die Erklärung „Heulsuse“ oder „Mamakind“ schnell von den Beobachtern parat. Das Mitgefühl findet dann weit geringer statt. Weint der Säugling, fühlen die Schüler viel bereitwilliger mit. Was hat er wohl? Warum weint er? Die Spiegelneuronen feuern.

Denkt man das weiter – und das machen manche blitzgescheiten Leute wie der im Spiegel interviewte Neuropsychologe Christian Keysers -, dann lässt sich der Begriff „die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt“ innerhalb dieses Wissens und Denkens spiegeln. „Wir schauen uns nur an und verstehen uns sofort. Der eine weiß, was die andere denkt“ so lautet oft das Eigenmarketing von (meist noch frischen) Liebesbeziehungen. Keyers geht davon aus, dass die Empathie ohne großen kognitiven Aufwand abläuft, die Spiegelneuronen also direkt feuern. Das Wissen, was der andere denkt oder empfindet ist „instant“, das wir als ganzheitlich und unmittelbar erleben.

Eine Entsprechung findet sich mal wieder in der Popkultur. Die ersten beiden Zeilen des aktuellen Albums von The National lauten:

Don’t make me read your mind
You should know me better than that

Empathie ist to know, not to read.

Entscheiden, naschen, glücklich sein

Lassen Sie mich heute einmal von zwei psychologischen Experimenten erzählen:

Das erste Experiment ist detailliert nachzuelsen in „Iyengar, S. S., & Lepper, M. (2000). When Choice is Demotivating“ und geht so:

Zwei wissenschaftliche Hilfskräfte boten verkleidet als Supermarkt Mitarbeiter vorbeilaufenden Kunden die neue Wilkin & Sons Qualitätsmarmelade an. In einer Experimentalbedingung konnten die Kunden von einer Auswahl von sechs Marmeladen testen und in der anderen aus  einer Auswahl von 24. Sie durften dabei so viele  Häppchen von den unterschiedlichsten Marmeladen naschen, wie sie nur wollten.  Getestet wurde, bei welcher Bedingung bleiben die Kunden eher stehen und viel interessanter, bei welcher Bedingung kaufen die Kunden eher eine Marmelade.

In der 24er Bedingung sind ca. 60 % der Kunden stehen geblieben (145 von 242). In der 6er Bedingung nur 40 % (104 von 260). Spannender ist das Ergebnis, wie oft wurde unter welcher Bedingung etwas gekauft. In der 6er Bedingung kauften 30 % der Stehengebliebenen (31 Personen), in der 24er Bedingung lediglich 3 % (4 Personen)

Vertiefende Informationen zum zweiten Experiment finden Sie in „Lyubomirsky, S., & Ross, L. (1999)  Changes in attractiveness of elected, rejected, and precluded alternatives“ und da ist folgendes passiert:

Glückliche und unglückliche Studenten gemessen auf der Skala „Subjektives Glück“ sollten zehn verschiedene Nachspeisen bewerten, welche ihnen das liebste wäre, das zweitliebste und so weiter. Anschließend wurde den Studenten per Losverfahren das Liebste zugeteilt oder per Losverfahren das Liebste verweigert. Letztere  bekamen dann ein ihnen weniger Liebes.

Die Ergebnisse sind wie folgt:

Wurde den Glücklichen ihre Favoritennachspeise zugeteilt, fanden sie diesen noch leckerer.
Wurde den Glücklichen ihr Favoritennachspeise verweigert, fanden sie diese weiterhin gleich wünschenswert, obwohl sie mit einem anderen vorlieb nehmen mussten.
Wurde Nichtglücklichen ihre Favoritennachspeise zugeteilt, fanden sie diese gleich gut wie vor der Zuteilung.
Wurde Nichtglücklichen ihre Favoritennachspeise verweigert, werteten sie diese ab und fanden sie signifikant weniger wünschenswert.

Und jetzt frage ich Sie? Was haben diese beiden Ergebnisse miteinander zu tun und was bedeutet das für Ihr Leben? Darüber muss ich auch noch einmal nachdenken. Bis zum nächsten Post.

Das Wörtchen „weil“

XING Mitglied werdenGestern bekam ich über das soziale Netzwerk XING eine Kontaktanfrage von einer mir unbekannten Person. Soweit nichts Ungewöhnliches. Doch der Text machte mich etwas stutzig:

ich freue mich, wenn Sie mich in Ihr Netzwerk aufnehmen, weil ich Sie sehr gerne zu meinen Kontakten zählen würde.

Fällt Ihnen etwas auf? Die Begründung ist tautologisch (dasselbe sagend). Ausgedrückter Wunsch und Begründung für den Wunsch sind identisch. Wir sollten uns über XING verknüpfen, weil wir dann über XING verknüpft sind.

Das erinnert mich an das Experiment von Langer et al. (1978, geschildert auch in dem Buch „Die Psychologie des Überzeugens“ von Cialdini, ich habe zu den darin geschilderten Einflussnahme-Strategien bereits einen Blogbeitrag geschrieben: „Die psychologischen Tricks der Werbung„). In dem Experiment kommt sehr schön unsere Neigung zum Ausdruck, Begründungen zu erwarten und auf Begründungen zu reagieren. Wenn wir etwas tun sollen, dann möchten wir gerne einen Grund dafür haben. Wenn wir eine Bitte an andere richten, dann sind wir erfolgreicher, wenn wir die Bitte begründen.

Die Sozialpsychologin Ellen Langer und ihre Mitarbeiter haben haben in ihrem Experiment 3 Varianten getestet, um in einer Schlange vor dem Fotokopierer einer Uni vorgelassen zu werden. Variante 1: „Entschuldigung, ich habe 5 Seiten. Könnten Sie mich bitte vorlassen, weil ich es sehr eilig habe.“ Die Erfolgsquote lag bei 94%. Variante 2: „Entschuldigung, ich habe 5 Seiten. Könnten Sie mich bitte vorlassen?“ Die Erfolgsquote lag bei 60%, also deutlich unter der von Variante 1. Begründungen wirken, das war bereits vorher bekannt.

Das Experiment hatte jedoch noch eine weitere Variante. Variante 3: „Entschuldigung, ich habe 5 Seiten. Können Sie mich bitte vorlassen, weil ich Kopien machen muss.“ Was meinen Sie, wie hoch lag die Erfolgsquote? Wenn ich im Einflussnahme-Training die Teilnehmer frage, liegen die Schätzungen in aller Regel unter Variante zwei, also bei weniger als 60%, oft sehr viel weniger, manchmal nahe null.

Überraschenderweise lag die Erfolgsquote von Variante 3 (tautologische Begründung) jedoch bei 93%. Es kommt demnach also gar nicht auf eine stichhaltige Begründung an, sondern wir reagieren eher mechanisch auf das Wort „weil„. Wenn wir analytisch und kritisch die Aussagen ansehen, dann fällt uns auf, dass derjenige, der um den Gefallen bittet, keine neuen Informationen liefert und nur das Offensichtliche bestätigt. Aber wenn die Aufmerksamkeit nicht geweckt ist, reagieren wir automatisch.

Diesen Mechanismus scheint sich der Kontaktanfrage-Schreiber zunutze machen zu wollen. Bräsig, dumpf, anderweitig beschäftigt vor dem PC sitzend, nur noch das „weil“ wahrnehmend, was eine Begründung suggeriert, klicken wir einfach auf „Kontaktanfrage bestätigen“. Vielleicht hat der Kontaktanfrage-Schreiber sich keine Gedanken gemacht, vielleicht hat er über das Langer-Experiment gelesen, vielleicht ist das Ganze sogar ein eigenes Experiment?

Ich habe die Kontaktanfrage nicht bestätigt. Falls Sie mich in Ihr XING-Netzwerk aufnehmen möchten, gerne. Klicken Sie einfach auf das XING-Logo. Bitte mit Begründung, weil ich gerne eine Erklärung hätte. 😉

Daniel Kahneman – Schnelles Denken, Langsames Denken

Es hat etwas gedauert, das 622 Seiten starke Buch zu lesen, aber es hat sich gelohnt. Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman hat sein Lebenswerk mit neusten Erkenntnissen der Psychologie verbunden und mit „Schnelles Denken, langsames Denken“ ein Meisterwerk über die menschliche Informationsverarbeitung verfasst.

Wie der Titel bereits sagt, kann unser Denken entweder schnell wie der Wind sein, Kahneman nennt das dann System 1, oder unglaublich langsam, das nennt er dann System 2. System 1 läuft automatisch ab, ist emotional, unterbewusst und wird von Stereotypen geprägt. Es ist beispielsweise aktiviert bei dem Erkennen von emotionalen Ausdrücken auf Gesichtern, Rechenaufgaben wie 2+2 oder bei Aufforderungen wie „ergänzen Sie  – Brot und … – “.  Bei „Wer wird Millionär“ sind das die Fragen bis 500 €, die in der Regel die wenigste Sendezeit beanspruchen.

System 2 läuft nicht automatisch, ist logisch und bewusst und wir müssen eine große Portion Aufmerksamkeit hineinstecken.  Ein Beispiel? Lösen Sie 17 x 24 (sofern Sie kein Mathematikprofessor sind und dies für Sie eine Aufgabe ist, die automatisch lösbar ist, weil Sie ständig in ihrem Gehirn mit Zahlen jonglieren). System 2 ist anstrengend und System 2 benötigt Zeit. Die Zeit, die sich die Kandidaten bei „Wer wird Millionär“ ab der 16.000 € Frage nehmen.

Da aber unser Gehirn faul ist und das Denken nicht immer mit 16 oder 32 Tausend € vergütet wird, verfällt es gerne in System 1 obgleich das System 2 ab und zu das Adäquatere wäre.

So entstehen all die Denkfehler, die in vielen Publikationen mehr oder weniger interessant aufbereitet werden. Wenn Sie über diese Denkfehler schnell und witzig aufbereitet lesen wollen, also eher mit dem System 1, dann empfehlen wir das hier. Wollen Sie mal wieder ein Buch im System 2 lesen und sich reindenken in Denk- und Entscheidungsprozesse, so dass es knirscht und kracht in Ihren grauen Zellen, dann ist das Buch von Kahneman die Empfehlung.

Eine Frage – aus dem Buch – zum Schluss:

Ein Schläger und ein Ball kosten 1,10 Dollar.
Der Schläger kostet einen Dollar mehr als der Ball.
Wie viel kostet der Ball?

Das Ich, das reicht!

Ein Zitat aus der aktuellen Zeit zu dem Thema Verhaltenstherapie:

„Im Zentrum [der Verhaltenstherapie] steht das Verhalten des Klienten, das sich aus seinen Erinnerungen und Emotionen, Wahrnehmungen und der Beurteilung der Ereignisse zusammensetzt. In diesen Prozess schleichen sich im Laufe des Lebens nur allzu leicht Fehlannahmen ein. Das ist in den meisten Fällen kein Problem – aber bei entsprechender Veranlagung kann ein verzerrtes Welt- und Selbstbild zu viel Kraft kosten. Plötzlich sieht sich jemand ständig persönlich attackiert, wo kein Angriff gemeint war. Oder jemand meint unentwegt Dinge leisten zu müssen, die niemand von ihm verlangt hat.“

Die hier als erste erwähnte negative Konsequenz wird spielerisch von Paul Watzlawick durch seine berühmte Geschichte mit dem Hammer dargestellt. Ständig zu glauben, andere attackieren mich und  können mich nicht leiden, das muss ein schwieriges Leben sein.

Die zweite negative Konsequenz beschreibt die Sorge, mein Ich reicht nicht aus. Ich muss etwas anderes sein als ich selbst bin, um etwas wert zu sein. Viele dysfunktionale Glaubenssätze treiben diese Sorge. Wer morgens aufwacht und den automatisierten Gedanken hat, „ich darf keinen Fehler machen“ oder „alle müssen mich mögen“, wird es sehr schwer haben, den Tag ohne große Enttäuschung zu erleben.

Vieles hilft, um ein psychisch gesundes Leben zu führen. Manchmal reicht ein Blick in die Popkultur, um ein kleine Analogie zu bilden. Im Interview mit zdf.kultur sagte Noel Gallagher letzten Monat auf die Frage, ob er Sorge habe, in seiner Solokarriere zu versagen sinngemäß, dass die Leute zu seinen Konzerten wegen ihm kommen und der Beste, der Noel Gallagher sein kann, bin ich. Nuff said!

Der Wert des Ichs und des Tuns und der Suche nach dem zu machen, was Ich liebe und nicht, was ich glaube, was andere denken, was für mich gut wäre, ist das zentrale Thema von Steve Jobs berühmter Rede an der Stanford University:

You’ve got to find what you love. And that is as true for your work as it is for your lovers. Your work is going to fill a large part of your life, and the only way to be truly satisfied is to do what you believe is great work. And the only way to do great work is to love what you do. If you haven’t found it yet, keep looking.

Das Ich ist der Maßstab mit meiner Zufriedenheit, nicht das, was ich glaube, was die Umwelt glaubt. Erst dann kann das Ich Großes bringen und aus meiner Umwelt ausbrechen. Wie beispielsweise der aktuell Führende der Tour de France Bradley „Wiggo“ Wiggins, der Mod, der seinen Scooter mit dem Fahrrad tauschte:

Kids from Kilburn didn’t become favourites for the Tour – you were either a postman, a milkman or worked in Ladbrokes.

Go Wiggo, wir drücken die Daumen!

Bias, Bias, Bias

Schon oft haben wir hier über die frappierenden systematischen Denkfehler der Menschheit berichtet, Interviews darüber geführt, Bücher, die diese zum Thema haben, gefeiert und dargestellt, wie die Werbung täglich damit umgeht. Jetzt gibt es eine fast erschöpfende Liste zu den Tendenzen, wie wir wahrnehmen und Informationen verarbeiten, so dass wir uns manchmal ein klein wenig selbst belügen:

61 Behavioral Biases That Screw Up The Way You Think

Viel Spaß beim Stöbern und der Selbtserkenntins!

Interview mit Dr. Volker Kitz und Dr. Manuel Tusch

Psycho? Logisch! Nützliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie Volker KitzIm letzten Post habe ich das fantastische Buch „Psycho? Logisch!“ vorgestellt. Jetzt sollen auch die beiden Autoren Dr. Volker Kitz und Dr. Manuel Tusch zu Wort kommen. Hier ein kleines, feines Interview mit den beiden.

Welchen psychologischen Effekt machen Sie sich selbst im Alltag zu Nutze? Haben Sie ein kleines Beispiel?

Volker Kitz:

Viele. Viele. Psychologie ist ja die Wissenschaft vom menschlichen Erleben und Verhalten. Ich persönlich mache mir ganz häufig die Kraft der Habituation = Gewöhnung zunutze. Nämlich einerseits, wenn ich lerne. Ferner lasse ich mich bei unangenehmen Tätigkeiten nie unterbrechen. Denn das würde nur unnötig viele unangenehme Neuanfänge produzieren. Wenn wir durchhalten, dann gewöhnen wir uns viel schneller an etwas Missliches, dann ist es gar nicht mehr so schlimm. Bei schönen Dingen hingegen unterbreche ich mich öfter mal. Dann kann ich immer wieder in das Schöne neu einsteigen. Langeweile Ade. Wirkt wirklich Wunder.

Manuel Tusch:

In unserem Buch beschreiben wir ganz viele solcher Effekte, für jeden Lebensbereich: die Arbeit, das Privatleben, die Kommunikation, die Partnerschaft, den Sex. Ich persönlich bin ein großer Freund von Reframing. Das bedeutet: den Dingen einen neuen Rahmen zu geben. Wenn ich mich über jemanden geärgert habe, dann kann ich das umdeuten. Ich sage mir dann zum Beispiel: Diese blöde Begebenheit hatte auch einen großen Vorteil – ich habe gelernt, wie ich selbst nicht bin oder sein will. So kann ich mich über mich selbst freuen. Oder: Wenn ich einen Fehler mache, dann bin ich im Nachhinein froh. Denn ich habe ja dadurch etwas gelernt und kann mich in Zukunft anders verhalten. Diese vermeintlichen Kleinigkeiten haben einen großen Einfluss auf meine Lebenszufriedenheit.

Welche Ihrer dargestellten Effekte hat Ihrer Meinung nach den größten Wirkungsgrad?

Manuel Tusch:

Ganz ehrlich? Das kann ich nicht beantworten. Jeder Effekt hat seinen eigenen Charme. Das hängt auch ganz davon ab, in welcher Lebenssituation Sie sich gerade befinden und was Sie verändern wollen. Wir zeigen ja extra ein großes Spektrum auf, damit wirklich jeder einen konkreten Nutzen daraus ziehen kann …

Wie kam es zu der Idee zu dem Buch und wie lange dauerte es von der Idee bis zum fertigen Druck?

Volker Kitz (lacht):

Puh, das ist eine gute Frage. Wir haben über die letzten Jahre sehr viele Zuschriften bekommen. Unsere Leserinnen und Leser schreiben uns häufig, welche Themen sie sich noch wünschen, was sie gerne besser verstehen möchten. Wir nehmen das sehr, sehr ernst. Vor knapp 4 Jahren entstand dann die Idee zu diesem Buch. Wir haben sehr intensiv recherchiert, viele Phänomene abgewogen, Literatur gewälzt, um letztlich eine hocheffektive Auswahl zu treffen. Und nachdem so ein Manuskript geschrieben ist, vergehen nochmals viele Monate, bis das fertige Buch dann in den Regalen steht, es gibt noch ganz viele Instanzen zu durchlaufen, denn alles soll ja stimmig sein, Cover, Illustrationen, Layout. Von außen betrachtet glauben Sie gar nicht, wie viele Hände so ein Buch durchwandert und wie viel Herzblut jeder Beteiligte hineingibt. Und am Ende sieht dann alles ganz lockerflockig aus und liest sich wie Butter…

Welche Bücher empfehlen Sie Lesern, die das Thema „psychologische  Effekte im Alltag“ vertiefen wollen?

Manuel Tusch:

Dieses Thema ist bislang noch sehr vernachlässigt, so sind wir ja auf den Trichter gekommen.
Wer sich Strategien wünscht, um mit seinem Job besser zurechtzukommen, dem empfehlen wir

Kitz & Tusch: Das Frustjobkillerbuch – Warum es egal ist, für wen Sie arbeiten (Heyne)

Wer sich 1001 Tricks und Kniffe wünscht, um sein Leben bedürfnisorientiert und glücklichmachend zu gestalten, dem empfehlen wir

Kitz & Tusch: Ich will so werden, wie ich bin – Für SelberLeber (Campus)

Eine wissenschaftliche und gleichzeitig alltagstaugliche Annäherung gibt es bei

Aronson: Sozialpsychologie (Pearson)

Die Psychologie ist wirklich eines der spannendsten Gebiete – viel Spaß beim Lesen und Optimieren!

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden

Woher soll ich wissen, was ich denke, wenn ich nicht höre, was ich sage.“ Eine ironische Bemerkung, die Menschen der Marke Vicky Pollard (Little Britain) beschreibt. Menschen, die durch die Pubertät hindurch sind, ohne dass sie auch nur den Ansatz eines inneren Monologs entwickelt haben.

Doch das Sprechen ohne vorher zu wissen, was ich genau denke, wie ich meine Ahnungen  in Worte formuliere, erfährt eine neue Qualität durch den über 200 Jahre alten genialen Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ von Heinrich von Kleist. Heute würde man Kleist wohl zusammen mit Vicky Pollard in die Überkategorie der Abseitigen und Durchgeknallten stecken. Er veranstaltete eine Art Casting (so würde man jedenfalls heute sagen) und suchte die weibliche Begleiterin, die zusammen mit ihm den 21. November 1811 derart am Wannsee verbringen möchte, dass man erst lacht und trinkt und isst, um sich schließlich dann zu erschießen. Henriette Vogel schaffte es direkt vom Recall in den Tod.

Zu Beginn des Aufsatzes unterscheidet Kleist, ob ich rede, weil ich andere belehren möchte oder ob ich rede, um mich selbst zu belehren. Weiß man bei ersterem nicht, was man sagen will, kommt man schnell in die Kategorie Vicky Pollard. Doch redet man, um sich selbst zu belehren, drängt uns Kleist mit sprachlicher Verve gerade dazu, unsere Vorahnungen in Worte zu fassen.

Es ist ein kleiner schöner Wahnsinn, wie es der Sprachkünstler schafft innere psychische Prozesse zu beschreiben, für die es vor 200 Jahren noch kein Vokabular gab. Vielmehr noch, er nimmt Forschungen der Neuzeit vorweg, wie beispielsweise „Vorbewusstes Wissen“ oder die „Bereitschaftspotentiale“, die aus den Libet-Experimenten bekannt wurden. Bei Kleist heißt das:

„Denn nicht wir wissen, es ist allererst ein gewisser Zustand unsrer, welcher weiß.“

Und damit wir das aussprechen können, was ein gewisser Zustand in uns weiß, dafür brauchen wir jemanden gegenüber, der – so Kleist – unser Gemüt erregt. Diese Aktivierung und die Durchbrechung von Trägheits- und Denkautomatismen, die uns dazu zwingt unser Wissen (unsere Meinung) so zu präsentieren, dass sie vor anderen Bestand hat, führt uns dazu, dass unsere Gedanken beim Reden „verfertigt“ werden. Allmählich!

Jetzt erst, da mein Gemüt durch das Schreiben erregt ist, habe ich genug Aktivierung erfahren, dass ich verstehe, was ich Ihnen sagen will: Lesen Sie den Aufsatz. Bitte. Sofort!

Tasmania Daum

Dies vorweg. Ist es nicht einfach gegen einen taumelnden Verlierer einzuschlagen? Und ist da nicht ein schales Bedürfnis, Menschen zu entlarven und entwickelt sich bei uns nicht eine schlechte Sensationsfreude, die sehen will, wie Menschen reagieren, wenn Sie auf die Verliererstraße kommen, die sie so vorher nicht kannten? Unabhängig davon schreibt König Fußball derzeit wieder eine atemberaubende Coming-of-Age Story: Der Weg Daums zur Demut (hoffentlich).

Der Chefautor Fußball wird begleitet von den mittlerweile harsch kritisierten Medien. Die Journalisten erfreuen sich weiterhin der Alliteration und texten Überschriften, die da heißen „Vom Daum zum Däumling“ oder „Daums Desaster“.

Die Geschichte des Christoph Daum ist auch eine der Selbstdarstellung. Sein Selbstverständnis („der Lautsprecher der Liga“) wurde gerne im kooperativen Wechselspiel der Medien kolportiert. Wo er auftrat, kamen die Kameras samt akkreditierten Journalisten zuhauf. Sein erstes Training in Köln nach langer Abstinenz im Jahr 2006 begleiteten 20 Kamerateams und 9000 beseelte Kölner-Fans. Sein erstes Training bei Eintracht Frankfurt vor 6 Spieltagen übertrug der nun von ihm kritisierte Hessische Rundfunk („hr – Gebühren für gutes Programm“).

Zu Beginn seiner Mission sprach Daum: „Ich will etwas bewegen und den Verein an den nationalen Spitzenbereich ranführen.“ Der ist weit weg. Sein Credo „Visionen schaffen Fakten“ reichte bisher zu 3 von 18 möglichen Punkten. Im gleichen Zeitraum holte beispielsweise der mit einem viel kleineren Etat angetretene 1. FC Kaiserslautern 12 Punkte und steht nun weit vor der Eintracht. Wer hätte das vor der Saison gedacht?

Trotz einer permanenten Medienbeschallung ist es schwer, sich ein Bild zu machen, was alles in und um Daum gerade passiert. Die vielen Interviews, die er seit dem 28. Spieltag im Eintracht Trainingsanzug gibt, zeigen eine deutliche Veränderung in seinem Verhalten. Zu Beginn fast salbungsvoll, die Worte wohl betont, kämpferisch, manchmal gönnerhaft und dozierend. Mittlerweile wirkt er in Interviews schmallippig, fühlt sich schnell angegriffen, von einer Schlagfertigkeit weit entfernt. Das Bild, das uns Daum von Daum vermittelt hat, ist nicht mehr das eines souveränen Zampanos und schon gar nicht das eines psychologisch versierten Motivators.

1989 konnte man nicht nur mit weißen Socken im Sportstudio beeindrucken, sondern auch mit „provokanten Verhalten“. So fand Daum damals, dass die Wetterkarte interessanter sei als der damalige und baldige Bayern Trainer Jupp Heynckes, dass dieser auch Werbung für Schlaftabletten machen könne und – das ist doch ganz interessant vor dem aktuellen Hintergrund – wenn einer so dünnhäutig sei wie Heynckes, hätte er im Trainerbusiness nichts verloren. Uli Hoeneß wird heute milde darüber lächeln können.

1989 konnte man sicherlich die Fußballwelt auch noch beeindrucken mit „Tschaka-Psychologie“, wie es der Sport-Psychologe Bernd Strauß in einem Interview mit HR formuliert. Also Aktionen, für den augenblicklichen Effekt bestimmt, wie über Kohlen laufen, die für den Moment ein besseres Selbstwert vermitteln, bei denen aber die Langzeitwirkung fraglich ist. Mittlerweile hat die professionelle Sportpsychologie Einzug erhalten in den Fußball. Hierbei wird seriöse Arbeit gemacht, die Psychologie nicht verbindet mit Effekten oder selbstdarstellerisch wirkenden Verhalten, sondern Ergebnisse erzielt, wie bei dem Elfmeterschießen der deutschen Nationalmannschaft 2006 im WM Viertelfinale gegen Argentinien.

Daum benutzte das psychologische Moment häufig, um darzustellen, dass er der besondere, der andere Trainer ist, der über den Tellerrand schaut. Er hat so famose psychologische Tricks drauf wie keiner. Zu seinem Antrittsbesuch bei Frankfurt sprach er: „Im Fußball spielt der Kopf immer eine wichtige Rolle. Wenn der richtig funktioniert, dann ist er das dritte Bein und kann den Unterschied ausmachen.“ Uffz! Drei Punkte am Samstag wären den Eintrachtspielern sicherlich lieber als ein drittes Bein, das vor allem Theofanis Gekas im Weg zu stehen scheint.

Dass er Gekas das Tore schießen wieder mit dem pseudowissenschaftlichen NLP (Neurolinguistisches Programmieren) beibringen will, klingt so, als wolle er sagen, er kennt sich aus mit der Psychoszene und ist noch „State of the Art“. Wer ein wenig NLP kennt, wird sich fragen, was konkret Daum mit dem armen Gekas da macht.

Daums Problem scheint mir, dass mittlerweile viele Trainer der Bundesliga seriöse sportpsychologische Hilfe in Anspruch nehmen, die nicht lautsprecherisch ist. Dagegen sieht Daum eher aus, wie ein alter trauriger Mann, dessen Zeit vorbei ist. Die Eisscholle schmilzt. Ich hoffe, er nimmt seine Krise als Chance, sich zu hinterfragen und möge er – auch mit Hilfe seriöser Psychologie – langfristig an Souveränität wachsen.

Positive Psychologie – ein Interview mit Prof. Lars Fend

Der Vorwurf, die Psychologie kümmere sich nur um Störungen und abseitiges Verhalten, wird von den Positiven Psychologen entschärft. Ihre Fragestellungen sind, wie schaffe ich es mit Enthusiasmus zu leben ohne auszubrennen, wie funktionieren gesunde menschliche Beziehungen und wie mache ich das denn, einfach glücklich zu sein. Um das ein oder andere Mal verhilft die Positive Psychologie den Zeitschriften auch zu Titelstories. Vor kurzem machte der Stern mit „Der geheime Code der Liebe!“ auf.

Also wie funktioniert das mit dem glücklichen, erfüllten Leben ohne Esoteriker sein zu müssen? Fragen, die ausgerechnet Martin Seligman nachhaltig beschäftigen, der in den 60er Jahren mit seiner depressiv machenden „Theorie der erlernten Hilflosigkeit“ bekannt geworden ist. Heute ist er weltweit der Protagonist der Positiven Psychologen.

In Deutschland ist Prof. Dr. Lars Fend der Ansprechpartner für das Thema. Er ist neben seiner Lehrstuhltätigkeit als Management-Berater für mehrere DAX-Unternehmen im Einsatz. Ich hatte Gelegenheit ihm einige Fragen zum Thema zu stellen.

Wie definieren Sie „Positive Psychologie“?

Die Positive Psychologie lässt sich verstehen als die wissenschaftliche und praktische Auseinandersetzung mit der Frage, wie Menschen ihre Potenziale entdecken und entwickeln können, um als Individuum und auch als Gruppe glücklicher und erfolgreicher zu leben – sowohl im beruflichen wie privaten Alltag.

Welche Erkenntnisse der Positiven Psychologie setzen Sie persönlich in Ihrem Arbeits- und Lebensalltag ein?

Nun, ich wende je nach Situation verschiedene Erkenntnisse an. Es gibt ja sehr zahlreiche – je nach Kategorisierung über vierzig –, wissenschaftlich bereits untersuchte „Interventionen“, aus denen es die passendsten auszuwählen gilt. Ein Beispiel: Wenn ich im normalen Alltag unzufrieden, mich überfordert oder unglücklich fühle, führe ich z.B. ein Dankbarkeitstagebuch, praktiziere Achtsamkeit und suche unterstützende soziale Kontakte mit Freunden. Meist ist es ja ein Mix aus verschiedenen, geeigneten Maßnahmen, mit denen subjektives Wohlbefinden wirksam verbessert werden kann.

Kann man aus der Positiven Psychologie umsetzbare Anweisungen zu Denk- und Verhaltensweisen ableiten? Wenn ja, welche?

Ja, dies ist für jeden Menschen in diversen Situation sehr gut möglich.
Erste Beispiele habe ich eben genannt. Weitere sind z.B. klare Ausrichtung an wertvollen Zielen, die Momente des täglichen Glücks auskosten, Vergebung praktizieren, den Umgang mit Stress verbessern usw.
Bevor konkrete Denk- und Verhaltensweisen oder -änderungen angewendet werden erscheinen mir allerdings zwei Aspekte besonders erfolgsentscheidend:
Erstens, es gilt diejenigen Denk- und Verhaltensweisen auszuwählen, die zu der jeweiligen Person bestmöglich passen. Einem Menschen, der keinen Sport mag, sportliche Betätigung zu empfehlen macht wenig Sinn. Auch wenn Sport mehrfach wissenschaftlich als geeignete Intervention bestätigt wurde, um subjektives Wohlbefinden zu steigern.
Zweitens: Die Denk- und Verhaltensweisen müssen methodisch richtig eingesetzt werden, um tatsächlich die beste und gewünschte Wirkung zu erzielen. Dies ist ähnlich wie bei Medikationen – auf das richtige Mittel und die richtige Dosierung kommt es an. So zeigen Studien, dass das Schreiben von Tagebüchern vor allem bei denjenigen Menschen zu mehr Glücksempfinden führt, die beim Aufschreiben von Tagesereignissen reflektierend lernend schreiben. Also Formulierungen wie „Jetzt wird mir klarer“ oder „daraus habe ich gelernt…“ verwenden. Welche konkreten Denk- und Verhaltensweisen am wirksamsten sind, ist in den meisten Fällen von der jeweiligen Person abhängig.

Ist es möglich sein Denken – beispielsweise die Abkehr von sozialen Vergleichen – zu trainieren? Wenn ja wie?

Ja – und soziale Vergleiche sind natürlich ein weiteres wichtiges und interessantes Thema. Als ich begann, mich vor über 15 Jahren mit Positiver Psychologie zu beschäftigen dachte ich, dass es für mich u.a. hilfreich sei, mich sozial mit „Schwächeren“ (was immer dies ist) zu vergleichen. Dies in der naheliegenden Hoffnung, mich dann besser zu fühlen. Und gleichzeitig den Vergleich mit „Stärkeren“ (was immer dies ist) zu vermeiden. Und dieser Ansatz ist sehr vielen Menschen natürlich vertraut. Wirkt dies? Mit Einschränkungen und vor allem: nur kurzfristig. Im Hinblick auf nachhaltiges, subjektives Wohlbefinden und langfristige Zufriedenheit sind soziale Vergleiche eher suboptimal.
Interessant hierbei ist das Ergebnis einer Studie, die dieses Phänomen aufgreift und zu dem Ergebnis kommt, dass diejenigen Menschen am glücklichsten sind, die keine sozialen Vergleiche anstreben! Das heißt nicht, dass man soziale Unterschiede nicht erkennt. Die glücklicheren Menschen hatten allerdings ihre eigenen Standards, an denen Sie sich gemessen haben – im Gegensatz dazu, die eigene Gefühlslage durch die Leistungen und Urteile anderer beeinflussen zu lassen.
Wie kann man dies trainieren? Unter anderem durch Achtsamkeit gegenüber den eigenen Denk- und Verhaltensmustern. Immer wenn ich mich sozial vergleiche, was immer seltener der Fall ist, mache ich mir die Wirkungen bewusst und konzentriere mich z.B. auf die Frage, was mir in dieser Situation, nach meinen eigenen Standards, wesentlich erscheint.

Wo hat die Positive Psychologie bereits einen Nutzen für die Arbeitswelt gebracht?

Zwei aus meiner Sicht besonders relevante Bereiche sind zum einen die Entwicklung und der Einsatz von individuellen Stärken, die Mitarbeiter in neuen Gebieten für sich und das Unternehmen einsetzen können. Dazu gibt es zurzeit weltweit drei anerkannte Tests, wobei die Ergebnisauswertung nur der erste Schritt sein kann. Danach gilt es v.a. zu diskutieren, wo und wie diese Stärken noch besser oder mehr eingesetzt werden können. Ein anderes wichtiges Feld ist das Gebiet der „Resilienz“ bzw. der Umgang mit Stress.
Also auf enttäuschende, aber auch sehr herausragend positive Situationen
(Beförderungen) angemessen einzugehen, um nachhaltig erfolgreich zu sein – und weiterhin insgesamt ein hohes subjektives Wohlbefinden zu empfinden.

Wo sehen Sie in der nahen Zukunft weitere Anwendungsfelder der Positiven Psychologie?

In der Zukunft sehe ich vermehrt Anwendungsfelder im Bereich der Schul- und Hochschulausbildung, im Bereich „Management and Leadership Education“ und auch auf volkswirtschaftlicher bzw. gesellschaftlicher Ebene, wenn z.B. „Gross Domestic Happiness Indices“ oder „National Accounts of Well-Being“ ermittelt und verglichen werden – und daraus Programme und Maßnahmen zur Steigerung des subjektiven Wohlbefindens von Gemeinschaften und Gesellschaften abgeleitet werden.

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Authentizität – Worte, Werte, Entwicklung

Was verbinden wir mit dem Begriff Authentizität? Nachdem der vorangehende Beitrag die Wahrnehmung und den Wahrnehmungscharakter der Authentizität in den Mittelpunkt stellte, geht es in diesem Beitrag um Worte und Werte. Und Entwicklung.

Das hier vorgestellte Wertequadrat soll noch mehr Klarheit schaffen. Das Wertequadrat ist ein gedankliches Werkzeug, das Paul Helwig (1967) entwickelte und Friedemann Schulz von Thun als Entwicklungsquadrat für die Persönlichkeitsentwicklung nutzbar machte (Miteinander Reden, Band 2, Kapitel II 3).

Die Grundannahme des Wertequadrates ist (Schulz von Thun, ebd.):

Um den dialektisch strukturierten Daseinsanforderungen zu entsprechen, kann jeder Wert (jede Tugend, jedes Leitprinzip, jedes Persönlichkeitsmerkmal) nur dann zu einer konstruktiven Wirkung gelangen, wenn er sich in ausgehaltener Spannung zu einem positiven Gegenwert, einer „Schwestertugend“, befindet.

Werte und Maßstäbe sollen in einer dynamischen Balance gehalten werden. Ohne die Balance verkommt ein positiver Werte zu seiner entwertenden Übertreibung.

Ein Beispiel: Sparsamkeit und Großzügigkeit sind positive Werte, die in Balance zu halten sind. Völlig übertriebene Sparsamkeit ist Geiz (die entsprechende übertreibende Entwertung). Völlig übertriebene Großzügigkeit ist Verschwendung (die entsprechende übertreibende Entwertung).

Das Werkzeug des Wertequadrates wende ich hier an auf das Thema „Authentizität“ (ähnlich bereits von Schulz von Thun dargestellt als Wahrhaftigkeit vs. Wirkungsbewusstsein):

Authentizität Wertequadrat

Sich geben wie man sich fühlt“ können wir assoziieren mit:

  • Eigene Befindlichkeit frei äußern
  • Für sich selbst einstehen
  • Offen und ehrlich kommunizieren

Situationsbewusst und rollengerecht handeln“ können wir assoziieren mit:

  • Beachten wie man auf andere wirkt, Rücksicht nehmen, höflich sein
  • Ziele und Aufgaben beachten, kooperieren
  • Diplomatisches Geschick an den Tag legen

Die orangenen Felder repräsentieren die entwertende Übertreibung der darüber stehenden grünen Felder. Das Feld „Unbeherrschtheit“ können wir assoziieren mit:

  • Rücksichtslos sein, schonungslos offen sein
  • Ungefiltert alles „rauslassen“
  • Egoistisch sein, sich nicht von anderen beeinflussen lassen

Das Feld „Verstellung“ können wir assoziieren mit:

  • Sich verbiegen, nur den Erwartungen der anderen entsprechen wollen
  • Anderen etwas vormachen, schauspielern, sich inszenieren
  • Hinterlistigkeit, Verschlagenheit

Die grünen Felder repräsentieren das positive Spannungsverhältnis, in dem eine Balance wünschenswert ist zwischen „sich geben wie man sich fühlt“ und „situationsbewusst und rollengerecht handeln“. Nicht das nur eine oder nur das andere sollte angestrebt werden, sondern die Balance bzw. die Integration beider Werte (man denke auch an das Spannungsverhältnis Ehrlichkeit vs. Respekt). Wir Menschen haben ein ganzes Arsenal an Kulturtechniken entwickelt, um Authentizität zu regulieren.

Wir wollen mit uns selbst in Einklang stehen (dazu braucht es Selbsterkenntnis). Wir können aber nicht ausschließlich aus uns selbst heraus agieren, sondern sollten die Situation und auch Erwartungen von anderen Menschen „mitfühlen“ (dazu braucht es Empathie und/oder Verstehen). Sich situationsangemessen und rollengerecht zu verhalten ist das Fundament eines friedlichen und kooperativen Zusammenlebens. Damit  werden wir nicht unauthentisch. Doch wenn eine übertreibende Entwertung in Richtung der Unbeherrschtheit oder der ständigen Verstellung stattfindet, sehe ich ein Problem.

Als Titel für das Wertequadrat schlage ich vor: „Authentizität“. Innerhalb des Wertequadrates möchte ich den Begriff „Authentizität“ dabei vermeiden. Ich möchte dazu anregen, zukünftig mit der Verwendung des Begriffes „authentisch“ genauer zu spezifizieren, wo in diesem Wertequadrat der Sprecher sein Verständnis von „Authentizität“ ansiedelt. Wofür genau tritt der Sprecher ein, wogegen wendet er sich genau? Welche Art von Balance hält der Sprecher für wünschenswert? Damit bekommen wir die Klarheit die wir benötigen, um über das Thema Authentizität zu kommunizieren. Ebenso können wir mit dem Wertequadrat konfrontative Statements und Diskussionen durchschauen.

Ich erwähnte, dass Schulz von Thun das Wertequadrat als Entwicklungsquadrat nutzbar macht. Der Begriff „Entwicklungsquadrat“ soll verdeutlichen, dass aus dem Wertequadrat Entwicklungsrichtungen herauszulesen sind – je nachdem, wo man sich selbst in dem Wertequadrat ansiedelt. Wenn zum Beispiel ein Mensch der Meinung ist „ich bin sehr direkt und offen, habe jedoch festgestellt, dass andere sich häufig verletzt fühlen und sich zurückziehen“, dann könnte er als Entwicklungsrichtung für sich wünschen, diplomatischer aufzutreten (Entwicklungsrichtung von links unten nach rechts oben). Wenn ein Mensch der Meinung ist „ich bin so sehr auf die Anerkennung von anderen aus, dass ich mich selbst verleugne“, dann könnte er als Entwicklungsrichtung für sich wünschen, mehr die eigenen Bedürfnissen zu erforschen und danach zu handeln – egal, was die anderen darüber denken (Entwicklungsrichtung von rechts unten nach links oben).

Ich halte das hier vorgestellte Wertequadrat für sehr gut brauchbar, doch ein Wertequadrat ist niemals objektiv absolut richtig. Daher eröffne ich hiermit die Diskussion: Was halten Sie von dem hier dargestellten Wertequadrat? Welche Anregungen geben Sie?

  1. Teil: Authentizität – eine Bestandsaufnahme
  2. Teil: Authentizität – eine Wahrnehmung
  3. Teil: Authentizität – Worte, Werte, Entwicklung

Authentizität – eine Wahrnehmung

Bei der Authentizität geht es um:

  1. Wahrnehmung (Von wem wird was wahrgenommen? Wer entscheidet, was authentisch ist?)
  2. Worte (Was verbinden wir mit dem Begriff Authentizität?)
  3. Werte (Welche Werte spielen im Spannungsfeld der Authentizität eine Rolle? Welche Werte sollen wir anstreben zu verwirklichen?)

Diese Ebenen müssen wir lernen auseinander zu halten. In diesem Beitrag geht es um den Wahrnehmungscharakter der Authentizität: Handelt es sich bei „Authentizität“ um eine subjektive Wahrnehmung bzw. Selbstbeschreibung des eigenen Ichs (im Sinne von „ich fühle mich authentisch“) oder handelt es sich um eine Wahrnehmung bzw. Zuschreibung von anderen (im Sinne von „du wirkst auf mich authentisch“)?

Authentizität wird von uns als positiv erlebt. Wenn wir uns authentisch fühlen, dann empfinden wir das als angenehm. Wir wir uns selbst sehen und fühlen, ist die eine Seite. Die andere Seite besteht darin, wie wir von anderen wahrgenommen werden (Wikipedia):

Eine als authentisch bezeichnete Person wirkt besonders „echt“, das heißt sie vermittelt ein Bild von sich, das beim Betrachter als real, urwüchsig, unverbogen, ungekünstelt wahrgenommen wird. Dabei muss es sich nicht notwendigerweise nur um die realen Eigenschaften des Betrachteten handeln, sondern es können auch Zuschreibungen von Betrachtern diese Eindrücke verursachen und als Teil einer gelungenen Inszenierung fungieren. Ist die Inszenierung übertrieben, wirkt sie schnell klischeehaft und wird zum Kitsch.

Wir schätzen es, wenn andere authentisch wirken. Das macht andere für uns auch zuverlässiger berechenbar – das Vertrauen wird gefördert. Und das ist wohl auch der Grund, warum Authentizität so gerne behauptet oder inszeniert wird.

Wir können nun Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung kombinieren in ein 4-Felder-Schema. Es gibt vier unterschiedliche Möglichkeiten, eine Situation bzw. eine Wahrnehmung von Authentizität zu klassifizieren:

  1. Ich fühle mich authentisch und wirke authentisch. Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung stimmen überein.
  2. Ich fühle mich nicht authentisch, wirke jedoch auf andere authentisch. Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung stimmen nicht überein. Mir ist das zum Beispiel einmal in einer Supervisions-Situation passiert, dass ich gerade in einer Situation als sehr authentisch wahrgenommen wurde, in der ich mich selbst ausgerechnet gar nicht so authentisch gefühlt habe. Selbst wenn Sie so eine Situation noch nicht bewusst erlebt haben, müssen Sie anerkennen, dass diese Möglichkeit besteht. Denken Sie zum Beispiel an Politiker, die sich ganz gezielt so inszenieren, dass sie von möglichst vielen als „authentisch“ wahrgenommen werden (so ein Politiker denkt sich vielleicht „wenn ich hier eine gute Show abliefere, gelte ich als volksnah“ und genauso funktioniert es auch). Oder denken Sie an die unzähligen Karriere-Ratgeber, die Ihnen Hinweise geben, wie Sie sich verstellen können und mit „Impression Management“ anderen ein echt wirkendes positives Bild abgeben.
  3. Ich fühle mich authentisch, wirke jedoch nicht authentisch. Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung stimmen nicht überein. Dass wir uns authentisch fühlen, bedeutet nicht automatisch, dass wir auch genauso auf alle anderen wirken. Nehmen wir als Beispiel wieder Politiker: Selbst wenn Politiker sich in einer Situation authentisch fühlen (das müssen wir ihnen schon zugestehen, dass das vorkommen kann), gibt es mit Sicherheit Menschen und Medien, die darin „Berechnung“ sehen („das macht der nur, weil es seiner Karriere dient“). Oder stellen Sie sich jemand vor, der „positives Denken“ praktiziert und sich eine Scheinwelt aufbaut, in der er sich gut eingerichtet hat, während andere die Verdrängung durchaus wahrnehmen, somit denjenigen als nicht authentisch empfinden.
  4. Ich fühle mich nicht authentisch und wirke auch nicht authentisch. Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung stimmen überein.

Ich möchte anmerken, dass es sich bei der „Wahrnehmung“ streng genommen eher um Interpretation als um Wahrnehmung handelt. Im Sinne der (von mir so vermuteten) leichteren Verständlichkeit bzw. intuitiven Zugänglichkeit spreche ich hier dennoch von Wahrnehmung, auch wenn diese bereits mit der Interpretation verbunden ist.

Bei Verwendung des Begriffes der Authentizität müssen wir unterscheiden, ob es eine Selbstbeschreibung oder eine Fremdwahrnehmung ist. Ich schlage vor, in Zukunft Formulierungen wie „authentisch sein“ oder „ich bin authentisch“ aus dem Sprachgebrauch zu streichen und auf die Verwendung solcher ungenauen bzw. verschleiernden Formulierungen zu verzichten (es sei denn, man möchte den anderen verwirren). Ich schlage vor, in Zukunft den Wahrnehmungscharakter der Authentizität transparent zu machen, also zum Beispiel zu sagen „ich fühle mich authentisch“ oder „du wirkst auf mich authentisch“. Am besten, mit Bezug zu einer bestimmten Situation, also „ich fühle mich dann authentisch, wenn ich…“ oder „ich erlebe dich authentisch, wenn du…“. Solche Aussagen sind viel klarer und werden das gegenseitige Verständnis fördern.

  1. Teil: Authentizität – eine Bestandsaufnahme
  2. Teil: Authentizität – eine Wahrnehmung
  3. Teil: Authentizität – Worte, Werte, Entwicklung