Digitale Kommunikation: Hasskommentare sehr gut getestet

Die Stiftung Warentest steht für Sachorientierung. Seit über fünf Jahrzehnten werden Produkte und Dienstleistungen in transparenten Verfahren auf Herz und Nieren geprüft.

Hasskommentare stehen für negative emotionale Orientierung. Seit über einem Jahrzehnt schreiben Menschen unreflektiert knackige Zweizeiler mit Rechtschreibfehlern und vielen Ausrufezeichen. Der Inhalt liefert häufig eine respektlose Abwertung einer Meinung, eines Menschen oder einer Institution.

Was passiert nun, wenn diese beiden Orientierungen auf der Facebook Seite der Stiftung Warentest aufeinandertreffen? Ein schönes psychologisches Experiment zur digitalen Kommunikation.  Und die Erkenntnis, dass die Regeln der analogen Kommunikation auch in der digitalen Kommunikation gelten.

Die Großzahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen von Kommunikationsseminaren kennen das 4-Ohren Prinzip von Schulz von Thun. Nachrichten können auf vier verschiedene Weisen gehört werden: Mit dem Sach-, mit dem Beziehungs-, mit dem Appell- und mit dem Selbstkundgabe-Ohr. Aus dem Konfliktmanagement wissen wir, dass konfliktträchtiges Hören häufig durch ein zu großes Beziehungs- oder Appellohr begünstigt wird. Die Betreuer der Stiftung Warentest Facebook Seite haben es sich zur Aufgabe gemacht, alle negativ emotionalen Kommentare mit dem Sach-Ohr zu hören und sachlich darauf zu reagieren.

Stiftung Warentest nennt Ihr Vorgehen in den digitalen Medien Debunking. Dem emotionalisierten Verdacht mit Fakten und Studien begegnen und Quellen oder konkrete Vorschläge von den Kommentarschreibern verlangen.

Stiftung Warentest zeigt, dass noch eine weitere analoge kommunikative Wahrheit für die digitale Kommunikation stimmt. Das Vermeiden von Kommunikation und Aussitzen von Problemen ist zu vermeiden:

USER KOMMENTAR: Ist Euch einmal aufgefallen das solche Leute sich im Angesicht suhlen wenn IHR darauf antwortet. Darauf warten solche Leute nur !!! Was hilft –einfach ignorieren— und fertig.

Stiftung Warentest: Die empirische Erfahrung zeigt was anderes. Überlässt man den Hetzern und Trollen die Kommentarspalten, schaukeln die sich nur gegenseitig hoch. Aktive Gegenrede lässt sie meist sehr schnell sehr kleinlaut werden.

Ein Job bei Google

Auch wenn der aktuelle Spiegel kritisch über die Zukunftsvisionen von Google in seinem Titel berichtet, wollen dort trotzdem unzählige smarte Menschen einen Job. Was es braucht, um so einen zu bekommen, erzählt Laszlo Bock. Er ist dafür zuständig, neue Mitarbeiter bei Google einzustellen.

Durchschnittsnoten von Zeugnissen seine nutzlos, wenn es um Prädiktoren ginge, wer für einen Job geeignet sei oder nicht. Auch eine akademische Ausbildungen ist keine Voraussetzung, um bei Google einen Job zu bekommen. Der Anteil nichtakademischer Mitarbeiter steige stetig. Gerade Menschen, die nicht ein Colleage oder eine Universität oder sogar nicht mal eine Schule besucht haben, aber trotzdem ihren Weg machten, seien die Außergewöhnlichen nach denen Personalverantwortliche Ausschau halten sollten.

Welche Kriterien sind für Bock also relevant?

1) Die Fähigkeit zu lernen

Zunächst einmal benötigen die Bewerber bestimmte kognitive Fähigkeiten. Nicht im Sinne eines starren Intelligenz Quotienten, sondern die Fähigkeit zu lernen. Google setzt strukturierte Verhaltensinterviews ein, um Menschen mit dieser Fähigkeit zu finden. Dieser Selektionsprozess wird stetig entlang der Karriere des Bewerbers validiert.

2) Führung

Es geht nicht darum, ob jemand Präsident des Schachclubs, Schülersprecher war oder innerhalb von Rekordzeit Head of Sales geworden ist. Das ist Google egal. Wichtiger ist das Situative. Wenn ein Problem besteht, wann schreitet jemand ein. Und ist er in der Lage in kritischen Situationen zu führen und – ebenso wichtig – ist er fähig, in der gegebenen Situation auch Macht wieder abzugeben.

3) Verantwortung

Bock nennt als weiteren signifikanten Prädiktor für einen guten Bewerber das Verantwortungsgefühl, um Probleme zu lösen. Probleme sich eigen zu machen und sie in Lösungen zu überführen. Aber – analog zur Führung – auch die Bescheidenheit zu besitzen, von den eigenen Ideen abzutreten, wenn andere die besseren haben. Der hier kursierende Ausdruck ist „intellectual humility“. Ohne diese intellektuelle Bescheidenheit sei der Mensch, unfähig zu lernen. Hotshots von high end Business Schools verfallen zu oft dem Fundamentalen Attributionsfehler. Wenn etwas Gutes für sie passiert schreiben sie es ihren Eigenschaften zu („Ich bin ein Genie“), passiert etwas Negatives sind die anderen oder der Markt daran Schuld. Die Verteidigung des eigenen super Selbstbild steht dem Lernen im Weg.

Wenn Sie, lieber Leser, glauben diese Eigenschaften in sich zu vereinen, schreiben Sie doch mal an Google Germany GmbH. ABC-Strasse 19 20354 Hamburg. Viel Glück.

House of Lies

Was wird nicht alles be- und ausgeleuchtet in amerikanischen Fernsehserien: Anwälte, das Familienleben von Mafiosis, krebskranke Chemielehrer, die Chrysal Meth kochen und verkaufen, amerikanische Präsidenten und deren Beraterstab. Jetzt also auch Unternehmensberater, ihr arbeiten und Lifestyle. „House of Lies“ macht das für uns.

Im Mittelpunkt der Serie steht der eloquente und Maßanzug tragende Marty Kaan, der mit seinem Team jede Woche zu unterschiedlichen Unternehmen fliegt, um möglich viel After Work zu generieren. After Work sei das eigentliche Ziel der Consultants. Es bedeutet die Kunden glauben zu machen, dass ihr Business ohne die Beratung den Bach runter geht. Der einzige Weg, den Niedergang zu verhindern, ist es, die Consultants Woche für Woche wieder und wieder zu buchen.

Wie das erreicht wird, soll die Show zeigen. Marty Kaan lehrt uns: „Schmeichel dem Kunden“, „Frag die Kunden, was sie denken“ und „Benutze nicht verständlichen Jargon“. So ähnlich wusste das schon der Industrielle Hans Immer in „Didi der Doppelgänger“, der mit den drei Floskeln „Ich brauche mehr Details“, „Schreiben Sie es auf – ich beschäftige mich später damit“ und „Das ist nur Ihre Meinung“ seine Firma führte. Womit ja auch bewiesen wäre, dass Consultants auch nur das abgeänderte Wissen als State of the Art verkaufen, was Unternehmer bereits in den 80ern wussten.

Der Charakter des Marty Kaan ist vielschichtiger als das Stereotyp Unternehmensberater zunächst hergeben möchte. Er ist Bösewicht und Held zugleich. Einerseits umtrieben und getrieben, alles für den Auftrag und die Billable Hours zu machen und andererseits leiden wir mit ihm, wenn Erniedrigung und Demütigung durch eine feindliche Übernahme droht.

Es macht irren Spaß den Schauspieler Don Cheadle zuzuschauen. Wie er bei seinen Aufträgen auf Wolken tanzt und ein schier unglaubliches Repertoire an Gesichtsausdrücken zum Besten gibt, ist eine helle Freude. Das kann man von den meist eindimensionalen Nebenrollen leider nicht sagen. Ein Havard-Nerd, den man so oder so ähnlich, schon 100-mal gesehen hat, der zu unrecht selbstverliebte und demnach sich selbstüberschätzende want-to-be Womanizer in britischem Outfit, eine hypersexualisierte sinnentkorkte Ex-Frau und ein Chef, der mit einem Großteil der weiblichen Belegschaft schläft. Die Kurzcharakterisierungen verraten es. Sex spielt eine große Rolle hier. Warum, ist nicht immer ganz ersichtlich.

Insgesamt tatsächlich nett anzusehen, dank dem mighty Marty Kaan, dessen Charakter auf das Buch des ehemaligen Booz Allen Hamilton Consultant Martin Kihn „House of Lies: How Management Consultants Steal Your Watch and Then Tell You the Time“ basiert. Ok, aber Didi der Doppelgänger ist natürlich besser.

Bias, Bias, Bias

Schon oft haben wir hier über die frappierenden systematischen Denkfehler der Menschheit berichtet, Interviews darüber geführt, Bücher, die diese zum Thema haben, gefeiert und dargestellt, wie die Werbung täglich damit umgeht. Jetzt gibt es eine fast erschöpfende Liste zu den Tendenzen, wie wir wahrnehmen und Informationen verarbeiten, so dass wir uns manchmal ein klein wenig selbst belügen:

61 Behavioral Biases That Screw Up The Way You Think

Viel Spaß beim Stöbern und der Selbtserkenntins!

Moderationsjodeln

Bei Moderationsseminaren konnten die längst vergessenen sonntäglichen Talkrunden von Sabine Christiansen stets als gute schlechte Beispiele herhalten. Niemand darf ausreden, ein roter Faden , anhand dem neue Ideen gesponnen werden könnten, lässt man außen vor, wenig Antworten auf ganz andere Fragen, keine Suche nach Problemlösungen und so weiter.

Gut, wenn Frau Christiansen die aktuelle Ausgabe des Deutschen Bahn Magazins mobil liest. Da gibt Maybrit Illner ein paar Tricks und Tipps zur Moderation. Was hilft, wenn es in der Talkrunde oder in der Besprechung zu laut wird, Frau Illner?

Wenn man gar nicht mehr dazwischenkommt, hilft flüstern. Das irritiert alle enorm, und jeder hat die Befürchtung, etwas Wesentliches zu verpassen. Da ist dann schnell Ruhe. Ach ja, oder ich jodle (jodelt zum Beweis). Hab ich auch schon gemacht, das hilft genauso.

Das ist doch eine nette Anregung für alle Moderationstrainer, die eigene Fertigkeiten-Palette zu erweitern und einen Jodelkurs im frühlingshaften Oberbayern zu buchen. Holliadio und schönes Wochenende

Sünde statt Argumente!

Die Beschränktheit der Rationalität war schon öfter das Thema unseres Blogs. So schön wie sie in dem Süddeutsche Magazin Artikel „Argumente? Wen kümmern Argumente?“ von Meredith Haaf dargestellt und uns gleichzeitig aufgezeigt wird, wie wir trotz oder gerade wegen der Irrationalität an unser Ziel kommen können, das verdient einen kleinen Blog Beitrag.

Hier das Substrat und die besten Weitererzählgedanken aus Haaf’s Artikel:

Es gibt viele aussagekräftige Argumente, warum wir umweltbewusster Leben sollten. Man kann zig rationale Berechnungen anstellen und es gibt sogar ein klares Problembewusstsein dafür; allerdings keine Verhaltensänderung. Die Pro-Kopf Emission von Haushalten wurde die letzten Jahre kaum gesenkt. Deshalb ruft nun die American Psychological Association (APA) dazu auf, dass es für uns Menschen in punkto Klimawandel besser wäre, uns selbst zu manipulieren als uns mit Fakten aufzuklären.

Statt Ökomoral braucht der im erweiterten Bereich der Jugendlichkeit befindliche urbane Typ Lifestyle . Anstatt komplizierte Aufstellungen des CO2 Ausstoßes zu verstehen und dann sein Leben zu ändern, müssen in hippen Hochglanzmagazinen die „Fixed Gears“ abgebildet sein, damit man von Auto auf Fahrrad wechselt.

Das Argument, die Rasiercrem bitte nicht zu nehmen, da sie umweltschädliche Stoffe enthält, bringt nicht die gewünschte Verhaltensänderung. Wenn Rachel McAdams in ihrem Blog greenissexy.org allerdings schreibt, die gleiche Rasiercrem trocknet Deine Haut aus, dann greift der Alltagsheld im Drogeriemarkt nicht zu dieser Marke. Die Eitelkeit gibt unseren Verhaltenstakt stärker vor als unsere Vernunft.

Belohnung und Bestrafung kann verhaltensänderungsstärker sein als die Einsicht und die Vernunft. Erzogen durch Computerspiele und erfreut durch blinkende Extralevels, fahren wir in neuen Hybridmodellen umweltbewusster, wenn eine „Leuchttrophäe“ aufleuchtet und uns belohnt.

Auch der ständige soziale Vergleich bringt uns zu umweltgerechteren Verhalten. In einer Gemeinde wurde den Haushalten mitgeteilt, wie viel Energie die Nachbarn verbrauchen. Vielverbraucher reduzierten daraufhin ihren Konsum. Lachende Smileys bei niedrigerem Verbrauch unterstützten diesen Trend.

Für Facebook wird gerade eine Applikation entwickelt, in dem die offenherzigen User auch ihren Energieverbrauch mitteilen können. Vielleicht ist dann bald derjenige, der am wenigsten Wärme produziert, „The New Cool“. Und der Neid treibt alle anderen zum Sparen.

Argumente sind nicht immer die Ursache, die zur Verhaltensänderung führen. Stärker können Eitelkeit und Neid wirken. Richtig eingesetzt, kann man den Todsünden durchaus Positives abgewinnen.

Zahlen Daten Fakten Wahlkampf!

Gestern hat es uns Harald Schmidt deutlich gemacht, was die letzten vier Wochen schon überdeutlich ist. Die scheinbar Rationalisierung des Wahlkampfs nimmt groteske Züge an. Jeder will mit schlauen Zahlen trumpfen und die Gehirnwindungen der Wähler beeinflussen. Der kann nur kopfschüttelnd Lachen, wenn die Zahlenisierung des Wahlkampfs auf die Spitze getragen wird. Genießen Sie es!

15-Jähriger erklärt die Zukunft der Medien

Matthew Robson (15) schrieb als Praktikant bei der Großbank Morgan Stanley ein paar Seiten über die Mediennutzung seiner Freunde zusammen, die nun als „Analystenbericht“ (FTD) Furore machen.

Robson biete „einige der klarsten und aufrüttelndsten Erkenntnisse, die wir je gesehen haben“ meint Edward Hill-Wood, Leiter des Europateams der Medienanalysten von Morgan Stanley. Die Süddeutsche: „Ein 15-Jähriger seziert in einfachen Worten die Medienbranche – und schlägt alle Analysten.“ Die FTD titelt „15-Jähriger lässt Analysten alt aussehen“.

Was ist nun so aufrüttelnd?

  • Zeitung liest niemand, da die Geld kosten und die Beiträge zu lang sind.
  • Fernsehen ist sowas von out, weil mit Werbung durchsetzt und linear.
  • Twitter nutzt niemand, da sich sowieso keiner die Tweets durchliest.
  • Für Musik gibt niemand Geld aus, da es selbst zusammengestelltes und werbefreies Internet-Radio gibt.
  • Geld wird nur ausgegeben für mediale Erlebnisse wie Kino, Konzerte und Spielkonsolen (über die man auch umsonst telefonieren kann).
  • Ansonsten liegt die Zukunft im Internet.

Durchaus nachvollziehbar, jedenfalls was die heutige Jugend betrifft. Der Bericht ist wohl gerade deshalb so eingeschlagen, weil er ohne Zahlen auskommt, dafür auf eigener Erfahrung beruht, ohne Fachkauderwelsch auskommt, dafür deutlich und klar ist, eher banale Erkenntnisse darstellt, dafür auch mal eine heilige Kuh wie Twitter schlecht aussehen lässt. Wahrscheinlich werden diese Punkte lange Ihre Gültigkeit behalten und auch die 15-Jährigen in 10 Jahren werden das so ähnlich sehen. Jedoch vermute ich, dass die heute 15-Jährigen in 10 Jahren ein anderes Medienverhalten zeigen werden. Da werden wir Matthew vielleicht doch hinter einer Zeitung „erwischen“.

„Komm ich jetzt in’s Fernsehen?“
„Ja, Matthew – aber nur, wenn du auch was Gutes über das Fernsehen sagst!“
„Menno!“

Schillers Softskills

schillerMehr als ein Hauch – fast schon eine Böe – Großstadt weht durch die Metropolregion Rhein-Neckar. Die unglückliche Zeitgleichheit des Festivals des deutschen Films im rechtsrheinischen Ludwigshafen und die 15. Schillertage im linksrheinischen Mannheim macht den Wirbel hierzu. Während dort Hannelore Elstner den Preis für Spielkunst empfängt, witzelt Calixto Bieito durchs Publikumsgespräch.

Eine der Veranstaltungen der Schillertage war die beeindruckende Installation „Softskill – Das Jobcenter als moralische Anstalt betrachtet“ von Ulf Aminde. Auch wenn Aminde hier eher die kafkaesken Abläufe in Job-Centern darstellt, allein der Titel bringt mich auf die Idee Schiller zu verbinden mit Weiterbildung und Persönlichkeitsentwicklung. Gleichzeitig hat ein geschätzter Kollege sein Konfliktseminar nach Aristoteles ausgerichtet. Sämtliche im Seminar angewandten Werkzeuge zur Konflikterkennung und -verarbeitung hat er auf Aristoteles zurückgeführt; sei es die bewusste Wahrnehmung, die Fragetechnik, der Dialog oder mit welcher Tugend die Emotionen zu kontrollieren sind.

Da liegt das Gedankenspiel, wie Schiller ein Weiterbildungsseminar aufgezogen hätte, nahe. Als Homo Ludens („Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt!“) hätte das Seminar wohl einen hohen Anteil an Rollenspielen. Schiller hätte eine ganze Reihe von Beispielen der Manipulation in seinem Repertoire und könnte deren negativen Folgen anschaulich darstellen. Eine Reihe von Sinnsprüchen und Zitaten würde er einstreuen, um den Lernfortschritt der Teilnehmer zu beschleunigen („Zu überzeugen fällt keinem Überzeugten schwer). Zum Thema Führung weiß er viel und er zeigt den Teilnehmern Beispiele aus der Geschichte: gerechter Machteinsatz und Einfluss einerseits, Intrige und Demagogie andererseits.

Und wie wäre das Feedback der Teilnehmer? Sie wären wohl begeistert, allerdings gäbe es Passagen in seinen Vorträgen, da sei er sehr emotional gewesen und er konnte seines Furors nicht immer Herr werden. „Zu viel Sturm und Drang“, so schrieb ein Teilnehmer in den Feedbackbogen. „Kein Problem“ dachte sich da der Dichter. Ich melde mich bei Aristoteles an. Der führt bald das Seminar „Tugend – wie kontrolliere ich meine Emotionen!“ durch.

Ein ganz, ganz kleiner Small-Talk

Tatsächlich gibt es unzähliche Bücher, Seminare und Coaches zum Thema Small-Talk. Die Tag-Line „Nie wieder sprachlos“ hat hier Bjarne Mädel auf die Dame eingehauen. Sehr sehenswert!

Und weiter geht’s mit der Anti-Sprachlosigkeit:

Redekunst in der Hölle

In der Hölle bekommen diejenigen eine Chance, in den Himmel aufzufahren, wenn sie des Teufels Aufgabe lösen können.

Der Teufel sagte: „Seht ihr dort die drei Affen? Wenn ihr es schafft nur mit Hilfe eurer Redekunst den ersten zum Lachen, den zweiten zum Weinen und den dritten dazu zu bringen, sich freiwillig in den Käfig einzusperren, gebe ich eure Seelen frei! Da ihr alle gut reden könnt, dürfte das zu schaffen sein.“

Die erste arbeitete bei Mercedes und ging zum ersten Affen. Sie redete und redete, doch der Affe schaute gelangweilt und ignorierte sie. Die anderen beiden ebenso.

„Hinfort ins Höllenfeuer mit dir!!!“ schrie der Teufel.

Die zweite von Microsoft hatte noch weniger Glück. Vom ersten Affen wurde sie beschimpft, vom zweiten bespuckt und vom dritten gebissen.

„Hinfort ins Höllenfeuer auch mit dir!!!“ schrie der Teufel erneut.

Die letzte arbeitete als Selbständige. Sie ging zum ersten Affen und flüsterte ihm was ins Ohr. Der lachte, dass sich die Balken bogen. Der zweite Affe weinte nach ihren Worten wie ein Schlosshund. Der dritte Affe schrie entsetzt auf, sprang in den Käfig, verschloss ihn von innen und schluckte hastig den Schlüssel.

Der Teufel war perplex! „Was… wie hast du…?“ stammelte er.

Die Selbständige sagte: „Dem ersten Affen erzählte ich, was ich tue, dem zweiten erzählte ich, was ich verdiene und dem dritten machte ich ein Angebot.“

Ich habe diese Story etwas modifiziert. Es gibt auch Versionen für die öffentliche Verwaltung, Bahnmitarbeiter, Fussballclubs, Finanzberater, Sekretärinnen (unterschiedlich plausibel, wie ich finde). Wie lautet Ihre Version?

Legitim

„Nicht alles, was einem rechtlich zusteht, nicht alles, was legal ist, ist auch legitim.“

Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, über Boni für erfolglose Banker

Abwrackdenken!

king and queen of the junk yard by iboy_danielGestern habe ich einen schönen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gelesen. Marion Trimborn erklärt uns, warum wir Deutschen die Abwrackprämie so lieben. Das vorneweg, das meiste erklärt sich mit den irrationalen Prinzipien unseres scheinbar so rationalen Denkens.

„Neuroökonomen haben herausgefunden, dass ein Rabatt auf das Gehirn eines Menschen wie eine Prise Kokain wirkt“ schreibt die Autorin. Die tatsächliche rationale Abwägung gelangt außer Kontrolle. Erkennbar auch an den fieberhaft sammelnden Paybackpunktenabhängigen, die lieber ein Produkt teurer in einem Warenhaus kaufen dafür aber 10-fach Punkten dürfen, anstatt das gleiche Produkt im Discounter weitaus billiger, aber dafür ohne Punkte zu erwerben. Häufig kämen die Konsumenten bei den Discountern in Summe günstiger davon, aber ohne den Kick des Dopamins, ein Schnäppchen geschlagen zu haben, macht das Einkaufen eben keinen Spaß.

Als zweiten Grund für die Hingabe zu der Abwrackprämie führt Trimborn die künstliche Verknappung an. Die Prämie ist zunächst auf 600.000 Fahrzeuge begrenzt und läuft nur dieses Jahr. Das kennen wir auch vom Jahrmarkt, wenn jeden Tag das Schild „Nur heute kosten die Lose 1 €“ vor dem Stand hängt. Nur nichts verpassen schreit das Hirn, los schnell hamstern.

Und nun kommt auch noch die Bequemlichkeit ins Spiel – der dritte Grund für Trimborn. Womöglich würden wir für manches Auto, das da in die Schrottpresse gelangt noch mehr als 2.500 € bekommen, „aber das Feilschen liegt den Deutschen nicht“ wird die Verhaltensforscherin Gröppel-Klein zitiert. Lieber wird das Auto einfach bei dem Händler abgestellt und der Preis ist klar als noch über Internet oder Kleinanzeigen einen Käufer zu suchen.

Schließlich und viertens ist es das gute Gefühl, das uns in die Autohäuser der Republik zieht. Trimbond schreibt:

„Der Weg ins Autohaus wirkt auf manchen Konsumenten so, als würde er den vielen schlechten Nachrichten der Wirtschaft trotzen… Am Steuer des neuen Wagens sieht die Welt gleich viel weniger düster aus.“

In diesem Sinne, gute Fahrt in die neue Woche. Weitere dieser Prinzipien finden Sie übrigens in dem Buch Humanomics von Uwe Jean Heuser.

Aufwendungen für Soft-Skills-Trainings können Werbungskosten sein

Eine Pressemitteilung des Bundesfinanzhofs:

Der Bundesfinanzhof (BFH) hat mit zwei Urteilen vom 28. August 2008 VI R 44/04 und VI R 35/05 seine Rechtsprechung zur Abgrenzung von Werbungskosten und nicht abziehbaren Kosten der privaten Lebensführung bei Bildungsaufwendungen fortentwickelt. In beiden Streitfällen hatten leitende Angestellte zur Förderung und Verbesserung der beruflichen Kommunikation an Kursen zum „Neuro-Linguistischen Programmieren“ (NLP-Kurse) und an Supervisionskursen teilgenommen. Der BFH entschied, dass solche Kurse zu Erwerbsaufwand (Werbungskosten) führen können. Er hat hierbei berücksichtigt, dass die erwähnten Beratungsmethoden zur Sicherung und Verbesserung der Qualität beruflicher Arbeit eingesetzt werden und die angestrebten Fähigkeiten (z.B. Kommunikationsfähigkeit) als Bestandteil der Sozialkompetenz („soft skills“) Schlüsselqualifikationen darstellen, die bei der Wahrnehmung von Führungspositionen im Wirtschaftsleben erforderlich sind.

Für eine berufliche Veranlassung derartiger Kurse spricht insbesondere, dass sie von einem berufsmäßigen Veranstalter durchgeführt werden, ein homogener Teilnehmerkreis vorliegt und der Erwerb der Kenntnisse und Fähigkeiten auf eine anschließende Verwendung in der beruflichen Tätigkeit angelegt ist. Entgegen der Auffassung der Vorinstanzen sind private Anwendungsmöglichkeiten der vermittelten Lehrinhalte unbeachtlich, wenn sie sich als bloße Folge zwangsläufig und untrennbar aus den im beruflichen Interesse gewonnenen Kenntnissen und Fähigkeiten ergeben. Nach Auffassung des BFH liegt ein homogener Teilnehmerkreis auch dann vor, wenn die Teilnehmer zwar unterschiedlichen Berufsgruppen angehören, aber aufgrund der Art ihrer beruflichen Tätigkeit (hier: Führungspositionen) gleichgerichtete Interessen haben.