Staatsmann mit Visionen

Bundesarchiv_B_145_Bild-F048646-0033,_Dortmund,_SPD-Parteitag,_Helmut_SchmidtHelmut Schmidt ist tot. Die Trauergemeinde nahm gestern Abschied mit einem Staatsakt in Hamburg. Neben Merkel und Scholz hielt sein enger Freund Henry Kissinger (US-Außenminister von 1973-1977, Friedensnobelpreisträger) eine bewegende Rede. Er würdigt Schmidt als hoch gebildeten Staatsmann, der pragmatisch handelte und sich gleichzeitig an unbeugsamen Prinzipien orientierte. Besonders aufgefallen ist mir dieser Satz (die vollständige Rede finden Sie hier):

Die wichtigsten Qualitäten eines Staatsmannes sind Vision und Mut: Vision, um der Stagnation entgegenzuwirken; Mut, um das Staatsschiff durch unbekannte Gewässer zu steuern.

Und heute? Meiner Meinung nach haben wir heute einen Mangel an Visionen. Wer von unseren heutigen Politikern liefert uns ein Bild von Deutschland in 10 oder 20 oder gar 30 Jahren? Die heutigen Politiker scheuen Visionen wie der Teufel das Weihwasser. Denn wer sagt, was wird, der stört die Stagnation, der rüttelt auf. Wer an der Macht ist, ist geprägt von der Erfahrung, dass Gerhard Schröder für seine Agenda 2010 vom Wähler abgestraft wurde. Seitdem sind Visionen Tabu, sogar eine weithin akzeptierte Vision wie eine Energieerzeugung, die auf erneuerbaren und nicht auf fossilen Ressourcen oder Atomkraft beruht, wird verschämt „Energiewende“ genannt (also ein Vorgang und keine Vision).  Und Optimismus kommt nur sehr unkonkret in Floskeln daher: „Wir schaffen das!“. Der Gestaltungswille richtet sich scheinbar vor allem darauf, Probleme zeitlich nach hinten zu verlagern (gestern Griechenland, heute die Flüchtlingskrise – als hätte jemand den Hebel umgelegt). Mehr Vorausschau, mehr konkreter Optimismus täten uns gut. Lang lebe Helmut Schmidt!

Change Management mit dem Change Modeler

Beim Change Management geht es um die geplante Veränderung in Organsiationen – zur Umsetzung von neuen Strategien, Strukturen, Systemen, Prozessen oder Verhaltensweisen. Aufgrund der hohen Veränderungsdynamik der Märkte ist ist Change Management für die Organisationen zur Daueraufgabe geworden – einerseits. Andererseits, sehr viele Change-Projekte scheitern. Eine besondere Herausforderung besteht in der Komplexität heutiger Organisationen und den Unwägbarkeiten, die ein organisatorischer Veränderungsprozess mit sich bringt. Wie gestalten wir hochkomplexe Systeme? Lineares Denken hilft nicht weiter, und Entscheidung nach Bauchgefühl ist extrem riskant. Daher suchen die Akteure nach Methoden und Systemen, die dem Charakter vernetzter Systeme entsprechen, um Change-Prozesse mit höherer Aussicht auf Erfolg durchzuführen.

In dem Buch „The Race – Change Management mit dem ChangeModeler” wird ein Werkzeug vorgestellt, mit dem sich komplexe Zusammenhänge besser verstehen lassen und damit auch besser managen lassen. Das Tool ist der Consideo Modeler, eine Software zur Visualisierung und Analyse von Zusammenhängen. Dieses Tool kann auch in Change-Prozessen zum Einsatz kommen, wird angereichert mit Modellannahmen über typische Entwicklungen in Change-Prozessen, und wird damit zum “ChangeModeler”.

Beispiele für Fragestellungen in Change-Prozessen: Wie gehen wir um mit dem Leistungseinbruch, der zunächst bei Veränderungsprozessen zu beobachten ist, bevor sich die erwünschten positiven Effekte bemerkbar machen? Wann sollten Mitarbeiter über die anstehenden Veränderungen informiert werden?  Wie werden die Mitarbeiter mit den Veränderungen umgehen? Welche Auswirkungen hat die Einführung eines neuen Leitbilds für Führungskräfte?

Die Faktoren der Veränderung werden identifiziert und die zwischen den Faktoren angenommenen Wirkzusammenhänge werden dargestellt. Damit wird das Netz aus Wirkungsbeziehungen sichtbar, kommunizierbar und (auf Basis der getroffenen Annahmen) simulierbar. Einen entscheidenden Erkenntnisvorteil verspricht die Identifizierung von Rückkopplungen im System. Mit „was wäre wenn“-Szenarien lassen sich konkrete Handlungsempfehlungen ableiten.

Das Buch „The Race“ enthält eine Reihe von Anwendungsbeispielen, wo der ChangeModeler in realen Change-Management-Prozessen zum Einsatz kam. Das klassische Methodeninventar der Workshop-Moderation wird mit dem Modeler um ein Software-Tool bereichert, in dem Vernetzungen in überschaubarer Weise dargestellt und kommunizierbar gemacht werden.

Kopfsache Change

Change! Bewegung im KopfChange! – Bewegung im Kopf“ von Constantin Sander (Coach und Marketingberater) beschäftigt sich mit der Frage, wie man sich selbst verändern kann. Es geht hier um Persönlichkeitsentwicklung (nicht oder nur ganz am Rande um Organisationsentwicklung) und da gilt: „Ihr Gehirn wird so, wie Sie es benutzen“.

Es gibt ein großes Angebot an Ratgeberliteratur und Hilfestellungen für Menschen, die sich verändern wollen. Was unternehmen wir nicht alles, um dem Stress zu entkommen oder um unserem idealen Selbst ein Stück näher zu kommen? Aber vieles hilft dabei nur wenig, zum Beispiel:

  • Kausaldenken und lineares Denken sind auf komplexe Systeme nicht anwendbar.
  • Positives Denken ist oberflächlich und kann keine Probleme lösen.
  • Die Dressierung des inneren Schweinehundes führt meistens nicht weiter, da problematische Anteile bekämpft werden („weg von“), bevor Ziele definiert wurden („hin zu“).
  • Ein Motivationstraining ist oft nur sehr kurzfristig wirksam, denn ein nachhaltig wirksamer Impuls kann nur von innen kommen.
  • Zeitmanagement ist oft keine Lösung. Das Gefühl, in der Tretmühle zu stecken, bleibt.

So funktioniert das nicht. Unser Gehirn folgt gerne ausgetretenen Pfaden und wir müssen unsere Natur verstehen und berücksichtigen, wenn wir unsere Persönlichkeit weiterentwickeln wollen.

Constantin Sander beschreibt eine ganze Reihe von wirksameren Modellen und Prinzipien der Veränderung. Die meisten Erkenntnisse in diesem Buch stammmen aus dem Fundus des Neurolinguistischen Programmierens (NLP). Die Schule des NLP hat viele psychologische Erkenntnisse unter dem Gesichtspunkt der Persönlichkeitsentwicklung zusammengetragen und popularisiert. Dieses Wissen wird angereichert durch neurobiologische Befunde und systemische  Überlegungen.

Wenn wir uns auf die Reise begeben, uns selbst zu verändern, dann sollten wir zum Beispiel diese Punkte berücksichtigen:

  • Wir müssen anerkennen, dass unsere mentale Repräsentation der Wirklichkeit nicht die Wirklichkeit ist, sondern andauernd von unserem Gehirn konstruiert wird: Die Landkarte ist nicht das Gebiet.
  • Komplexe Systeme erfordern systemisches Denken. Das bedeutet beispielsweise, dass wir Komplexität erfassen, aber auch reduzieren müssen.
  • Wir lernen nicht durch die Ansammlung von Wissen, sondern durch Erfahrung (deshalb kann ein Buch nicht ein Training ersetzen).
  • Wir sind grundsätzlich zur Einfühlung fähig (Empathie) und auf Kooperation angewiesen. Wir sind keine rationalen Nutzenmaximierer (homo eoconomicus), sondern Gemeinschaftswesen.
  • Wir müssen unsere Emotionen in den Veränderungsprozess einbeziehen. „Gefühle sind wichtig“ (Gerald Hüther). Wie fühlt sich das an? Ist es stimmig?
  • Wir brauchen Ziele, die uns motivieren. Das erfordert eine Klärung der eigenen Werte und Antriebe. Unliebsame Muster zu bekämpfen ist fruchtlos, solange nicht etwas Neues, Besseres an deren Stelle tritt. Achten Sie darauf, Ziele gut zu formulieren!
  • Am Anfang stehen Entscheidungen. Entscheidungen erfordern Kriterien. Auf welcher Basis entscheide ich?
  • Die besten Motivatoren sind nicht Geld und Boni, sondern positive Erfahrungen.
  • Erkennen Sie Ihre persönlichen Ressourcen (Stärken) und nutzen Sie diese!
  • Wenn Sie wissen, was Sie wollen, probieren Sie es aus (im Kopf)!

Sie sind immer auch „Change Manager in eigener Sache“. Constantin Sander beschreibt viele Ansätze, wie Sie Ihren persönlichen Change Prozess erfolgreich und nachhaltig gestalten können. Unser Gehirn ist auf Lernen ausgelegt, nutzen wir es entsprechend!

Machtfrage Change

machtfrage-changeTorsten Oltmanns und Daniel Niemeyer wollen in ihrem Buch Machtfrage Change zeigen, „warum Veränderungsprojekte meist auf Führungsebene scheitern und wie Sie es besser machen“.

Ausgangspunkt der Überlegungen der Autoren ist die Feststellung: „Mehr als 80 Prozent aller Change-Management-Projekte scheitern“. Als Beispiele für gescheiterte Change-Projekte dienen Unilever und die Bundeswehr (diese Projekte haben ja auch andere Berater verbockt).

Zu Recht stellen die Autoren die Frage, woran es liegt, dass so viele exzellente Konzepte nicht richtig umgesetzt werden und so viele Veränderungsprojekte scheitern. Studien zum Thema stellen fest, dass Veränderungsprojekte vor allem an diesen Faktoren scheitern:

  • Nicht vorhandene Vision
  • Mangelnde Einbindung der Mitarbeiter
  • Schlechte Kommunikation
  • Unzureichende Mobilisierungswirkung
  • Fehlende Erfolgskontrolle / Monitoring

Das sehen die Autoren ganz anders. Das bisherige Change Management sei „sozialpädagogisch“ vor allem auf die Wirkung in der Breite gerichtet. Es mangele aber nicht an Einbindung der Mitarbeiter, sondern an dem gezielten Einsatz von Macht, um die Veränderung durchzusetzen, und zwar auf der Führungsebene.

Die Autoren meinen, dass der alte Konflikt „oben vs. unten“ (vertikale Konflikte) keine Bedeutung mehr habe, die Mitarbeiter seien kooperativer als früher, auch Betriebsräte machten gerne mit, notfalls drohe man eben mit Jobabbau. Die wahren Konflikte beständen auf oberster Führungsebene (horizontale Konflikte), denn besonders in Zeiten der Veränderung möchten die grundsätzlich egoistischen Manager vor allem ihr eigenes Schäfchen ins Trockene bringen und denken dabei nicht unbedingt an das Wohl des Unternehmens.

Der eigentliche Grund für das Scheitern von Change-Projekten liegt in den Konflikten innerhalb der obersten Führungsebene, so die Kernthese der Autoren. Es gehe im Grunde um Macht, und Macht ist eine Dimension, die von der Betriebswirtschaft konsequent ausgeblendet wird, denn dort spukt ja noch der „homo oeconomicus“. Ich finde es gut, dass die Autoren die Begrenztheit der Betriebswirtschaft für menschliches wirtschaftliches Handeln erkennen. Willkommen in die Welt der Soziologie und Psychologie! Ebenfalls positiv finde ich, dass die Begrenztheit rationaler Begründungen für Change erkannt wird. Und sicher haben die Autoren Recht, wenn sie feststellen, dass die Welt sich seit den 80ern verändert hat. Ein wichtiger Argumentationsbaustein der Autoren: Aufgrund der Globalisierung, der Auflösung der Deutschland AG, und höherer Mobilität der Manager seien Loyalität, Kooperation und langfristiges Denken im Management zurückgegangen. Für Manager sei es unter heutigen Bedingungen rational (da kommt er doch wieder, der homo oeconomicus), die eigenen Ziele zu verwirklichen, auch gegen andere Manager und gegen das Unternehmen.

Nebenbei, ich halte dieses Menschenbild der Autoren für problematisch: Menschen sind egoistische Eigennutzmaximierer, reine Opportunisten. Will man Kooperation oder Veränderung, muss man die Menschen mehr oder weniger dazu zwingen.

Für Change-Prozesse bedeute das: Es geht darum, die Interessengegensätze innerhalb der Führung zu unterdrücken und die Veränderung durchzudrücken. Das geht nur mit Macht, und Macht sei also positiv und funktional, ja unentbehrlich in Veränderungsprozessen. Die Machtausübung geschieht schließlich zum Wohle der Allgemeinheit (Machiavelli läßt grüßen). In diesem Punkt heroisieren sich die Autoren mal gleich als Tabubrecher und Provokateure, denn vor Ihnen sei ja noch niemand auf die Idee gekommen, dass es mit machtvoller Durchsetzung vielleicht einfacher und schneller ginge, Veränderungen umzusetzen. Aber schon vor vielen Jahrzehnten gab es das Führerprinzip, und damals ging es ebenfalls um das Verbindlichmachen einer Weltanschauung und die Implementierung von Change.

Die Lösung scheint einfach: Die alleroberste Führung muss die Veränderung anordnen und durchsetzen, fertig. Sie muss die anderen Führungskrafte dazu zwingen, sich nicht in ihren egoistischen Grabenkämpfen auf Kosten des Unternehmens auszutoben, sondern den Wandel zu unterstützen. Das Motto ist „erzwungene Kooperation“. Gehorsam kann man erzwingen, aber Kooperation? Das scheint mir, wie so einiges in diesem Buch, widersprüchlich.

Wie man Change richtig macht (nach Ansicht der Autoren):

Erste Hauptaufgabe im Change-Prozess: Ein Weltbild definieren und als verbindlich verankern. Denn „die Definition von Wirklichkeiten [bedeutet] für die das Unternehmen ein zentrales Machtinstrument“ (Zitat nicht aus „1984“ von George Orwell, sondern aus „Machtfrage Change“). „Übergeordnetes Ziel der obersten Führungsebene ist demnach, das Weltbild für alle verbindlich zu gestalten und zu implementieren, vertikal und besonders horizontal. Dort lauern die größten Gefahren“. Die Autoren nennen das „Framing“. Leider liefern die Autoren keine Beispiele dafür, so dass dieser Ansatz sehr theoretisch wirkt.

Und so definieren die Autoren Macht:

Die Fähigkeit, das eigene Weltbild und dessen Implikationen als verbindlich in einer Organisation durchzusetzen und gleichzeitig andere Weltbilder ins Abseits zu stellen und damit deren Implikationen zu bekämpfen.

Aber ob man es „Frame“ nennt, oder anders: Bei Veränderungen haben immer einige Entscheider im Unternehmen Angst, etwas zu verlieren und es gibt immer irgendwelche Konflikte. Daher muss eine weitere wichtige Aufgabe hinzukommen.

Zweite Hauptaufgabe im Change-Prozess: Durchsetzung der Veränderung und Brechen jeglichen Widerstandes. Zunächst gilt es, alle Manager danach zu klassifizieren, inwieweit sie den Wandel unterstützen oder dagegen sind. Wie kann man das herausbekommen? Man veranstaltet „symbolische Aktionen“, das sind Meetings, Workshops oder Einzelgespräche. Das Sachthema ist dabei quasi nur  der Titelgeber, in Wirklichkeit geht es darum, die Manager aus der Reserve zu locken und zu prüfen, ob ihr Weltbild kompatibel mit dem Frame ist. Danach geht es zur Gleichschaltung: Mitmachen wird mit Anreizen belohnt und Opposition wird mit Sanktionen bestraft. Konflikte werden nicht ausgetragen, sondern „durch einen raschen und entschlossenen Einsatz von Macht entschieden“.

Die Autoren behaupten, mit ihrem Ansatz von Change wären die Change-Projekte bei Unilever und der Bahn nicht gescheitert. Leider geben Sie nicht ein einziges Beispiel, wo ihr Ansatz tatsächlich so durchgeführt wurde und ursächlich zum Erfolg geführt hat. Daher bleibt trotz trommelnder Machtrhetorik das Ganze seltsam blutleer.

Vielleicht ist das Buch auch als Versuch zu verstehen, den schwarzen Peter zurückzugeben. Entscheider engagieren Berater für Change, Change scheitert, Berater ist schuld. Jetzt geben die Berater den schwarzen Peter zurück: Das Top-Management ist schuld – schwache Führung! Und das ist ja oft auch zutreffend – ich selbst und wohl jeder in Change-Projekten Erfahrene könnte entsprechende Geschichten erzählen. Allerdings, ich habe wohl dennoch ein anderes Verständnis von guter Führung als die Autoren. Und ich kann nicht bestätigen, dass die Machtdimension in Change-Projekten bisher ausgeklammert wird.

Vieles bleibt widersprüchlich und viele Fragen bleiben offen.

  • Warum existiert echte Kooperation im Weltbild der Autoren nicht?
  • Warum haben nur Manager etwas zu verlieren, und andere Mitarbeiter nicht?
  • Wo verläuft die Grenze zwischen Entscheiderkreis und den anderen Managern, die folgen sollen?
  • Ist der Ansatz eines übermächtigen die Kommunikation und die Gedanken kontrollierenden Big Brother in der heutigen Welt der freien Kommunikation überhaupt realistisch?
  • Und wenn er realistisch umzusetzen wäre, ist dieser Ansatz wünschenswert und zielführend?
  • Hat nicht genau das „für alle verbindlich gestaltete Weltbild“ zur Entstehung der Finanz- und Wirtschaftskrise beigetragen?
  • Und warum sollte ausgerechnet derjenige, der sich im Wettkampf unter den Managern bis an die Sitze gekämpft hat, soviel mehr das Allgemeinwohl im Auge haben als die anderen Manager (es sind doch alle egoistische Opportunisten)?

Winston Churchill hat gesagt (und das ist eines meiner Lieblingszitate): „democracy is the worst form of government except all those other forms that have been tried from time to time”. Frei übersetzt: Demokratie ist die schlimmste Regierungsform, aber es gibt keine bessere.

Tierisches Management

Tier-Metaphern haben Konjunktur in der Management-Literatur, insbesondere wenn es um Veränderungen geht (Change Management). Beispiele gefällig?

pinguin-prinzipDas Pinguin-Prinzip von John Kotter. Pinguine im Management? Worum bitte schön geht es? Laut Untertitel geht es darum, „Wie Veränderung zum Erfolg führt“. Kotter erzählt uns die Geschichte von einer Pinguin-Kolonie, der das Eis unter den Füßen wegschmilzt. Pinguin Fred erkennt die Gefahr. Fred und sein Team zeigen uns, wie wir schwierige Situationen bewältigen und Veränderungen erfolgreich meistern können.

Das Buch schildert, wie Veränderung funktioniert. Kotter orientiert sich dabei an seinem 4-Phasen-Modell:

  • Vorbereitungen treffen
  • Entscheidungen fällen
  • Aktives Umsetzen
  • Nachhaltigkeit sichern

Wer die Pinguin-Geschichte zu simpel findet, kann „Leading Change“ vom selben Autor lesen, ebenfalls ein Bestseller, und eher im Stil der üblichen Management-Literatur geschrieben.

mause-strategieDie Mäuse-Strategie für Manager von Spencer Johnson. Auch hier geht es um Veränderung, auch hier wird eine Geschichte erzählt. Die Geschichte handelt von Mäusen und Zwergen, die in einem Labyrinth leben. Eines bösen Tages verschwindet ihre gemeinsame Hauptnahrungsquelle, nämlich der Käse (der Original-Titel heißt „Who moved my Cheese?“). Der Käse ist hier ein Symbol für alles, was für uns wertvoll ist. Nun schildert Johnson, wie unterschiedlich die Reaktionen auf Veränderungen ausfallen und welche Strategie zum Erfolg führt.

Was macht diese Bücher so erfolgreich? Es ist im Wesentlichen das Prinzip Storytelling. Der Mehrwert dieser Literatur liegt darin, dass komplexe Sachverhalte und Konzepte in Geschichten verpackt werden, die leicht nachvollziehbar sind und im Gedächtnis bleiben. Durch diese Anschaulichkeit, und die Lebendigkeit der Akteure (z.B. Pinguine), werden die Inhalte leichter transportiert. Wir Menschen hören und lesen eben gerne Geschichten.

Weitere „tierisch“ gute Bücher:

Die Bären-Strategie – In der Ruhe liegt die Kraft von Lothar Seiwert

Fish!: Ein ungewöhnliches Motivationsbuch von John Christensen, Stephen C. Lundin, Harry Paul

Ente oder Adler: Vom Problemsucher zum Lösungsfinder von Ardeschyr Hagmaier

Wenn die Giraffe mit dem Wolf tanzt: Vier Schritte zu einer einfühlsamen Kommunikation von Serena Rust

Der schwarze Schwan. Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse von Nassim Nicholas Taleb

Hering frisst Hai – Lerneffekte aus einer Akquisition

techwnd_72-fresenius-press.jpgMerger und Akquisitionen scheitern sehr häufig. Investoren und Mitarbeitern werden „Synergie-Effekte“ versprochen, doch erstens läuft es anders, und zweitens als man denkt. Bei den Übernahmen von US-Firmen scheitert mindestens jede zweite Übernahme. Das unrühmliche und teure Experiment DaimlerChrysler (1998-2007) ist nur die Spitze des Eisbergs.

Fallstudien von gelungenen Akquisitionen sind eher rar, daher ist der Beitrag der FTD Beilage enable (Juli 2008) über eine transatlantische Übernahme hochinteressant. Es wird geschildert, wie der deutsche Dialyse-Experte Fresenius die fast doppelt so große National Medical Care (Betreiber von Dialysezentren) übernahm; „Hering frisst Hai“ titelte die Presse.

Die Kardinalfehler bei Übernahmen liegen in der Unterschätzung und mangelnden Berücksichtigung der „soft factors“ (immaterielle Faktoren). Es geht also eben nicht in erster Linie um betriebswirtschaftliche Zahlen, wie viele Berater und Manager weis machen wollen, sondern um Kooperation, Akzeptanz und Kultur.

Was hat Fresenius gemacht, um Erfolg zu haben? Dieses sind die Lerneffekte (enable S. 11):

1. Kultur akzeptieren: Viele Amerikaner schrecken zurück vor Chefs aus dem Ausland. Deshalb hat Fresenius die Fusionsgespräche an die eigene Nordamerikatochter delegiert, sodass beide Seiten kulturell und sprachlich auf Augenhöhe waren.
2. Gleiche Rechte: Die Übernahmegespräche werden von Teams geführt, in denen beide Seiten gleich stark und gleichberechtigt vertreten sind. Es geht darum, eine gemeinsame Linie zu finden.
3. Gleiche Chancen: Das Management wird fifty-fifty mit Führungskräften beider Häuser besetzt. Damit wird übernommenen Managern signalisiert: Die Karriere geht weiter. Führungskräfte werden per Handschlag ans Haus gebunden.
4. Kontakt aufnehmen: Führungskräfte von beiden Seiten des Atlantiks müssen sich kennenlernen. Fresenius verpflichtete die deutschen KIinikleiter zu einem USA -Besuch.

Das ist sicher kein Leitfaden für eine erfolgreiche Akquisition, aber für mich wird deutlich, dass Fresenius den „soft factors“ viel mehr Aufmerksamkeit widmet als andere, und dass genau das den Unterschied ausmacht.

Der enable Download ist kostenpflichtig, für FTD Abonnenten kostenfrei.

Enterprise 2.0 – wie weit sind die Unternehmen?

Mindmap Web 2.0 Memes von Markus AngermeierEnterprise 2.0 bezeichnet Social Software, die in Unternehmen eingesetzt wird. Werkzeuge der Enterprise 2.0 sind Blogs, Wikis, Social Bookmarking, Networking Plattformen. Das sind Tools, die wir kennen, aber für Unternehmensprozesse eingesetzt und nicht für alle zugänglich. Also Enterprise 2.0 = Web 2.0 für Unternehmen. Die Palette an Web 2.0 Anwendungen wird noch erweitert durch Anwendungen, die außerhalb von Unternehmen ohnehin sehr wenig genutzt werden, etwa gemeinschaftlich genutzte Projektplanungs-Software. Aufgeschlossene Unternehmen versuchen auf diese Weise, die Zusammenarbeit zu verbessern und den Informationsaustausch auf eine neue Ebene zu hieven.

Die Studie „Enterprise 2.0 in Deutschland“ (Berlecon Research / CoreMedia) hat die Verbreitung und Umsetzung von Web 2.0 Tools in deutschen Unternehmen untersucht. Die Fragestellungen der Studie lauten:

  • Welche sind die wesentlichen aktuellen Herausforderungen beim Austausch von Wissen und Informationen und bei der Zusammenarbeit in Unternehmen?
  • Wie haben sich diese Anforderungen in den vergangenen Jahren verändert?
  • Wie werden Relevanz und Nutzen von Web 2.0-Anwendungen für Unternehmen beurteilt?
  • In welchem Umfang werden Web 2.0-Anwendungen genutzt und welche Gründe sprechen gegen einen Einsatz im Unternehmen?
  • Welche sind innerhalb der Unternehmen die treibenden Kräfte für die Umsetzung von Web 2.0-Konzepten und -Technologien?

Was kam dabei heraus?

Ein Ergebnis der Studie ist, dass Enterprise 2.0 Technologien zu über 90% weder abteilungsübergreifend noch unternehmensübergreifend (ca. zu über 95%) eingesetzt werden. Damit bleiben die Unternehmen weit hinter den technischen Möglichkeiten und verschenken Potenzial. Ohne unternehmensweite Vernetzung bleibt das kollektive Wissen nämlich zum großen Teil ungenutzt.

Zwar erkennt die Hälfte der Fach-Verantwortlichen die Relevanz von Web 2.0 für den Unternehmensalltag, der konkrete Nutzen für die Firmen ist ihnen allerdings unklar. In besonderem Maße gilt das für die Personal-Verantwortlichen; 34% von ihnen kennen Web 2.0 nicht (zum Vergleich: In Marketing und PR sind es nur 14%, die damit nichts anfangen können). Das finde ich bestürzend, denn gerade die Personaler hätten mit Enterprise 2.0 Tools viele faszinierende Möglichkeiten, um Unternehmensprozesse zu gestalten und die Unternehmenskultur zu beeinflussen.

Die Studie belegt auch, dass einige deutsche Unternehmen erfolgreich mit Enterprise 2.0 Anwendungen experimentieren. Auch diese Unternehmen schöpfen allerdings das volle Potenzial nicht aus.

Gehört Enterprise 2.0 die Zukunft?

Langfristig ja, die Vorteile der Vernetzung und Synergiebildung liegen auf der Hand. Kurzfristig nein, denn 62% der Befragten (von denen, die mit Web 2.0 etwas anfangen können) sehen den Nutzen nicht („unklarer Nutzen“) und 53% sehen „hohe Sicherheitsrisiken“. Es mangelt an Ideen, neue Technologien nutzenbringend einzusetzen, und es mangelt an Vertrauen. Wenn man mich fragt: Das dauert noch etwas mit der Enterprise 2.0. Hier sind nicht die technischen Möglichkeiten und die Potenziale entscheidend, die werden sich langfristig durchsetzen, sondern zunächst die Kenntnisse und Einstellungen der Entscheider. Die Treiber kommen am ehesten aus den Bereichen Marketing/PR und der Geschäftsführung. Personaler scheinen den Trend noch zu verschlafen.

Hier wird eine interessante Studie zu einem Zukunftsthema vorgelegt, es sei jedoch angemerkt, dass CoreMedia (Auftraggeber der Studie) selbst Enterprise 2.0 Lösungen anbietet und insofern natürlich von der öffentlichen Resonanz profitiert.

Monkey Business

Chimp (pd)Nehmen Sie einen Käfig mit fünf Affen. Hängen Sie eine Banane an die Käfigdecke und stellen Sie eine Stufenleiter darunter. Nach kurzer Zeit wird ein Affe zur Leiter gehen und versuchen, an die Banane zu kommen. Sobald der Affe die Leiter berührt, bespritzen Sie alle Affen mit kaltem Wasser aus einem Feuerwehrschlauch.

Nach einer Weile wird ein anderer Affe versuchen, auf die Leiter zu steigen, mit demselben Resultat – alle Affen werden mit kaltem Wasser abgeduscht. Dies wiederholt sich bei jedem Versuch, an die Banane zu kommen. Nach einer Weile hindern die Affen jeden anderen vehement daran, die Leiter zu ersteigen.

Bauen Sie den Feuerwehrschlauch nun ab. Falls ein Affe sich der Leiter nähert, wird er von den anderen Affen zurückgehalten, auch wenn sie nicht mit kaltem Wasser bespritzt werden.

Nehmen Sie nun einen der Affen aus dem Käfig und ersetzen Sie ihn mit einem neuen Affen. Der neue Affe sieht die Banane und wird versuchen, sie über die Leiter zu erreichen. Zu seinem Entsetzen wird er von allen anderen Affen angegriffen. Nach einem weiteren Versuch und einem weiteren Angriff hat er verstanden, das er bei jedem Versuch, die Banane zu erreichen, verprügelt wird.

Als nächstes nehmen sie einen weiteren Affen aus der ursprünglichen Gruppe heraus und ersetzten ihn mit einem neuen Affen. Der Neue geht zur Leiter und wird verprügelt. Der zuerst eingewechselte Affe macht bei dem Angriff begeistert mit.

Wechseln Sie einen weiteren Affen aus. Das Spiel wiederholt sich. Der Neue versucht, an die Banane zu kommen und wird angegriffen. Zwei der vier Angreifer haben keine Idee, warum Sie nicht an die Banane durften, oder warum sie den Neuen verprügeln.

Tauschen Sie auch den vierten und fünften Affen aus. Keiner der nun im Käfig lebenden Affen hat die Erfahrung mit dem kalten Wasser aus dem Feuerwehrschlauch gemacht. Dennoch versucht nie wieder ein Affe, die Leiter zu erklimmen.

Warum?

Weil wir das hier schon immer so gemacht haben!

Ich habe diese Geschichte aus dem Englischen übersetzt und kenne den Autor nicht. Ich habe auch einmal gehört, es sei ein tatsächlich stattgefundenes Experiment gewesen. Wie auch immer, die Geschichte ist schön. Falls jemand die Quelle kennt, wäre ich dankbar für die Information.

Guter Vorsatz: Einfach die Welt verändern

Einfach die Welt verändern im Job. 50 kleine Ideen mit großer WirkungDer Jahreswechsel steht vor der Tür und du hast noch keine guten Vorsätze? Oder du hast brilliante Vorsätze, die sind aber so groß, dass die Umsetzung eher wenig wahrscheinlich ist? Wie wär’s dann hiermit: Einfach die Welt verändern.

Märchenhaft? Es geht. Die Formel lautet:

small changes * lots of people = big change

Das ist die Grundidee von We Are What We Do.

Die von David Robinson gegründete Bewegung We Are What We Do will uns inspirieren, mit kleinen Aktionen die Welt zu verändern. Nicht nur der typische Gutmensch, sondern wir alle können mitmachen. Das Buch liefert Ideen und auf der Website kannst du mit „Ich hab’s getan“ deine Aktionen registrieren.

Die Bewegung hat nun auch die Arbeitswelt erfasst: Einfach die Welt verändern im Job. Das Buch gibt 50 einfache Ideen wie man bei der Arbeit die Welt verändern kann. Einfach machen, und dann „Lehn dich zurück. Und beobachte wie sich nicht nur die Büroatmosphäre, sondern auch die Zukunftschancen unseres Planeten, die finanzielle Situation deines Unternehmens und dann die Stimmung deines Chefs verbessern.“

Einige Aktionen aus Einfach die Welt verändern im Job:

„Finde heraus, wo dein Mittagessen herkommt; Gründe eine Fahrgemeinschaft; Verteile mehr Lob; Drucke und kopiere beidseitig; Steig eine Station früher aus und geh zu Fuß; Lächle am Telefon; Verschwende kein Büromaterial; Geh einmal in der Woche pünktlich nach Hause.“

Ich habe begonnen, einfach die Welt zu verändern…