Manager bloggen?!

In Deutschland schreiben nur sehr wenige Top-Manager ein Blog. Wir können hier unterscheiden zwischen den nicht-öffentlichen (unternehmensintern, Intranet, hinter der Firewall) und öffentlichen Blogs (Internet, allen frei zugänglich). Aber deutsche Manager bloggen weder öffentlich noch nicht-öffentlich. Klaus Kleinfeld hat eins geschrieben, erntete viele, aber auch viele böse Kommentare, und sein Nachfolger Peter Löscher schreibt keines. Keine Experimente mehr!

Dabei ist ein Blog ein sehr aktuelles, schnelles, und interaktives Medium mit potenziell sehr hoher Reichweite. Nicht umsonst gibt es einen ganzen Haufen Produkt- oder Markenblogs. Blogs als Werbeinstrument, ja, das kennen auch viele deutsche Unternehmen. Aber Blogs als strategisches Kommunikationsinstrument? Das verstehen viele nicht. Und nur ganz wenige trauen sich.

Ein prominentes Gegen-Beispiel ist der Geschäftsführer der deutschen Bild- und Videoplattform sevenload.de. Das ist nicht etwa das offizielle Sevenload Corporate Blog, das gibt es auch. Nein, Ibrahim Evsan schreibt selbst. Er schreibt öffentlich, gut und authentisch. Selbst ein politisches Statement (wovon PR-Berater dringend abraten) findet sich auf seinem Blog: Werbung für Barack Obama.

Á propos USA, in den USA sieht die Lage anders aus. Blogs sind dort selbstverständlicher Teil der Unternehmens-Kommunikation und häufig sehr professionell gemacht. Vielleicht findet sich eine Erklärung für die Blogfaulheit deutscher Manager im interkulturellen Vergleich? Der IT-Business-Blog vermutet:

„Amerikaner sind darin geschult, zu kommunizieren, Deutsche erklären lieber. Sich überzeugend, leicht verständlich und prägnant auszudrücken, gehört zu den unabdingbaren Soft-Skills einer amerikanischen Führungskraft. Deutsche Manager und Technologieverantwortliche müssen diese Fähigkeit nicht unbedingt haben.“

Da ja alles aus den USA mit Verspätung auch bei uns ankommt, schätze ich, dass unsere Vorstände und CEOs etwaige fehlende Fähigkeiten noch entwickeln werden, und dass eine neue Generation von Managern sehr viel selbstverständlicher neue Medien und Kommunikationsformen nutzen wird. Mitarbeiter, Kunden und die Öffentlichkeit werden es mögen.

Job, Karriere, Business – eine Blogliste

Jochen Mai hat auf seinem Karriere-Bibel-Blog eine Liste veröffentlicht mit Blogs zu den Themen Job, Karriere, Business. Die Liste ist in folgende Rubriken unterteilt:

  • Job- und Karriere-Blogs
  • Bloggende Coaches und Berater
  • Artverwandte Business-Blogs
  • Blogs und Webseiten mit Business-Bezug

Die Liste umfasst im Moment 50 Einträge und wird von Zeit zu Zeit aktualisiert, also vielleicht einfach mal darin stöbern und Neues entdecken!

Nachtrag: Eine Liste englischsprachiger Blogs und Webseiten hat Jochen Mai ebenfalls aufgestellt – Die US-Liste – 50 Blogs und Webseiten für Job und Karriere.

Eine Liste mit Business-Blogs aus dem Umfeld Consulting findet sich bei Top 100 Business-Blogs. [Links entfernt, da die Sieten nicht mehr vorhanden sind – es wird an einem Relaunch gearbeitet]

Eine redaktionell betreute Sammlung von Business Blogs findet sich auf der Blogalm.

Blogs als Indikator für Unternehmenskultur

enable20070711.jpg„Je spitzer die Ellenbogen, desto weniger Wikis und Blogs. Sie funktionieren vor allem in einem kollegialen Arbeitsklima.“ So steht es in der Beilage der FTD enable. In dem Beitrag „Im Bloghaus“ von Swantje Wallbraun wird die Blogkultur der Firma Pentos beschrieben. Jeder Mitarbeiter ist verpflichtet, im Blog über seine Arbeit zu schreiben und erhält auch eine Stunde pro Woche Zeit zum Schreiben und Lesen in Blogs. Die Chefs gehen mit gutem Beispiel voran.

Das ist ein interessantes Fallbeispiel. Die Wirkungen des Bloggens sind vielfältig:

  • Der Zusammenhalt unter den Mitarbeitern wird gestärkt. Insbesondere, weil die Mitarbeiter oft unterwegs sind und eher selten in der Zentrale.
  • Es gibt mehr Meinungs- und Informationsaustausch, sowie Anknüpfungspunkte für informelle Gespräche.
  • Führungskräfte erhalten ein klareres Bild von ihren Mitarbeitern (Schleimer: Vorsicht, reine Selbstdarstellung fällt auf!).
  • Führungskräfte erfahren zunächst einen Machtverlust. Mitarbeiter können sich leichter selbst organisieren und Informationen austauschen.
  • Das kann Führungskräfte zeitlich entlasten. Sie können die Zeit für andere Aufgaben nutzen.
  • Insgesamt erhöht sich die Effektivität in der Zusammenarbeit.

Es ist offensichtlich: Blogs sind ein Indikator für eine offene Unternehmenskultur und einen Führungsstil, der die Mitarbeiter als erwachsene Menschen behandelt.

Es bleibt jedoch eine Gradwanderung, offen und angstfrei schreiben zu lassen und doch keine Interna nach außen dringen zu lassen und unfaire Beiträge zu vermeiden. Nur Mut, bei Pentos klappt das seit vier Jahren!

enable steht für FTD Abonnenten kostenlos zum Download zur Verfügung. Der fast wortgleiche Beitrag „Das Bloghaus“ tut es aber auch. Was Pentos selbst zu ihrem Blogprojekt schreiben: Blogging – eine neue Form des Wissensaustauschs.

Die täglich frische Blog-Empfehlung

Heutiger Blog-Tipp bei Duese5: My Skills – Kommunikation im Business.

Duese5 ist ein Blog, in dem Blogs vorgestellt werden. Und zwar jeden Tag ein neues. Die Blogs werden von Blogger Farlion sorgsam ausgewählt und in ansprechender Weise vorgestellt. Das ist eine gute Vorauswahl und ich kann dann entscheiden, ob das Thema mich interessiert. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele schöneguteinteressante Blogs es gibt und man findet unter den Empfehlungen echte Blog-Perlen.

Telemediengesetz ist relevant für Blogger

Aus einer Meldung der tagesschau.de zum Telemediengesetz (TMG):

Blogger werden zu Journalisten

Auch für Blogger ändert sich etwas durch das neue Telemediengesetz. Einige von ihnen werden nämlich künftig rechtlich wie Journalisten behandelt. Jeder, der eine Internetseite betreibt, die „nicht ausschließlich persönlichen oder familiären Zwecken“ dient, muss zukünftig nicht nur ein Impressum auf seiner Seite platzieren. Handelt es sich um ein „journalistisch-redaktionell gestaltetes Angebot“, müssen die Autoren sogar die gleichen Sorgfaltspflichten erfüllen, die bereits jetzt für tagesschau.de und andere Nachrichtenseiten gelten. Ihre Betreiber sind künftig dazu verpflichtet, alle Einträge auf der Webseite auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Sie können zudem zu Gegendarstellungen verdonnert werden oder eine saftige Abmahnung erhalten, wenn Werbung und redaktioneller Inhalt vermischt werden.

Doch bereits jetzt streiten Rechtsexperten darüber, wo in Zeiten von Web 2.0 die Trennlinie zwischen journalistischen und privaten Telemedien verläuft. Muss ein privates Blog, in dem zwischen Urlaubserlebnissen und Buchrezensionen auch Beiträge zur Bundestagswahl erscheinen, nach journalistischen Maßstäben bewertet werden? Gerichte werden das von Fall zu Fall entscheiden müssen. Dabei könnte ausschlaggebend sein, ob die Internetseite „gewerblich“ betrieben wird, ob der Autor mit ihr also Geld verdient. Und dazu reicht schon eine einzige Google-Adwords-Anzeige.

Blogs sind als Medien vergleichbar mit tagesschau.de? Blogger sind Journalisten? Da fällt mir wieder ein, was BSE heißt: Behördliche Spongiforme Enzephalopathie (Achtung Satire! Im Sinne der Satirekennzeichnungsverordnung).

Wann ist ein Blog „journalistisch-redaktionell gestaltet“?

Wann handelt es sich um den „Hintergrund einer Wirtschaftstätigkeit“? Nur dann, wenn der Dienst gegen Entgelt angeboten wird, oder auch dann, wenn jemand Google-Ads schaltet? Oder, wenn es sich um ein Corporate Blog handelt?

Und diese Fragen sollen nun Gerichte entscheiden?

Die rechtliche Ausgestaltung der Internet-Wirtschaft und der Internet-Öffentlichkeit stellt unsere Volksvertreter vor eine Herausforderung, der sie scheinbar nicht gewachsen sind. Marcel Bartels befürchtet in einem offenen Brief an die Abgeordneten des Bundestages, dass das TMG „halbseidenen Juristen neue lukrative Geschäftsfelder für die Abzocke mit irrsinnig teuren Abmahnungen eröffnen wird“. Kanzlei Dr. Bahr (Hamburg) kommentiert: „Die Legislative offenbart damit erneut anschaulich, wie schon zuletzt im Fernabsatzrecht, ihre Inkompetenz, die tatsächlich wichtigen Probleme des Online-Rechts zu lösen“. tagesschau.de zitiert Markus Beckedahl: „Die Bundesregierung hat im aktuellen Gesetzgebungsverfahren wenig Kompetenz für Internet-Fragen gezeigt. Ich glaube, in den oberen Ebenen der Ministerien befindet sich keiner, der das Internet wirklich verstanden hat“. Eigentlich traurig, kann aber auch Unterhaltungswert haben, z.B. wenn die Union das TMG kommentiert.

Was uns betrifft, wir halten die Augen auf und machen weiter wie bisher.