WikiLeaks – Transparenz und Vertrauen

WikiLeaks beherrscht seit Wochen die Schlagzeilen: Enthüllungen, geheime Dokumente, Julian Assange, Hacker-Angriffe, Pro und Contra WikiLeaks. Ein Riesen-Hype. Es gibt Hardcore-Gegner, die WikiLeaks am liebsten verbieten wollen, die Handlungsgrundlagen entziehen möchten, oder schlimmeres (Sarah Palin rief zur Jagd auf Assange auf). Und es gibt Hardcore-Befürworter, die WikiLeaks, die absolute Transparenz fordern, welche es auch mit Mitteln des Cyberkriegs zu verteidigen gilt. Die Extrempositionen kommen mir vor wie Reflexe, die entweder auf den Erhalt des Status Quo gerichtet sind (der gestrenge Vater, der sagt „das darfst du nicht!“) oder aber antiautoritär-rebellisch sind (das aufmüpfige Kind, das etwas von der Unterhaltung der Erwachsenen aufgeschnappt hat, das jetzt herumerzählt und sich über die entstandene Aufregung freut).

Allein die Person Julian Assange lädt dazu ein, Position zu beziehen. Seine Anhänger sehen in ihm eine Art Heiland, der von finsteren Mächten verfolgt wird. Seine Gegner sehen in ihm einen Brandstifter, dem das Handwerk gelegt werden muss. Ich meine, ohne Vorurteil können wir feststellen, dass Assange mit einer genialen Idee eine ungeheure Dynamik in Gang gesetzt hat und dass er gerne im Mittelpunkt steht. Er gibt auch deshalb eine gute Projektionsfläche ab, weil er nicht frei ist von Widersprüchen: Anderen zwingt er Transparenz auf, sich selbst macht er zum Geheimnis. Er veröffentlicht gerne die Geheimnisse anderer Leute, aber beschwert sich, wenn etwas über seinen Prozess durchsickert. Oder er verweigert der New York Times die Dokumente, weil die einen kritischen Bericht über ihn geschrieben haben (die NYT hat die Dokumente dann vom Guardian bekommen). Bisher hat WikiLeaks noch keine Geheimnisse aus nicht-demokratischen Ländern veröffentlicht (Josef Joffe: „Er benutzt die offene Gesellschaft gegen sie“). Die Veröffentlichungen richten sich gegen die Macht, schaffen aber eine neue Macht, die zudem viel weniger berechenbar ist. Ob er ein Vergewaltiger ist, das haben Gerichte zu entscheiden. Ich stelle eine Hybris fest: Ursprünglich ging es WikiLeaks um Transparenz, heute scheint es Assange eher darum zu gehen, Institutionen in’s Wanken zu bringen (er wolle demnächst Dokumente von Unternehmen veröffentlichen und dann könnten „ein oder zwei“ amerikanische Banken untergehen) – es könnte aber auch typisch amerikanisches Marketing sein.

Jenseits der Extreme gibt es zum Glück besser reflektierte Positionen und fruchtbare Diskussionen. Denn wir müssen uns schon diese Fragen stellen: Dient das Veröffentlichen von geheimen Dokumenten der Demokratie oder beschädigt es sie? Inwieweit wird hier Vertraulichkeit zerstört? Diese Debatte ist wichtig. Sie betrifft die Kommunikation der Mächtigen genauso wie unser aller Kommunikation. Im Kern geht es bei der Debatte um WikiLeaks um das Verhältnis von Transparenz und Vertrauen.

Ich nehme an, wir sind uns weitgehend einig, dass sowohl Transparenz als auch Vertrauen wichtige Werte sind. Es geht um die Balance. Was sollte transparent sein, was sollte auch geheim bleiben dürfen? Sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Konfliktes oder gar Krieges oder steigt diese Wahrscheinlichkeit? Führen solche Veröffentlichungen zu mehr Offenheit oder zu mehr Paranoia? Welche Informationen sollten geteilt werden, und wo gibt es Grenzen – zum Beispiel in Bezug auf unsere Sicherheit? Selbstverständlich haben wir Gesetze, die den Datenschutz regeln. Aber die Frage nach Transparenz und Vertraulichkeit stellt sich nicht nur Geheimnisträgern, sondern uns allen. Wir alle sind immer wieder vor Entscheidungen gestellt, welche Informationen wir vertraulich behandeln und welche wir mit anderen teilen. Und wenn wir unsere Einschätzungen weitergeben, in welchen Ton wir das tun.

Der Spiegel (wie auch die Blätter New York Times, Guardian, Le Monde und El País) veröffentlichten WikiLeaks-Dokumente und begründen das damit, dass dadurch besser zu verstehen ist, wie die Welt funktioniert. Und sie können sich auf einen Präzedenzfall berufen, nämlich die Begründung für den zweiten Irakkrieg. Die Öffentlichkeit wurde falsch informiert und hätte bei höherer Transparenz den Krieg vermutlich nicht gebilligt. Die Pro-Position lautet:

Die Veröffentlichungen von Wikileaks tragen zu Erkenntnisgewinn und Aufklärung bei. Sie verändern unseren Blick auf die Welt und auf die, die sie lenken. Wir sollten dankbar dafür sein.
(Axel Kintzinger in der FTD)

Die Contra-Position lautet:

Wikileaks zerstört einen Prozess der Meiniungsbildung, ohne den weder Politik noch Alltagsleben gelingen können. Es erstickt damit einen wichtigen Teil demokratischer Kultur.
(Joachim Zepelin in der FTD).

Ulrich Greiner (DIE ZEIT) argumentiert, dass Datenschutz wichtig ist. Wir wollen nicht, dass der Staat oder x-beliebige andere Zugriff erhalten auf unsere persönlichen Daten. Gleiches gelte für Institutionen:

Diskretion schützt auch die Institutionen. Kein Rechtsstaat wäre möglich, wenn jeder Stand der Ermittlungen ruchbar würde; keine wissennschaftliche Arbeit, wenn alle Schritte zu ihrem Ergebnis vorzeitig bekannt würden; und keine gute Zeitung, wenn interne Verständigungen allesamt öffentlich würden.

Greiner plädiert für ein Verständnis unterschiedlicher Rollen, die ihren geschützten Raum brauchen:

Auf dem Spiel steht etwas anderes, nämlich eine kulturelle Errungenschaft: die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Kommunikationsformen und Sprechweisen zu unterscheiden. Der kultivierte Mensch weiß in der Regel genau, welche Worte er unter welchen Umständen zu wählen hat. In seinen vier Wänden spricht er anders als im Büro, am Stammtisch anders als in der Konferenz. Mit mangelnder Aufrichtigkeit hat das nichts zu tun, sondern mit jener Interdependenz, die entwickelte Kulturen immer ausgezeichnet hat. Nur Kinder und Narren plappern überall dasselbe. Alle anderen aber sollten wissen, dass die differenzierte Gesellschaft ein differenziertes Verhalten erfordert. Als Vater muss ich anders sprechen denn als Vorgesetzter und wieder anders als Freund, als Geschäftspartner, als Zeuge, als Kontrahent.

Ähnlich äußert sich Joachim Zepelin in der FTD und schlägt folgendes Gedankenexperiment vor:

Stellen Sie sich vor, jeder Satz, den Sie an einem Tag mit jemandem besprochen haben, würde im Internet stehen: Was Sie über Ihren Kollegen sagen, über Ihre Kinder, einen Wettbewerber oder die lieben Verwandten. Wir brauchen Raum für geschützte Überlegungen, um zu raten und zu beraten, ohne gleich die Betroffenen vor den Kopf zu stoßen.

Zuviel Transparenz zerstört Vertrauen.

Der Sinn der Offenheit besteht darin, dass die Mächtigen sich besser verhalten – und dass wir ihnen stärker vertrauen können. Anstatt sie als Feinde zu betrachten, sollten wir wissen, was sie vorhaben, und vielleicht etwas mehr Mitspracherecht dabei bekommen, was sie tun.
(Esther Dyson in der FTD, 17.12.2010)

Transparenz fördert Vertrauen.

Transparenz zerstört Vertrauen – Transparenz fördert Vertrauen. Beides ist möglich.

Es wird für uns immer eine Herausforderung bleiben, eine Balance zwischen Transparenz und Vertraulichkeit herzustellen. Ich sehe einen dritten Weg zwischen Geheimhaltung und totaler Transparenz: Respektvoll kommunizieren. Respektvoll auch gegenüber nicht anwesenden. Dafür ist ein hohes Maß an kommunikativem Geschick nötig und eine gehörige Portion Empathie. Es wird wohl fast jedem von uns schwerfallen, sich gar nicht mehr abfällig über andere zu äußern (das ist ja auch so schön selbstwerterhöhend und gemeinschaftsstärkend) – ich halte das jedoch zumindest für  eine lohnenswerte Übung für die Entwicklung der eigenen Achtsamkeit. Stellen Sie sich vor, alles was Sie sagen oder schreiben, wird im Internet veröffentlicht: Was würden diejenigen empfinden, über die Sie sich äußern?

Soziale Rendite: Alexander Artopé (smava) im Interview

smava_artope-2.jpgsmava ist Deutschlands erster Online-Marktplatz für Kredite von Mensch zu Mensch. smava soll Anlegern und Kreditnehmern einen bedeutenden finanziellen und sozialen Vorteil ermöglichen. Ähnlich wie eBay den Verkauf von Gütern zwischen Menschen im Internet ermöglicht, überträgt smava die Idee des privaten Geldverleihens zwischen Menschen auf das Internet.

So sieht smava sich selbst. Und wie funktioniert das?

Kreditnehmer geben online in einem Kreditprojekt bei smava an, wie viel Geld zwischen 1.000 Euro und 25.000 Euro sie für welchen Zweck benötigen und wie hoch der Zins ist, den sie zu zahlen bereit sind. Nun erhalten Kreditnehmer Gebote von Anlegern, die an der Rendite sowie dem Thema interessiert sind. Falls mehrere Anleger ein Kreditprojekt finanzieren, werden diese für den Kreditnehmer zu einem einzelnen Kreditvertrag gebündelt.

Geld zu leihen oder zu verleihen ist jedoch etwas heikler als ein typischer eBay-Deal. My Skills fragt Alexander Artopé, Mitgründer und Geschäftsführer der smava GmbH:

1. Bei Krediten geht es um Vertrauen. Warum sollte ich einem Menschen Geld anvertrauen, den ich gar nicht kenne?

Artopé: Weil dieses Vertrauen durch eine objektive Prüfung entsteht, auch ohne, dass ich den entsprechenden Kreditnehmer persönlich kenne. Hierfür sind die wichtigsten Komponenten die Identitäts- und Einkommensprüfung. Zusätzlich nutzt smava als Merkmal der Kreditwürdigkeit den SCHUFA-Score, der in Deutschland allgemein anerkannt ist. Ferner haben wir noch eine Reihe zusätzlicher „Kennzahlen”, die Anleger unterstützen, die für sie richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Performance der Anleger in 2008 belegt, dass man Geld verleihen kann, ohne die Person vorher zu kennen.

2. Was tut smava konkret, um das Vertrauen der Marktplatz-Teilnehmer untereinander zu stärken?

Artopé: Grundlage ist neben den bereits erwähnten Prüfungen und Indikatoren die Tatsache, dass die Identität der Beteiligten nicht offen gelegt wird. Auf dem smava Marktplatz kennt man jeweils nur die „Pseudonyme”, nicht die Klarnamen der anderen Personen. Ferner besteht die Möglichkeit, sich in unserem Forum auszutauschen. Die Möglichkeit einer Gruppe beizutreten, ist eine weitere vertrauensfördernde Maßnahme.

3. Kommunizieren Kreditnehmer und Anleger nur über den Geldfluss oder auch direkt miteinander?

Artopé: Anleger und Kreditnehmer können sich gegenseitig über die Platform smava Nachrichten zukommen lassen. Somit ist auch die Möglichkeit zur direkten Kommunikation gegeben. Auch hier wird die Identität der Beteiligten geschützt.

4. Ein Kreditnehmer fühlt sich oft in der Rolle des Bittstellers. Kann ein Geschäftsmodell das ändern?

Artopé: Ja, das ist ein ganz entscheidener Vorteil, den unsere Plattform Kreditnehmern bietet. Für smava ist es ein wichtiges Ziel, dass der Marktplatz das Verhandeln auf „Augenhöhe” ermöglicht. Wie? Kreditnehmer wählen bei smava den Zins, den sie zu zahlen bereit sind – und nicht die Anleger.

5. Was verstehen Sie unter: „Soziale Rendite„?

Artopé: Soziale Rendite entsteht, wenn ein Anleger die Themen auswählt, die ihm persönlich auch am Herzen liegen. Beispielsweise Solarenergie, Aus- und Weiterbildung oder das Schaffen von Arbeitsplätzen. Zudem unterstützt er mit seinem Geld auch andere Personen bei der Umsetzung Ihrer Ideen!

Mehr bei smava.de und im smava Blog.

Reziprozität – wenn jemand Ihnen eine Cola schenkt

Coca-Cola by James Temple (cc)Der Psychologe Dennis Regan führte 1971 ein Experiment durch. Eine Versuchsperson sollte an einer Studie zum „Kunstverständnis“ mitwirken. Das wahre Experiment hatte jedoch ein anderes Thema. Eine zweite Person im Warteraum war nur scheinbar ein Versuchsteilnehmer, in Wirklichkeit war sie Regans Assistent. Zwei Untersuchungsbedingungen zeigten besonders interessante Ergebnisse. In einigen Fällen tat der Assistent unserer Versuchsperson einen kleinen Gefallen, indem er kurz den Raum verließ, mit zwei Colas zurückkam, und eine Cola der Versuchsperson schenkte. In den anderen Fällen war alles ganz genau so, nur ohne Cola. Später bat der Assistent die Versuchsperson, ihm Lose abzukaufen.

Wenn ich im Seminar die Frage stelle, ob die Anzahl der gekauften Lose sich unterscheidet, dann liegen alle Teilnehmer richtig: Die Versuchspersonen, die vorher eine Cola erhalten hatten, kaufen viel mehr Lose als die anderen, und zwar im Durchschnitt doppelt so viele. Dieses Experiment ist eine Demonstration der Reziprozität.

Was ist Reziprozität?

Die meisten Menschen haben das Bedürfnis, sich für einen Gefallen erkenntlich zu zeigen. Menschen sind motiviert, für eine Leistung eine Gegenleistung zu erbringen. Wie du mir, so ich dir. Einer hilft dem anderen und umgekehrt. „Du gießt meine Blumen, ich gehe mit deinem Hund gassi“. Das ist das Reziprozitätsprinzip bzw. die Reziprozitätsregel (Prinzip der Gegenseitigkeit).

Warum gibt es Reziprozität?

Auf den ersten Blick erscheint reziprokes Handeln vielleicht als ökonomisch unvernünftig, ja riskant. Ich habe schließlich keine Garantie, dass ich jemals etwas zurückbekomme. Dennoch ist dieses Verhalten rational und zudem etwas zutiefst Menschliches. Warum gibt es also Reziprozität?

Auf diese Frage gibt es zwei Antworten, die zusammen hängen. Die erste Antwort ist eine aus evolutionstheoretischer Sicht. Menschen haben im Laufe der Sozialevolution gelernt, anderen etwas zu schenken und konnten damit rechnen, dass das Geschenk etwas beim anderen bewirkt, dass es also nicht völlig umsonst war. Das hat den Austausch von Ressourcen und Ideen gefördert. Es konnten sich Systeme gegenseitiger Unterstützung und des Handels entwickeln.

Menschliche Gesellschaften haben einen deutlichen Wettbewerbsvorteil von der Reziprozitätsregel. (Robert B. Cialdini)

Die zweite Antwort ist eine auf der Beziehungsebene. Jemand, der sich immer nur geizig, undankbar und egoistisch verhält, wird bald keine Freunde mehr haben. Es geht darum, nicht als Abzocker geächtet zu werden, sondern Vertrauen und Beziehungen aufzubauen.

Fortsetzung: Reziprozität im Praxiseinsatz

Korruption – wie werden wir sie los?

Corrupcio_diners2 (pd)Insgesamt verursachen Korruption und Wirtschaftskriminalität 57 Prozent aller polizeilich erfassten Schäden – obwohl sie nur 1,3 Prozent aller Delikte ausmachen (Korruptions-Check).

Auf dem Transparency International Korruptionsindex liegt Deutschland nur auf Platz 16.

Was tun? Zunächst müssen gesetzliche Rahmenbedingen entsprechend gestaltet werden. Aber auch die Unternehmen selbst stehen in der Pflicht und können schon sehr viel tun, bevor der Gesetzgeber eingreift. Es wird oft gefordert, die Unternehmenskultur zu verändern. Das ist natürlich richtig, aber auch sehr allgemein. Ich möchte hier zwei spezifischere Empfehlungen geben:

1. Potenziell korrupte Mitarbeiter frühzeitig aussortieren

Es gibt neuerdings einen Test, der verspricht, Integrität zu messen, der Psychologische Integritätstest PIT. „Es existiert eine grundlegende psychologische Dimension ‚Integrität’, die erfasst, inwiefern ein Mensch ein erhöhtes Risiko für schädigendes Verhalten aufweist. … Eine Person mit niedrigen Integritätswerten ist anfälliger für Problemverhalten. Die Palette reicht von unerlaubten Fehlzeiten, Beschädigung von Firmeneigentum über Diebstahl bis hin zu Veruntreuung, Betrug und Korruption.“ Das sagt Dr. Jens Hoffmann, Psychologe an der TU Darmstadt. Der PIT erlaubt es nicht nur, Leute mit sozialschädlichen Verhaltenstendenzen zu selektieren. Studienergebnisse aus Nordamerika zeigen, dass Stellenbewerber mit hohen Testergebnissen in einem Integritätstest auch insgesamt beruflich erfolgreicher und leistungsbereiter sind.

2. Anreizsysteme verändern

Korruption darf nicht belohnt werden nach dem Motto „es ist egal, wie jemand zum Erfolg kommt“. Es darf keine Beförderung und keine Gehaltserhöhungen geben, wenn die geschäftlichen Erfolge auf Korruption oder antisozialem Verhalten beruhen. Es muss von der Unternehmensführung unmissverständlich klar gemacht werden und vorgelebt werden, dass Korruption nicht geduldet wird. Korruption muss konsequent geahndet werden. Ehrliches und faires Verhalten muss belohnt werden, selbst wenn man vermutet, dass ein korrupter Mitbewerber den Auftrag erhalten haben sollte.

Auf Dauer zahlt sich diese Strategie aus.

Korruption im Business

„In der Korruptionsaffäre bei Siemens ist der frühere Zentralvorstand Thomas Ganswindt verhaftet worden. Er sitzt wegen dringenden Tatverdachts in der Schmiergeldaffäre in der Justizvollzugsanstalt Landsberg in Untersuchungshaft.“ Ex-Siemens-Vorstand inhaftiert, Financial Times Deutschland von heute, 13.12.2006.

Es geht hier nicht um Siemens, wir hatten die VW-Affäre und viele andere davor.

Muss man das Spiel mitspielen, ist das „Ehrgeiz“, „Sportsgeist“, „knallharte Ergebnisorientierung“? Oder ist das „kriminell“?

Ob es kriminell war – das festzustellen, bleibt den Gerichten überlassen. Ich denke aber, dass Ganswindt und Konsorten sich selbst nicht als Kriminelle gesehen haben. Wahrscheinlich sind sie überzeugt, „das Beste“ für das Unternehmen zu tun. Nun, was für ein Desaster! Es geht um mehr als „nur“ hunderte von Millionen Euro. Was für ein Vertrauensverlust, was für ein Imageschaden. „Kontraproduktiv“ ist gar kein Ausdruck.

Zunächst, Ethik ist ein Wirtschaftsfaktor ersten Ranges. Das wird immer dann besonders deutlich, wenn es einen Mangel an Ethik gibt. Zweitens, diese Individuen schädigen sich selbst nachhaltig. Beides scheint schwer zu verstehen zu sein für manche Vertreter unserer wohlgebildeten Elite.

Führung braucht Werte, sonst ist sie hohl und wenn jemand hinter die Fassade schaut, bricht alles zusammen.