Kommunikations-Desaster FCK

fck-k.gifMein Kollege Ulrich Hinsen vom Management-Radio schränkte seine Freude über den Sieg seines heimatnahen Clubs TuS Koblenz über den 1. FC Kaiserslautern ein, Koblenz sei ja kein Verein, an den man sein Herz verschenkt. Das Verschenken des Herzens ist allerdings gerade die Crux von Millionen von Pfälzern, die mit all ihrer Emotionalität an dem FCK hängen. In dieser desaströsen Saison habe auch ich als leidenschaftlicher Fan neue Dimensionen des Leidens erfahren und bin hier in neue Sphären der Enttäuschtheit und Ohnmacht vorgedrungen. Das Bild, das der einst so prächtige und stolze Club aus der Pfalz heute im März 2008 abgibt, ist erbärmlich.

Wie konnte es dazu kommen? Hier sind hauptsächlich Fehler im Kommunikationsverhalten zu nennen:

Kommunikations-Desaster Vorstandssprecher: Der Ex-Wirtschaftsminister aus Rheinlandpfalz Hans-Artur Bauckhage versprach bei der ordentlichen Jahreshauptversammlung vergangenen Dezember, man könne ihn verhaften, wenn er nicht bald den finanzstarken Investor herbeischaffe. Heute drei Monate später – ohne neuen drigend benötigten Investor – sagt er: „Ich habe das auch gesagt, um den Leuten Mut zu machen.“ Auch wegen dieser Aussage wurde der damalige Aufsichtsrat und Vorstand entlastet.

Kommunikations-Desaster Vorstandsvorsitzender: Erwin Göbel sei dem Vernehmen nach Eintracht Frankfurt Fan. Das wäre in etwa so, als würde auf dem Genfer Autosalon die Meinung vorherrschen, Dr. Zetsche fahre privat lieber BMW. Ansonsten will er laut Frankfurter Rundschau „eigentlich gar nicht mit der Presse reden“. Gute Öffentlichkeitsarbeit sieht anders aus.

Kommunikations-Desaster Image: Einst war der FCK das gallische Dorf der Bundesliga. Stellte den übermächtigen Bayern eins um andere mal ein Bein und stand Synonym für Zusammenhalt und Kampfbereitschaft. Heute ist Verein wie Mannschaft keine Einheit mehr. Im Umfeld gibt es zirkulierende Schuldzuweisungen ehemaliger und aktueller Verantwortlicher, Gerichtsverfahren, Grüppchenbildung in der Mannschaft und viele verschwundene Gelder. Die Pressearbeit kann man getrost als nicht vorhanden bezeichnen.

Kommunikations-Desaster Mannschaft: Der vor kurzem entlassene Trainer Kjetil Rekdal hielt seine Mannschaftssitzungen teilweise in englischer Sprache ab. Das war wohl der kleinste gemeinsame Nenner in einer internationalen Mannschaft: gebrochenes Englisch. Erst der neue Trainer Milan Sasic, seines Zeichens Kroate, hat nun Deutschunterricht verordnet.

Die Enttäuschung der einzig wirklich erstligatauglichen Stakeholder des Vereins – nämlich der Fans, ist Woche für Woche nach jedem neuerlichen Nackenschlag in dem hervorragenden Online Fanzine „Der-Betze-brennt!“ nachzulesen. Wie jetzt auch heute, nach dem trostlosen torlosen Unentschieden am Sonntag, das den FCK einen Schritt weiter in die 3. Liga führt.

Der Traditionsverein FCK mit all seiner Emotion und Leidenschaft taumelt am Abgrund. Währenddessen etablieren sich Vereine wie VfL Wolfsburg oder TSG Hoffenheim im Profifußball, Vereine, an die man noch weniger sein Herz verschenken würde, als an die TuS Koblenz.