In einem Buchladen in Australien sah ich das Buch „Six thinking hats“ von Edward De Bono im Regel neben The Picture of Dorian Gray, The Great Gatsby und Breakfast at Tiffany’s stehen. Alle aus der Klassik Reihe „Popular Penguins“. Wow, ein moderner Klassiker in einer Reihe mit Oscar Wilde und Truman Capote, eine absolutes Verkaufsargument. Doch zunächst widerstand ich diesem Impuls. Als aber in dem Seminar „Kommunikationsstrategien für Führungskräfte“ ein Teilnehmer eine Diskussion mit Hilfe der 6 Hüte leitete und damit eine Businessidee geboren war, die auch noch über das Seminar wirkt, habe ich mir das Buch „De Bonos neue Denkschule“ zugelegt.
In einfachen klaren Worten erklärt De Bono das Denken, wie es bei uns Durchschnittsmenschen abläuft und wie sich über die Zeit Muster der Denkfehler in diesen Informationsprozess einschleichen. Als anschauliches Beispiel zeigt er auf, dass Menschen sich zuerst eine Meinung bilden und dann erst nachdenken, warum. Um den Selbstwert zu erhöhen („meine Meinung ist eh die richtige“, „Ich habe es immer schon gewusst“) werden jetzt vermehrt Information gesammelt, die konsistent mit dieser Meinung sind. Informationen und Argumente, die entgegen dieser Meinung stehen, werden automatisch abgewertet. Das führt zu Urteilsfehlern. Gerade intelligente Menschen sind dafür anfällig. Ihnen fällt es einfacher, Informationen zu finden, die mit Ihrer Meinung konsistent sind.
Er schlägt als Gegenmittel PMI vor: Plus, Minus, Interesse. Also bevor man sich seine Meinung bildet, erstmal überlegen, was gibt es da Positives, was Negatives und was Interessantes. Nicht gleich sagen „Grundeinkommen ist der falsche Ansatz, weil…“, sondern erst einmal denken: Was sind Vorteile von Grundeinkommen, was Nachteile und was gibt es dazu für interessante Aspekte.
Neben den PMI gibt es eine Reihe weiterer „anderer Denkansätze“, die entgegen unseres intuitiven, manchmal eben auch dysfunktionalen Denken arbeiten. De Bono hält diese Denkansätze meist in drei großen Buchstaben fest: AMA (Alternativen, Möglichkeiten, Auswahl), BAF (Berücksichtige alle Faktoren), EBS (Erforsche beiden Seiten). All das und natürlich noch mehr soll uns helfen besser, smarter, bewusster zu denken.
Die meisten seiner Gedanken machen Spaß. Leider gewinnt man mit zunehmenden Lesen den Eindruck, dass Herr De Bono keine bescheidene Seele ist. Der Leseweg zum neuen Denken ist gepflastert mit vielen Verweisen auf seine anderen Bücher und was er alles entwickelt (Puzzles und Spiele) hat; auch dass er einen Begriff zu dem Oxford Dictionary (laterales Denken) beigetragen hat, liest man mehrmals.
Wenn man dies ausblendet, ist der Spaß am verbesserten Denken ein schönes Lesevergnügen zwischen den Jahren, und bestimmt auch danach. Frohes neues Denken!