Am Samstag veröffentlichte die Süddeutsche in Ihrem Wochenendteil ein Interview mit Angela Merkel geführt von Anne Will.
Auflagenträchtig beleuchtet Anne Will noch einmal die spektakuläre Elefantenrunde nach der Wahl 2005, in der Gerhard Schröder die Kirche im Dorf gelassen hatte und behauptete:
Glauben Sie im Ernst, dass meine Partei auf ein Gesprächsangebot von Frau Merkel bei dieser Sachlage einginge, in dem sie sagt, sie möchte Bundeskanzlerin werden.
Anne Will glaubt, dass das Schweigen Angela Merkel hier geholfen habe. Merkel selbst kommentiert die Situation:
Ich war verwundert. Das gehörte dann eher zu den Situationen, wo man sagt: Wollen wir doch mal gucken, was jetzt noch passiert.
Zu dem Thema Schweigen allgemein, meint Angela Merkel:
Ein ausgewogenes Verhältnis von Reden und Schweigen ist etwas Schönes. Es ist ein hohes Maß an Vertrautheit, wenn Menschen miteinander schweigen können. Viele halten das ja gar nicht aus, und es wird dann doch sehr leichtfertig einfach etwas vor sich hin gesprochen.
Das erinnert mich an das, was der Kollege Ulrich Hinsen vom management-radio mir mal erzählte. Miles Davis lies in seinen Stücken absichtlich Töne weg, so dass der Hörer die Sequenz für sich weiterdenken und entwickeln muss. Das Weggelassene regt zum Nachdenken und zur Kreativität an. Das gleiche gelte eben auch für den kommunikativen Bereich. Gerade das „Sich-nicht-äußern“ zu einem Sachverhalt, das Weglassen eines finalen Gedankenganges kann Bände sprechen. Allerdings ist dann weniger kontrollierbar, was der andere jetzt denkt. Das hängt dann viel stärker von ihm als von mir ab.
Wie dem auch sei, einfach mal schweigen zu können ist ein Ausdruck von Stärke. Nicht zu allem Plappern und noch was draufsetzen, sondern einfach mal seine letzten Worte wirken lassen…