Der Storyteller – ein Interview mit Samir Kandil [Teil II]

My-Skills fragt weiter. Samir Kandil antwortet weiter. Die Fragen und Antworten eins bis drei finden Sie hier >>>.

4.) Die Managementliteratur schaut in allen Ecken und Enden nach Inspirationen. Es gibt ja eine Reihe Bücher aus dem Bereich der Zoologie (Das Pinguin-Prinzip, Die Mäuse-Strategie für Manager) oder der Populärpsychologie. Glaubst Du die Theaterwelt ist ein Wissensschatz, der für Managementfertigkeiten Wissen bereit halten könnte?

Begrenzt. Das Leben hingegen: unbegrenzt.

5.) Die Theaterwelt ist begrenzt? Das Leben unbegrenzt? Ist Theater nicht Leben auf der Bühne? Eine Kunstform des Lebens?

Absolut. Aber wenn man sich beim Theater Inspiration sucht, hat man andere bereits eine Vorauswahl treffen lassen.

Das kann die Sache zwar einerseits erleichtern – man muss die Welt ja auch erst einmal lesen können -, andererseits muss man sich auch vor Augen halten, dass die Theaterdichter oft an nichts Geringerem interessiert waren als an der Erhebung der Seele und der Sicht des Guten, Wahren und Schönen. Ziele, die sich wahrscheinlich selten genug mit rein ökonomischer Gewinn-Maximierung verbinden lassen. – Aber vielleicht sollte ich gerade deshalb sagen: Führungskräfte, geht ins Theater und schaut Euch „Macbeth“ an und besucht einmal in der Woche einen Rezitationsabend, wo „Die Bürgschaft“ gebracht wird.

6.) Ein ideales Unternehmen sollte allerdings nicht so einäugig sein und reine Gewinnmaximierung im Sinn haben. Die Balanced Score Card fordert ja Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit und Innovation als Kenngröße. Kannst Du Dir ein privatwirtschaftliches Unternehmen vorstellen, das von den Idealen, von denen Du sprachst, geleitet ist?

Ich kann mir ein privatwirtschaftliches Unternehmen vorstellen, das von jemandem geleitet wird, der diese Ideale hat. Es wäre sogar wünschenswert.

Ein wirtschaftliches Unternehmen will materiellen Gewinn erwirtschaften, philosophische Betrachtungen sind eher am Erkenntnisgewinn um seiner selbst willen interessiert. Aber ich halte es für einen Trugschluss und für eine Unterschätzung der menschlichen Fähigkeiten, dass sich die Begabungen zur Gewinnerwirtschaftung und die zur Kontemplation ausschließen sollten.

Die Schnittstelle ist das menschliche Gewissen.

7.) Was ist Deine Agenda 2010? Welche Projekte stehen an?

Ich mache weiter mit meinem Leseprogramm „Todsicher, Liebling!“ und meinem Stück „Ich wär´ dann Ihr Gegner, Mr. Bond!“

Bei „Ich wär´ dann Ihr Gegner, Mr. Bond!“ weiß ich, dass ich eine neue Form gefunden habe, mit dem Publikum gemeinsam Theater zu machen und „Todsicher, Liebling!“ gibt mir die Möglichkeit, meinen Hang zum epischen Kammerspiel und in gewisser Weise auch meinen Hang zum Kino auszuleben.

Aber es kommt noch etwas dazu: Ich habe in diesem Jahr einen Roman geschrieben, den ich am liebsten schon 2010 veröffentlichen würde.

8.) Um was geht es in dem Roman? Wird eine Geschichte erzählt?

Ja, es wird eine Geschichte erzählt. Der Roman handelt vom Aufstieg und Fall eines größenwahnsinnigen Verbrechers, der sich zeitweilig als Bühnenkünstler versucht.

9.) Wo wird man von der Veröffentlichung erfahren?

Auf www.samirkandil.de!

Lieber Samir Kandil, vielen Dank für die Antworten!