Der dritte Spieltag der Fußballbundesliga steht vor der Tür. Aber auch unter der Woche hat uns König Fußball wieder einige Brisanz und vor allen Dingen Konflikte, Konflikte, Konflikte geliefert.
Zunächst brüllte Oliver Kahn in dem Blog Fanorakel „Erfolg braucht echte Führungsspieler!“ und kritisierte die Spielergeneration Lahm / Schweinsteiger, dass sie oftmals nur Konsens und Anpassung suche und nicht den Mitspieler zu maximaler Erfolgsbereitschaft antreibe. Schnell hatte man den Eindruck, Kahn kümmert sich um sein eigenes Image und sorgt sich, dass sein Typ weniger in Medien und Vereinen gefragt sei, eingedenk des Debakels von Effenberg bei Gladbach, ein schönes Pöstchen zu ergattern und eingedenk der selbst mit der Brille der Realsatire oberlangweiligen Blappergplätschers Kahns mit Frau Müller-Hohensteins im ZDF. Also stieß er die Debatte an, dass Deutschland echte Kerle (wie ihn) braucht, um internationale Titel zu gewinnen. Lahm war es zu Recht egal.
Die nächste Auseinandersetzung lieferte uns die Soundanlage der TSG Hoffenheim und die Fans des BVBs. Bei Schmähgesängen des Dortmunder Anhangs gegen Dietmar Hopp in der Rhein-Neckar Arena in Sinsheim setzte es laute Störgeräusche im Hochfrequenzbereich Richtung Gästeblock. Ein BVB Fan erstattet Strafanzeige wegen Körperverletzung. Die Polizei Heidelberg ermittelt. Der Kern dieses Konfliktes liegt wohl in der Fragestellung, welches Fußballmodell sich in der Bundesliga durchsetzen soll. Einerseits ist da der neue mäzenfinanzierte Verein, auf der anderen Seite die traditionsreichen Publikumsmagnete, „die Folklore abliefern“ (Watzke), damit das Spektakel für die VIP Lounge funktioniert.
Der dritte Konflikt dieser Woche handelt von einer antisozialen Persönlichkeitsstörung. Der selbsternannte „Special One“ und Trainer des Real Madrids José Mourinho steckt in der hitzigen Schlussphase des spanischen Supercups dem Assistentstrainer der gegnerischen Mannschaft des FC Barcelona seinen Finger in dessen Auge. Dass es dreimal Rot gab wurde da zur Nebensächlichkeit. Der Konflikt Barcelona und Madrid steigerte sich seit Amtsantritt Mourinhos in bisher noch nicht geahnte Höhen. Das Verhältnis zwischen den Spielern der beiden Mannschaften ist mittlerweile so vergiftet, das das Gift mit in die so erfolgreiche Nationalmannschaft getragen wird. Das Image von Madrid, die sich die Königlichen nennen und mit blütenweißen Trikots antreten, hat sich gewandelt. Das Verhalten der Trainer und Spieler steht im Gegensatz zur Klubhymne, in der das Noble besungen wird und eben „auch in der Niederlage die Hand gereicht wird“. Nach dem Supercup gratulierte kein Spieler Reals dem siegreichen Barcelona.
Ist der Fußball nicht eine herrliche Ansammlung von Analogien. In nur einer Woche lernen wir so viel. Verletzte Eitelkeiten, unterschiedliche Werte, Newcomer gegen Platzhirsche, mangelnde Streicheleinheiten, Ramboverhalten. Kommt Ihnen das in Ihrem Arbeitsalltag bekannt vor? Bleibt uns mal wieder nur Albert Camus zu zitieren: „Denn auch wenn mir die Welt in all den Jahren einiges geboten hat, alles, was ich schließlich am sichersten über Moral und menschliche Verpflichtungen weiß, verdanke ich dem Fußball.“
Ich wünsche ein spannendes Fußballwochenende, bei dem die Konflikte 11 gegen 11 nach Regeln ausgetragen werden.