Meine Frau hat mich gefragt, was eigentlich die Aufgabe von Oliver Bierhoff bei der Nationalmannschaft ist. Ach so, der ist der Manager. Ja und was macht der da. Ähm, dann denke ich an eine Szene aus Sönke Wortmanns Sommermärchen, wo Bierhoff vor seinem Laptop sitzt und lese in Wikipedia, dass er…
„…neben seiner Profi-Laufbahn ein wirtschaftswissenschaftliches Studium an der FernUniversität in Hagen nach 26 Semestern erfolgreich als Diplom-Kaufmann abgeschlossen [hat]“,
und glaube, dass er vergleichbar des ewig 17-jährigen Leimeners der ewige Golden-Goal Schütze ist. Dann fällt mir ein, dass man ihn oft neben dem DFB Direktor für Kommunikation Harald Stenger sitzen sieht, und Worte sagt, wie „souverän“, „Geduld“, „Konzentration“ oder „Druck“. Zu manchen seiner Worte fügt er „100 %“ dazu oder sagt auch so einfach mal „hervorragend“. Dann geht es meist um die Stimmung in der Mannschaft, die tollen Arbeitsbedingungen in Tenero oder das Hotel Giardino Relais et Chateaux .
Ein rhetorischer Höhepunkt direkt aus der Rhetorik Datenbank war natürlich die Metapher mit dem Druck und dem Öl und den Diamanten:
„Viele Sachen entstehen unter Druck: Öl, Diamanten. Die Mannschaft braucht Druck.“
Ein typisches Beispiel von Scheinplausibilität. Physikalischer Druck wird schnell mal mit psychologischen Druck gleich gesetzt, klingt ja gut und auf geht’s ab geht’s. Würden unsere wertvollen Fußballspieler von Lehmann bis Gomez den Druck einer Autopresse spüren, wären sie alles andere als Diamanten und Öl. Weder das eine noch das andere kann Tore schießen oder verhindern.
Die Sprache des Peoples Game hat sich verändert. Zu Herbergers Zeiten waren einfache Wahrheiten gefragt. Heute lassen sich die Fußballverantwortlichen schulen und die Professionalisierung erhält in allen Winkeln des Spiels Einzug. Dabei entsteht oft der Eindruck des Gestelzten und Aufgesetzten, dass lieber Dinge gesagt werden, die bei den Zuhörern einen kurzfristigen A-ha Effekt auslösen, als tatsächlich Wesentliches.
Aber nach einem gewonnen Spiel ist ja auch egal, was man sagt. Und es wird mal wieder klar, dass das Runde ins Eckige muss und die Wahrheit auf dem Platz liegt. Danke Schweini, Miro und Michael für Taten und Tore!