Auch das noch: Jetzt gibt es eine Anti-Powerpoint-Partei. Die APPP nennt sich „eine internationale Bewegung (in Form einer Schweizer Partei)“. Diese Partei wurde im Mai 2011 gegründet und soll zu den schweizer Nationalratswahlen im Oktober 2011 antreten. Jeder kann Mitglied werden, und am 25. Juli 2011 hatte die Partei 1.421 Mitglieder. Erklärtes Ziel ist es, viertstärkste Partei der Schweiz zu werden.
Und wie sieht das Parteiprogramm aus? Übersichtlich, wie der Nischenname schon vermuten läßt. Das offizielle Ziel ist es, „die Menschen über die wesentlich besseren Alternativen zu PowerPoint zu informieren, denn Ppt ist wie eine Krankheit“. Harte Worte, die Microsoft, dem Anbieter von Powerpoint, nicht gefallen dürften. Mittlerweile beeilt sich die APPP, Powerpoint als „Repräsentant für alle Präsentationssoftware“ zu sehen (in einer Fußnote).
Hinter der „Partei“ steht der schweizer Autor und Rhetorik-Trainer Matthias Pöhm. Er wird nicht müde zu betonen: Powerpoint verhindert Wirkung. Das Gegenmittel ist das gute alte Flipchart.
Powerpoint muss sterben, damit wir wirken können! Das sehe ich im Grunde auch so, denn seit 1991 verwende ich sehr viel häufiger und sehr viel intensiver das Flipchart und die Pinwand im Vergleich zur Powerpoint-Präsentation (und wenn Powerpoint, dann nur sehr kurz). Eine Partei habe ich deswegen noch nicht gegründet. Und den „Death by Powerpoint“ haben schon andere beschworen.
Da kommen wir zum eigentlichen Grund für die Parteigründung: Es handelt sich um eine Guerilla-Marketingkampagne für das Buch von Matthias Pöhm „Der Irrtum PowerPoint: Präsentieren Sie noch oder faszinieren Sie schon?“ (bereits 2006 das erste mal veröffentlicht). Matthias Pöhm unbescheiden: „Klar ist das ein Marketing-Coup, aber ein sehr guter.“ (FTD vom 19.7.2011).
Auch wenn man nicht gleich eine Partei gründen oder ihr beitreten muss: Das Anliegen, Flipchart staat Powerpoint zu verwenden, halte ich für unterstützenswert. Wer tatsächlich noch nicht weiß, wie das geht, kann sich bei Pöhm erste Anregungen holen.
Witzig: Wenn man die Internetpräsenz der APPP aufruft, erscheint auf der ersten Seite eine typische Powerpoint-Grafik (Verzeihung: Präsentationssoftware-Grafik) mit der angestrebten Mitgliedzahl der Partei im Verhältnis zu anderen Parteien (s. Screenshot). Selbst bei der APPP geht es nicht ohne.
Die „typische Präsentationssoftware-Grafik“ ist in der Tat entlarvend. Besser wäre eine Handzeichnung im Flipchart-Stil…
Ob PP nun stirbt oder nicht wird wohl nicht der Herr Pöhm entscheiden. Ob sein Guerilla-Marketing (heute nennt sich vieles so) gut ist oder nicht, wird er ebenso wenig entscheiden. Nicht jeder Schwachsinn ist notwendigerweise eine gute Idee. Ich bin kein PP-Freund. Aber noch viel weniger bin ich ein Freund halblustiger, nach Aufmerksamkeit heischender Kampagnen.
Nur weil jemand mit einem Werkzeug nicht umgehen kann bedeutet es noch lange nicht dass das Werkzeug schlecht ist. Im Grunde ist es ja recht einfach gute Präsentationen zu schreiben, auch mit Powerpoint. Man solle nur wissen was man tut, sein Gehirn einschalten und etwas Zeit mit bringen.
Don