Sieht man in ein vorbeifahrendes Fahrschulauto, sieht man meist einen vor Konzentration verkrampft das Lenkrad erwürgenden Fahrschüler. Würden wir ihm nun in diesem Augenblick auftragen auch noch den richtigen Radiosender einzustellen, die Zieladresse ins Navigationsgerät einzutragen, zu telefonieren oder eine CD zu wechseln, dann wäre der Gute vollends überfordert und ein abgewürgter Motor wäre noch die harmloseste Konsequenz.
Dass er dies alles ohne Probleme in drei Monaten gleichzeitig kann, ist eine fantastische Einrichtung der Mutter Natur und nennt sich Automatisierung. Für eine neue Fertigkeit (Beispiel Autofahren), für die wir noch beim Erlernen ganz viel Aufmerksamkeitskapazität gebraucht haben, brauchen wir später beim Können dieser Fertigkeit nur noch einen Bruchteil davon und wir können uns auf anderes konzentrieren. Alles war schwer bevor es einfach war.
Nur gut für den Fahrschüler, dass er sich in diese doch zunächst unangenehme Situation bringt, in der er von beistehenden Passanten belächelt wird, wenn er vor Aufregung mit Handbremse anfährt und das Auto nach vorne springt und nicht rollt. Das unangenehme Gefühl der Nichtkontrolle verursacht Schweißperlen auf der Stirn, Denkblockaden und Gereiztheit oder Ohnmacht. Kein schöner Moment!
Das ist der Moment, in dem klar wird, ich muss etwas lernen. Es gibt da etwas, dass ich können muss, um mich nicht mehr wie ein Dreijähriger zu fühlen. Beim Aneignen von Kommunikationsfertigkeiten ist der Bedarf nicht immer so offensichtlich. Vielmehr kann man in diesem Bereich, die unangenehmen Situationen umschiffen, in denen Defizite transparent werden. Ich reduziere meine Umwelt auf Situationen, in denen ich mit seit Jahren erprobten Verhalten bestehen kann. Hoffentlich geht dieses erprobte Verhalten über die 25 Businessfloskeln hinaus, die Michael Scott in „The Office“ anwendet. Alle anderen Situationen sind ja auch ein „tough cookie!“
Darüber hinaus sind bei der Kommunikation zwei Personen beteiligt. Im Zweifelsfall hat ein Kommunikationsprozess nicht funktioniert, weil der andere nicht zugehört bzw. weil der andere es nicht richtig erklärt hat. Je nachdem, ob man selbst gerade Sender oder Empfänger ist. Die Eindeutigkeit des Selbstnichtkönnens wie beim Erlernen von Autofahren liegt nicht vor. Erklärungsversuche, warum man trotzdem ein toller Kommunikator ist, liegen schnell auf der Hand und reduzieren den selbstempfundenen Bedarf nach besserer Kommunikation.
Es gibt also genügend Wege nicht selbst in die Fahrschüler Unsicherheit und Unsouveränität zu kommen. Ein solches Verhalten reduziert die Wahrscheinlichkeit, neue kommunikative Verhaltensweisen zu erlernen. Gute Soft Skills Semianre müssen hier Inspirationsräume – natürlich auch ohne Gefühl der Unzulänglichkeit – aufbauen, in denen sich die Teilnehmer wiederfinden und motiviert werden. Gute Seminare schaffen es eine Lernatmosphäre zu kreieren, die mit dem Titel von Paul Smith’s tollen Buch beschrieben werden kann: You Can Find Inspiration in Everything: And If You Can’t, Look Again.
Ein Motto, das für unser lebenslanges Lernen ohnehin gelten sollte, damit wir uns auch weiterentwickeln ohne ständig in Situationen zu sein, auf denen uns die Schweißperlen auf der Stirn stehen.
Hmmm ein sehr schöner Ansatz der mir evtl. viel helfen könnte. Ich selbst tu mich in lezter Zeit sehr schwer etwas zu erlernen, dabei ging das in der Fahrschule damals aus bis dato unergründlichen Faktoren wie von selbst, zumindest nach einer gewissen Zeit. Vielleicht sollte man die Angst etwas nicht zu können einfach überspielen und die Situationen x-mal durchspielen bis es zu einer gewissen Gewohnheit geworden ist. Danke für diesen kleinen, aber dennoch feinen Tipp 😉