Gestern habe ich einen schönen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gelesen. Marion Trimborn erklärt uns, warum wir Deutschen die Abwrackprämie so lieben. Das vorneweg, das meiste erklärt sich mit den irrationalen Prinzipien unseres scheinbar so rationalen Denkens.
„Neuroökonomen haben herausgefunden, dass ein Rabatt auf das Gehirn eines Menschen wie eine Prise Kokain wirkt“ schreibt die Autorin. Die tatsächliche rationale Abwägung gelangt außer Kontrolle. Erkennbar auch an den fieberhaft sammelnden Paybackpunktenabhängigen, die lieber ein Produkt teurer in einem Warenhaus kaufen dafür aber 10-fach Punkten dürfen, anstatt das gleiche Produkt im Discounter weitaus billiger, aber dafür ohne Punkte zu erwerben. Häufig kämen die Konsumenten bei den Discountern in Summe günstiger davon, aber ohne den Kick des Dopamins, ein Schnäppchen geschlagen zu haben, macht das Einkaufen eben keinen Spaß.
Als zweiten Grund für die Hingabe zu der Abwrackprämie führt Trimborn die künstliche Verknappung an. Die Prämie ist zunächst auf 600.000 Fahrzeuge begrenzt und läuft nur dieses Jahr. Das kennen wir auch vom Jahrmarkt, wenn jeden Tag das Schild „Nur heute kosten die Lose 1 €“ vor dem Stand hängt. Nur nichts verpassen schreit das Hirn, los schnell hamstern.
Und nun kommt auch noch die Bequemlichkeit ins Spiel – der dritte Grund für Trimborn. Womöglich würden wir für manches Auto, das da in die Schrottpresse gelangt noch mehr als 2.500 € bekommen, „aber das Feilschen liegt den Deutschen nicht“ wird die Verhaltensforscherin Gröppel-Klein zitiert. Lieber wird das Auto einfach bei dem Händler abgestellt und der Preis ist klar als noch über Internet oder Kleinanzeigen einen Käufer zu suchen.
Schließlich und viertens ist es das gute Gefühl, das uns in die Autohäuser der Republik zieht. Trimbond schreibt:
„Der Weg ins Autohaus wirkt auf manchen Konsumenten so, als würde er den vielen schlechten Nachrichten der Wirtschaft trotzen… Am Steuer des neuen Wagens sieht die Welt gleich viel weniger düster aus.“
In diesem Sinne, gute Fahrt in die neue Woche. Weitere dieser Prinzipien finden Sie übrigens in dem Buch Humanomics von Uwe Jean Heuser.