Insgesamt verursachen Korruption und Wirtschaftskriminalität 57 Prozent aller polizeilich erfassten Schäden – obwohl sie nur 1,3 Prozent aller Delikte ausmachen (Korruptions-Check).
Auf dem Transparency International Korruptionsindex liegt Deutschland nur auf Platz 16.
Was tun? Zunächst müssen gesetzliche Rahmenbedingen entsprechend gestaltet werden. Aber auch die Unternehmen selbst stehen in der Pflicht und können schon sehr viel tun, bevor der Gesetzgeber eingreift. Es wird oft gefordert, die Unternehmenskultur zu verändern. Das ist natürlich richtig, aber auch sehr allgemein. Ich möchte hier zwei spezifischere Empfehlungen geben:
1. Potenziell korrupte Mitarbeiter frühzeitig aussortieren
Es gibt neuerdings einen Test, der verspricht, Integrität zu messen, der Psychologische Integritätstest PIT. „Es existiert eine grundlegende psychologische Dimension ‚Integrität’, die erfasst, inwiefern ein Mensch ein erhöhtes Risiko für schädigendes Verhalten aufweist. … Eine Person mit niedrigen Integritätswerten ist anfälliger für Problemverhalten. Die Palette reicht von unerlaubten Fehlzeiten, Beschädigung von Firmeneigentum über Diebstahl bis hin zu Veruntreuung, Betrug und Korruption.“ Das sagt Dr. Jens Hoffmann, Psychologe an der TU Darmstadt. Der PIT erlaubt es nicht nur, Leute mit sozialschädlichen Verhaltenstendenzen zu selektieren. Studienergebnisse aus Nordamerika zeigen, dass Stellenbewerber mit hohen Testergebnissen in einem Integritätstest auch insgesamt beruflich erfolgreicher und leistungsbereiter sind.
2. Anreizsysteme verändern
Korruption darf nicht belohnt werden nach dem Motto „es ist egal, wie jemand zum Erfolg kommt“. Es darf keine Beförderung und keine Gehaltserhöhungen geben, wenn die geschäftlichen Erfolge auf Korruption oder antisozialem Verhalten beruhen. Es muss von der Unternehmensführung unmissverständlich klar gemacht werden und vorgelebt werden, dass Korruption nicht geduldet wird. Korruption muss konsequent geahndet werden. Ehrliches und faires Verhalten muss belohnt werden, selbst wenn man vermutet, dass ein korrupter Mitbewerber den Auftrag erhalten haben sollte.
Auf Dauer zahlt sich diese Strategie aus.
Bravo! Peter Löscher, neuer Siemens CEO, macht es so:
„Mit Managern, die in die Affäre verstrickt seien, werde das Unternehmen kurzen Prozess machen, sagt er ruhig. ‚Es gibt hervorragende Regeln bei Siemens gegen Korruption – aber es muss klar sein, dass sie auch von oben bis unten gelebt werden.‘ Folgen der harten Linie für das Geschäft müsse der Konzern akzeptieren. ‚Manchen Auftrag werden wir in Zukunft nicht mehr bedienen. Wachstum mit schlechter Ethik kann kein gutes Geschäft sein.'“
Zitiert aus „Das evolutionäre Element – Am 1. Juli wird Peter Löscher der Herr über Siemens – was er ankündigt, verspricht einen Stilwechsel im Konzern“ von Markus Balser in der Süddeutschen Zeitung vom 28. Juni 2007