Eine Frage, die im Training letzte Woche aufkam: Was tun mit Vielrednern? Nicht etwa jemand, der viel zu sagen hat, sondern jemand, der redet und redet, ohne Punkt und Komma. Und man selbst kommt nicht zu Wort. Stattdessen Reden ohne Pause, vom Hölzchen auf ’s Stöckchen, und das Ganze noch mal wiederholt, damit auch der letzte Depp versteht, was schon längst jeder verstanden hat. Was tun? Einfach dazwischen reden wäre ja unhöflich. Kann man nichts machen.
Doch. Es gibt da viele Möglichkeiten und ich empfehle ein abgestuftes Vorgehen:
1. In einem Zweiergespräch signalisieren Sie nonverbal, dass Sie nicht mehr zuhören (Desinteresse, Langeweile). Zum Beispiel durch Abschweifen des Blickes oder, in hartnäckigen Fällen, durch Beschäftigung mit Ihrem Blackberry. Der Redefluss des anderen wird dadurch gebremst und Sie können einhaken.
2. In einer Gruppe heben Sie den Arm, und zwar so, dass der Vielredner es sehen muss. Warten Sie auf ein Signal, dass ihr Anliegen erkannt wurde. Es könnte sein, dass Ihnen das Wort übergeben wird, es könnte auch sein, dass es heißt „Ja gleich“. Damit haben Sie ihr Ziel erreicht.
3. Haken Sie ein und ergreifen Sie das Wort, wenn es sein muss, mitten im Satz des Vielredners. Natürlich sollte die Unterbrechung nicht rüde sein, sondern höflich. Aber durchaus bestimmt, nicht mit leiser Piepsstimme. Sie könnten zum Beispiel sagen „Ehe ich’s vergesse, dazu fällt mir etwas Wichtiges ein, …“ oder „Sie erwähnten gerade X. Beim Thema X sollten wir beachten, …“ oder „Du nennst damit einen wichtigen Punkt. Meiner Meinung nach…“.
4. Geben Sie dem Vielredner zu verstehen, dass Sie verstanden haben. Möglicherweise meint der Vielredner, dass er soviel erklären muss, da seine Punkte sonst nicht verstanden werden. Signalisieren Sie also, dass Sie die Inhalte aufgenommen haben. „Sie haben sehr deutlich gemacht, dass…“ und dann können Sie fortfahren „Ein weiterer Aspekt dieses Themas ist…“. Eine hohe Kunst des aktiven Zuhörens ist es, dem anderen zu helfen, auf den Punkt zu kommen!
5. Wenn der Vielredner Sie unterbrechen will, stellen Sie klar: „Einen Moment bitte – ich benötige eine Minute“ oder „Lassen Sie mich bitte ausreden. Sie hatten Gelegenheit, Ihren Standpunkt darzustellen. Nun möchte ich meine Ideen vorbringen“.
Aber wie war das, ist das nicht unhöflich? Nein. Es ist vielmehr unhöflich, die ganze Zeit ununterbrochen zu reden und andere überhaupt nicht zu Wort kommen zu lassen. In solchen Fällen ist es völlig legitim, den anderen zu unterbrechen.
Und dann können Sie auch präventiv etwas tun:
6. Vereinbaren Sie Spielregeln!
7. Übertragen Sie einem Diskussionsteilnehmer die Moderatorenrolle (aber bitte nicht den Bock zum Gärtner machen!).
in interviews ist ein sehr beliebter trick einen vielredner zu stoppen, indem man ihm sehr kritisch und fragend in die augen schaut. die meisten werden dadurch verunsichert und kommen ins stocken.
Auf Konferenzen habe ich schon des öfteren beobachtet dass Leute einfach aufstehen und den Raum verlassen.
Das bringt den Vielredner zwar aus dem Konzept, ist aber derart unhöflich dass ich das selbst nur in Notfällen machen würde.
Ein guter Tip ist auch Ablenkung: Kippen Sie sich, oder noch praktischer – ihrem Sitznachbarn ein Glas Wasser übers Hemd – noch besser geht das mit Cola, klebt besser.
Reagieren Sie danach panisch und suchen Sie nach einem Lappen zum Aufwischen/Trocknen.
Wenn der Vortragende dann immer noch weiterplappert kann man ruhig Punkt 1 ausführen und einfach gehen 😉
Schöne Grüße…
habe gute erfahrungen mit dem spruch gemacht: „Wenn Du nur halb so viel redest, kannst Du das doppelte verkaufen.“ das paßt natürlich nur bei viel redenden verläufern.