Mythos: Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns

travemnde_sandworld_057_einstein_240.jpgIst das nun eine gute Nachricht oder eine schlechte Nachricht? Es heißt: Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns. Ich kann mich an Werbung von Scientology erinnern, die das behauptete und die neugierig machen soll, denn – wer lässt schon gerne auf sich sitzen, nur 10% seines Hirns zu nutzen? Und wenn wir tatsächlich nur 10% nutzen, und den Nutzungsgrad erhöhen könnten, dann hätten wir ja ein riesiges Potenzial, klingt das nicht gut?

Es gibt allerdings einige Fakten und gute Argumente, die gegen den Mythos sprechen, dass wir nur 10% unseres Gehirns nutzen:

1. Wenn das wahr wäre, könnten wir Schädigungen des Gehirn (durch Unfälle, Schlaganfälle etc.) leicht „wegstecken“ und kompensieren. Hören Sie sich um, besuchen Sie ein Krankenhaus, fragen Sie Ärzte/Neurologen: Das ist nicht oder nur in geringem Maße der Fall, leider.

2. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Evolution ein Organ ausbildet, das zu 90% nicht genutzt wird.

3. Die Kernspintomographie und andere Wundergeräte der modernen Medizin zeigen, dass das ganze Gehirn aktiv ist (mehr oder weniger), sogar im Schlaf.

4. Körpergewebe, das nicht gebraucht wird, wird abgebaut. Auch im Gehirn gibt es natürliche Abbauprozesse: Neuronen, die nicht verwendet werden, sterben ab.

Mythos: Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns.
Status: Zerstört.

via PsyBlog

3 Antworten auf „Mythos: Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns“

  1. Sehr interessanter Artikel. Meiner Meinung und meines Wissens nach variiert die Zahl von 5% bis 10%.

    Ein Punkt, der hier nicht genannt wurde, aber äußerst wichtig ist in diesem Zusammenhang: Es werden nur ca. 10% des Gehirns BEWUSST genutzt. Die übrigen 90% arbeiten unterbewusst.

    Ich möchte gern versuchen diese Darstellung an den genannten 4 Punkten zu erklären.

    1 und 2.
    Schädigungen des Gehirns sind deswegen nicht leicht wegzustecken, weil das Gehirn zu jedem gegebenen Zeitpunkt eine Vielzahl von Aufgaben erledigt, die aber nicht bewusst ablaufen. Würden alle vom Gehirn gesteuerten Körperfunktionen bewusst wahrgenommen, würde man wahrscheinlich wahnsinnig. Diese Menge an Informationen ist bewusst nicht zu schaffen. Laut dem ungarischen Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi (Autor des Buches „Flow“) strömen pro Sekunde 2.000.000 bits an Infos auf das menschliche Nervensystem ein (welches vom Gehirn gesteuert wird). Davon nehmen wir aber nur ca. 134 bits bewusst wahr. Den Rest erledigt das Gehirn ohne unsere bewusste Wahrnehmung. Das heißt aber nicht, dass diese Funktionen nicht ausgeführt werden.
    Einige Funktionen des Unterbewusstsein sind beispielsweise:
    Die Erhaltung des Körpers, Speicherung und Organisation von Erinnerungen, die Verwaltung, Zurückhaltung und Unterdrückung von Emotionen sowie symbolisches Lernen und Befolgen von Suggestionen. Man sieht schon an der Zahl der Funktionen, dass dies nicht alles gleichzeitig auf einer bewussten Ebene durchführbar ist.

    So arbeitet das Gehirn zu vollen 100% mit optimaler Auslastung (Bewusst UND unterbewusst).

    3. Diese Messungen sind im Schlaf genauso wie im wachen (aber sehr entspannten) Zustand messbar. Durch Visualisierungen im wachen Zustand wird dieselbe Aktivität nachgewiesen.

    4. Zellen im Gehirn werden, entgegen Behauptungen, nicht reproduziert. Ein Beispiel sind Menschen, die sich durch bestimmte Drogen oder Alkoholexzesse regelmäßig berauschen oder betäuben. Sie haben nach einiger Zeit nachlassende Wirkungen im Gehirn wie z.B. Konzentrationsschwächen, schlechteres Gedächtnis etc.
    Wobei man sagen muss, dass eine Studie aus dem Jahr 1998 aus dem Salk Institut in La Jolla (Kalifornien, USA) zum ersten Mal gezeigt hat, dass EINIGE Gehirnzellen bei erwachsenen Menschen unter bestimmten Umständen neu produziert werden können (http://healthlink.mcw.edu/article/926345803.html)

    Der Mythos, dass wir nur 10% unseres Gehirns benutzen ist tatsächlich zerstört. Allerdings stimmt es, dass wir nur ca. 10% (die genaue Zahl kann wohl keiner so genau definieren) BEWUSST nutzen.

    mit besten Grüßen,
    heiko schwardtmann

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