Am vergangenen Wochenende wurde in Hamburg innerhalb von 2 Tagen ein neues Unternehmen gestartet. Die Veranstaltung nennt sich StartupWeekend und das ist die Idee: An einem einzigen Wochenende mit vielen anderen Gründern gemeinsam ein neues Unternehmen zu starten. Viele haben im Vorwege gesagt, dass das nicht funktionieren kann. Ich war dabei und kann sagen: Ich weiß, dass es funktioniert!
Was ist StartupWeekend?
„StartupWeekend ist ein Bootstrap Network für Gründer und solche, die es werden wollen. Was Open Source für Software ist, soll StartupWeekend für Business sein. Es ist ein Event. Es ist ein Network. Es ist eine Factory. Dabei sollen hands-on Erfahrungen gemacht und praktische Erkenntnisse gesammelt werden. Ein Crossover von Web 2.0 und Young Old Economy.“ (Cem Basman, Initiator)
Wie geht das?
StartupWeekend nutzt die Open Space Methode zur Strukturierung. Die weitere Organisation, wie zum Beispiel die Aufteilung, wer an welchem Thema arbeitet, ist dabei den Mitgliedern selbst überlassen. Ganz wichtig dabei: Es zählen nur die jetzt verfügbaren Ressourcen (Menschen, Kapital, Kompetenzen, Zeit). Also bitte kein „Wir könnten machen, wenn wir 150.000 Euro hätten“ oder so.
Am morgen des ersten Tages haben sich ca. 140 Menschen eingefunden, die mitmachen. Nach einer Einführung in die Spielregeln wurden die Ideen kurz vorgestellt. Wer eine Idee hatte, konnte diese in 3 Minuten kurz vorstellen („pitchen“), ohne technische Hilfsmittel. Da es zunächst nur um die Ideen geht, und nicht um Konzepte, fühlten sich auch weitere Teilnehmer ermutigt und die Schlange der Ideengeber wurde immer länger. Am Ende dieser Vorstellungsrunde waren es insgesamt 19 Ideen. Von diesen 19 Ideen wurden nach Abstimmung die 5 aussichtsreichsten ausgewählt, und davon wiederum 2, die in die konkrete Umsetzung gelangten.
Dann musste aus der Idee ein Konzept geschmiedet werden. Wie sieht das Business-Modell aus? Und dann der Schwerpunkt der Veranstaltung: „Get things done!“. Es wurde gleich damit begonnen, das Konzept umzusetzen. Den ganzen Tag, und zum Teil die ganze Nacht.
Alle, die aktiv an dem Wochenende mitgemacht haben, konnten gleich Mitgesellschafter des Startups werden.
Was kam dabei heraus?
Es wurde an zwei Ideen gearbeitet, aber am Ende des zweiten Tages musste eine Entscheidung getroffen werden, welches der beiden Unternehmen gegründet wird. Nach einer Darstellung der beiden Konzepte in der großen Runde fiel in geheimer Abstimmung die Wahl auf indawo. Applaus, Applaus, Applaus!
indawo (“special places for special moments”) ist eine Plattform für Event Locations. Nutzer können dort Veranstaltungsorte eingeben bzw. finden, sowohl für geschäftliche als auch private Veranstaltungen. indawo ist ein Wort aus der Zulu-Sprache und heißt “Ort”.
Das zweite Projekt ist lockerlernen.de (“(d)eine Note besser”), eine Plattform für (schulisches) Lernen außerhalb der Schule. Schüler können lernen, mit wem, wann und wo sie wollen. Und Tutoren können ihr Wissen mit anderen teilen, entweder 1-zu-1 (Videokonferenz) oder durch Bereitstellen von Inhalten, und damit Geld verdienen. Ich war in dieser Gruppe, und wir haben beschlossen, das Vorhaben nach dem StartupWeekend in eigener Regie weiterzuführen.
Berichterstattung
Tag 1: „Leichte bis mittelschwere Desorientierung”
Tag 2: „Das Finale war spannungsgeladen, turbulent und emotional!“
Mein Fazit
Das war ein tolles, abenteuerliches und kreatives Erlebnis. Und es ist ein interessantes soziales Experiment. Sehr schön zu erleben war hier, dass die Teamergebnisse besser sind als die Idee eines einzelnen.
Alles bestens?
Bei all der Begeisterung und den beeindruckenden Ergebnissen gibt es aber auch noch Verbesserungspotenzial. Diese Punkte greife ich hier heraus: 1. Etwas, worauf die Initiatoren achten können: Die Open Space Philosophie wurde teilweise wieder verlassen (zum Beispiel, anstatt Meinungsverschiedenheiten auszutragen, wurde versucht, in kleinem Kreis mal schnell zu entscheiden); das macht die Sache nicht gerade glaubwürdiger. Formuliert doch einmal, welche Werte (!) es zu achten gilt. 2. Etwas, worauf wir (die Teilnehmer) achten können: Trotz der ad-hoc-Kommunikation zwischen den Gruppen gab es auch Blindleistung, Doppelarbeit und widersprüchliche Entscheidungen. Ich nehme mit, dass wir noch mehr (!) zwischen den Gruppen (z.B. Marketing, Entwicklung, Finanzen, Projektplanung) kommunizieren sollten (hoffentlich denke ich das nächste mal daran). 3. Etwas, worauf einige Teilnehmer achten können: Zuhören! Und nicht so sehr die einmal gebildete Meinung für die beste Lösung halten. Glücklicherweise wird das durch die kollektive Intelligenz auch wieder etwas ausgeglichen, dennoch – Zuhören würde die Ergebnisqualität signifikant erhöhen.
ich bin gespannd, ob aus indawo was wird. aber ein wirklich sehr interessanter ansatz für ein startup.
Ich finde die Idee eines Startup Wochendes sehr interesseant. Wenn es sowas auch mal in Leipzig geben würde, würde ich da auch gern Teilnehmen
Gruß Plissee
@Plissee
Als Ur-Leipziger wäre ich da auch sofort dabei. Nur hat die Vergangenheit gezeigt, dass diese Wochenend-Crashkurse ihre Tücken im Informationsgehalt haben. Aber man soll ja immer optimistisch denken. Von daher: wenns sowas auch mal in Leipzig gibt, wären sicher einige Teilnehmer dabei.
Habe ich ja noch nie gehört, wird sowas wiederholt?
Es sieht eher nicht danach aus. Wenn es wieder einen Termin geben sollte, wird der sicher bei http://startupweekend.wordpress.com/ und http://sprechblase.wordpress.com/ angekündigt.
kann man auch irgendwo nachlesen, was jetzt aus der gewinner-idee geworden ist?
Was aus der Gewinner-Idee geworden ist? Das: http://indawo.de