„Falsche Annahmen im Beruf können Kopf und Karriere kosten“. Schreibt Martin Wehrle, Autor vom „Lexikon der Karriere-Irrtümer„, in der August-Ausgabe der Psychologie heute. Und das sind die 10 größten Karriere-Irrtümer (mit Richtigstellung):
- Eigenlob stinkt.
Wenn die Leistung stimmt, kann man das durchaus andere wissen lassen. - Ab Mitte 40 wird’s eng auf dem Arbeitsmarkt.
Das hängt von der Stelle ab. In höheren Fachpositionen oder im Top-Management finden sich eher Ältere, die mit Erfahrung, Reife und Kompetenz glänzen. - Je lieber man eine Arbeit macht, desto besser macht man sie.
Leider ist das eher die Ausnahme als die Regel. Man sollte bei der Berufswahl also nicht nur danach gehen, wass man als lustvoll erlebt, sondern sich Feedback von anderen einholen. - Wer sich mit dem Chef duzt, ist im Vorteil.
Ein „Du“ sagt nicht viel aus. Ausserdem kann das „Du“ leicht Freundschaftsgefühle auslösen, wo eine Betrachtung der Geschäftsbeziehung angemessener und günstiger wäre. - Lange Arbeitszeiten beschleunigen die Karriere.
Es kommt nicht auf die tatsächliche Arbeitszeit an, sondern auf die wahrgenommene. Nur wenn der Chef selbst lange im Büro ist, hat man die Möglichkeit, die eigene Arbeitszeit sichtbar zu machen. - Kinder sind für Frauen eine Karrierebremse.
Im Gegenteil, Frauen mit Kindern bekommen statistisch gesehen mehr Geld und machen eher Karriere. Wobei der Zeitpunkt der Geburt wichtig ist: Je später, desto besser. - Kleider machen Leute.
Die Kleidung sollte vor allem zum allgemeinen Auftreten und zur eigenen Leistung passen. Kleidung sollte die Persönlichkeit unterstreichen, dann trägt sie zum stimmigen Gesamteindruck bei. - Als Chef wird man geboren.
Führung ist nicht Genius, sondern Handwerk. Das kann man lernen und weiterentwickeln. - Die Firma ist für die Fortbildung ihrer Mitarbeiter verantwortlich.
Die eigene Weiterentwicklung ist in erster Linie Sache der Mitarbeiter, nicht der Firma. Warten, dass die Firma einen schickt, ist kontraproduktiv, am Ende auch für die Firma. - Geisteswissenschaftler sind auf dem Arbeitsmarkt nicht gefragt.
Typische Schlüsselqualifikationen von Geisteswissenschaftlern, wie die soziale Kompetenz und analytisches Denken, sind gefragt, und das nicht etwa nur in Werbeagenturen, sondern eben auch in der Industrie.
2,6,8,10 sind beileibe keine Mythen, sondern Realität.
“ Eigenlob stinkt.
Wenn die Leistung stimmt, kann man das durchaus andere wissen lassen.“
Stimmt in dieser Wettbewerbsgesellschaft is persönliches Understatement ein Nachteil,
weil die eigene Leistung dann für selbstverständlich gehalten wird.
Nun ja, solche Listen sind immer zum Teil willkürlich (es sei denn, es geht strikt nach Zahlen, z.B. Verkaufszahlen). Worauf es ankommt, sind die Begründungen. Schauen wir mal genauer hin.
2. Ab Mitte 40 wird’s eng auf dem Arbeitsmarkt.
Wie bereits geschrieben, das hängt von der Stelle ab. Wehrle belegt den Mythencharakter dieser Aussage u.a. mit einer Untersuchung des Personaldienstleisters Robert Half, wonach 69 % der deutschen Firmen Führungskräfte vorziehen, die ein „gewisses Alter“ erreicht haben. In der Praxis ist es für die Älteren wichtig, den eigenen Erfahrungsvorsprung deutlich zu machen, dann erscheinen sie als „günstige“ Alternative zu unerfahrenen Jungen.
6. Kinder sind für Frauen eine Karrierebremse.
Hier belegt Wehrle sein Statement mit einer Studie, wonach Ingenieurinnen und Naturwissenschaftlerinnen mit Kindern erfolgreicher sind (statistisch gesehen) als solche ohne Kinder. Das eigene Weltbild scheint entscheidender zu sein als „mit Kind“ oder „ohne Kind“. Einschränkend wurde ja bereits darauf hingewiesen, dass der Zeitpunkt der Geburt wichtig ist: Ein frühes Kind bremst eher die Karriere. Aber das kann man nicht verallgemeinern, so wie es dieser Mythos tut.
10. Geisteswissenschaftler sind auf dem Arbeitsmarkt nicht gefragt.
Hier scheint es so zu sein, dass die Geisteswissenschaftler selbst ihre Erfolgschancen reduzieren, indem sie nur in den üblichen Branchen nach Jobs suchen. Dabei sind Geisteswissenschaftler in praktisch allen Branchen gefragt: Bereits ein Drittel aller Firmen in Deutschland beschäftigt Geisteswissenschaftler; 80% dieser Unternehmen schätzen die soziale Kompetenz der Geisteswissenschaftler und jedes dritte Unternehmen will weitere einstellen.
8. Als Chef wird man geboren.
Dass dieser Mythos sich so hartnäckig hält, wundert mich sehr. Für mich ist es selbstverständlich, dass Führungskräfte nicht als Führungskräfte geboren wurden. Sie haben sich irgendwann entschieden, Führungskraft zu werden und haben sich die nötigen Kompetenzen angeeignet (ok, vielleicht nicht alle). Die Chance ist da und wer sich als Führungskraft nicht auf seine Führungs-Aufgabe einstellt und sich nicht entwickelt, der wird eher scheitern als jemand, der lernt.
Ein Gedankenexperiment: Nehmen wir einmal an, Führungskräfte werden geboren. Das bedeutet, man kann auf jegliche Führungskräfte-Entwicklung verzichten. Das einzige, worauf es noch ankommt, ist es, die Führungskräfte zu erkennen und auszusieben. Ich frage Sie nun: Ist das so? Warum wohl nicht?
Nicht jeder Klavierspieler ist ein Mozart, aber Klavier spielen kann man zweifellos lernen.
Übrigens, Mozart hat angeblich ca. 10.000 Stunden Klavier gespielt, bevor er seine erste Komposition geschrieben hat. Edison hat ca. 10.000 Versuche gebraucht, um eine funktionierende Glühlampe zu entwickeln.
Es ist auf jeden Fall eine gute Liste, aber ergänzungswürdig. Das Buch sollt ich mir vlt Mal geben, hört sich recht gut/witzig an.
Das Buch scheint wirklich recht interessant zu sein, habe letzte Woche in der Buchhandlung mal einen Blick reingeworfen und denke dass ich es mir kaufen werde.
Also den Punkt 6 halte ich nicht für einen Mythos sondern für erlebte Realität. Sicherlich gibt es Ausnahmen, aber in der Regel trifft es zu. Wer halbtags was sucht, der hat kaum eine Chance!