Feedback kommt in jedem Kommunikationsseminar vor. Mal kürzer und mal länger. Unterschiedlich werden die „Regeln“ eingeführt. Ein mancher Trainer malt an die Pinnwand ein Geschenk, schreibt „Feedback ist ein Geschenk…“ dazu und fragt in die Runde: „Stimmt das überhaupt?“. Nach und nach werden die vorgeschriebenen Kärtchen hingehangen Ich-Botschaft auf die Seite für „Feedback geben“, Nicht rechtfertigen auf die Seite für „Feedback nehmen“. Manche stehen am Flip-Chart und fragen in die Runde: „Wie wollten Sie Feedback erhalten, was sollte der Feedbackgeber beachten, wenn er Ihnen Feedback gibt.“ Häufig werden die Regeln dann mit den drei W’s (Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch) zusammengefasst und die Teilnehmer werden feedbackmäßig aufeinander losgelassen.
Feedback ist bekannt. Und das Thema – beziehungsweise die reine Wissensvermittlung der Regeln – bringt nicht die euphorische Aufmerksamkeit, wie sie sich manch Trainer vorstellt. Aber hier fängt der ganze Spaß ja an. Ein Trainer sollte nicht bloßes Wikipedia-Wissen auf Flip-Chart oder Pinnwand pinseln oder in Gruppenarbeiten erarbeiten lassen, vielmehr geht es um den Sprung von bekannt zu angewandt. Das ist die eigentliche Aufgabe. Vorstellbar machen, was bedeutet es denn Feedback zu geben, vor einer anderen Person zu stehen, ihr Verhalten zu spiegeln?
Haben Sie das auch schon einmal beobachtet? Eine Person (A) rafft sich endlich auf, einer anderen Person (B) Feedback zu geben. In letzter Zeit hat B mich nicht ausreden gelassen, A hat das wachsende Gefühl B ignoriere ihn, grüße ihn nicht auf dem Gang, hört nicht zu, wenn er was sagt oder geht nur ans Telefon, wenn A seine Nummer unterdrückt. So jetzt gehe ich hin und gebe Feedback. Die letzten zwei Jahre wurde nicht mehr über Verhalten gesprochen, aber heute. In letzter Zeit ist bei A ein Bild über B gewachsen, das von den Mechanismen Watzlawick’s Mann mit dem Hammer ähnlich ist. Nein, aber heute gebe ich Feedback.
Und A schnauft noch einmal tief durch, liest die Feedbackregeln durch, läuft zu B, schluckt und seine Körpersprache macht klar: Das ist mir so unangenehm. B lächelt das Gesagte ironisch weg, freut sich über die unsouveräne Art von B, fühlt sich dadurch besser und bestätigt, A weiterhin wie einen Drops zu behandeln. Schade! Feedback zwar bekannt, aber nie richtig angewandt.
Der inflationäre Gebrauch des Wortes Feedback sichert leider nicht das richtige, direkte Verhalten Feedback. Seminare hören nicht damit auf, dass etwas bekannt ist. Erst nach dem etwas bekannt ist, wird es spannend. Die Umsetzung, dass ich mich mit dem neuerworbenen Verhalten wohlfühle und meiner Persönlichkeitsstruktur entspricht und ich weiß, wie ich das Verhalten gewinnbringend einsetze, dass ist das Ziel eines jeden guten Seminars.