Immer die Rittersport weiss + crisp und immer das Landliebe Jogurt und immer die Milch von den Bauern aus dem Breisgau. Immer wieder die gleiche Kaufentscheidung Samstag morgens im Supermarkt. Würde ich meine Entscheidungsprozesse verbalisieren, würde es aus mir selbstwerterhöhend plappern „Kauf ich immer, ist gut so, hab ich ja schon mal so entschieden, muss ja eine gute Entscheidung gewesen sein!“. Und tatsächlich schießt unser Belohnungssystem im Hirn vor Freude, wenn wir Dinge wiederholt machen und dadurch bahnen sich die Synapsen wieder verstärkend fest und fester, bis wir eingefahrene Gewohnheitstiere sind, gefangen in dem, was wir immer tun.
Charles Duhigg hat das Buch „The Power of Habit: Why we do what we do in Life and in Business“ geschrieben. Hier zitiert er Studien, die davon ausgehen, dass 45 % unserer Entscheidungen auf Gewohnheiten basieren. Die bewusste, durchdachte, reflektierte Entscheidung ist eher die Seltenheit. Der gewiefte Verkäufer weiß das – nicht zuletzt dank dem großen Haufen an Daten durch Payback und Deutschlandcard.
Und wer steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und im Fadenkreuz sämtlicher Marketinginitiativen? Die schwangere Frau und der co-schwangere Mann. Während der ersten Schwangerschaft beschäftigen sich die werdenden Eltern mit Marken, die sie vorher nur peripher wahrnahmen. Jetzt bilden sich neue Gewohnheiten und Loyalitäten zu Marken werden geprägt. Duhigg zitiert einen Statistiker der Handelskette Target:
„We knew that if we could identify them in their second trimester, there’s a good chance we could capture them for years. As soon as they are going to buy diapers from us, they’re going to start buying everything else.”
Also liebe Schwangere, jetzt ist die Zeit noch einmal, eine bewusste Entscheidung für oder gegen bestimmte Kinder Produkte zu treffen. Danach werdet Ihr die Produkte toll finden, weil Ihr doch keine falschen Entscheidungen trefft. Die Wahrnehmung wird sich so bahnen, dass das natürlich eh der beste Kinderwagen, das beste Baby-Bay, die beste Wickelkommode, die besten Windeln und eh der beste Baby-Brei sind. Strengt Euch an! Jetzt.
Gewohnheiten sind doch etwas Schönes. Wir nehmen sie aus Kindheitstagen mit in das Erwachsenenleben. Manche Dinge ändern sich nie und das ist gut so. Gewohnheit ist doch auch ein Stück Geborgenheit. (Übrigens auch bei Kaufentscheidungen ;.))
Ich habe das aus der Psychologie und Philosophie gelernt, dass der Mensch in Gewohnheiten Sicherheit sucht. Was er kennt, gibt ihm Sicherheit, orientierung und Halt. Da kann er nichts falsch machen, das ist kein unbekanntes Terrain, auf das er sich begibt. Aber ob der Belohnungsmechanismus wirklich immer gegeben ist, bloß weil man etwas kauft, was man immer kauft, wag ich zu bezweifeln. Wir probieren nicht umsonst neue Dinge aus und wollen etwas kaufen, was noch besser ist, besser schmeckt etc.
Es ist finde ich wahnsinnig interessant, wie Werbung funktioniert. Da kann man glatt noch so einiges über sich selbst lernen.
@Steffi, was hast du denn so tolles aus dem Artikel über dich selbst gelernt?