House of Lies

Was wird nicht alles be- und ausgeleuchtet in amerikanischen Fernsehserien: Anwälte, das Familienleben von Mafiosis, krebskranke Chemielehrer, die Chrysal Meth kochen und verkaufen, amerikanische Präsidenten und deren Beraterstab. Jetzt also auch Unternehmensberater, ihr arbeiten und Lifestyle. „House of Lies“ macht das für uns.

Im Mittelpunkt der Serie steht der eloquente und Maßanzug tragende Marty Kaan, der mit seinem Team jede Woche zu unterschiedlichen Unternehmen fliegt, um möglich viel After Work zu generieren. After Work sei das eigentliche Ziel der Consultants. Es bedeutet die Kunden glauben zu machen, dass ihr Business ohne die Beratung den Bach runter geht. Der einzige Weg, den Niedergang zu verhindern, ist es, die Consultants Woche für Woche wieder und wieder zu buchen.

Wie das erreicht wird, soll die Show zeigen. Marty Kaan lehrt uns: „Schmeichel dem Kunden“, „Frag die Kunden, was sie denken“ und „Benutze nicht verständlichen Jargon“. So ähnlich wusste das schon der Industrielle Hans Immer in „Didi der Doppelgänger“, der mit den drei Floskeln „Ich brauche mehr Details“, „Schreiben Sie es auf – ich beschäftige mich später damit“ und „Das ist nur Ihre Meinung“ seine Firma führte. Womit ja auch bewiesen wäre, dass Consultants auch nur das abgeänderte Wissen als State of the Art verkaufen, was Unternehmer bereits in den 80ern wussten.

Der Charakter des Marty Kaan ist vielschichtiger als das Stereotyp Unternehmensberater zunächst hergeben möchte. Er ist Bösewicht und Held zugleich. Einerseits umtrieben und getrieben, alles für den Auftrag und die Billable Hours zu machen und andererseits leiden wir mit ihm, wenn Erniedrigung und Demütigung durch eine feindliche Übernahme droht.

Es macht irren Spaß den Schauspieler Don Cheadle zuzuschauen. Wie er bei seinen Aufträgen auf Wolken tanzt und ein schier unglaubliches Repertoire an Gesichtsausdrücken zum Besten gibt, ist eine helle Freude. Das kann man von den meist eindimensionalen Nebenrollen leider nicht sagen. Ein Havard-Nerd, den man so oder so ähnlich, schon 100-mal gesehen hat, der zu unrecht selbstverliebte und demnach sich selbstüberschätzende want-to-be Womanizer in britischem Outfit, eine hypersexualisierte sinnentkorkte Ex-Frau und ein Chef, der mit einem Großteil der weiblichen Belegschaft schläft. Die Kurzcharakterisierungen verraten es. Sex spielt eine große Rolle hier. Warum, ist nicht immer ganz ersichtlich.

Insgesamt tatsächlich nett anzusehen, dank dem mighty Marty Kaan, dessen Charakter auf das Buch des ehemaligen Booz Allen Hamilton Consultant Martin Kihn „House of Lies: How Management Consultants Steal Your Watch and Then Tell You the Time“ basiert. Ok, aber Didi der Doppelgänger ist natürlich besser.

Eine Antwort auf „House of Lies“

  1. House of Lies ist meine absolute Lieblingsserie! Das ist wohl einer der Grunde warum ich überlegt habe später selbst im Consulting anzufangen auch wenn ich bezwweifle, dass es in der Realität dann wirklich so abläuft.

Kommentare sind geschlossen.