Vor einiger Zeit lief im Fernsehen ein Spot einer Genossenschaftsbank mit dem Trainer Jürgen Klopp. In diesem – mit dem Arbeitstitel „Die Lust auf Gewinnen tobt in mir“ – erklärt er uns seine Motivation.
Ich glaube nicht daran, dass die Angst vorm Verlieren dich eher zu einem Sieger macht als die Lust auf Gewinnen und die Lust auf Gewinnen ist das um was es geht
Da fasst er in einem Satz eine fundierte psychologische Erkenntnis zusammen. Das Persönlichkeitskonstrukt Leistungsmotivation kennt zwei Tendenzen: Die Furcht vor Misserfolg und die Hoffnung auf Erfolg. Solche, die Leistung bringen, weil sie sich über eine bestandene Prüfung oder ein gewonnenes Spiel freuen, haben tatsächlich mehr Erfolg als diejenigen, die lernen und sich anstrengen, weil sie Furcht vor Misserfolg haben und den negativen Konsequenzen (z. B. Scham) entgehen wollen.
Ein weiteres Zitat aus dem Filmchen „Die Lust auf Gewinnen tobt in mir“ lautet:
Ich bin sehr ehrgeizig schon, aber eben nicht so, dass ich bei der ganzen Geschichte vergesse, was es eigentlich ist. […] Ich kann nicht außer Acht lassen, dass es am Ende doch nur ein Spiel ist.[…] Wenn es so Ernst wird, dass du gar keine Freude mehr daran empfindest, dann sieht es nachher nicht mehr aus wie ein Spiel, dann ist es Arbeit, dann ist es schlecht, dann kannst du es auch nicht gebrauchen.
Wer die Bilder vom letzten Samstag beim Spiel gegen Gladbach gesehen hat, wird es schwer haben, diese Selbstauskunft zu bestätigen. Ein Wutanfall, uncharmanter Umgang mit Reportern, angeblich einen Ordner angepöbelt. Das Verlieren tobt auch. Und tatsächlich hat die Welt recht, wenn sie schreibt, dass Emotionen wichtig sind und dass wir deshalb etwas zu schreiben und zu schimpfen haben. Und tatsächlich wäre der Fußball um einiges langweiliger, wenn jedes Interview glattgebügelt und nichtssagend daher kommt, wie es in letzter Zeit bei Profifußballern kritisiert wurde. Aber hier ist Besserungsbedarf.
Kahneman, Knesch und Thaler haben in Experimenten nachgewiesen, dass wir eine Verlustaversion haben. Stellen Sie sich vor, Sie spekulieren mit Währungen. Steigt ein Invest um den Betrag X, dann freuen Sie sich nicht so stark, wie Sie sich ärgern, wenn das gleiche Invest um den Betrag X sinkt. Wir neigen dazu, uns eher zu ärgern als zu freuen.
Das soll für Jürgen Klopp heißen, dass wenn die Lust aufs Gewinnen so tobt, dass er doch bitte das Toben aufs Gewinnen beschränken soll. Eine ausgeprägte Verlustaversion führt ja dazu, dass…
… du gar keine Freude mehr daran empfindest, dann sieht es nachher nicht mehr aus wie ein Spiel, dann ist es Arbeit, dann ist es schlecht, dann kannst du es auch nicht gebrauchen.
Hallo Jens,
interessanter Artikel. Mich schreckt bei dieser Darstellung allerdings die Verwendung des Begriffes „Gewinn“ ab. Wo ein Gewinner ist, muss auch immer ein Verlierer sein, oder etwa nicht?!? Für mich ist für die Leistungsmotivation anstelle des „Gewinn“-Gedankens die Vorstellung „was habe ich persönlich davon“ viel wichtiger. Ich bin der Meinung, dass es für dieses Thema kein allgemeingültiges Rezept gibt!
Frei nach THE WHO (aus der Rockoper Tommy):
„Don´t dream it, be it!“ 😉
Hi Jens, cooler Artikel. Mir gefällt dein Stil zu schreiben und einfach die ganze Aufmachung deiner Seite. Du solltest öfter was posten 🙂