„Klardeutsch. Neuro-Rhetorik für Manager“ – ein wunderschönes Buch, was uns da der Markus Reiter geschrieben hat. Die Erkenntnisse der Neurowissenschaften schreiten voran und halten Einzug in Bereiche, die weitgehend vorwissenschaftlich behandelt wurden. Zu diesen Bereichen zählt nun – auch dank dieses Buches – die menschliche Kommunikation und die Rhetorik. Reiter erläutert uns, wie wir gehirngerecht sprechen und schreiben sollen. Damit hebt er sich wohltuend von Kommunikationsbüchern ab, deren Ratschlag-Kompetenz ausschließlich auf die singuläre Erfahrung oder das Sendungsbewusstseins des Autors basiert.
Reiter geht es nicht um Manipulation oder wie setze ich die gegebenen Strukturen des Gehirns möglich so ein, dass ich erreiche, was ich will, ohne dass es der andere merkt. Vielmehr ist die Fragestellung, wie schaffe ich aufgrund der Gegebenheiten des Gehirns meines Kommunikationspartners, Transparenz und Verständlichkeit für meine Ideen. Das erinnert an die Unterscheidung zwischen Manipulation und faires Einflussnehmen.
Da das Buch mit „Klardeutsch“ gehirngerecht geschrieben ist und auf „Blähdeutsch“ (Ausdruck des Autors für aufgesetzte, nichtssagende, verkomplizierende Sprache) verzichtet, liest es sich leicht und schön. Gespickt ist es mit Referenzen aus allen Bereichen. Da freut sich der Bildungsbürger 2.0, dass Schoppenhauer, Umberto Eco oder Rainer Werner Fassbinder erwähnt und zitiert werden, was den sehr guten Gesamteindruck von „Klardeutsch“ verstärkt. Eine echte Kaufempfehlung!
Auch mal eine nette Idee 😀
Es ist sicherlich wichtig und auch von Vorteil sich verständig auszudrücken. Aber wenn man nur Bücher liest, die sehr leicht verdaut werden können, lernt man nur wenig. Man soll eher Bücher lesen, die man nicht versteht, wo man irritiert wird und versucht zu hinterfragen.
Das ist vielleicht unsinn auf den ersten Blick, aber man selbst profitiert sehr viel, wenn man sich mit sollchne Werken auseinandersetzt. Ich persönlich habe begonnen zu lernen und über den Tellerrand hinauszuschauen erst als ich ein schwer verdauliches Buch zur Hand nahm.
kann aber auch abschrecken…
Bücher zum Thema Kommunikation – das ist ein wenig so wie Bücher zum Thema „Fliegen“ oder „Schwimmen“ – vom Lesen alleine kann man die Praxis nicht lernen. Im Falle des Fliegens kommt da noch ein anderes Problem hinzu – uns Menschen fehlen die Flügel. Wir können aber auf Hilfsmittel wie z.B. Flugzeuge zurückgreifen.
Die Wirkung von Büchern zum Thema Kommunikation hat auch mit dem bereits vorhandenen praktischen Verständnis der Leser zu tun. Ein erfahrener Praktiker kann ein solches Buch zur Selbstreflexion und zur persönlichen Weiterentwicklung nutzen. Ein „Einsteiger“ kann sich hinterher zumindest den Bauch pinseln, weil er ja jetzt ein ganz tolles Buch zum Thema gelesen hat.
Verzeihen Sie mir die Ironie hier, bitte.
Kurz gesagt – Kommunikation kann man am effektivsten in einem guten (nicht unbedingt teuren) Training lernen. Gemeinsam mit anderen, unter Anleitung von einem Experten (in Sachen Training, nicht nur in Sachen Kommunikation!).