„Scheiße“ in E-Mails verboten!

crystal_128_mailFlüche, Schimpfworte, Obszönitäten, Verbalinjurien und sonstige Respektlosigkeiten sind in der Kommunikation nicht angebracht. Das gilt besonders für E-Mails, denn in Mails sind die Verbalausfälle dauerhaft dokumentiert. Und das kann unter Umständen teuer werden, wie Goldman Sachs erfahren musste, nachdem ein Mitarbeiter die Geschäfte des eigenen Hauses als „Scheißgeschäfte“ bezeichnet hatte. Goldman zahlte 550 Mio. Dollar Strafe, da sie Papiere verkauft haben, gegen die im eigenen Hause gewettet wurde.

Ab sofort sind Schimpfworte in E-Mails bei Goldman verboten. Wer sich damit schwer tut, kann das Seminar „unangemessene Sprache im elektronischen Schriftverkehr“ besuchen. Ich finde das lustig.

Vielleicht sollte man tun, was die Citigroup ihren Mitarbeitern empfiehlt: „erst zu denken, dann zu schreiben und erst zu lesen, dann zu senden“.

Quelle: Fresst mehr Kreide!, FTD vom 30. Juli 2010 (Artikel ist online nicht verfügbar)

Virtuelle Kommunikation – mit missverständlichen Grüßen

E-Mail (free)E-Mails sind genial und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Aber jeder von uns hat es erlebt, dass Mails anders aufgefasst wurden als wir es gemeint haben. Erst kürzlich habe ich erlebt, wie eine von mir humorig gemeinte Bemerkung sauer aufgenommen wurde.

Nicholas Epley, Assistant Professor an der University of Chicago Graduate School of Business, hat dieses Phänomen systematisch untersucht (veröffentlicht im Journal of Personality and Social Psychology). Seine Versuchspersonen haben eine Reihe von Mitteilungen per Telefon und per Mail übermittelt. Die eine Hälfte der Mitteilungen war in einem ernsthaften Ton formuliert und die andere Hälfte in einem sarkastischen Ton. Die Absender waren sich zu 80% sicher, dass die Adressaten ihre Nachricht richtig interpretieren. Die Ergebnisse sprechen eine andere Sprache: Die Telefon-Kommunikation wurde in 75% der Fälle richtig interpretiert, während die E-Mail-Kommunikation nur in 55% der Fälle richtig interpretiert wurde („richtig“ bedeutet hier „so wie gemeint“). Das ist kaum besser als ein Zufallsergebnis (50-50, also 50%). So können regelrechte „Flame Wars“ entstehen.

Ok, aber E-Mails sparen Zeit!? Es kommt darauf an. Ned Kock, heute bei der Texas A&M International University, ließ Paare über bestimmte Problemlösungen miteinander kommunizieren. Zehn Paare kommunizierten in der persönlichen Begegnung und zehn Paare tauschten sich per E-Mail über die Probleme aus. Ned Kock ermittelte die „Zeit der kognitiven Anstrengung“ für die Übermittlung einer bestimmten Anzahl von Ideen. Diese war beim E-Mail-Kontakt 5-15 mal länger als bei einem persönlichen Zusammentreffen. Kock schließt daraus, dass der Mensch nicht für die virtuelle Kommunikation geschaffen ist.

These: Psychologische Kommunikation wird durch Technik nicht schneller.

Auch wenn E-Mail eine wunderbare Sache ist, sollten wir uns doch bewusst sein, dass es viele Situationen gibt, in denen E-Mail die schlechtere Wahl ist. Wenn es um komplexe oder emotionale Themen oder um Zwischentöne in der Kommunikation geht, dann heißt es besser „From Mail to Phone!“.

Für mich besteht der größte Vorteil der E-Mail Kommunikation darin, zeitversetzt kommunizieren zu können. D.h. ich kann dann eine Mail schreiben, wenn ich mich mit dem Thema beschäftige, ohne dass ich jemand anderen bei seinen Tätigkeiten unterbreche. Und für mich besteht ebenfalls die Möglichkeit, E-Mails dann zu beantworten, wenn ich Zeit dazu habe. Und das ist effizient.

Vernichten Sie diese E-Mail!

papierkorb.JPGEinen guten Teil der Kommunikation im Business machen E-Mails aus. Die meisten E-Mails enthalten unten einen sogenannten Disclaimer, also Absicherungsklauseln. Darin steht zum Beispiel, dass die E-Mail vertrauliche Daten enthalten kann und was der Empfänger tun soll, wenn er die E-Mail versehentlich erhalten hat.

Diese E-Mail enthält vertrauliche und/oder rechtlich geschützte Informationen. Wenn Sie nicht der richtige Adressat sind oder diese E-Mail irrtümlich erhalten haben, informieren Sie bitte sofort den Absender und vernichten Sie diese E-Mail. Das unerlaubte Kopieren sowie die unbefugte Weitergabe dieser Mail oder von Teilen dieser Mail ist nicht gestattet.

Und so weiter… Oft enthalten diese Disclaimer Formulierungen, die auf mich befremdlich wirken, auch mal bedrohlich, völlig sinnfrei oder lustig.

Die Ahndung von Straftaten wird grundsätzlich beabsichtigt, so dass Sie sich bei Nichtbeachtung dieses Disclaimers nicht nur strafbar machen würden, sondern schon als potentiell rechtskräftig verurteilt fühlen dürfen.

Der folgende Disclaimer wurde zwangsweise an die Mail geheftet und hat für diese eMail keinerlei rechtliche Bedeutung.

Die Inhalte dieser Nachricht dürfen nur für die beabsichtigten Zwecke verwendet werden.

Mehr Beispiele findet man auf der Seite Angstklauseln in E-Mails.

Mit diesen Disclaimern wollen Unternehmen die Haftung für fehlgeleitete Mails ausschließen. Aber das geht nicht. Auch wenn Sie besser formuliert sind als obige Beispiele. E-Mail Disclaimer sind umsonst, nutzlos, rechtlich völlig unverbindlich. „Juristisch gesehen haben Disclaimer keine bindende Wirkung für den Empfänger“ (Dominik Boecker, auf Internetrecht spezialisierter Rechtsanwalt, in der FTD vom 20.2.2007). Der Grund liegt darin, dass Disclaimer nur einseitige Regeln enthalten und daher nicht zwischen Vertragspartnern vereinbart sind. Wenn man Mist baut, haftet man sowieso. Ohne Wenn und Aber.

Warum verwenden dann so viele Unternehmen Disclaimer? Ich kann nur für uns sprechen. Wir haben früher auch E-Mail Disclaimer verwendet. Dass die rechtlich nichts bringen, war uns bekannt. Aber es sollte so eine Art Vertrauenssignal sein, nach dem Motto „Sicherheit ist uns wichtig, wir gehen sensibel mit E-Mails um“. Aber die beabsichtigte Wirkung ist nicht unbedingt die erzielte Wirkung. Wenn ich dann auch noch lese, dass Disclaimer auf einer Seite als „Angstklauseln“ bezeichnet werden, dann hört es auf. Wir wollen nicht, dass sich jemand womöglich eingeschüchtert fühlt.

E-Mail Disclaimer? Sparen wir uns.