Manipulationswissen

zeit-wissenDeutschland Radio hat sein neues Vollprogramm DRadio Wissen, die Süddeutsche und Die Zeit haben jeweils eine Zeitschriften Wissen auf den Markt gebracht und Wissenssendungen im Fernsehen sind omnipräsent. Wissen, Wissen, Wissen!

Die Juni/ Juli 2010 Ausgabe von Zeit Wissen widmet sich dem Thema „Manipulation“. Die Autorin Sigrid Neudecker begleitet eine vierköpfige Familie durch den Tag. Vom Frühstück um 7:30 bis spätabendlichen Einkauf im Internet um 22:30.

Solche und ähnliche Erkenntnisse aus der Manipulations- und Beeinflussungsliteratur werden entlang des Tagesablaufs gelistet:
•    Geschworene lassen sich doppelt so häufig von einem Sachverständigen überzeugen, wenn dieser missverständliche Fachsprache benutzt, anstatt Sachverhalte klar und verständlich zu erklären
•    Fleisch in Fleischtheken von Supermärkten wird mit rötlichen Licht beleuchtet, um das Fleisch frischer aussehen zu lassen
•    Unsere eigene Körperhaltung hat eine Auswirkung auf unser Verhalten. In einem Mathematiktest schnitten die Probanden signifikant besser ab, die vorher 3 Minuten bewusst aufrecht saßen. Diejenigen die vorher lümmeln mussten, schnitten schlechter ab
•    Wir fahren 20 Stundenkilometer langsamer auf Kopfsteinpflaster als auf normalen Straßen

Das ist sehr nett zu lesen. Auch wenn man das ein oder andere schon gehört hat, da  es aus der Perspektive unseres Alltages beleuchtet wird, wird eine  höhere Ich-Involviertheit erzeugt, was wiederum zu einem größeren Lesevergnügen führt.

Interessant ist allerdings die Vermengung der Begriffe von Manipulation und Beeinflussung. Wir müssen unterscheiden zwischen dem manipulativen, also dem verdeckten Vorgehen bei dem die Selbstbestimmtheit des anderen umgangen werden soll und der Beeinflussung, bei dem die Selbstbestimmung des anderen respektiert wird. Mein Kollege Gerald Petersen hat hier die Begriffe definiert.

Ab wann dann ein Einwirken manipulativ wird, entscheidet der Adressat. So entscheidet er auch, ab wann er sich hintergangen fühlt und ab wann ein Abwehrverhalten ausgelöst wird, bei der der Manipulationsversuch nach hinten losgeht.

Manipulation ist kurzfristig und wenig persönlichkeitsfördernd. Im Untertitel steht immer der traurige Versuch „Ich will cleverer sein als Du!“ Manipulation ist das Fast Food des psychologischen Einwirkungsverhaltens. Ein gutes sättigendes 3-Gänge Menü hingegen ist, wenn ich es auf offene und faire Art und Weise erreiche, mein Gegenüber so zu beeinflussen, dass dessen Selbstbestimmtheit bewahrt bleibt.

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