Guido Westerwelle startet einen eigenen Video-Podcast: TV Liberal – Opposition live
Die Intro-Musik ist dynamisch und recht dynamisch ist der Bildschnitt. Das ist meiner Meinung nach genau richtig dosiert.
Der erste Beitrag ist eine Art oppositionelle Neujahrsansprache, rhetorisch sehr solide, aber auch kein Glanzstück. Highlights sind, wenn er die große Koalition „sogenannte große Koalition“ nennt (schmunzel), die Ausruh-Bestrebungen „Kamikaze-Strategie“ und die Gesundheitsreform „Gesundheitsmurks“.
Ein sehr ernster Punkt ist, dass Deutschland trotz eines festzustellenden Wirtschaftswachstum zurückfällt. Da hat Guido Westerwelle absolut recht. Das Wirtschaftwachstum in Deutschland ist verglichen mit dem von anderen Nationen, ein Mickey-Mouse-Wachstum. Nur das ist keine gute Nachricht, das hört hier niemand gerne und andere Politiker versuchen, die Tatsachen gar nicht erst offen zu legen. Das ist ein Problem. Auch hier haben wir eine „unconveniant Truth“, und es steht zu befürchten, dass diese Wahrheiten nicht aufrütteln, sondern verdrängt werden.
Immerhin: „Deutschland kann es besser“. Mit den Rezepten der Liberalen, natürlich, laut Westerwelle.
Übrigens, es unterläuft Westerwelle ein kleiner Lapsus mit „ein einfacheres, niedrigeres und gerechteres Steuersystem“ – was bitte ist ein „niedrigeres Steuersystem“? Merkt eh‘ keiner.
Am Schluß das Angebot, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Unrealistisch, aber die Message ist klar: Wir könnten es besser (wenn man uns ließe).
Mein Fazit: Formal gelungen, inhaltlich mau. Insgesamt höre ich nichts neues. Der Punkt mit dem Wirtschaftswachstum war richtig und wichtig, bietet aber keine positive Vision. Ich wünsche mir, dass Guido Westerwelle uns Dinge hören läßt, die wir nicht schon zur Genüge aus anderen Medien kennen. Und eine positive Vision bietet, wie Deutschland in ein paar Jahren aussehen könnte. Das kann ja noch kommen. Und lächeln könnte er auch mal, der Guido.
Aktualisiert: Die Links verweisen auf die FDP-Seite bei YouTube.
Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht so recht, wie man diese Intromusik als „dynamisch“ bezeichnen kann. Vielleicht in Abgrenzung zum Musikantenstadl. Diese Musik erreicht leider nur das Niveau uninspirierten Kaufhausgedudels. Dynamisch ist was anderes.
Auch finde ich den Bildschnitt katastrophal. Was ist daran dynamisch, ständig auf das Gesicht eines Monologisierenden zu halten. Welchen Gewinn an Dynamik. Erkenntnis, Verstehen, Irrititation oder was auch immer liefert diese willkürliche Verdoppelung, dieser Wechsel der Nahaufnahmen. Stilistisch eine Katastrophe. Aufnahmetechnik nicht nur von vorgestern, sondern unterträglich amateurhaft.
Und das Ganze nur, um das zu präsentieren, was man ohnehin schon kennt, und nichts anderes: rhetorisch verpackte Nullsätze mit ein paar amüsanten Wortspielchen. Kein Grund zum Jubeln. Unter „Opposition live“ möchte ich etwas anderes verstehen.
Tja, das gibt keinen IF-Award 😉 Ich kann mir auch vorstellen, dass es besser geht. Aber „katastropahl“ finde ich das nicht. Soll da ein Farb-Feuerwerk abgebrannt werden? Soll man versuchen, MTV zu kopieren? Alles auf „hip“ trimmen, auf „supercool“? Sollen die Kommentare wieder in Richtung „Spaßpartei“ gehen? Ich vermute, die Macher setzen erstmal auf Sicherheit und variieren später. Zum Beispiel wäre es auch gut, neben Guido andere Menschen zu sehen.
Mich interessiert generell die inhaltliche und rhetorische Seite noch mehr als die Medientechnik. Politiker wollen/müssen Menschen erreichen und überzeugen. Und das wollen/müssen wir alle. Wie machen die Politiker das? Was können wir von ihnen lernen?