Keep calm and carry on

keep-calm-and-carry-on-c.jpgEngland, 1939. Die britische Regierung bereitet ihre Bevölkerung auf einen Angriff des Dritten Reichs vor. Und läßt zweieinhalb Millionen Plakete drucken, mit weißen Lettern auf leuchtendrotem Grund: Keep calm and carry on. Ruhe bewahren und weitermachen.

Die damals gedruckten Plakate wurden vergessen, nicht aufgehängt, und nach dem Krieg eingestampft. Doch heute, fast 70 Jahre später, sieht man das Plakat in Büros, Wohnungen und auf T-Shirts. Barter Books war der erste Laden, der das Plakat neu auflegte und landete damit einen Verkaufshit. Andere legten nach und mittlerweile gibt es den Slogan auf vielen Sachen und in unterschiedlichen Farben.

Die Krise macht es möglich. Sie läßt die Welt bedrohlich, chaotisch und unsicher erscheinen. Da hilft das Mantra „Keep calm and carry on“. Alarmstufe Rot, aber wir lassen uns nicht aus der Fassung bringen. Ausserdem ist das very British.

Da habe ich mir doch gleich mal den Bildschirmhintergrund von Jens-Christof Niemeyer runtergeladen (Danke!). Die Krise ist überall? Meine Altersvorsorge schmilzt dahin? Menschen, die versuchen, mich zu ärgern? „Keep calm and carry on“.

Und wie sollte es anders sein? Die ironische Umkehrung des Slogans ließ nicht lange auf sich warten: Now panic and freak out!

Soft Skills Wissenschaft

Ich habe begonnen eine Diplomarbeit zu betreuen. Im weitesten Sinne geht es um das Spannungsverhältnis zwischen den Sozialwissenschaften und der Personalentwicklungs-Angebote im Soft Skills Bereich. Bei der Recherche hierzu fiel mir ein Artikel von Ruud van Ommeren in die Hände:  “How to close the gap between non-sustainable and sustainable learning and training“. Ruud van Ommeren ist ein Experte im Personalentwicklungs-Bereich und ein bekennender Kritiker von nicht-wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Trainings- und Weiterbildungsprogrammen.

In dem genannten Artikel beklagt er die Flut von immer wieder neuen Modellen, Konzepten und spekulativen Theorien im Trainingsbereich  und sorgt sich um das Image, dass die Weiterbildung durch diese wahrgenommene Willkürlichkeit erhält. Er schließt, dass Trainings dann nachhaltig sind, wenn die Inhalte aus Theorien mit fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen bestehen; ein  Aspekt, den er auch in diesem lesenswerten Interview hervorhebt. Van Ommeren wagt im Artikel den Blick über die Sozialwissenschaften hinaus und formt die Vision, dass blad kognitive Neurowissenschaften oder gar die Biochemie das nachhaltige Lernen unterstützen.

Aber welche wissenschaftlichen Kriterien weisen Konzepte der Weiterbildung heute auf?  Im Rahmen der oben erwähnten Diplomarbeit wird eine Recherche durchgeführt, wie viele der Personalentwicklungs-Tools, die kommerziell angeboten werden,  Reliabilität oder Validierungsstrategien angeben. Bekannt ist mir hier unter anderem der ISQ. Ich werde Sie bei dieser spannenden Frage auf dem Laufenden halten.

Herzblut Reloaded

Als das letzte Mal in diesem Blog über den 1. FC Kaiserslautern berichtet wurde, gab es wenig, was das Herz eines Anhängers des Pfälzer Clubs erwärmte. Anfang April 2008 hatten dann die roten Teufel 8 Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Der Absturz in die 3. Liga und den womöglich damit verbundenen wirtschaftlichen Ruin schien fast unabwendbar.

Zeitgleich wurde die Emotions- und Motivationskampagne „Lautrer Herzblut“ von OF consulting GmbH konzipiert und der bfw tailormade communication GmbH in kürzester Zeit umgesetzt. Es gab Herzblut-Tickets, Herzblut T-Shirts, Herzblut Herzen und auf dem Platz auch wieder Herzblut Spieler. Der Ausgang ist bekannt, der FCK erreichte am letzten Spieltag die Nichtabstiegsplätze und feierte den Nichtabstieg wie den Gewinn der Meisterschaft.

Der Zusammenhang der Herzblut-Kampagne mit dem sportlichen Aufschwung ist sicherlich nicht kausal. Andere Faktoren waren da bestimmt ausschlaggebender. Der FCK hatte mit Stefan Kuntz endlich wieder einen Vorstandsvorsitzenden mit Fußballkompetenz und Trainer Milan Sasic verstand es, ein Team zu formen. Aber es gab eben nun dank der Herzblut Kampagne eine Ausrichtung, eine Atmosphäre, in der es möglich war, dass alle, denen der FCK am Herzen liegt, an einem Strang ziehen. Es gab eine gemeinsame Vision. Mit aller Gewalt Klassenerhalt!

Die Herzblut-Kampagne gewann vor Kurzem den „Marketing-Preis des Sports 2009“ und – ohne die anderen Nominierten zu kennen – das vollkommen zu Recht.  Stefan Kuntz sagte in seiner Dankesrede:

„Die Kampagne hat in den entscheidenden Wochen nicht nur bei den Spielern und Fans das Feuer für den FCK neu entfacht. Herzblut hat die positive Stimmung erfolgreich übertragen und den Glauben an das gemeinsame Ziel gestärkt. Weil das Konzept von allen Seiten in und um den Verein gelebt wird, haben sich die sportlichen und wirtschaftlichen Erfolge gegenseitig verstärkt, sodass unser ‚Herzblut’ bis heute ungeahnte Kräfte freisetzt!“

Ein Paradebeispiel für strategische Kommunikation. Übertragen in Unternehmen kann – Glaubwürdigkeit vorausgesetzt – eine solche Kampagne auch unter Mitarbeitern und Führungskräfte „ungeahnte Kräfte“ freisetzen. Orientierung für Mitarbeiter ist in der ad-hoc Kommunikation eine zentrale Führungsaufgabe. Wenn die Führungskräfte es nicht schaffen, den Mitarbeitern die strategischen, langfristigen Ziele zu vermitteln, kann sich sehr schnell Demotivation einstellen. Nicht umsonst ist das Begeistern, also das Darstellen der gemeinsamen Werte und das Vorausschauen auf übergeordnete Ziele, ein fester Bestandteil des positiven Beeinflussens.
Wenn wir auf die aktuelle Situation des FCK blicken, dann steht er im Vergleich vor einem Jahr natürlich hervorragend da. Wird Greuther Fürth am nächsten Sonntag geschlagen, steht der FCK auf einem Relegationsplatz. Trotzdem ist von einem emotionalen Sog wenig zu spüren. Ein großes gemeinsames Ziel „Aufstieg“ wird nicht thematisiert oder als große Vision dargestellt. Gebetsmühlenartig wird in Interviews von dem „Wir-denken-von-Spiel-zu-Spiel“ gesprochen. Das ist wirklich schade, da so die große Chance – die Rückkehr in die Bundesliga, die sich dem FCK aktuell bietet, verspielt wird.

Betrachtet man das Spiel am Montag auf St. Pauli, dann war da deutlich mehr drin als die bittere und unglückliche Niederlage. Eine Mannschaft, die am Millerntor gestärkt mit einer Herzblut Kampagne „Aufstieg 2009“ angetreten wäre, hätte die verunsicherte Hintermannschaft von St. Pauli vielleicht auseinander genommen. So wurde eben nur von Spiel zu Spiel gespielt und verloren. Ich wünsche mir, dass alle Fans, Partner und Verantwortlichen an einem Strang ziehen und lautstark mit Herzblut das Unternehmen Aufstieg angehen!

Und für diejenigen, die behaupten, dass die Mannschaft des FCK die Klasse der ersten Liga nicht halten kann und gleich wieder absteigen wird, denen möchte ich die „Statistik“ entgegensetzen: Immer wenn der FCK von der 2. in die 1. Liga aufgestiegen ist, ist er auch Meister geworden.

Tony Soprano ist kein Manager!

tonysopranoonmanagement.jpgSo, Anfang Februar sind nun endlich alle Weihnachtsgeschenke konsumiert, ob Comics, Bücher, CDs oder DVD-Serien. Dieses Weihnachten stand wenig christlich im Zeichen der Sopranos, die Mafiafamilie von neben an in New Jersey. Die TV-Serie ist mit Emmys und Golden Globes überhäuft worden. 82 Stunden feinste Unterhaltung mit psychologisch dichten und undichten Charakteren und Handlungswendungen und Spaß und alles, was man sich für gute Zerstreuung wünscht.

Da dauert es dann auch nicht lange bis ein Buch zu dem Führungsstil der Hauptfigur erscheint: „Tony Soprano on Management: Leadership Lessons Inspired by America’s Favorite Mobster“ . Die Idee ist sicherlich nett. Auch deshalb, weil sich manch Manager gerne den Satz sagen hört, „alles, was ich über Führung weiß, habe ich von dem Paten 1-3“. Neu aber ist die Idee keinesfalls. Erfolgreiche Serien und der daraus abgeleitete „Leadership-Stil“ gibt es bereits mehrere auf dem Markt, beispielsweise auch zu Star Trek.

Das Buch „Tony Soprano on Management“ ist schlecht, langweilig und unnötig und hat auch nur sehr wenig mit dem Tony Soprano zu tun, wie er sich mir vorgestellt hat. Es macht den Anschein, dass in einem „Management Literatur Sweat Shop“ Praktikanten eingesperrt wurden. Die eine Hälfte musste „copy paste“ Allerweltsweisheit der Management Literatur in Word kopieren und die andere Hälfte musste krampfhaft die 82  Stunden schauen, wo denn ein Beleg zu dieser Management Weisheit in der Serie zu finden ist. Das ist ein wenig wie bei sozialwissenschaftlichen Experimenten, bei hoher Anzahl der Versuchspersonen kommt schon ein Effekt dabei heraus. In 82 Stunden Laufzeit findet man zu jedem Verhalten ein Beleg.

Der Charakter Tony Soprano ist gerade deshalb spannend, weil er keine einheitliche Persönlichkeit hat. Er ist gebrochen, impulsiv und irrational. Er tötet Männer aus seiner Crew, was weder mit dem Teamgedanken noch mit dem Support einer Führungskraft vereinbar ist.

Diese Art Bücher geben mir immer nur ein Rätsel auf. Wer schreibt diese Testimonals auf der Rückseite? Hier ist zu lesen: “Smart, funny and relevant, Tony Soprano on Management will help you be a better manager, run a more effective company, and make more money.” Um das Klarzustellen, mit diesem Buch bekommen Sie keinen Cent mehr aus irgendetwas. Schauen Sie sich lieber die Serie an. Da bekommen Sie Unterhaltung vom feinsten, gut abgehangen im Satriale’s Pork Store, northern New Jersey.

Kurzurlaub von der Kommunikation im Berufsleben: 25 Jahre Haldern Pop!

bild0179.jpgEin guter Popsong dauert 3 Minuten und in 3 Minuten ist alles gesagt. Die Kommunikationsweise des Pops ist Energie und Leidenschaft und Kreativität in 180 Sekunden. Und Liebe zur Musik.

Der aktuelle Aufmacher der Brandeins ist Liebe und lustigerweise werden sämtliche Werbeslogans mit Liebe von „Ich liebe es“ bis „Hotels, wie ich sie liebe“ aufgelistet. Wirklich und echt und authentisch ist die Liebe der Veranstalter des Haldern Pop zur Musik. Jedes Jahr spielen sagenhafte Bands und verzaubern den alten Reitplatz in ein Menschnaturspektakel von reiner Schönheit. Natürlich gibt es hier auch Angeberjournalisten und Typen in St. Pauli-T-Shirt, Kapuzenpullover oder Kappe, die gerade von Lütjenburg in die Schanze gezogen sind und nun Witze über die Provinz machen, aber die fallen hier gar nicht so auf.

Am Donnerstag stand die Band Foals aus Oxford beim 25. Jahre Jubiläums Haldern auf der Bühne. In der Sprache von C. G. Jung vergrößerte die Band während ihrem 50-Minütigen Auftritt die Bewusstseinsinseln in unserem kollektiven Unbewussten. Kurz hat man den Eindruck mehr über die Welt zu wissen. Schade, dass man nach dem leckeren Alt wieder so viel vergessen hat.

Diesmal stand Haldern unter dem Banner „Ich glaube, ich kenne jemanden, der das weiß“. In diesem Sinne ist es also auch das echte, bessere Xing. So jetzt ist aber wieder Schluss mit dem Kurzurlaub und nun widmen wir unsere volle Aufmerksamkeit wieder der Businesskommunikation.

Das Spiel dauert 90 Diamanten

Dreaming of diamonds by Swamibu (cc)Meine Frau hat mich gefragt, was eigentlich die Aufgabe von Oliver Bierhoff bei der Nationalmannschaft ist. Ach so, der ist der Manager. Ja und was macht der da. Ähm, dann denke ich an eine Szene aus Sönke Wortmanns Sommermärchen, wo Bierhoff vor seinem Laptop sitzt und lese in Wikipedia, dass er…

„…neben seiner Profi-Laufbahn ein wirtschaftswissenschaftliches Studium an der FernUniversität in Hagen nach 26 Semestern erfolgreich als Diplom-Kaufmann abgeschlossen [hat]“,

und glaube, dass er vergleichbar des ewig 17-jährigen Leimeners der ewige Golden-Goal Schütze ist. Dann fällt mir ein, dass man ihn oft neben dem DFB Direktor für Kommunikation Harald Stenger sitzen sieht, und Worte sagt, wie „souverän“, „Geduld“, „Konzentration“ oder „Druck“. Zu manchen seiner Worte fügt er „100 %“ dazu oder sagt auch so einfach mal „hervorragend“. Dann geht es meist um die Stimmung in der Mannschaft, die tollen Arbeitsbedingungen in Tenero oder das Hotel Giardino Relais et Chateaux .

Ein rhetorischer Höhepunkt direkt aus der Rhetorik Datenbank war natürlich die Metapher mit dem Druck und dem Öl und den Diamanten:

„Viele Sachen entstehen unter Druck: Öl, Diamanten. Die Mannschaft braucht Druck.“

Ein typisches Beispiel von Scheinplausibilität. Physikalischer Druck wird schnell mal mit psychologischen Druck gleich gesetzt, klingt ja gut und auf geht’s ab geht’s. Würden unsere wertvollen Fußballspieler von Lehmann bis Gomez den Druck einer Autopresse spüren, wären sie alles andere als Diamanten und Öl. Weder das eine noch das andere kann Tore schießen oder verhindern.

Die Sprache des Peoples Game hat sich verändert. Zu Herbergers Zeiten waren einfache Wahrheiten gefragt. Heute lassen sich die Fußballverantwortlichen schulen und die Professionalisierung erhält in allen Winkeln des Spiels Einzug. Dabei entsteht oft der Eindruck des Gestelzten und Aufgesetzten, dass lieber Dinge gesagt werden, die bei den Zuhörern einen kurzfristigen A-ha Effekt auslösen, als tatsächlich Wesentliches.

Aber nach einem gewonnen Spiel ist ja auch egal, was man sagt. Und es wird mal wieder klar, dass das Runde ins Eckige muss und die Wahrheit auf dem Platz liegt. Danke Schweini, Miro und Michael für Taten und Tore!

Der Polizist von Frau Zehnbauer macht fast alles richtig!

Der Mannheimer Stadtteil Waldhof war einst Fußballdeutschland bekannt wegen der kompromisslosen Vorstopperschule der Marke Förster, Kohler oder Wörns. Heute spielt der SV Waldhof in der Oberliga und Vorstopper heißen jetzt bestenfalls Innenverteidiger. Trotzdem ist der rustikale Stadtteil, in dem es Straßennamen wie „Zäher Wille“, „Große Ausdauer“ oder „Starke Hoffnung“ gibt, dank der Könige des E-Mail-Weiterleitens wieder in aller Munde (jedenfalls beim Nachahmen des Dialektes).

Frau Zehnbauer, wohnhaft in der oberen Riedstraße, rief vor drei Jahren bei der Polizei an, um eine Ruhestörung ihres Nachbarn Herr Ellenberger zu melden. Auf noch unbekannte Weise ist dieser Anruf nun im Internet gelandet und erfreut sich größter Beliebtheit.

Nun liest man, dass von verantwortlicher Seite mit dem Polizisten ein klärendes Gespräch geführt wurde. Es stellt sich die Frage: Warum? Aus kommunikativer Sicht macht der Polizist fast alles richtig.

Er entschärft die Situation mit paradoxen Interventionen („Hawwe‘ Se die Zäh hause, odda was?“) und selbst als Frau Zehnbauer mit ionescohaften Monty Python Absurdität antwortet „Ich hab schlechde Empfoang!“, reagiert unser Polizist ganz richtig mit aktiven Zuhören und wiederholt: „Schlechter Empfang“. So passt er sich auch dem einschlägigen Vokabular der Frau Zehnbauer an, wenn er nach dem Namen des Nachbarn fragt und er lockert die temperamentvolle Situation mit Humor auf („Appartement!“). Auch in der emotionalsten Passage, wenn Frau Zehnbauer ankündigt dem Nachbarn „in sei dreckiges Maul“ zu boxen, bleibt er die Ruhe selbst und antwortet: „Kää Problem, hajo, mir kumme dann!“ und bringt das Gespräch wieder auf eine sachliche Ebene, in dem er es mit einer offenen Frage steuert.

Der einzige Grund aus kommunikativer Sicht, warum ein klärendes Gespräch mit ihm stattfinden sollte, ist, dass man auch zu seinen Worten stehen muss. Angeblich kam an diesem Abend kein Polizist mehr vorbei.

Fußball-Kommunikation

070311 Artus 17 by Gerald Petersen.JPGDie Bundesliga-Saison hat begonnen. Ich gebe zu, auch wenn ich gerne ein gutes Spiel ansehe und Sympathie für norddeutsche Clubs hege, bin ich kein großer Fußball-Fan. Ich schätze, das liegt daran, dass ich als Kind nicht Star Trek sehen konnte, weil zeitgleich die Sportschau lief.

Wir kennen die Weisheiten „Der Ball ist rund“ von Sepp Herberger oder „Ich habe fertig“ von Giovanni Trappatoni. Die Fußball-Welt hat ja noch viele weitere verbale Highlights hervorgerufen. Darunter sind Treffer, aber auch Eigentore, misslungene Dribblings und Blutgrätschen. Einige meiner Favoriten:

„Wir müssen jetzt erst mal nachdenken. Nachdenken bedeutet, dass man über alles Mögliche nachdenkt.“ Hertha-Manager Dieter Hoeneß

„Wir werden mit elf Mann auflaufen.“ Rudi Völler

„Natürlich haben die beiden nicht mehr gezeigt als zu sehen war.“ Erich Ribbek

„Adriano gibt als seine Vorbilder Kaka und Jesus an. Kaka von Milan und Jesus von Nazareth.“ Beni Thurnheer

„Wir haben mit der notwendigen fairen Brutalität gespielt.“ Christian Beeck

„Jeder kann sagen, was ich will.“ Otto Rehagel

„Wenn ich über’s Wasser laufe, dann sagen meine Kritiker, nicht mal schwimmen kann er.“ Berti Vogts

„Wir werden nur noch Einzelgespräche führen, damit sich keiner verletzt.“ Frank Pagelsdorf

„Das habe ich ihm dann auch verbal gesagt.“ Mario Basler

Schiedsrichter: „Ich verwarne Ihnen.“
Willi Lippens: „Ich danke Sie.“
Schiedsrichter: Zieht die rote Karte.

„Kompliment an meine Mannschaft und meinen Dank an unsere Mediziner. Sie haben Unmenschliches geleistet.“ Berti Vogts

„Wir sind eine gut intrigierte Truppe.“ Lothar Matthäus

„Meine Mannschaft ist 15 oder 16 mal ins Abseits gerannt. Das haben wir auch die ganze Woche geübt.“ Manfred Krafft

„Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ Jürgen Wegmann

„Zwei Minuten gespielt, noch immer hohes Tempo.“ Holger Obermann

„So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere.“ Lukas Podolski (nach dem 0:2 im WM-Halbfinale gegen Italien – für diesen Spruch erhielt er die Auszeichnung „Fußballspruch des Jahres 2006“ von der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur)

Weitere Zitate hier oder hier. Was ist Ihr Lieblingszitat?

Aufmerksamkeit, bitte!

Zweiunddreißig Fenster offen im Computer, eine SMS schreiben, mit der Kollegin flirten, chatten und mit dem Chef telefonieren und das bitte gleichzeitig. So oder so ähnlich könnte eine moderne Arbeitssituation aussehen. Multitasking ist eine Attitüde des Vielbeschäftigten (oder derer, die es gerne wären) geworden. Das Selbstverständnis, dass man viele Dinge auf einmal machen kann, schwingt bei dieser Attitüde mit. In Besprechungen werden Blackberries benutzt und während dem Telefonieren wird gegoogelt. Der Subtext sagt den anderen Gesprächteilnehmern, das, was wir hier zu besprechen haben ist für mich Kinderfasching und lastet meine Ressourcen noch lange nicht aus.

Die mangelnde Fähigkeit sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren nimmt immer groteskere Ausmaße an. Letzte Woche kam ich in ein Reisebüro. Die Dame arbeitet am Computer und schaute konzentriert auf den Bildschirm, blickt mich dann kurz an und sagt „Bitte“ (im Sinne von „Bringen Sie Ihren Wunsch!“ an) und schaut wieder zurück auf den Bildschirm. Das ist dann natürlich aus Kundenkommunikations-Perspektive fahrlässig bis dumm. Ich fühlte mich in diesem Gespräch nie Ernst genommen. Aufmerksamkeit zeigen ist so fundamental für gute Gespräche und doch scheint diese Fähigkeit abzunehmen.

Zu Hilfe in der Argumentation, dass Multitasking eine uneffektive Fassade von Angeberei ist, eilt der bereits bei work-innovation vorgestellte New York Times Artikel „Managing the Machines“. Unterbrechungen – eben auch durch Multitasking – im Arbeitsprozess verursachen geschätzte 650 Milliarden Dollar Schaden in der amerikanischen Wirtschaft. Jede Ablenkung sorgt dafür, dass sich die Konzentration zu einer bestimmten Aufgabe abbaut und bei der erneuten Zuwendung erst nach einiger Zeit wieder aufgebaut wird.

Wie im noch jungen Zeitalter der digitalen Kommunikation am besten mit den unterschiedlichen Systemen (E-Mail, Instant Messaging etc) umgegangen werden soll, danach fragt nun das neu gegründete und u. a. von Microsoft und Johnson & Johnson gesponserte Institute for Innovation and Information Productivity. Als Einsatz der Methodiken gelangen auch bildgebende Verfahren der Gehirnforschung und soziale Netzwerk Algorithmen. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse.

Gut übereinander reden

Edmund Stoiber hat einen Anfall von Ironie? Zur Suche nach einer Nachfolgelösung (Quelle: FTD):

Ich habe mit allen Gesprächspartnern vereinbart, dass wir alle natürlich pausenlos gut übereinander reden.

Good advice für diejenigen, die in die Politik gehen wollen oder schon drin sind. Nicht nur, dass man gut übereinander redet, obwohl man es nicht so meint – nein, man vereinbart gleich, dass man gut übereinander redet (pausenlos), den Kollegen ist sonst nicht zu trauen. Und neuerdings, man redet darüber, dass man gut übereinander redet.

Ich möchte dann doch nicht in die Politik gehen.

Telemediengesetz ist relevant für Blogger

Aus einer Meldung der tagesschau.de zum Telemediengesetz (TMG):

Blogger werden zu Journalisten

Auch für Blogger ändert sich etwas durch das neue Telemediengesetz. Einige von ihnen werden nämlich künftig rechtlich wie Journalisten behandelt. Jeder, der eine Internetseite betreibt, die „nicht ausschließlich persönlichen oder familiären Zwecken“ dient, muss zukünftig nicht nur ein Impressum auf seiner Seite platzieren. Handelt es sich um ein „journalistisch-redaktionell gestaltetes Angebot“, müssen die Autoren sogar die gleichen Sorgfaltspflichten erfüllen, die bereits jetzt für tagesschau.de und andere Nachrichtenseiten gelten. Ihre Betreiber sind künftig dazu verpflichtet, alle Einträge auf der Webseite auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Sie können zudem zu Gegendarstellungen verdonnert werden oder eine saftige Abmahnung erhalten, wenn Werbung und redaktioneller Inhalt vermischt werden.

Doch bereits jetzt streiten Rechtsexperten darüber, wo in Zeiten von Web 2.0 die Trennlinie zwischen journalistischen und privaten Telemedien verläuft. Muss ein privates Blog, in dem zwischen Urlaubserlebnissen und Buchrezensionen auch Beiträge zur Bundestagswahl erscheinen, nach journalistischen Maßstäben bewertet werden? Gerichte werden das von Fall zu Fall entscheiden müssen. Dabei könnte ausschlaggebend sein, ob die Internetseite „gewerblich“ betrieben wird, ob der Autor mit ihr also Geld verdient. Und dazu reicht schon eine einzige Google-Adwords-Anzeige.

Blogs sind als Medien vergleichbar mit tagesschau.de? Blogger sind Journalisten? Da fällt mir wieder ein, was BSE heißt: Behördliche Spongiforme Enzephalopathie (Achtung Satire! Im Sinne der Satirekennzeichnungsverordnung).

Wann ist ein Blog „journalistisch-redaktionell gestaltet“?

Wann handelt es sich um den „Hintergrund einer Wirtschaftstätigkeit“? Nur dann, wenn der Dienst gegen Entgelt angeboten wird, oder auch dann, wenn jemand Google-Ads schaltet? Oder, wenn es sich um ein Corporate Blog handelt?

Und diese Fragen sollen nun Gerichte entscheiden?

Die rechtliche Ausgestaltung der Internet-Wirtschaft und der Internet-Öffentlichkeit stellt unsere Volksvertreter vor eine Herausforderung, der sie scheinbar nicht gewachsen sind. Marcel Bartels befürchtet in einem offenen Brief an die Abgeordneten des Bundestages, dass das TMG „halbseidenen Juristen neue lukrative Geschäftsfelder für die Abzocke mit irrsinnig teuren Abmahnungen eröffnen wird“. Kanzlei Dr. Bahr (Hamburg) kommentiert: „Die Legislative offenbart damit erneut anschaulich, wie schon zuletzt im Fernabsatzrecht, ihre Inkompetenz, die tatsächlich wichtigen Probleme des Online-Rechts zu lösen“. tagesschau.de zitiert Markus Beckedahl: „Die Bundesregierung hat im aktuellen Gesetzgebungsverfahren wenig Kompetenz für Internet-Fragen gezeigt. Ich glaube, in den oberen Ebenen der Ministerien befindet sich keiner, der das Internet wirklich verstanden hat“. Eigentlich traurig, kann aber auch Unterhaltungswert haben, z.B. wenn die Union das TMG kommentiert.

Was uns betrifft, wir halten die Augen auf und machen weiter wie bisher.

Google-Killer ist eine Ente

The Duck on the Sea by N.R. (cc)Da war die Aufregung groß. Medien (The Times, Spiegel Online u.v.m.) meldeten vor ein paar Tagen, Wikia und Amazon hätten sich zusammengetan, um den ultimativen Google-Killer zu starten – eine kommerzielle Suchmaschine, die mit Wikipedia-bewährter Schwarm-Intelligenz die qualitativ besseren Ergebnisse liefert. Wikiasari solle die sozial-kommerzielle Wunder-Suchmaschine heißen.

Das ist natürlich ein heißes Thema für uns Internet-Affine und so wurde die Sau auch gleich durch das Dorf die Blogosphäre getrieben. Viele male wurde genüsslich der Wikipedia-Gründer Jimmy Wales zitiert, Google liefere oft „nichts als Spam und nutzloses Zeug“.

Wikia stellt die Dinge nun richtig:

Amazon? Amazon has nothing to do with this project. They are a valued investor in Wikia, Inc., but people are really speculating beyond the facts. This search engine project has nothing to do with Amazon’s A9, etc.

Wikisearch? This project has also nothing to do with the screenshot TechCrunch are running (which belongs to Wikisearch), and this search project has nothing to do with Wikipedia.

Wikiasari? Wikiasari is not and will not be the name for the free search engine we’re developing. It was the name of a former project (…).

Aber wo Rauch ist, ist auch Feuer.

Oder eine Nebelkerze.

Jarvis ist mutig!

Jarvis

Peter Laus Kultur-Kolumne ist für mich ein wiederkehrender Höhepunkt der Presseerzeugnisse Deutschlands. In der vergangenen Ausgabe des hervorragenden brandeins Magazins fasst er seine Gedanken zu Mut zusammen. Mut gehört für ihn sowohl ins Berufsleben als auch in die Gestaltung unserer restlichen Zeit. Die Grenzen verwischen ja eh.

Peter Lau meint, wir brauchen Mut…

Mit jedem Meeting, in dem wir nicht sagen, was wir wirklich denken, weil wir Angst haben um unseren Arbeitsplatz … Mit jedem Gespräch, in dem wir einem blöden Wichtigtuer nicht widersprechen, weil wir nicht sicher sind

Mit jeder Begegnung, bei der wir einem besoffenen Macho nicht entgegentreten, weil der echt brutal werden könnte

Das Entgegentreten gegen die blöden Wichtigtuer (Lau nennt sie auch „Vollidioten, Ignoranten und arrogante Kokser“) erinnert mich an dies und der brutale Macho an das.

Lau schreibt weiter und prangert die Mutlosigkeit der Freizeitgestaltung an. Es sei nur noch ein Patchwork aus Coolness Zitaten und fragt wohl auch mich:

Willst du im Rollstuhl enden, mit einem »Spex«-Abo (…)?

Oje, ich fühle mich ertappt, denke nach, schaue mir die aktuelle Spex an und sehe Jarvis Cocker. Lege seine neues CD ein und singe mit ihm „I will kill again“:

Build yourself a castle. Keep your family safe from harm. Get into classical music. Raise rabbits on a farm. Log on in the night-time. Drink a half-bottle of wine. Buy a couple of records. Look at naked girls from time to time. And people tell me what a real nice guy you are. So come on – serenade me on your acoustic guitar. And don’t believe me if I claim to be your friend. Cos given half the chance I know that I will kill again. I will kill again. And wouldn’t it be nice for all the World to live in peace? And no-one gets ill or ever dies. Or dies of boredom at the very least.

I will kill again.

Das macht doch wieder Mut fürs neue Jahr. Auch ich wünsche Ihnen alles Mutige und Gute für 2007!

Fairer Streit

(c) dpa

„Fairer Streit um die Sache und das Ringen um vernünftige Kompromisse
sind in der Demokratie unerlässlich“

sagt Bundespräsident Horst Köhler in der diesjährigen Weihnachtsansprache (der Redetext wurde vorab veröffentlicht, mehr in der Netzeitung oder bei Focus Online).

Fairness ist ein hoher Wert und in der Tat ist mehr Fairness wünschenswert; das gilt nicht nur für die Politik. Auch im Arbeitsleben und im Alltag wünschen wir uns Fairness (ok, nicht alle).

Uns wird dieses wichtige Thema auch hier im Blog beschäftigen. Doch zunächst die Frage an Sie, liebe Leserin, lieber Leser: Was ist fair? Wann bin ich der Meinung, eine Auseinandersetzung ist fair? Wann sage ich „So ein Arsch…“ und wann sage ich „Wir waren in der Sache unterschiedlicher Auffassung, aber das Gespräch mit ihr war sehr gut und hat sogar Spass gemacht“?

Du bist die Person des Jahres

(c) TIME/APDas TIME Magazin hat die Person des Jahres gekürt. Du bist die Person des Jahres. Weil du hier liest, weil du das Internet als interaktives Medium nutzt.

Wir Internet-Nutzer werden ausgezeichnet und unserem wachsenden Einfluss wird Tribut gezollt. Als Bürger der neuen digitalen Demokratie entwickeln wir neue Formen der Öffentlichkeit und der Zusammenarbeit. Web 2.0 macht’s möglich.

Das klingt zum Teil typisch amerikanisch euphorisch übertrieben. Wir haben also die Macht? Ich meine, ja:

  • Uns sind mehr Informationen zugänglich.
  • Wir haben mehr Mittel, kreativ zu sein und unsere kreative Energie mit anderen zu teilen.
  • Wir haben mehr politischen Einfluss.
  • Wir haben mehr kommerziellen Einfluss.

Ich brauche das nicht weiter zu erklären, es gibt für diese Punkte genug Beispiele. Wie diese neuen Möglichkeiten heute genutzt werden, ist allerdings noch eine ganz andere Frage. Wir haben wunderbare Werkzeuge, aber nur wenige sind wirklich kreativ damit. Ich meine, da stehen wir erst am Anfang einer dramatischen Entwicklung und, das ist schon bemerkenswert, TIME hat das gewürdigt:

Person of the Year: You. Yes, you. You control the Information Age. Welcome to your world.

Mehr auch beim Stern.