Kunden wollen kein Fach-Kauderwelsch

3D Character and Question MarkWeil IT-Berater häufig nicht in der Lage sind, ihre Fachbegriffe verständlich zu erläutern, verzichten viele Mittelständler auf sinnvolle Software und Technik (enable 12/2010, Beilage der heute erschienenen FTD)

Eine Studie des DIKMU (Deutsches Institut für kleine und mittlere Unternehmen) kommt zu dem Ergebnis:

IT-Anbieter wollen hingegen viel zu oft eine technische Maximallösung und nicht das für den Betrieb Sinnvolle verkaufen – ein böser Fehler! Wird dann das Angebot auch noch mit IT-Fachbegriffen und Anglizismen durchseucht, winken die Unternehmer oder ihre Entscheider nur noch erschreckt und verärgert ab, obgleich die Erneuerung den Unternehmen erhebliche Optimierungschancen böte.

Kommunikation paradox: Eigentlich wollen die Berater verkaufen, doch sie vergraulen die potenziellen Kunden. Komplizierte Begriffe führen zu Unverständnis und so kann kein Vertrauen augebaut werden. Der verunsicherte Kunde kauft nicht.

Das Problem ist nicht, dass der Kunde keinen Bedarf hätte, oder dass der Anbieter das falsche Produkt anpreist. Wir haben hier ein klassisches Kommunikationsproblem. Und das wiederum nehmen viele nicht wahr, da es zwar viel Geld kosten kann, aber nicht in der Bilanz auftaucht. Mein Tipp für Unternehmen mit Weitsicht: Hier besteht Potenzial für einen Wettbewerbsvorteil!

Aktuelle Studien zum Thema „Führung“

Ich stelle heute einige aktuelle Studien vor, bei denen es kostenlos Erkenntnisse gibt und gleichzeitig der Forschung geholfen wird.

Führungsfeedback

Die Technische Universität Dortmund bietet kostenfreie Führungsfeedbacks für Führungskräfte Ihrer Organisation an. Das ansonsten kostenpflichtige Führungsfeedback-System der TU Dortmund ist deshalb im Rahmen des aktuellen Forschungsprojekts „Beurteilung und Entwicklung von Führungskräften“ für kurze Zeit kostenlos. Dieses Angebot richtet sich sowohl an Unternehmen als auch an Verwaltungen und gemeinnützige Organisationen. Nähere Informationen erhalten Sie in diesem PDF: http://tinyurl.com/25352ef (via Heiko Verlage / XING)

Führungskraft-Mitarbeiter-Kommunikation

Im Rahmen des wissenschaftlichen Projektes „Führung.kom“ der Arbeitseinheit für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Bielefeld erhalten Unternehmen eine kostenfreie Dienstleistung, für die normalerweise erhebliche Kosten anfallen. Das Projekt beschäftigt sich mit der Analyse von Führungskraft-Mitarbeiter-Kommunikation. Zusätzlich zu den sonst üblichen Mitarbeiterumfragen und Feedbackstrukturen bietet Führung.kom tiefere Einblicke in Selbst- und Fremdeinschätzung des Führungsverhalten und der Kommunikation der Führungskraft. Zudem werden auch Indikatoren zum Befinden der Mitarbeiter erhoben. Weitere Infos: http://www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/AE10/projekte/aktuell/fuehrung.kom/ (via Sanjoy Göhlsdorf / XING)

Umgang mit Unberechenbarkeit

Im wirtschaftssoziologischen Schwerpunkt an der Universität Hannover werden Projekte über Zukunftsaspekte des Strategischen Managements, der Unternehmenskultur und der Personalentwicklung durchgeführt. Eine neue Erhebung zielt auf die Beantwortung der Frage, wie deutsche Unternehmen generell ihre Zukunft vorbereiten und dabei vor allem, wie Managerinnen und Manager das Problem unberechenbarer Entwicklungen in den Griff nehmen. Teilnehmen können Managerinnen und Manager, aber auch Studierende. Die Kernfrage ist: Wie kann es nach Ihrer persönlichen Auffassung gelingen, rasch und zielgerecht auf unerwartete Herausforderungen zu reagieren? Link zum Fragebogen: [Link entfernt – Die Umfrage zum Thema Zukunftsmanagement ist beendet] (via Prof. Dr. Holger Rust / XING)

Reden zwei Alphatiere übereinander…

Ganz schön amüsant diese schwäbischen und niederländischen Bayern. Da sagt der eine am Sonntag über den anderen in der Öffentlichkeit, dass es schwierig sei mit dem anderen zu reden, weil er Meinungen von anderen – also von ihm – nicht akzeptiert. Daraufhin ist der Gemeinte wiederum „enttäuscht“, „sehr enttäuscht“. Das sagt er auch der Öffentlichkeit in einer one-man Presseschau. Die Medien freuen sich wie Bolle und walzen den Konflikt der beiden Alphatierchen in Specials – wie auf Sky – oder in den einschlägigen Fachmagazinen aus.

Das ist ja auch spannend. Da treffen zwei aufeinander, fast gleich alt, beide wollen Erfolg, beide sind es gewohnt, dass man macht, was sie sagen und beide sind davon überzeugt, dass sie 1A Kommunikatoren sind. Dies sagt van Gaal noch einmal ausdrücklich in seiner Pressekonferenz:

Ich bin sehr enttäuscht, sehr enttäuscht, dass mein Präsident so etwas sagt über mich. Weil ich denke, dass Kommunikation eine meiner besten Qualitäten ist.

Man fragt sich, warum reden sie dann nicht einfach miteinander? Verhindern Eitelkeiten und Stolz und Bewahrungsbedarf des Selbstwertes wirklich offene direkte Kommunikation? Ist es angebracht, Meinungsverschiedenheiten in der Öffentlichkeit auszutragen? Ist es nicht auch ein Mangel an kommunikativen Fertigkeiten einfach zu sagen, er akzeptiert meine Meinung nicht und ich versuche es erst auch gar nicht anders und setze Reizpunkte außerhalb eines 4-Augengespräches? Oder ist es gar eine Führungsqualität von Uli  Hoeneß zu wissen, wann solche Reizpunkte zu setzen sind („Wenn man sich nur in den Armen liegt, wird man nicht Deutscher Meister“)? Es ist hier wohl beides. Hoeneß versteht es tatsächlich Debatten zu beginnen, Dampf zu machen und im richtigen Moment zu provozieren.

Fragt sich nur, ob dies seiner neuen Rolle als Präsident entspricht. Vielleicht war ihm da etwas langweilig und er hat einfach mal wieder Lust, einen kerzengerade rauszuhauen, so wie er dass schon so viele Male gemacht hat als Manager in der Abteilung Attacke.

Und gut, dass diese amüsanten Bayern noch einen weiteren ganz Großen in ihren Reihen wissen. Franz Beckenbauer, der uns in letzter Zeit des Öfteren zum Schmunzeln brachte, mit ausschweifenden Antworten auf Reporterfragen, nur um dann – sehr viel später – zu schließen: „Eh, wie war die Frage?“. Jedenfalls dieser Franz Beckenbauer sagte auch etwas Lustiges zu Hoeneß und van Gaal. Auf die Frage von Kerner gestern vor dem Champions Leauge Spiel bei Sat 1, ob er nicht geschmunzelt habe, dass gerade Hoeneß, der Beckenbauer häufig kritisierte, wenn dieser sich als Präsident in das Tagesgeschäft eingemischt habe, sich doch nun so vehement einmischt. Beckenbauer reckte in voller Vorfreude das Mikrophon zu seinem Mund und meinte: Ich habe laut gelacht. Das fand er selbst so lustig, dass er das gleich noch mal bei Sky (allerdings nicht mehr so pointiert) zum Besten gab.

Insights for Search


Hobbysozialwissenschaftler aller Welt vereinigt Euch und zwar auf der Seite Google Insights for Search. Hier kann man „Sehen, wonach die Welt sucht“ und daraus interessante Thesen ableiten. Google stellt seine seit dem Jahr 2004 gesammelten Daten zur Verfügung. Man kann diese Daten zeitlich und räumlich filtern und Häufigkeiten unterschiedlicher Suchbegriffe entlang der Zeitachse vergleichen.

Nicht nur für Marketingabteilungen der Konzerne ein schönes Instrumentarium, um zu schauen, wie die Suchanfragen vor und nach Kampagnen zu- und abgenommen haben, auch Ökonomen erfreuen sich daran Zusammenhänge mittels der google Daten zu finden. Geben vermehrt Menschen „Jobsuche“, „Stellenmarkt“ oder „Arbeitsamt“ ein, könnte dies ein Indikator für unsichere Jobs und für ein zukünftiges Steigen der Arbeitslosenzahlen sein.

Die Immobilienmarktentwicklung in einem Bundesland lässt sich ebenfalls untersuchen. Man kann ja mal schauen, was dabei herauskommt, wenn die Suchbegriffe Hauskauf, Hausfinanzierung und Immobiliengesuche nach Häufigkeit miteinander verglichen werden. Einzelhändler können die Eingabe der Marken ihrer Produkte vergleichen. Und das herunter gebrochen bis auf die Stadt, in der der Einzelhandel seinem Geschäft nachgeht. Er kann lernen, welche Produkte vermehrt nachgesucht werden und demnach sein Lager einrichten. Geben Suchende die Begriffe „Schluckbeschwerden“, „Schüttelfrost“ oder „Kopfweh“ stark vermehrt an einem bestimmten Ort ein, können wir davon ausgehen, dass es dort bald eine Grippewelle gibt.

Wir wünschen viel Spaß beim Auffinden weiterer interessanter Zusammenhänge.

Konflikt 21

Konflikte gibt es allerorten. Manchmal auch da, wo gebaut wird, ob ein Maschendrahtzaun im sächsischen Auerbach oder ein Bahnhof im schwäbischen Stuttgart. Die Konfliktentwicklung folgt dabei erstaunlich häufig einem bestimmten Muster, das Friedrich Glasl in seiner  Konflikteskalation beschreibt. Innerhalb von 9 Stufen schafft es der Konflikt von noch harmlosen Spannungen und Verhärtungen der Positionen (Stufe 1) zu dem gemeinsamen Abgrund (Stufe 9).

Stufe 1 Verhärtung und Spannungen: Am 3.02. Februar dieses Jahres meldet die Süddeutsche Zeitung, dass „Kritiker des Projekts glauben, dass Stuttgart 21 und die Schnellbahnstrecke viel teurer werden als behauptet.“ Rechnungen über Mehrkosten werden angestellt und Gegner des Projektes legen ein kostengünstigeres Gegenkonzept vor. Die Befürworter argumentieren, dass sich die Fahrzeit Innenstadt Flughafen von 27 auf 8 Minuten reduziert, die Fahrzeit Stuttgart Ulm von 54 auf 28 Minuten reduziert. Die Diskussion basiert noch auf Fakten, die eigenen Standpunkte werden verhärtet, die eigene Flexibilität der Sichtweisen ist allerdings bereits eingeschränkt.

Stufe 2 Polarisation und Debatte: Die Worte werden schärfer. „Bei Abriss Aufstand“ hört man auf der einen Seite, auf der anderen kündigt die Bahn den Abriss des Nordflügels bereits für August an.

Stufe 3 Taten statt Worte: Am 26. August besetzen Gegner den Nordflügel. Diese werden wegen Hausfriedensbruch angezeigt.

Stufe 4 Koalitionen: Diese Stufe verlief im Falle von Stuttgart 21 parallel zu den ersten drei Stufen. Eine Allianz von Gegnern aus Grünen, dem BUND, Architekten und Verkehrsplanern hat das Gegenkonzept Kopfbahnhof 21 vorgelegt. Mehrere Gruppen finden sich zusammen und rufen zu Montagsdemonstrationen gegen Stuttgart 21 auf.

Stufe 5 Demaskierung und Gesichtsverlust: Jetzt geht’s so richtig los! Bei Stufe 5 wird das Denken mehr und mehr abgeschaltet. Stellt man sich die Stufen als Treppe in den Abgrund vor, werden die Stufen kleiner, rutschiger, gefährlicher. Der anderen Seite werden Unredlichkeit, und schlechte Einstellungen und Motive unterstellt. Sich selbst betrachtet man als Wahrer von Werten. Die eigenen Motive sind redlich. Man selbst ist klüger, realistischer und flexibler als die anderen. Hier verstärken sich die psychologischen Mechanismen von Groupthink (mangelnde Objektivität für andere Meinungen, Konformitätsdruck und selektive Wahrnehmung). Natürlich freut es auch unseren Selbstwert, wenn wir so schlau sind und die Gegner so dumm.

Im Falle von Stuttgart 21 ist ja einiges auf dieser Stufe passiert: Die Gegner seien fortschrittsfeindliche Querulanten, Radaubrüder, die sonst nichts zu tun haben oder kriminelle Autonome. Und die Befürworter? Die machen doch nur krumme Geschäfte. Warum wird das denn immer alles teurer? Welche Lobbyisten verdienen denn da noch mit?

Stufe 6 Bedrohung und Stufe 7 Begrenzte Schläge: Die Eskalation mündet in Gewalt. Tatort Schlossgarten. Polizei und Demonstranten geraten aneinander. Laut offiziellen Angaben sind 130 Menschen verletzt, laut Sprechern der Gegner 400.

Die letzten beiden Stufen 8 und 9 Zersplitterung und gemeinsamer Abgrund sind noch nicht erreicht. Das Überschreiten der letzten Stufe wäre, wenn beide Parteien Ihr Ziel nicht erreichen. Wenn es beiden Parteien wichtiger wird, dass der andere vernichtet wird als das man seine eigenen Ziele erreicht. Also in unserem Falle kein Bahnhof und kein Geld für niemanden. Wir hoffen natürlich, dass die Schwaben cleverer sind und deeskalieren.

Eine Deeskalation würde bedeuten wieder auf die erste Stufe zu kommen und wieder miteinander zu reden. Hilfe zum miteinander Reden verspricht der Schlichter Heiner Geißler. Er will, dass alle Argumente, Fakten, Zahlen und Einschätzungen auf den Tisch kommen. Weg von Unterstellungen hin zu sachlogischen Debatten. Wir sind gespannt, wie es weitergeht mit „de schwäbsche Eisebohne”.

Führungsqualitäten auf dem Prüfstand

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„Haben Sie das Zeug zur Nummer eins?“ fragten manager magazin und XING großspurig-provozierend. Der Test soll verraten, „was Manager heute können müssen“ und wie es mit den eigenen Schlüsselqualifikationen steht. Über 140.000 Personen antworteten und bekamen (auf Wunsch) eine individuelle Auswertung dieses Tests. Die Gesamtergebnisse werden in der aktuellen Oktober-Ausgabe des manager magazin berichtet.

Headhunter von Russell Reynolds Associates haben festgelegt, welche Kompetenzen von den Führungskräften abgefragt werden und wie diese zu einem Profil verdichtet werden. Die Testfragen zielen auf die Kompetenzen:

  • strategisch-konzeptionelle Kompetenz
  • Führungskompetenz
  • Umsetzungskompetenz und Zielorientierung
  • Umgang mit Vielfalt / Diversity
  • Umgang mit Unsicherheit, Unübersichtlichkeit und Komplexität
  • Umgang mit Volatilität

Bemerkenswert erscheint mir, dass der Umgang mit Unsicherheit sich gleich in zwei Dimensionen widerspiegelt („Umgang mit Unsicherheit, Unübersichtlichkeit und Komplexität“ / „Umgang mit Volatilität“). Ich sehe da durchaus einen Trend. Als weiteren Trend mache ich aus, dass der Umgang mit Diversity (Vielfalt der Menschen) einen höheren Stellenwert erlangt. Bisher ist das eher ein Konzept, mit dem Personaler sich beschäftigen – in Zukunft ist es eine wichtige Führungskompetenz von Managern. Ich stelle fest: „Wir haben verstanden“. Die Zeit der eindimensionalen Chefs ist mittlerweile auch aus Sicht der Headhunter und Ihrer Beauftrager abgelaufen. Gefragt sind Führungskräfte, die mehrere Talente haben und sich in unterschiedlichen Situationen bewähren: Persönlichkeiten mit Soft Skills.

Einige Ergebnisse dieser Studie:

  • Führungskräfte erreichen deutlich mehr Punkte als Nichtführungskräfte. Das wird vom manager magazin so interpretiert, dass die Chefs zu Recht Chef sind. Aber meiner Ansicht nach sind einige Fragen nur von Führungskräften sinnvoll zu beantworten, und solche Fragen können schon zu Unterschieden führen.
  • Je höher das Gehalt, desto höher die Punktergebnisse im Test (wobei ab 100.000 EUR die Unterschiede minimal werden).
  • Erfahrene Führungskräfte schneiden besser ab als Jungchefs. Allerdings nicht in den „neuen“ Kompetenzen „Diversity“ und Umgang mit Unsicherheit, da liegen die Altergruppen gleichauf.
  • Führungskräfte aus Branchen, die mit komplexen Rahmenbedingungen zu tun haben, schneiden deutlich besser ab. Vorne liegen z.B. NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen), die Konsumgüter-Branche und die Autoindustrie. Auf den hinteren Plätzen finden sich Handel, Öffentliche Verwaltung, Bau.

Aufgrund meiner eigenen Auswertung kann ich folgenden Hinweise geben: Die Darstellung der Dimensionen ist transparent und scheint Sinn zu machen (die sog. Augenscheinvalidität). Als Gesamtzusammenfassung bekommt man noch ein Label aufgedrückt, etwa ob man ein „Sanierer“, „Visionär“ oder „Stratege“ ist. Dieses Label ist meiner Meinung nach mit Vorsicht zu genießen, denn es trifft in meiner Auswertung nur bedingt zu (nicht weil ich mich anders sehe, sondern weil der Informationsverlust in dieser Komprimierung beträchtlich ist und Widersprüche zu den Einzelfragen auftreten). Es ist der Versuch, einen Typus in einem Wort zu beschreiben, und nicht mehr. Für Ihre eigene Interpretation lege ich Ihnen an Herz, sich vor allem die einzelnen Dimensionen anzusehen (und das Label zu vergessen).

Wer den Cheftest verpasst hat, kann den Test immer noch machen unter www.manager-magazin.de/cheftest

Interview mit Gerriet Danz

gerriet_portrait1Das Buch Neu Präsentieren haben wir hier bereits vorgestellt. Jetzt sagt der Autor Gerriet Danz in unserem Interview selbst ein paar Takte dazu:

Herr Danz, in Ihrem Buch wenden Sie die Methoden der Werbung auf Präsentationen an. Was können die Präsentatoren damit verbessern?

In Präsentationen erlebt man oft, dass zwar in aller Ausführlichkeit informiert wird, aber nicht überzeugt. Argumente, Produkteigenschaften werden übermittelt, aber nicht verkauft. Da geht es eher um ein Thema, als um eine Botschaft. Wenn man sich auf die Werbung an sich und ihre Methoden besinnt, dann gerät man automatisch in einen anderen Modus. Man kann fast sagen, da wird ein Schalter umgelegt. Und urplötzlich wird nicht mehr nur sachlich gesendet, sondern inspiriert, motiviert, verkauft – eben: Um die Gunst des Publikums „geworben“. Der Vergleich Richtung Werbung und die Übertragung von Techniken aus Werbekampagnen sind also eine Art Navi, das Sie automatisch dorthin führt. Wie ein Werbemensch sollte sich auch ein Präsentator vorher sehr genau überlegen, wer seine Zielgruppe ist, welchen Nutzen das Publikum durch die Präsentation hat, und was das Angebot besonders und einzigartig macht.

Welche der Werbemethoden ist die, die den schnellsten positiven Effekt erzielen kann und warum?

Das kann man so generell nicht sagen – das kommt erstens auf das individuelle Ziel an, das jede Präsentation in unterschiedlicher Form hat. Und natürlich auch auf den Präsentator selbst, zu dem die eine Technik vielleicht besser passt als eine andere. Aber klar ist eines: Immer dann, wenn ein Bild in den Köpfen der Menschen produziert wird, wird dort Aufmerksamkeit erzeugt. Aus meiner Erfahrung kann ich aber sagen, dass das Erzählen von Geschichten für magische Momente und eine hohe Aufmerksamkeit im Raum sorgt. Und wenn diese Stories dann auch noch zum Beispiel mit dreidimensionalen Objekten unterstützt werden, die Sie hochhalten, dann ist das gleichermaßen ein Hingucker und Hinhörer.

Sie haben die KREATORIK© entwickelt. Können Sie uns kurz darstellen, was das ist?

Die KREATORIK© ist eine Kreativitätstechnik. Bestimmt kennen Sie das Brainstorming – das ist die wohl häufig genutzte Kreativitätstechnik von über 100 erforschten – und übrigens schon 80 Jahre alt. Bei jeder dieser Techniken geht es darum, das Hirn zu reizen, damit es querdenken kann, über den Tellerrand hinaus, um auf neue Ideen zu kommen. Beim Brainstorming funktioniert das so, dass ein Teammitglied etwas äußert, was bei mir eine Assoziationskette auslöst. Also sagen wir mal, sie haben eine Idee mit einem Blumenstrauß und das Wort „Strauß“ reizt mein Hirn zu einer Idee mit einer „Straußen“-Farm in Australien. Die KREATORIK© ist auch eine Kreativitätstechnik – allerdings ausschließlich für Präsentatoren. Das heißt, sie versetzt Sie in die Lage, kreative Präsentationsideen zu entwickeln, die sie in Ihrem Vortrag nutzen können. Der Reiz hierbei wird durch eine Fragetechnik ausgelöst. Das heißt, ich frage mich etwas oder hinterfrage etwas – und löse damit in meinem Hirn einen Antwortreflex aus und – peng – habe ich eine Idee. Das ist extrem einfach zu lernen und sehr leicht anwendbar, was mir die Teilnehmer meiner Seminare immer wieder bestätigen.

Welche Idee aus Ihrem Buch gefällt Ihnen am Besten?

In meinem Buch habe ich 30 Präsentationsideen zu den wichtigsten Businessideen aufgeschrieben – so, dass Sie sie gleich nutzen können, aber auch als Beispiele für kreatives Präsentieren. Meine Lieblingsideen haben immer mit Interaktion zu tun, ich beteilige die Menschen also am Vortrag. Denn das ist eine supersichere Sache, um ein Publikum bei Laune zu halten. Wenn es zum Beispiel um das Thema Kreativität geht, könnten Sie so vorgehen: Bitten Sie einige Zuschauer, einmal das Jackett auszuziehen. Dann bitten Sie sie, ihre Jacken wieder anzuziehen – allerdings anders als sonst. Die meisten Menschen werden zunächst in den rechten Ärmel schlüpfen, dann in den linken. Wenn man dies anders herum macht, ist das ein ganz seltsames, ungewohntes Gefühl. Der Link zum Thema ist, dass ein Innovator Dinge komplett anders machen muss, als er oder sie das bisher getan hat. Das fühlt sich vielleicht ungewohnt hat, eröffnet aber neue Wege und bildet neue Nervenbahnen im Hirn. Der Vorteil bei dieser interaktiven Form ist, dass das Publikum nicht einfach nur hört, was ich meine. Sondern es selbst erlebt – extrem überzeugend!

Was können Präsentatoren noch über das Buch hinaus in Ihren Seminaren erleben und erlernen?

Ein Buch ist ein Buch. Ein Seminar ist ein Seminar. Das Buch inspiriert, bringt sie auf neue Gedanken und kann sogar – so die Meinung vieler Leser – Glaubenssätze in Sachen Präsentieren ändern. Aber das macht sie noch nicht zu einem besseren Präsentator. In meinen Seminaren wird dies praktisch umgesetzt, ausprobiert. Jeder findet dabei seinen eigenen Weg. Nicht jede kreative Idee muss automatisch zu Ihnen passen. Weder ich bin Gottschalk, noch sind Sie Jauch. Wir beide müssen und sollten authentisch bleiben – und dabei hilft die KREATORIK als Methode und das Seminar als Trainingscamp.

Vielen Dank für Ihre Antworten.

Neu Präsentieren

Neu PräsentierenEin ganz anderes Präsentationsratgeberbuch will er schreiben der Gerriet Danz, eines das anders ist wie die zig tausend Besserwisserbücher, die uns mit Schriftgrößen auf PowerPoint Folien langweilen. Wird er seinem Anspruch mit dem beim Campus-Verlag erschienen „Neu Präsentieren“  gerecht? Absolut!

Und warum? Sein Dreh ist die Erkenntnisse und Methoden der Werbung für Präsentationen einzusetzen. Das darf er machen, da er als Kreativdirektor für eine internationale Werbeagentur gearbeitet hat. Und er macht das in einem so informativen Plauderton, dass es eine wahre Freude ist das Buch zu lesen. Das Buch spricht!

Methoden und Ideen zur sofortigen Verbesserung einer Präsentation gibt es zu Hauf. Die „Nutzen-Brücken“ ist so ein Beispiel. Nicht nur ein Argument an das nächste reihen, sondern auch den direkten Nutzen für die Zuhörer darstellen. Vier Worte reichen dafür aus: „Für Sie bedeutet das…“. Der USP-Generator ist eine andere Idee, die über das Schmunzeln hinaus echten Nutzen bietet. Für Sie bedeutet das, die Einzigartigkeit Ihrer Idee, Ihres Produktes oder Ihrer Firma direkt als Kernbotschaft bei den Zuhörern zu verankern.

Die Werbung kämpft den Kampf um Aufmerksamkeit bereits länger als die Präsentatoren dieser Welt. Sie weiß, was sie machen muss, um Botschaften so zu transportieren, dass sie erinnerbar bleiben. Gerriet Danz weiß das auch und zeigt ganz echt auf, wie wir das machen können. Lassen Sie sich von diesem Buch inspirieren. Es hat die Kraft dazu.

Gibt es etwas zu kritisieren? Ja, das muss ich wohl. Auch damit meine Meinung hier differenzierter erscheint. Die ewige Mär von der linken und rechten Gehirnhälfte hat auch Einzug in das sonst so schlaue Buch gefunden. Wenn man den Wikipediabeitrag zu dem Hemisphärenmodell übersetzt, dann heißt das, dass eine regionale Zuweisung von Funktionen zu Gehirnteilen in der plakativen Form nicht möglich ist.
Also lassen Sie sich mit Ihrem ganzen Hirn von diesem Buch verwöhnen!

Wenn aus Freunden Feinde werden

nachbarschaftsstreitMittwochs 20:15 läuft auf RTL die Reihe „Nachbarschaftsstreit“. Hier können wir zuschauen, wie zwei Streithähne sich fetzen und dann ein Versuch der Mediation unternommen wird. In der nunmehr zweiten Staffel  ist das Konzept geblieben, der Mediator hat gewechselt. Die Rolle des Mediators hat jetzt Rechtsanwalt Franz Obst, während in der ersten Staffel noch Ernst Andreas Kolb vermittelte. Und es gibt noch eine Änderung, RTL spricht nämlich  gar nicht mehr von „Mediation“. Mediator Franz Obst stellt sich den Konfliktparteien und dem Zuschauer als „Rechstanwalt und Streitschlichter“ (nicht Mediator). Marcus C. Brinkmann (ebenfalls Mediator) bedauert auf seinem ADR-Blog, dass RTL nicht mehr von Mediation spricht, da er dem Begriff einen höheren Bekanntheitsgrad wünscht. Er findet das Format an sich jedoch gut, da es das Konzept der Mediation bekannter macht, wenn auch auf RTL-Niveau.

In der Tat hat der Zuschauer hier die Chance, einen kleinen Einblick in das Geschehen einer Mediation zu erhalten. Natürlich wird der Konflikt nochmal vor der Kamera ausagiert, und all die bösen Details des Konfliktes werden vor dem Zuschauer ausgebreitet. Aber der Zuschauer kann eben auch erleben, dass selbst erbitterte Feinde sich wieder vertragen können, und zwar durch einen Prozess, in dem kommunikative Mittel geschickt eingesetzt werden.

Zum Beispiel war letzte Woche bei der Vermittlung zwischen den zerstrittenen Ehepaaren Buse und Hähn („Wenn aus Freunden Feinde werden“) zu erleben:

  • Wie beide Parteien ihre Position durchsetzen wollen (jeder möchte anfangs noch das Win-Loose-Spiel weiter spielen)
  • Das  Auseinanderhalten von Sachebene (Wohnen, Vertrag) und Beziehungsebene (Freundschaft, verletzte Gefühle)
  • Wie Franz Obst nicht vorschnell urteilt, sondern sich beide Seiten anhört und sich ein möglichst „ungefärbtes“ Bild der Situation macht
  • Wie Franz Obst aktiv zuhört und empathisch auf die Konfliktparteien eingeht
  • Wie auch auf symbolische, fast spielerische Weise sehr ernste Verstrickungen dargestellt und bearbeitet werden
  • Wie der Mediator die Gretchenfrage stellt „Sind Sie bereit, auf die anderen zuzugehen?“

Nicht alles entsprach der reinen Lehre der Mediation, aber man sieht als Zuschauer ja nur Ausschnitte.

Die Sendungen sind noch eine Woche nach Ausstrahlung über http://rtl-now.rtl.de/ kostenfrei in voller Länge abrufbar (danach 99 Cent).

Verhängnisvoll: Persönliche Konflikte

amerikas-alptraumDie Fernsehdoku „Amerikas Alptraum – Der 11. September 2001“ rekonstruiert die Vorgeschichte und den Ablauf der „9/11“-Anschläge. Die Dokumentation konzentriert sich dabei auf die Geschichte von John O’Neill, der vor dem Anschlag warnte und darin umkommt.

Der FBI-Ermittler John O’Neill beobachtete genau die Aktivitäten Osama Bin Ladens und der Al Qaida. O’Neill war überzeugt, dass Bin Laden extrem gefährlich ist und einen verheerenden Angriff auf die USA plant.

Der FBI-Ermittler John O’Neill reiht ein Indiz an das andere, analysiert Bin Ladens Anschläge und entschlüsselt Schritt für Schritt die Pläne des Terrornetzwerks Al Qaida. Bald wird ihm klar, dass New York das nächste Ziel der Terroristen sein könnte. Das FBI will davon nichts wissen. Frustriert kündigt John O’Neill beim FBI im Spätsommer 2001. Kurz darauf tritt er seinen neuen Job an: ausgerechnet als Sicherheitschef des World Trade Centers. John O’Neill stirbt in den einstürzenden Türmen am späten Vormittag des 11. September 2001.

(arte)

Das ist schon eine tragische Pointe, aber noch nicht der Punkt, auf den ich hinaus möchte. Ein Aspekt der Geschichte ist mir besonders aufgefallen. Es gab nur „zwei oder drei Leute in der ganzen Welt, ausserhalb von Al Qaida“ (Lawrence Wright, Terrorismus-Experte), die die Gefahr erkannten, die von Bin Laden ausging. Einer davon war O’Neill. John O’Neill sah es als seine persönliche Mission, Bin Laden unschädlich zu machen. Und es gab noch jemanden in den USA, der Bin Laden stoppen wollte: Michael Scheuer (CIA Antiterror-Einheit). Scheuer wäre der perfekte Verbündete füt O’Neill gewesen. Doch die beiden hatten ein Problem – miteinander.

Eine der Tragödien dieser Geschichte ist, dass Scheuer und O’Neill sich so gehasst haben… Sie haben nicht nur nicht kooperiert, sie verbargen Informationen voreinander. Wenn dagegen CIA und FBI zusammen gearbeitet hätten, dann wäre 9/11 wohl nicht passiert.

(Lawrence Wright, in der Dokumentation in Minute 37)

Und wie sieht es in den Unternehmen aus? Viele Teilnehmer in unseren Trainings (nicht nur zum Thema Konfliktmanagement) berichten ganz ähnliche Verhältnisse. Der eine mag den anderen nicht, fühlt sich vom anderen schlecht behandelt oder hat andere Ziele. Ein Konflikt entsteht, die Zusammenarbeitet leidet, es gibt Reibungsverluste, Probleme in den Abläufen, schlechte Ergebnisse, Mitarbeiterausfälle. Schon mal über die Folgen von Konflikten im eigenen Unternehmen nachgedacht?

Video „Amerikas Alptraum – Der 11. September 2001“ auf dem arte Videokanal online ansehen: [Link vom Autor entfernt – die Videos sind nur 7 Tage nach Ausstrahlung online abrufbar]

Weitere Ausstrahlungstermine (arte):
Samstag, 28. August 2010, 16:20
Mittwoch, 8. September 2010, 01:05

iPhone Modell 1977

Eine sehr schöne Szene der Filmgeschichte stammt aus dem Film Der Stadtneurotiker vom Jahr 1977. Alvy Singer alias Woody Allen wartet in der Kinoschlange mit Diane Keaton. Hinter ihm ein Besserwisser-Schwall eines Dozenten der Columbia University über den Philosophen Marshall McLuhan. Davon genervt, kommt Singer in einen Disput mit dem Mann in der Schlange:

Man in Theatre Line: It just so happens I teach a class at Columbia called „TV, Media and Culture.“ So I think my insights into Mr. McLuhan, well, have a great deal of validity!

Alvy Singer: Oh, do ya? Well, that’s funny, because I happen to have Mr. McLuhan right here, so, so, yeah, just let me… [pulls McLuhan out from behind a nearby poster]… Come over here for a second… tell him!

Marshall McLuhan: I heard what you were saying! You know nothing of my work!…How you got to teach a course in anything is totally amazing!

Alvy Singer: Boy, if life were only like this!

33 Jahre später ist das Leben ein wenig so. Wir können zwar nicht echte Personen herbeizaubern, die als Zeugen für unsere Meinungen und Aussagen auftreten, aber das Smartphone und sämtliche Apps werden als Mittel gegen Besserwisserei eingesetzt. Sämtliche Stammtischstreitigkeiten werden jetzt jäh beendet: „Wenn ich Dir es sage, die Schande von Gijón endete 0 zu 0!“ – „Hm, ok Du bringst das mit einem unglaublichen Verve vor, so dass man Dir schon glauben könnte, aber lass erst mal sehen, was Wikipanion dazu sagt […] Ah, da steht, dass Horst Hrubesch den einzigen Treffer in der 11. Minute erzielte und Deutschland mit 1 zu 0 gewann…“

Ist das „Gewusst-wie-ich-suchen-muss“ im Smartphone ein eigener Skill oder macht uns die intuitive Führung durch die Minicomputer alles so leicht, dass Menschen hier keine unterschiedliche Fähigkeit entwickeln. Ist es dann das Ausmaß des Interesses an unnützen und nutzvollen Wissen, dass das ausgelagerte Gedächtnis mehr oder weniger beansprucht? Wird unser outgesourcestes Gedächtnis veröden?

Ein Skill wird bleiben. Wie setze ich die stets verfügbaren Informationen zusammen und entwickle daraus neue Gedanken. Es sei denn der Gedanke ist schon irgendwo geposted. Gleich mal nachschauen…

Kopfsache Change

Change! Bewegung im KopfChange! – Bewegung im Kopf“ von Constantin Sander (Coach und Marketingberater) beschäftigt sich mit der Frage, wie man sich selbst verändern kann. Es geht hier um Persönlichkeitsentwicklung (nicht oder nur ganz am Rande um Organisationsentwicklung) und da gilt: „Ihr Gehirn wird so, wie Sie es benutzen“.

Es gibt ein großes Angebot an Ratgeberliteratur und Hilfestellungen für Menschen, die sich verändern wollen. Was unternehmen wir nicht alles, um dem Stress zu entkommen oder um unserem idealen Selbst ein Stück näher zu kommen? Aber vieles hilft dabei nur wenig, zum Beispiel:

  • Kausaldenken und lineares Denken sind auf komplexe Systeme nicht anwendbar.
  • Positives Denken ist oberflächlich und kann keine Probleme lösen.
  • Die Dressierung des inneren Schweinehundes führt meistens nicht weiter, da problematische Anteile bekämpft werden („weg von“), bevor Ziele definiert wurden („hin zu“).
  • Ein Motivationstraining ist oft nur sehr kurzfristig wirksam, denn ein nachhaltig wirksamer Impuls kann nur von innen kommen.
  • Zeitmanagement ist oft keine Lösung. Das Gefühl, in der Tretmühle zu stecken, bleibt.

So funktioniert das nicht. Unser Gehirn folgt gerne ausgetretenen Pfaden und wir müssen unsere Natur verstehen und berücksichtigen, wenn wir unsere Persönlichkeit weiterentwickeln wollen.

Constantin Sander beschreibt eine ganze Reihe von wirksameren Modellen und Prinzipien der Veränderung. Die meisten Erkenntnisse in diesem Buch stammmen aus dem Fundus des Neurolinguistischen Programmierens (NLP). Die Schule des NLP hat viele psychologische Erkenntnisse unter dem Gesichtspunkt der Persönlichkeitsentwicklung zusammengetragen und popularisiert. Dieses Wissen wird angereichert durch neurobiologische Befunde und systemische  Überlegungen.

Wenn wir uns auf die Reise begeben, uns selbst zu verändern, dann sollten wir zum Beispiel diese Punkte berücksichtigen:

  • Wir müssen anerkennen, dass unsere mentale Repräsentation der Wirklichkeit nicht die Wirklichkeit ist, sondern andauernd von unserem Gehirn konstruiert wird: Die Landkarte ist nicht das Gebiet.
  • Komplexe Systeme erfordern systemisches Denken. Das bedeutet beispielsweise, dass wir Komplexität erfassen, aber auch reduzieren müssen.
  • Wir lernen nicht durch die Ansammlung von Wissen, sondern durch Erfahrung (deshalb kann ein Buch nicht ein Training ersetzen).
  • Wir sind grundsätzlich zur Einfühlung fähig (Empathie) und auf Kooperation angewiesen. Wir sind keine rationalen Nutzenmaximierer (homo eoconomicus), sondern Gemeinschaftswesen.
  • Wir müssen unsere Emotionen in den Veränderungsprozess einbeziehen. „Gefühle sind wichtig“ (Gerald Hüther). Wie fühlt sich das an? Ist es stimmig?
  • Wir brauchen Ziele, die uns motivieren. Das erfordert eine Klärung der eigenen Werte und Antriebe. Unliebsame Muster zu bekämpfen ist fruchtlos, solange nicht etwas Neues, Besseres an deren Stelle tritt. Achten Sie darauf, Ziele gut zu formulieren!
  • Am Anfang stehen Entscheidungen. Entscheidungen erfordern Kriterien. Auf welcher Basis entscheide ich?
  • Die besten Motivatoren sind nicht Geld und Boni, sondern positive Erfahrungen.
  • Erkennen Sie Ihre persönlichen Ressourcen (Stärken) und nutzen Sie diese!
  • Wenn Sie wissen, was Sie wollen, probieren Sie es aus (im Kopf)!

Sie sind immer auch „Change Manager in eigener Sache“. Constantin Sander beschreibt viele Ansätze, wie Sie Ihren persönlichen Change Prozess erfolgreich und nachhaltig gestalten können. Unser Gehirn ist auf Lernen ausgelegt, nutzen wir es entsprechend!

„Scheiße“ in E-Mails verboten!

crystal_128_mailFlüche, Schimpfworte, Obszönitäten, Verbalinjurien und sonstige Respektlosigkeiten sind in der Kommunikation nicht angebracht. Das gilt besonders für E-Mails, denn in Mails sind die Verbalausfälle dauerhaft dokumentiert. Und das kann unter Umständen teuer werden, wie Goldman Sachs erfahren musste, nachdem ein Mitarbeiter die Geschäfte des eigenen Hauses als „Scheißgeschäfte“ bezeichnet hatte. Goldman zahlte 550 Mio. Dollar Strafe, da sie Papiere verkauft haben, gegen die im eigenen Hause gewettet wurde.

Ab sofort sind Schimpfworte in E-Mails bei Goldman verboten. Wer sich damit schwer tut, kann das Seminar „unangemessene Sprache im elektronischen Schriftverkehr“ besuchen. Ich finde das lustig.

Vielleicht sollte man tun, was die Citigroup ihren Mitarbeitern empfiehlt: „erst zu denken, dann zu schreiben und erst zu lesen, dann zu senden“.

Quelle: Fresst mehr Kreide!, FTD vom 30. Juli 2010 (Artikel ist online nicht verfügbar)

Machtfrage Change

machtfrage-changeTorsten Oltmanns und Daniel Niemeyer wollen in ihrem Buch Machtfrage Change zeigen, „warum Veränderungsprojekte meist auf Führungsebene scheitern und wie Sie es besser machen“.

Ausgangspunkt der Überlegungen der Autoren ist die Feststellung: „Mehr als 80 Prozent aller Change-Management-Projekte scheitern“. Als Beispiele für gescheiterte Change-Projekte dienen Unilever und die Bundeswehr (diese Projekte haben ja auch andere Berater verbockt).

Zu Recht stellen die Autoren die Frage, woran es liegt, dass so viele exzellente Konzepte nicht richtig umgesetzt werden und so viele Veränderungsprojekte scheitern. Studien zum Thema stellen fest, dass Veränderungsprojekte vor allem an diesen Faktoren scheitern:

  • Nicht vorhandene Vision
  • Mangelnde Einbindung der Mitarbeiter
  • Schlechte Kommunikation
  • Unzureichende Mobilisierungswirkung
  • Fehlende Erfolgskontrolle / Monitoring

Das sehen die Autoren ganz anders. Das bisherige Change Management sei „sozialpädagogisch“ vor allem auf die Wirkung in der Breite gerichtet. Es mangele aber nicht an Einbindung der Mitarbeiter, sondern an dem gezielten Einsatz von Macht, um die Veränderung durchzusetzen, und zwar auf der Führungsebene.

Die Autoren meinen, dass der alte Konflikt „oben vs. unten“ (vertikale Konflikte) keine Bedeutung mehr habe, die Mitarbeiter seien kooperativer als früher, auch Betriebsräte machten gerne mit, notfalls drohe man eben mit Jobabbau. Die wahren Konflikte beständen auf oberster Führungsebene (horizontale Konflikte), denn besonders in Zeiten der Veränderung möchten die grundsätzlich egoistischen Manager vor allem ihr eigenes Schäfchen ins Trockene bringen und denken dabei nicht unbedingt an das Wohl des Unternehmens.

Der eigentliche Grund für das Scheitern von Change-Projekten liegt in den Konflikten innerhalb der obersten Führungsebene, so die Kernthese der Autoren. Es gehe im Grunde um Macht, und Macht ist eine Dimension, die von der Betriebswirtschaft konsequent ausgeblendet wird, denn dort spukt ja noch der „homo oeconomicus“. Ich finde es gut, dass die Autoren die Begrenztheit der Betriebswirtschaft für menschliches wirtschaftliches Handeln erkennen. Willkommen in die Welt der Soziologie und Psychologie! Ebenfalls positiv finde ich, dass die Begrenztheit rationaler Begründungen für Change erkannt wird. Und sicher haben die Autoren Recht, wenn sie feststellen, dass die Welt sich seit den 80ern verändert hat. Ein wichtiger Argumentationsbaustein der Autoren: Aufgrund der Globalisierung, der Auflösung der Deutschland AG, und höherer Mobilität der Manager seien Loyalität, Kooperation und langfristiges Denken im Management zurückgegangen. Für Manager sei es unter heutigen Bedingungen rational (da kommt er doch wieder, der homo oeconomicus), die eigenen Ziele zu verwirklichen, auch gegen andere Manager und gegen das Unternehmen.

Nebenbei, ich halte dieses Menschenbild der Autoren für problematisch: Menschen sind egoistische Eigennutzmaximierer, reine Opportunisten. Will man Kooperation oder Veränderung, muss man die Menschen mehr oder weniger dazu zwingen.

Für Change-Prozesse bedeute das: Es geht darum, die Interessengegensätze innerhalb der Führung zu unterdrücken und die Veränderung durchzudrücken. Das geht nur mit Macht, und Macht sei also positiv und funktional, ja unentbehrlich in Veränderungsprozessen. Die Machtausübung geschieht schließlich zum Wohle der Allgemeinheit (Machiavelli läßt grüßen). In diesem Punkt heroisieren sich die Autoren mal gleich als Tabubrecher und Provokateure, denn vor Ihnen sei ja noch niemand auf die Idee gekommen, dass es mit machtvoller Durchsetzung vielleicht einfacher und schneller ginge, Veränderungen umzusetzen. Aber schon vor vielen Jahrzehnten gab es das Führerprinzip, und damals ging es ebenfalls um das Verbindlichmachen einer Weltanschauung und die Implementierung von Change.

Die Lösung scheint einfach: Die alleroberste Führung muss die Veränderung anordnen und durchsetzen, fertig. Sie muss die anderen Führungskrafte dazu zwingen, sich nicht in ihren egoistischen Grabenkämpfen auf Kosten des Unternehmens auszutoben, sondern den Wandel zu unterstützen. Das Motto ist „erzwungene Kooperation“. Gehorsam kann man erzwingen, aber Kooperation? Das scheint mir, wie so einiges in diesem Buch, widersprüchlich.

Wie man Change richtig macht (nach Ansicht der Autoren):

Erste Hauptaufgabe im Change-Prozess: Ein Weltbild definieren und als verbindlich verankern. Denn „die Definition von Wirklichkeiten [bedeutet] für die das Unternehmen ein zentrales Machtinstrument“ (Zitat nicht aus „1984“ von George Orwell, sondern aus „Machtfrage Change“). „Übergeordnetes Ziel der obersten Führungsebene ist demnach, das Weltbild für alle verbindlich zu gestalten und zu implementieren, vertikal und besonders horizontal. Dort lauern die größten Gefahren“. Die Autoren nennen das „Framing“. Leider liefern die Autoren keine Beispiele dafür, so dass dieser Ansatz sehr theoretisch wirkt.

Und so definieren die Autoren Macht:

Die Fähigkeit, das eigene Weltbild und dessen Implikationen als verbindlich in einer Organisation durchzusetzen und gleichzeitig andere Weltbilder ins Abseits zu stellen und damit deren Implikationen zu bekämpfen.

Aber ob man es „Frame“ nennt, oder anders: Bei Veränderungen haben immer einige Entscheider im Unternehmen Angst, etwas zu verlieren und es gibt immer irgendwelche Konflikte. Daher muss eine weitere wichtige Aufgabe hinzukommen.

Zweite Hauptaufgabe im Change-Prozess: Durchsetzung der Veränderung und Brechen jeglichen Widerstandes. Zunächst gilt es, alle Manager danach zu klassifizieren, inwieweit sie den Wandel unterstützen oder dagegen sind. Wie kann man das herausbekommen? Man veranstaltet „symbolische Aktionen“, das sind Meetings, Workshops oder Einzelgespräche. Das Sachthema ist dabei quasi nur  der Titelgeber, in Wirklichkeit geht es darum, die Manager aus der Reserve zu locken und zu prüfen, ob ihr Weltbild kompatibel mit dem Frame ist. Danach geht es zur Gleichschaltung: Mitmachen wird mit Anreizen belohnt und Opposition wird mit Sanktionen bestraft. Konflikte werden nicht ausgetragen, sondern „durch einen raschen und entschlossenen Einsatz von Macht entschieden“.

Die Autoren behaupten, mit ihrem Ansatz von Change wären die Change-Projekte bei Unilever und der Bahn nicht gescheitert. Leider geben Sie nicht ein einziges Beispiel, wo ihr Ansatz tatsächlich so durchgeführt wurde und ursächlich zum Erfolg geführt hat. Daher bleibt trotz trommelnder Machtrhetorik das Ganze seltsam blutleer.

Vielleicht ist das Buch auch als Versuch zu verstehen, den schwarzen Peter zurückzugeben. Entscheider engagieren Berater für Change, Change scheitert, Berater ist schuld. Jetzt geben die Berater den schwarzen Peter zurück: Das Top-Management ist schuld – schwache Führung! Und das ist ja oft auch zutreffend – ich selbst und wohl jeder in Change-Projekten Erfahrene könnte entsprechende Geschichten erzählen. Allerdings, ich habe wohl dennoch ein anderes Verständnis von guter Führung als die Autoren. Und ich kann nicht bestätigen, dass die Machtdimension in Change-Projekten bisher ausgeklammert wird.

Vieles bleibt widersprüchlich und viele Fragen bleiben offen.

  • Warum existiert echte Kooperation im Weltbild der Autoren nicht?
  • Warum haben nur Manager etwas zu verlieren, und andere Mitarbeiter nicht?
  • Wo verläuft die Grenze zwischen Entscheiderkreis und den anderen Managern, die folgen sollen?
  • Ist der Ansatz eines übermächtigen die Kommunikation und die Gedanken kontrollierenden Big Brother in der heutigen Welt der freien Kommunikation überhaupt realistisch?
  • Und wenn er realistisch umzusetzen wäre, ist dieser Ansatz wünschenswert und zielführend?
  • Hat nicht genau das „für alle verbindlich gestaltete Weltbild“ zur Entstehung der Finanz- und Wirtschaftskrise beigetragen?
  • Und warum sollte ausgerechnet derjenige, der sich im Wettkampf unter den Managern bis an die Sitze gekämpft hat, soviel mehr das Allgemeinwohl im Auge haben als die anderen Manager (es sind doch alle egoistische Opportunisten)?

Winston Churchill hat gesagt (und das ist eines meiner Lieblingszitate): „democracy is the worst form of government except all those other forms that have been tried from time to time”. Frei übersetzt: Demokratie ist die schlimmste Regierungsform, aber es gibt keine bessere.

Von Teams und Alphatieren

wm-2010-by-last-hero-ccDas sportliche Großereignis Fussballweltmeisterschaft ist zuende gegangen. Der dritte Platz für das deutsche Team ist ein hervorragendes Ergebnis für diese junge Mannschaft, das ihr im Vorwege nur wenige zugetraut haben. Zwei ganz große Probleme wurden gesehen:

  1. Michael Ballack und Torsten Frings fehlen.
  2. Die relativ jungen und unerfahrenen Spieler können mit den noch weitaus höher bezahlten und erfahreneren Spielerstars aus anderen Mannschaften nicht mithalten.

Zum Punkt 1: Offensichtlich hat die Mannschaft auch ohne die Alphatiere Ballack und Frings sehr gut gespielt und als Team funktioniert. These: Das Team ist wichtiger als das Alphatier.

Zum Punkt 2: Mannschaften mit den höchstbezahlten Spielern sind früher ausgeschieden als die deutsche Mannschaft. Deutschland erzielte ein 4:1 gegen England (ok, meinetwegen ein 4:2), ein 4:0 gegen Argentinien, Italien schied in der Vorrunde aus, ebenso die französische Mannschaft, wobei diese eher durch Konflikte im Team auffiel als durch spielerisches Können. Aus dem Kreis der Favoriten (vor Beginn der Spiele) konnte einzig das spanische Team überzeugen. These: Das Team ist wichtiger als der Starspieler.

Jogi Löw hat sehr geschickt auf die Teamkarte gesetzt. „Der Erfolg seines Teams bei dieser WM beruht neben dem klaren spielerischen und taktischen Konzept auf einer Harmonie im Team, von der Arne Friedrich mit seinen 76 Länderspielen sagt, sie sei ‘so groß wie nie, seit ich dabei bin’” (FTD).

Aber spielt Teamness immer so eine große Rolle? Was ist mit Sportarten, die keine Teamsportarten sind, sondern Individualsportarten? Eine klassische Individualsportart ist der Rennsport. Die Formel 1 züchtet Alphatiere. Unterschiede sind natürlich da, aber ist es wirklich so, dass Teamness dort keine Bedeutung hat? Nein – die Fahrer fahren mit anderen Fahrern im Team und arbeiten eng mit den Technikern und anderen unterstützenden Gewerken zusammen.

Ich behaupte, dass es heute keinen Bereich gibt, in dem ausschließlich Einzelleistungen und Wettbewerb von Bedeutung sind. Auch ein Genie ist nichts ohne Unterstützung von anderen. Nicht nur jede Abteilung und jedes Projekt, auch jeder Vorstand, sogar das ganze Unternehmen muss als Team funktionieren.  These: Kooperation ist wichtiger als Wettbewerb.

Zurück zur Formel 1: Einen Eklat gab es, als in Silverstone das Red Bull Team entschied, den einzigen heilen Frontflügel neuester Art von Mark Webbers Auto abzumontieren und an Sebastian Vettels Auto zu bauen. Und das kurz nach dem Webber und Vettel in Istanbul ineinander gefahren sind – aufgrund einer irritierenden Teamanweisung.

Anders sieht es aus bei McLaren. Hamilton und Alonso hatte vor der Saison auch kaum jemand zugetraut, dass die sich vertragen. Doch nun herrscht Harmonie. Martin Whitmarsh, McLaren Teamchef (motorsport-magazin.com): “Man muss in solchen Fällen sorgfältig über seine Entscheidungen nachdenken. Das sind wettbewerbsorientierte Leute, sonst wären sie nicht da. Wenn sie meinen, etwas sei nicht fair, dann wird es Probleme geben.” These: Für Teamness ist die Führung verantwortlich.