Interview (6): China verstehen!

china-wirtschaftspartner.jpgZurzeit ist es wohl bitter kalt in China und die Infrastruktur zeigt gerade jetzt, wo Millionen von Menschen am Neujahrsfest zu ihren Familien fahren wollen, erhebliche Mängel. Die Bahnhöfe werden vom Militär bewacht und auch die Aktien wanken. Dennoch oder gerade auch deshalb ist der Bedarf an interkulturellem Wissen so hoch wie nie. Dr. Theresia Tauber ist eine der Autorinnen des Buches China, Wirtschaftspartner zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Ein Handbuch für Praktiker und führt Trainings im Bereich interkulturelles Verhalten durch und steht uns heute Rede und Antwort.

Frage > Was sind denn die wesentlichen Denkunterschiede zwischen Chinesen und Europäern?

Die wichtigsten drei:
1. Chinesen sind derzeit Optimisten mit ungebremstem fröhlichem Fortschrittsglauben, denn seit 30 Jahren geht es den meisten stetig besser, in jeder Hinsicht.
2. Chinesen glauben nicht wirklich an den Sinn von Planung und auch nicht an Wahrheit. Deutsche versuchen Fragen „prinzipiell“ zu lösen. Wir fragen: „Wo kommt das Problem eigentlich her? Was ist die wahre Lösung?“ Chinesen fragen lieber: „Wie kriegen wir das Problem vom Tisch?“ Immer ganz konkret, ganz praktisch. Pfeif auf die Prinzipien. Was jetzt und hier funktioniert, ist gut.
3. Deutsche schätzen an einem Streit, dass er so etwas wie ein „reinigendes Gewitter“ sein kann. Das sehen Chinesen ganz anders. Streit bedeutet für sie eher: Blitzschlag und verbrannte Erde. Lieber vermeiden sie den Streit von vorneherein, jedenfalls, wenn sie an einer Fortsetzung der gemeinsamen Beziehung interessiert sind

Frage > Wie manifestieren sich solche Denkunterschiede in Verhalten und Kommunikation?

Entsprechend den oberen drei Antworten:
1. Der Optimismus führt generell zu einem freundlichen Umgang mit uns Fremden. Und manchmal zu Ratlosigkeit, wenn wir zum Beispiel Umweltprobleme in der uns eigenen drängenden Form ansprechen.
2. Wenn ein Chinese etwas verspricht, bedeutet das nicht, dass er wirklich weiß, ob und wie er seine gute Absicht in die Tat umsetzen kann. Auch Auskünfte aller Art sind mit Vorsicht zu genießen, da diese nicht immer abgesichert sind.
3. Im Zweifelsfall drücken viele Chinesen sich gern unklar aus, damit es zu keinem Streit kommt. Außer, sie wollen Streit.

Frage > Welche sozialen Fertigkeiten sollten Chinareisende erlernt haben bzw. mit nach China bringen?

Ich nenne 8, weil 8 eine chinesische Glückszahl ist:
1. Bei unklaren Situationen nicht in Panik ausbrechen, sondern cool bleiben.
2. Vorgefasste Meinungen rasch durch offene Beobachtungen ersetzen können.
3. Indirekte Botschaften entschlüsseln können.
4. Wissen, wann indirektes und wann direktes Vorgehen zielführender ist.
5. Flexibel sein, offen für Neues.
6. Geduld haben, aber auch sich rasch entscheiden können.
7. Wissen, wie man zu viel Alkohol oder unliebsame Speisen elegant/witzig ohne Affront ablehnt.
8. Neugier und die Lust, jede Menge Beziehungen aufzubauen/zu pflegen.

Frage > Was sind die wesentlichen Erfolge Ihrer Trainings? Haben Sie dazu Beispiele?

Drei ganz unterschiedliche Beispiele:
1. Unsere Teilnehmer lernen, dass es bei der Kommunikation nicht auf das „Was“ ankommt, sondern auf das „Wie“. Falsche Kommunikation läuft ins Leere, die Leute bekommen gar keine Antworten auf ihre Mails, oder sie verärgern und blockieren ihre chinesischen Partner. Mit unserer Hilfe entwickeln die Seminarteilnehmer Wege, mit den chinesischen Partnern eine unverkrampftere Kommunikation aufzubauen. Das wiederum ist ein notwendiger Schlüssel zur raschen Lösung von Problemen aller Art. Je besser die Kommunikation, desto rascher und damit kostengünstiger kann die Lösung sein.
2. Manche für uns Deutsche negativen Vorkommnisse in China (wie Job-Hopping unter Mitnahme von Firmen-Know-how) lassen sich auch durch perfekte Kommunikation nicht verhindern. Unsere Seminarteilnehmer lernen aber, unter welchen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Rahmenbedingungen chinesische Partner agieren. Das macht sie kompetenter in der Entwicklung schützender Geschäftsstrategien.
3. Personen, die nach dem Training nach China ausreisen, fühlen sich mit dieser Unterstützung sicherer und kompetenter und tun sich mit dem Einstieg in China wesentlich leichter als ohne Training. Zumal sie wissen, dass sie sich mit Fragen auch von China aus jederzeit an uns wenden können.

Frage > Wenn Sie nur einen Tipp geben könnten an einen nach China dienstlich Reisenden, was wäre dieser?

Nehmen Sie sich doppelt soviel Zeit für die Reise, wie Sie zu benötigen denken.
Gründe:
1. Vielleicht erweisen sich chinesische Planungen als nicht belastbar und Sie müssen umdisponieren.
2. Nur mit genügend Zeit können Sie genügend Umfeld in Augenschein nehmen. Verlassen Sie den Besprechungsraum, schauen Sie sich um, machen Sie sich ein Bild! (Von Fabriken, Arbeitsbedingungen und allem, was für Sie wichtig sein könnte)
3. Nutzen Sie die Zeit, vorab auszuschlafen und einen klaren Kopf zu bekommen. Auf Ihre Beobachtungsklarheit kommt es mehr an als auf jedes Klischee, das Sie über China gelesen haben.

Frau Dr. Tauber, ich danke für das Gespräch.

Sei authentisch und zwar jetzt!

Authentizität ist eines der aktuell überstrapazierten Wörter des Seminargeschäfts; auch weil hier ein hoher und äußerst verständlicher Bedarf bei Teilnehmern besteht. Neulich bekam ich eine Werbung für ein Seminar mit dem Titel „Authentisch wirken!“ in die Hände. Ein zum Himmel schreiender Widerspruch in zwei Worten. Man sollte doch authentisch sein und nicht den Spielraum der Wahrnehmung des Gegenübers so manipulieren, dass er nur glaubt, man sei authentisch.

Dieser Gedankengang bringt uns nahe an einen kritischen Punkt. Das Spannungsverhältnis zwischen Professionalisierung von Verhalten und Authentizität. Wirkt Nicolas Sakrozy authentisch, wenn er Politik als Showgeschäft sieht? Die beiden Soziologen Francois Jost und Denis Muzet zeigen auf, dass Sarkozys Kommunikationspolitik nur für das Fernsehen konzipiert ist. Eine Puppe seiner selbst, das ganze Leben für die mediale Inszenierung. Und trotz Carla Bruni sinken die Umfragewerte, weil auch das gemeine Wahlvolk ein Gespür hat für aufgesetzes Verhalten.

Warum fragen Politikjournalisten trotzdem immer häufiger, wie hat der und der Politiker in der Debatte oder dem Rededuell „performed“. Geht es hier nicht mehr darum, was die Ideen des Politikers sind und was seine wirklich ureigene Überzeugung ist. Oder geht es um die kalkulierte Wirkung: mehr face als substance (so das Vokabular der Journalie, wie es uns heute Kurt Kister in der Süddeutschen näher brachte).

Und wäre der Rapper Massiv authentisch, wenn er – wie von Teilen der Musikpresse vermutet – einen Überfall auf sich in Neukölln fingiert, dabei sich in die Schulter schießen lässt, um street credibility zu erhalten und dabei die bald erscheinende Platte promoten will.

Wie viel Stellenbeschreibung hält ein Mensch aus, ohne dabei ein unauthentischer Roboter zu werden. Mittlerweile sind Leidenschaften und hochgradig positivbesetzte Emotionen zu Themen wie Online-Marketing Voraussetzungen zur Einstellung. Teilweise muss die „true company story evangelized“ werden. Man soll als spiritueller Missionar für die company Mission auftreten. Wie erträgt das der Mensch wirklich, kann er dabei authentisch sein, wenn man ihm seine urmenschlichen Gefühle in den Job diktiert?

Was bedeutet das für den Themenbereich dieses Blogs? Die Entwicklung der eigenen Kommunikations- und Selbstmanagement-Fertigkeiten wird maßgeblich unterstützt, wenn sich der Teilnehmer mit der Weiterentwicklung identifiziert und Zeit und Anleitung findet die neuen Fertigkeiten in seine Persönlichkeit zu integrieren. Eine wichtige Session für jedes erfolgreiche Seminar. Aufgesetzte Fertigkeiten losgelöst der Persönlichkeit werden bald wieder vergessen und vom grauen Alltag eingeholt. Dann kann man auch nur so machen als sei man so.

Oder was meinen Sie, was authentisch ist?

Interview (5.2): SCiOPOS > Die Kunst des Auswählens und Entwickelns

…und heute – wie angekündigt – der zweite Teil des Interviews mit Paula Bemmann zum Thema Personalauswahl und Potentialaussagen mit dem computergestütztem Expertensystem SCiOPOS. Wer wissen will, welche Faktoren mit SCiOPOS erhoben werden, welche Faktoren mit Kommunikation zu tun haben und wie diese erfasst werden, der klickt einfach hier drauf. So und nun die weiteren Fragen und Antworten:

Frage > Wie wird validiert? Also woher weiß man, dass diese Berufsgruppen diese Faktoren brauchen?

Das Expertensystems SCiOPOS wurde empirisch entwickelt. D.h. im Leistungsteil werden gängige und über Jahrzehnte erprobte psychologische Leistungstests verwendet und im Persönlichkeitsbereich wurden nach einer Expertenbefragung u.a. von Managern, Personalern und Beratern diejenigen Eigenschaften aufgenommen, die für unterschiedliche Branchen wichtig für den Berufserfolg sind. Zur Überprüfung, ob die Voraussagen der Testergebnisse zutreffend sind, werden Validierungsstudien mit den Unternehmen durchgeführt. Das Testergebnis wird nach einem Zeitraum von z.B. einem Jahr mit Vorgesetztenbeurteilungen, Provisionen o.ä. Leistungskriterien verglichen. Je höher die Übereinstimmung (gemessen als Korrelation zwischen dem Testergebnis und einem Leistungskriterium), desto zutreffender, also valider, ist die Vorhersage.

Der Königsweg für ein valides unternehmensspezifisches Anforderungsprofil ist die empirische Justierung, z.B. für die Führungskräfte einer Ebene eines Geschäftsbereiches. Hierzu werden die Fähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften der erfolgreichsten Stelleninhaber in einer offenen Potenzialanalyse erhoben. Diejenigen intellektuellen Fähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften, die bei allen Führungskräften ähnlich stark oder schwach ausgeprägt sind, sind diejenigen Faktoren, die für den Berufserfolg in dieser Position eine wesentliche Rolle spielen. Dagegen tragen diejenigen Fähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften, die über alle Führungskräfte hinweg stark schwanken, d.h. bei dem einen hoch, bei einem anderen sehr niedrig, bei einem dritten durchschnittlich usw. ausgeprägt sind, wenig für die erfolgreiche Arbeit in dieser Position bei und können folglich im Anforderungsprofil vernachlässigt werden. Die Durchschnittswerte der wesentlichen Fähigkeiten und Eigenschaften aller erfolgreichen Stelleninhaber markieren die Mindestwerte für zukünftige Bewerber. Mit diesem Vorgehen lässt sich ein sehr detailliertes und spezifisches Anforderungsprofil für eine Position erarbeiten.

Daneben verfolgen wir natürlich auch wissenschaftliche Veröffentlichungen, deren Ergebnisse in die kontinuierliche Weiterentwicklung des Expertensystems SCiOPOS einfließen.

Frage > Was kann man tun, wenn benötigte Kommunikationsfähigkeiten und entsprechende Persönlichkeitseigenschaften eines Mitarbeiters eine niedrigere Ausprägung haben als im Anforderungsprofil als Soll definiert ist?

In Abhängigkeit von der Stärke der Abweichung und dem Vorhandensein von Eigenschaften oder Fähigkeiten, die sich zur Kompensation anbieten, kann eine Personalentwicklungsmaßnahme wie ein Kommunikationstraining oder ein Coaching sehr sinnvoll sein. Jeder von uns zeichnet sich durch bestimmte Stärken und Begrenzungen, d.h. durch eine individuelle Persönlichkeit, aus, die uns bisher erfolgreich unseren beruflichen und privaten Weg gehen ließen. In Abhängigkeit davon zeigen wir in bestimmten (Arbeits-)Umgebungen bestimmte „typische“ Verhaltensweisen. Diese Verhaltensweisen werden stark durch unsere Persönlichkeit mitbestimmt, können aber durch Trainings- und/oder Coachingmaßnahmen ergänzt und weiterentwickelt werden. Dabei definieren unsere Stärken und Begrenzungen unseren Entwicklungsspielraum.

Ein kurzes Beispiel soll dies verdeutlichen. Nehmen wir Einfachheit halber einmal an, zwei Mitarbeiter unterscheiden sich in der Potenzialanalyse lediglich in einer Eigenschaft – in der „Offenheit und Extraversion“. Herr Schulz ist introvertiert und verfügt somit über eine geringere Kontaktfähigkeit als im Anforderungsprofil als Soll definiert. Im normalen Alltag kompensiert er dies mit einer guten Vorbereitung – denn dann fühlt er sich sicher – sowie durch ein gutes Beziehungsmanagement. Herr Thiel glänzt beim Smalltalk und spricht gern vor großem Publikum. Durch seine starke Offenheit und Extraversion knüpft er schnell Beziehungen, die allerdings oft oberflächlich bleiben. Da Kommunikation zeitgleich immer mehrere Facetten beinhaltet, können beide in einem gemeinsamen Training neben der Weiterentwicklung ihrer Stärken auch voneinander lernen. Herr Schulz kann sowohl sein Einfühlungsvermögen steigern, um sein Beziehungsmanagement zu perfektionieren, als auch Strategien zum Smalltalk erlernen, um in der Kommunikation mit anderen schneller „warm zu werden“. Herr Thiel als Extravertierter kann sich im „Zurücknehmen“ und Einfühlen in die Bedürfnisse anderer üben, um sein Publikum künftig noch besser „abholen und mitnehmen“ zu können.

Ein Training oder ein Coaching ist daher am effektivsten, wenn es den Teilnehmern ermöglicht, an ihren Stärken anzuknüpfen und individuelle Begrenzungen so zu kompensieren, dass sie die Entfaltung der eigenen Fähigkeiten und Eigenschaften nicht behindern. Dadurch können neue Lernerfahrungen optimal in die Persönlichkeit integriert werden und führen zu authentischen neuen Verhaltensweisen.

Frau Bemmann, ich danke für das Gespräch.

Interview (5.1): SCiOPOS > Wissen, was man kann!

paulacbemmann-klein.JPG
Ich habe Paula Bemmann zum Gespräch getroffen. Paula Bemmann ist Geschäftsführerin der HSK Deutschland und Expertin für Personalauswahl und Potentialaussagen. Bei der HSK gelangt hierfür das Instrument SCiOPOS zum Einsatz, ein computergestütztes, integratives Expertensystem.

Sie hat mir so viel Spannendes dazu erzählt, dass wir kurzerhand entschlossen haben, das Interview in zwei Artikel aufzuteilen. Heute und hier Teil 1:

Frage > Welche Faktoren können mit dem Expertensystem SCiOPOS erhoben werden?

Das Expertensystem SCiOPOS umfasst sowohl kognitive Leistungstests (z.B. zur Erhebung sprachlicher, numerischer oder technischer Fähigkeiten) als auch Persönlichkeitstests (die beispielsweise Führungsqualitäten, soziale Kompetenzen oder Belastbarkeit analysieren).

Der Auftraggeber erhält durch eine SCiOPOS-Potenzialanalyse ein detailliertes Bild einer Fach- oder Führungskraft hinsichtlich ihrer

Fähigkeiten und Fertigkeiten
z.B. Auffassungsgabe; Sprachliches Abstraktionsvermögen

Persönlichkeitseigenschaften
bezogen auf die Stabilität: z.B. Selbstbeherrschung
bezogen auf soziale Kompetenzen: z.B. soziale Anpassungsfähigkeit
arbeitsbezogene Eigenschaften: z.B. Organisation und Gründlichkeit
personenbezogene Eigenschaften: z.B. Ehrgeiz

Führungsqualitäten
z.B. Entscheidungsfähigkeit; Fähigkeit, andere zu motivieren

Arbeitsstil und Belastbarkeit
z.B. Genauigkeit, Umgang mit Stress
Stärken und Potenziale, aber auch Begrenzungen
z.B. hohes systematisches und geplantes Vorgehen, starkes Sicherheitsbedürfnis

Karriere-Treiber und Bedürfnisse
z.B. finanzielle Orientierung und Status

Persönliche Entwicklungspunkte
z.B. emotionale Steuerung, Übernahme von Verantwortung

Frage > Welche Faktoren haben mit Kommunikation zu tun und wie werden sie erfasst?

Menschen, die von anderen als kommunikativ empfunden werden, zeichnen sich besonders durch folgende Persönlichkeitseigenschaften aus:
• Offenheit und Extraversion,
d.h. die Fähigkeit, offen auf andere zuzugehen sowie das Bedürfnis, die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen;
• Fähigkeit, zu unterhalten,
d.h. anderen Menschen sympathisch zu sein, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und sie zu unterhalten
sowie
• Erklärungs- und Überzeugungsfähigkeit,
d.h. das Vermögen, seine Gedanken und Themen deutlich, zielorientiert und überzeugend darzu¬stellen.

Kommen Sozialkompetenz und verbale Fähigkeiten hinzu, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person auch erfolgreich mit ihren Mitmenschen kommunizieren kann. Hierunter fallen z.B.:
• Einfühlungsvermögen (Empathie),
d.h. die Fähigkeit, Emotionen und Probleme anderer korrekt nachzuvollziehen und richtig einzu¬schätzen;
• Soziale Anpassungsfähigkeit,
sie definiert die Geschwindigkeit und Leichtigkeit, mit der sich eine Person einer neuen Gruppe anpasst und angemessene Beziehungen zu anderen aufbaut und beibehält
und
• Sprachbeherrschung und verbales Abstraktionsvermögen,
hierunter wird die Fähigkeit verstanden, mit einem umfangreichen Wortschatz komplexe sprachliche Aussagen analysieren, interpretieren und weiter¬geben zu können

Diese Aufzählung enthält die Faktoren, die im engeren Sinne mit Kommunikation zu tun haben. Die allgemeinen intellektuellen Fähigkeiten, die Auffassungsgabe, Flexibilität und Belastbarkeit, aber auch die Selbstbeherrschung und Ausstrahlung leisten ebenfalls einen maßgeblichen Beitrag, in den verschiedensten Situationen adäquat und möglichst erfolgreich zu kommunizieren.

Der Ausprägungsgrad einer Persönlichkeitseigenschaft einer Person wird durch deren Beantwortung von mehreren vorgegebenen Aussagen erfasst. Der Bewerber oder der Mitarbeiter kreuzt in den Persönlichkeitstests an, wie zutreffend die dargebotenen Feststellungen auf seine Person sind. Da es sich hierbei um Selbstaussagen handelt und Kandidaten oder Mitarbeiter in Bewertungssituationen in der Regel versuchen werden,
sich etwas besser darzustellen (Facking good), überprüft das Expertensystem SCiOPOS die Antworten darauf, wie konsistent sie über die Gesamtheit aller Aussagen ausfallen und wie stark jemand sozial erwünscht geantwortet hat.

Die Ausprägungen der verbalen Fähigkeiten werden mit psychologischen Leistungstests erhoben, indem zu vorgegebenen Wörtern beispielsweise Synonyme gefunden oder zu dargebotenen Wortpaaren diejenigen Wortpaare zugeordnet werden müssen, die durch die gleiche Gesetzmäßigkeit verbunden sind.

Frage > Kann man sagen, welche Berufsgruppen besonders diese Faktoren benötigen und wenn ja, welche?

Besonders stark werden die eben angeführten Eigenschaften und Fähigkeiten in Jobs mit direktem Kundenkontakt oder an internen und externen Kommunikationsschnittstellen benötigt, z.B. im Verkauf, Vertrieb, Marketing- und PR-Bereich. Aber auch für Trainer, Coachs, Berater oder für Lehrer trägt eine gute Kommunikationsfähigkeit zum beruflichen Erfolg bei. Führungskräfte, die sozial kompetent kommunizieren können, erreichen eine stärkere emotionale Bindung ihrer Mitarbeiter an das Unternehmen und damit eine höhere Motivation. Je nach Berufsgruppe oder Branche schwanken die Ausprägungsgrade dieser Faktoren und benötigen u.U. weitere Eigenschaften für den Berufserfolg.

…und morgen mehr!

Label London

532097082_48f07bb889_m1.jpgWo geht Kate Moss essen (wenn überhaupt?) und in welcher Bar trinkt Madonna ein stilles Wasser? Visit London and see for yourself.

Bei meinem Trip nach London ist mir aufgefallen, dass Restaurants und Bars nicht mehr danach beschrieben werden, was und in welcher Qualität es dort zu essen gibt oder ob der Service zuvorkommend und schnell ist. Vielmehr kommt es darauf an, wer die Örtlichkeit besucht.

So wurde mir das Szene Lokal The Cow lediglich dadurch beschrieben, dass „auch Kate Moss dahin geht“. Es wurde allerdings nicht gesagt, dass man lauwarmes Bier ohne Kohlensäure zu absurden Preisen bekommt oder dass das Rindfleisch fasrig und fad ist.

Das Label „Kate Moss“ wirkt bei der Beurteilung des Lokals wie ein mentaler Kurzschluss: Meinungsführer in Style müssen wissen, was gut ist, also ist das Lokal gut. Viele Beeinflussungen funktionieren mit einfachen Labeln und heben rationale Denkprozesse dabei aus der Angel. Da dabei Sachverhalte vereinfacht werden, bedienen sich Politiker gerne diesem Instrument: Investoren werden dann schon mal zu Heuschrecken.

Nach meiner Rückkehr wurde ich übrigens gefragt, wie London war. „Super, ich war im gleichen Lokal, in dem Kate Moss immer (?) essen geht.“ So einfach funktionieren Labels.

Motivlage Manipulation

mani2.jpgKennen Sie blogscout? Die Seite verfügt über ein interessantes Feature. Sie erfahren unter „Letzte Aufrufe“ wie und warum die User auf Ihren Blog gekommen sind. So wird angezeigt, was von einem wissensdurstigen Menschen in google eingegeben wurde, bevor er auf das Suchergebnis geklickt hat, das dann zu ihrem Blog führt. Für unseren My-Skills Blog lesen wir überzufällig häufig Anfragen wie „Techniken, andere zu manipulieren“ oder „ohne Wissen des anderen manipulieren“. Da fragt man sich doch, woher kommt dieser Bedarf, der auch häufig in Seminaren geäußert wird?

Herbert Schmidt hat hier in diesem Blog bereits eine mögliche Erklärung gegeben:

„Ich denke mir aber, dass der Wunsch nach Manipulation dem Wunsch nach Ausgleich entspringt. Wenn ich als Mitarbeiter das Gefühl habe, dass mich mein Chef manipuliert, ist das ein Kontrollverlust, den ich habe oder befürchte. Da ist der Wunsch, das genauso zu können natürlich verständlich.“

Es wird vermutet, dass andere das bei mir machen und mit dem Wissen, wie das geht, kann ich den Angriffen standhalten. Ein weiterer Grund ist meiner Meinung nach der, dass Ziele durchgebracht werden sollen ohne in den Konflikt und die Auseinandersetzung zu gehen. Ganz im Sinne „Wasch mich, mach mich aber nicht nass!“. Und ist das nicht ein wenig „Fernsehglotzen und Konsummentalität“. Auf Knopf-Druck den anderen so zu schalten, dass er macht, was ich will. Ein bißchen, wie Leben ohne dass es der andere merkt?

Im Sinne einer Persönlichkeitsentwicklung kann das nicht sein. Als Kommunizierender muss ich, wenn ich weiß, was ich will, das auch anbringen können und vor allen Dingen dazu stehen können. Das ist meine Meinung, hier stehe ich, bitte kritisiere mich, habe eine bessere Idee oder lass mich gewähren. Wenn ich in diese Auseinandersetzung gehe, kann ich mich und meine Meinung, meine Ziele weiterentwickeln – eben auch im Austausch mit der anderen Person. All das fände nicht statt, wenn man eine Fernbedienung für die andere Person hätte, von der diese nichts weiß.

Als hinter diesem Wunsch liegendes Motiv vermute ich eine Spannung zwischen Harmoniebedürfnis einerseits und trotzdem den Wunsch Arbeits- oder persönliche Ziele erreichen zu wollen. Wenn es der andere nicht mitbekommt (wie auch immer das gehen soll), brauche ich mich mit ihm nicht auseinander zu setzen, erhalte also meine Arbeitsbeziehung (Friede, Freude, Eierkuchen) und habe aber trotzdem mein Arbeitsziel erreicht. Genau dafür gibt es aber andere Mittel und Wege. Diese sind in dem Seminar Positiv Beeinflussen dargestellt.

Stressland Empire

„Wo ist denn nun der Bericht, Sie Trottel!“ – „Sie sind auch zu nichts zu gebrauchen!“ – „Seit einiger Zeit haben Sie sich schon nicht mehr richtig in die Company eingebracht!“

Puh! Wenn man so was hört, dann hat man wohl Stress: eine physiologische und psychologische Reaktion. Die Handflächen werden feucht, das Herz schlägt schneller und die Atmung wird flacher. Zu allem Druck wird man auch noch nervöser. In aller Nervosität und Emotionalität schafft man es nicht auf sachliche Weise klarzustellen, wer denn wirklich der Trottel ist und wer sich nicht mehr so richtig in die Company einbringt…

Stressbewältigung – auch in akuten Situationen – setzt auf drei Ebenen an: Auf der kognitiven, auf der emotionalen/ physiologischen und auf der Verhaltensebene.

Kognitiv und physiologisch wirkt die Methode des Inner Smile. Dem Mönch Thich Nhat Hanh wird der Satz zugeschrieben „Die beste Methode, alle Muskeln des Körpers zu entspannen, besteht darin beim Atmen sanft zu lächeln“. Lenken Sie beim Lächeln Ihre Aufmerksamkeit auf etwas Schönes.

Jetzt können Sie die akute Stresssituation konstruktiver und emotional gefestigter auf der Verhaltensebene angehen. Dabei hilft es adäquate Verhaltensweisen im Repertoire zu haben. Zwei kommunikative Fertigkeiten helfen in Situationen, in denen wir verbal unter Druck gesetzt werden. Einmal das „Zum Reflektieren bringen“ und zum anderen das Durchsetzen.

Ein Beispiel für ersteres:

Was glauben Sie, wie das jetzt bei mit ankommt?

Und eins für die zweite Fertigkeit:

Ich empfinde es als absolut unadäquat irgendjemanden als Trottel zu bezeichnen. Ich erwarte von Ihnen respektvollen Umgang.

Und je mehr Fertigkeiten wir an Bord unseres Verhaltensrepertoires haben, umso wahrscheinlicher können wir konstruktiv mit Stresssituationen umgehen.

Merkels Schweigen.

 id=Am Samstag veröffentlichte die Süddeutsche in Ihrem Wochenendteil ein Interview mit Angela Merkel geführt von Anne Will.

Auflagenträchtig beleuchtet Anne Will noch einmal die spektakuläre Elefantenrunde nach der Wahl 2005, in der Gerhard Schröder die Kirche im Dorf gelassen hatte und behauptete:

Glauben Sie im Ernst, dass meine Partei auf ein Gesprächsangebot von Frau Merkel bei dieser Sachlage einginge, in dem sie sagt, sie möchte Bundeskanzlerin werden.

Anne Will glaubt, dass das Schweigen Angela Merkel hier geholfen habe. Merkel selbst kommentiert die Situation:

Ich war verwundert. Das gehörte dann eher zu den Situationen, wo man sagt: Wollen wir doch mal gucken, was jetzt noch passiert.

Zu dem Thema Schweigen allgemein, meint Angela Merkel:

Ein ausgewogenes Verhältnis von Reden und Schweigen ist etwas Schönes. Es ist ein hohes Maß an Vertrautheit, wenn Menschen miteinander schweigen können. Viele halten das ja gar nicht aus, und es wird dann doch sehr leichtfertig einfach etwas vor sich hin gesprochen.

Das erinnert mich an das, was der Kollege Ulrich Hinsen vom management-radio mir mal erzählte. Miles Davis lies in seinen Stücken absichtlich Töne weg, so dass der Hörer die Sequenz für sich weiterdenken und entwickeln muss. Das Weggelassene regt zum Nachdenken und zur Kreativität an. Das gleiche gelte eben auch für den kommunikativen Bereich. Gerade das „Sich-nicht-äußern“ zu einem Sachverhalt, das Weglassen eines finalen Gedankenganges kann Bände sprechen. Allerdings ist dann weniger kontrollierbar, was der andere jetzt denkt. Das hängt dann viel stärker von ihm als von mir ab.

Wie dem auch sei, einfach mal schweigen zu können ist ein Ausdruck von Stärke. Nicht zu allem Plappern und noch was draufsetzen, sondern einfach mal seine letzten Worte wirken lassen…

Aufmerksamkeit, bitte!

Zweiunddreißig Fenster offen im Computer, eine SMS schreiben, mit der Kollegin flirten, chatten und mit dem Chef telefonieren und das bitte gleichzeitig. So oder so ähnlich könnte eine moderne Arbeitssituation aussehen. Multitasking ist eine Attitüde des Vielbeschäftigten (oder derer, die es gerne wären) geworden. Das Selbstverständnis, dass man viele Dinge auf einmal machen kann, schwingt bei dieser Attitüde mit. In Besprechungen werden Blackberries benutzt und während dem Telefonieren wird gegoogelt. Der Subtext sagt den anderen Gesprächteilnehmern, das, was wir hier zu besprechen haben ist für mich Kinderfasching und lastet meine Ressourcen noch lange nicht aus.

Die mangelnde Fähigkeit sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren nimmt immer groteskere Ausmaße an. Letzte Woche kam ich in ein Reisebüro. Die Dame arbeitet am Computer und schaute konzentriert auf den Bildschirm, blickt mich dann kurz an und sagt „Bitte“ (im Sinne von „Bringen Sie Ihren Wunsch!“ an) und schaut wieder zurück auf den Bildschirm. Das ist dann natürlich aus Kundenkommunikations-Perspektive fahrlässig bis dumm. Ich fühlte mich in diesem Gespräch nie Ernst genommen. Aufmerksamkeit zeigen ist so fundamental für gute Gespräche und doch scheint diese Fähigkeit abzunehmen.

Zu Hilfe in der Argumentation, dass Multitasking eine uneffektive Fassade von Angeberei ist, eilt der bereits bei work-innovation vorgestellte New York Times Artikel „Managing the Machines“. Unterbrechungen – eben auch durch Multitasking – im Arbeitsprozess verursachen geschätzte 650 Milliarden Dollar Schaden in der amerikanischen Wirtschaft. Jede Ablenkung sorgt dafür, dass sich die Konzentration zu einer bestimmten Aufgabe abbaut und bei der erneuten Zuwendung erst nach einiger Zeit wieder aufgebaut wird.

Wie im noch jungen Zeitalter der digitalen Kommunikation am besten mit den unterschiedlichen Systemen (E-Mail, Instant Messaging etc) umgegangen werden soll, danach fragt nun das neu gegründete und u. a. von Microsoft und Johnson & Johnson gesponserte Institute for Innovation and Information Productivity. Als Einsatz der Methodiken gelangen auch bildgebende Verfahren der Gehirnforschung und soziale Netzwerk Algorithmen. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse.

Erweitern Sie Ihr Verhaltensrepertoire!

arrows.jpgLetzte Woche in der Frankfurter Sonntagszeitung war ein hochinteressantes Interview mit Bernhard Peters. Bernhard Peters? Das ist einer der erfolgreichsten Hockeytrainer der Welt und vor der WM wollte Klinsmann ihn zum DFB Sportdirektor machen. Aber die Herren (ich glaube hier stimmt die Formulierung) des DFB haben sich geschüttelt und gesagt, was, der weiß doch gar nicht, was Fußball ist. Jetzt ist er Direktor für Sport- und Nachwuchsförderung beim Fußball-Regionalligisten der TSG Hoffenheim, dem Verein mit den großen Bundesligaambitionen.

Seine These, die er im Interview vertritt, ist:

Es wird niemand zu einem guten Spieler, wenn er fünf- oder sechmal in der Woche trainiert und ansonsten nur RTL 2 guckt.

Er möchte, dass es zu einer „kreativen Persönlichkeitsentwicklung“ kommt. Dass sich Spieler abseits des Platzes nicht nur für tolle Autos und Modells und das P1 interessieren, sondern dass auch jenseits davon eine Entwicklung stattfindet. Das ist gerade für den Jugendfußball wichtig. Wenn alles auf die Karte Fußball gesetzt wird, steigen die Versagensängste, weil Fußball dann alternativlos erscheint. Aber nicht nur das. Peters Leistungsphilosophie ist,…

…dass alle Systeme weiterentwickelt werden müssen, weil sie sich gegenseitig befruchten (…) [Der Spieler] hat sich auch mit anderen Dingen zu beschäftigen, um eine kreative Rolle mit Führungsqualitäten auszufüllen.

Im Allgemeinen geht es um die Aneignung neuer verschiedener Verhaltensweisen und die Ausprägung und Aufrechterhaltung von Interessen. Mehr Verhaltensweisen, die man in seinem Verhaltensrepertoire hat, führen dann auch zu höherer Flexibilität. So kann man in einer gegeben Situation die Verhaltensweise auswählen, die wohl die adäquateste und bestmögliche ist.

Hat man nur wenige Kommunikationsstile in seinem Kommunikationsrepertoire, so ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass man in jeder gegeben Situation sein kommunikatives Ziel erreicht. Das wäre dann so, wie ein Fußballspieler, der nur mit rechts flanken kann. Oder wie ein Abteilungsleiter, der außer seine Arbeit zu machen, nur n-tv schaut.

Interview (4): Sprechen Sie Pop?

seb2250.JPGDie Besetzung von Sebastian Dresel als Popbeauftragter der Stadt Mannheim gibt mir den verlorenen Glauben an die gerechte Besetzung öffentlicher Stellen zurück. Nicht Partei- und Versorgungsfragen waren Ausschlag für Sebastian Dresels Inthronisierung, sondern nachweisbare und gelebte Popkultur in Mannheim. Sebastian Dresel ist – trotz jungen Alters – Jahrzehnte für Mannheims Popkultur da. So hat er die Rhein-Neckar Metropole bereits Anfang der 90er im legendären milk! zum Tanzen gebracht, schreibt für das lokale Magazin meier und der überlokalen spex, ist Radio-DJ und Initiator und Umsetzer unzählig erfolgreicher Clubprojekte. Als DJ – ein local hero und local celebrity – ist er wieder im Einsatz bei der diesjährigen Timewarp.
Stellt sich nun die Frage, wie und mit wem kommuniziert ein Popbeauftragter.

Frage > Überregionale Assoziationen von Mannheim und moderner Musik begrenzen sich noch auf Popakademie und Xavier Naidoo. Was ist hier Deine Vision? Wie soll Mannheim im überregionalen Kontext gesehen werden?

Überregionale Strahlkraft ist aus meiner Sicht eine wünschenswerte Begleiterscheinung erfolgreicher regionaler bzw. lokaler Arbeit. Es sind ja zwei verschiedene Dinge, von bundesweit bekannten Bands oder Künstlern zu sprechen oder von einer bundesweiten Bekanntheit der hiesigen Szene. Erster Fall unterliegt den Gesetzmäßigkeiten des Pop-Geschäftes. Lokale Szene, vielfältiges Angebot, lebendiges Nachtleben, Kneipenszene, Spaß kann ich nicht bspw. in Bielefeld ins CD-Regal exportieren. Der Weg zur „Ausgehstadt“ (worunter ich jetzt einfach mal viele Popkulturelle Ansätze zusammenfasse) führt über die Vororte in die Region ins Umland zu nächstgelegenen Städten. Abgesehen davon muss man darauf achten, in diesen Fragen nicht einzig und allein den Mainstream als Referenzpunkt anzuerkennen. Um es deutlich zu machen: wenn Mannheim unter Miniatur-Eisenbahnsammlern einen besonders guten Ruf genießt, dann ist das eine wenig öffentlichkeitswirksame aber interessante und für sich genommen bundesweit gültige Tatsache. Ein realexistentes Beispiel wäre die Drum & Bass Szene, oder ein bundesweit seit Jahrzehnten bekannter Club der schwulen Community der Stadt. Beides echte Markenzeichen in einer eigenen Umwelt. Popkulturinhalte sind sehr heterogen zusammengesetzt und dementsprechend müssen sie kommuniziert werden zumal man jeweils die richtige Sprache (im Marketing-Kommunikationsdeutsch: die Codes) beherrschen sollte. Das heißt, erst aus vielen lebendigen Mikrokosmen, die in ihren eigenen Umfeldern kommunizieren, ergibt sich das von mir angestrebte glaubwürdige und vielfältige Gesamtbild. Zu steuern ist so etwas nur ausgesprochen bedingt.

Frage > Was machst Du, um diese Vision umzusetzen? Wer sind die direkten Ansprechpartner?

Man muss versuchen, den jeweiligen Ansprüchen möglichst viel Akzeptanz zu verschaffen und die bestmöglichen Vorraussetzungen zu schaffen. Ansprechpartner sind erst einmal alle Akteure. Praktisch geht es darum, vielfältige Partnerschaften mit Szenekennern aller Bereiche zu pflegen. Es ist unbedingt notwendig einen anhaltenden Informationsfluss aufrecht zu erhalten und die Bedürfnisse zu kennen. Das muss dann dazu führen Gemeinsamkeiten herauszudeuten, die man bearbeiten kann, bzw. die man als Anregung bspw. in politische Prozesse einbringen kann. Sperrzeiten, Nutzungen von Leerständen, Vorraussetzungen für temporäre Bespielungen wie etwa Schankgenehmigungen o.ä. wären da ganz konkrete Beispiele. Andererseits geht es eben auch wieder darum, aus den vielen Einzelveranstaltungen ein Gesamtbild zu stricken und dieses auch zu kommunizieren, dass für ein breiteres Publikum interessant wird, auch wenn die einzelnen Bestandteile nicht unbedingt den bisherigen Vorlieben entsprechen. Sprich: wenn die Leute erst mal unterwegs sind, gehen sie womöglich auch mal in die andere Kneipe gegenüber, in der etwas passiert, für das sie niemals losgelaufen wären. Insofern sind die Ansprechpartner auf der anderen Seite all jene, die potentiell einmal Lust darauf haben, auszugehen.

Frage > Welche Kommunikationsmittel setzt Du ein? Sowohl für die externe als auch interne Kommunikation?

Wie ja schon gesagt, ist die szeneinterne Kommunikation ein wesentlicher Bestandteil. Als „Beauftragter der Stadt Mannheim“ einem Szenemenschen erklären zu wollen, was cool ist, wird natürlichermaßen in die Hose gehen und sich wahrscheinlich ins Gegenteil verdrehen. Den angesprochenen Informationsfluss hält man besten mit einer uralten Technik aufrecht: indem man an irgendwelchen Bars rumsteht und sich anhört, was die Leute da so planen, vorhaben, gut finden. Und was die effektive Vernetzung angeht ist schlicht eine Vorliebe für endlose Gespräche und E-Mails hilfreich. Was mich dazu bringt, dass der zehn-Finger-Kurs auch endlich mal belegt werden sollte. Da lässt sich noch etwas beschleunigen. Die externe Kommunikation umfasst selbstverständlich alle althergebrachten Instrumentarien der Öffentlichkeitsarbeit. Aber ich muss sagen, dass ein paar gezielte Anrufe gepaart mit einer unbedingt zeitgemäßen Gestaltung so manche groß angelegte Werbestrategie schon mal in den Schatten stellen können. So gerne ich mich mit Online-Community-Foren und ähnlichem beschäftige und so sehr das auch in den gleich angesprochenen Bereich mit hineinspielt: ohne word to mouth ist Popkultur nicht denkbar. Dafür geht es viel zu sehr um Imagefragen einerseits und um sehr viel grundlegendere menschliche Bedürfnisse andererseits. Ich kann das beste Konzert des Planeten anbieten. Gegen die Information, dass bspw. der oder die Angebetete irgendwo auftaucht werde ich immer abstinken.

Frage > Welche Schwierigkeiten siehst Du bei Deinen Ansprechpartnern, Sie für Deine Ideen zu gewinnen und welche Unterstützung bekommst Du?

Ansprechpartner zu finden ist einerseits kein Problem. In einer individualisierten Popkulturszene, in der sehr viele Menschen auch und nicht zuletzt um Aufmerksamkeit buhlen, mangelt es nicht an Partnern. Viel spannender sind ja jene Bereiche, die erst einmal nichts mit Popkultur zu schaffen haben und für deren Anliegen sensibilisiert werden müssen. Was die Unterstützung angeht, muss ich sagen noch über keine längerfristigen Erfahrungen zu verfügen, die hier nennenswert wären. Dass das Thema Creative Industries dieser Tage immer mehr Beachtung findet, das heißt, dass immer mehr Menschen auch in den Verwaltungen darauf aufmerksam werden, welche Ökonomischen Potentiale in der Kulturwirtschaft liegen ist aus meiner Sicht natürlich sehr begrüßenswert, weil auch längst überfällig. Und wie wir alle wissen, stoßen ökonomische Argumentations-Ketten oft eher auf offene Ohren, als ideelle. Andererseits gibt es gerade in Deutschland noch eine Menge Arbeit zu leisten, was etwa die Aktzeptanz privatwirtschaftlicher Unterstützung von (Pop)Kultur angeht – insbesondere auf Medienseite, wo Sponsoren immer noch zu häufig aus Misstrauen übergangen werden. Aber auch die Erkenntnis, dass Popkultur (oder, wie ich diesem Fall globaler und ungenauer sagen würde, allein um das Problem zu verdeutlichen: Gegenwartskultur) vielfach einen künstlerischen Anspruch hat, der hinter dem Showbusiness-Aspekt zu verschwinden droht.

Frage > Eine Frage noch zum Schluss, wie spricht man mit Xavier Naidoo?

Ich verstehe die Frage nicht ganz. Sein Englisch ist vorzüglich aber ich bevorzuge bei den angesichts seines Terminkalenders ausgesprochen seltenen Gelegenheiten unsere gemeinsame Sprache. Soweit ich mich entsinne, drehte sich eines unserer letzten Gespräche über die unterschiedlichen persönlichen Beziehungen zu Schweine- oder Rindfleisch in Thailändischem Essen.

Na dann guten Appetit in Poptown Mannheim!

Mikropolitik: Ausweitung der Kampfzone

Mikropolitik und Moral in Organisationen. Herausforderung der OrdnungIch erinner’ mich als ich jung und unverdorben aus der Universität in meinen ersten Job als Unternehmensberater kam. Die auswendig gelernten Konzepte wie „Management by Objectives“, Selbstregulation, Teilautonome Arbeitsgruppen oder Qualitätszirkel bestimmten das Prüfungsmaterial und mein Denken: Konzepte, die den Menschen und seine Selbstverantwortung in den Vordergrund stellen. Retrospektiv betrachtet ist man versucht zu sagen, dass stets eine romantische Verklärung hier mitschwebte. Die Einführung und Umsetzung und Aufrechterhaltung solcher Konzepte war nie ein Thema. Es gab nur Listen mit Vor- und Nachteilen, die eben auswendig gelernt werden mussten.

Der einzige Artikel, das einzige Konzept, das sich hier absetzte war der herrlich geschrieben Artikel „Mikropolitik“ von Neuberger (1995). Mikropolitik ist…

das Arsenal jener alltäglichen „kleinen“ Machtmethoden, mit denen innerhalb von Organisationen Macht aufgebaut und eingesetzt wird“

Neuberger hat sich mal angeschaut, was passiert wirklich in Organisationen, welche Machtspiele finden statt und wessen Interessen werden vertreten. Zielsetzungen von mikropolitischen Maßnahmen sind Aufstieg, die Erweiterung der Handlungsspielräume, höhere Budgets oder mehr Bezahlung. Maßnahmen selbst sind Filtern von Informationen, Vetternwirtschaft, das Ausnutzen des Bürokratismus, die Selbstdarstellung oder das gezielte Einschalten von Vorgesetzten.

Im Gegensatz zu pseudopopulärwissenschaftlicher Literatur bettet Neuberger die mikropolitischen Vorgehensweisen in ein umfassendes Handlungsmodell ein und thematisiert den Umgang mit Moral. Angebotene Gegenstrategien sind die Offenlegung von Entscheidungswegen und das offene Austragen von Konflikten.

Hier wären wir wieder bei dem Doing, der tatsächlichen Umsetzung. Wie trage ich Konflikte aus, damit ich einerseits die Arbeitsbeziehung nicht schwäche, aber trotzdem mein Arbeitsziel erreiche.

Und damit sind wir wieder am Anfang. Das tatsächliche Machen in Unternehmen, Ziele vorantreiben, Beziehungen aufbauen, wie das geht, das findet man nicht in den abstrakten Konzepten der reinen Lehre.

Weltfrauenkommunikation

Wir wollen mal heute am 8. März, dem Weltfrauentag, einen Blick auf die unterschiedliche Kommunikation der beiden Geschlechter werfen. Dabei hilft uns der ISQ-D, der Fragebogen zum Beeinflussungsverhalten. Er kategorisiert und misst 10 unterschiedliche Verhaltensweisen der Beeinflussung. gentineX hat die Unterschiede dieser Verhaltensweisen  zwischen Frau und Mann untersucht und es hat sich gezeigt, dass Frauen häufiger aktiv zuhören und häufiger Informationen und Gefühle aufdecken als die Männer. Nicht nur dafür gratulieren wir heute.

Alle Frauen und Männer, die die Studie im Detail lesen wollen, seien auf diesen Link der competence-site verwiesen.

Beckmanns gedopte Fragen

In der Fragetechnik sind zwei Hauptarten von Fragen bekannt: die geschlossenen und die offenen. Offene Fragen oder auch W-Fragen (wieso, weshalb, warum …) sind explorativ und führen zu Informationen, die ich vorher nicht habe. Offene Fragen führen zu einem tieferen Verständnis eines Problems. Geschlossene Fragen führen häufig zum Ende einer Diskussion (Haben Sie mich jetzt verstanden?) oder zu einer Vorauswahl (Sind Sie der Entscheidungsträger?). Geschlossene Fragen können sinngerecht nur mit ja oder nein beantwortet werden und helfen ein Gespräch auf wichtige Punkte zu konzentrieren. „Fragen richtig einsetzen“ ist wesentlicher Bestandteil von Kommunikationsseminaren.

Die Fernsehunterhaltung erschuf eine weitere Kategorie von Fragen: Informationsfreie Selbstdarstellungsfragen. Der Fragensteller (der Moderator) beantwortet in einem Monolog die Frage selbst und fragt erst dann den Gast. War das so?

Geglückt aus fragetechnischer Sicht kann man allerdings das Interview von Reinhold Beckmann mit Jan Ullrich nennen. Der hatte am Morgen des gleichen Tages seinen Rücktritt vom aktiven Radsport erklärt. Dopingvorwürfe hinderten ihm im Sommer 2006 bei der Tour d’France zu starten.

Nach anfänglichem Geplänkel legt Beckmann los:

Dann lassen Sie uns mal versuchen einzusteigen. Befürchten Sie, dass die Öffentlichkeit den heutigen Rücktritt als Schuldeingeständnis werten könnte?

Die Fragen sind kurz und er lässt Jan Ulrich reden. Jan Ulrich erwähnt eine Speichelprobe und zack, springt der Tiger Beckmann auf das Thema:

Warum haben Sie die Speichelprobe, Jan, erst so spät abgegeben, warum haben Sie die Speichelprobe nicht unmittelbar (…) abgegeben.

Beckmann zitiert Ulrich und fragt.

Sie haben am 30.6. gesagt, Sie werden Ihre Unschuld beweisen. Danach ist nichts passiert, warum.

Interessante Randnotiz: Ulrich duzt Beckmann, Beckmann siezt Ulrich, sagt aber Jan.
Nachdem Ulrich beteuert, dass er nicht gewusst hätte, wo er die Speichelprobe abgeben soll, dreht Beckmann auf:

Ja, das wissen Sie ganz genau. Das kann nicht der Grund sein.

Das lässt er stehen und lenkt den Fokus auf die Chronologie und zählt alles in einem Filmbeitrag auf: Spanische Antidrogen-Einheit, Fuentes, Ermittlung gegen Ulrich, Blutreserven mit der Aufschrift Jan, Strafanzeige, Staatsanwaltschaft Bonn, außerordentliche Kündigung von T-Mobile, Durchsuchungen von Ulrichs Haus,…

Ulrich ist nun unter Druck, Beckmann bleibt ruhig. Nach Ulrichs Meinung ist die Geschichte so falsch dargestellt. Beckmann bleibt kühl:

Gut, dann fangen wir an die Geschichte so darzustellen, wie es Ihrer Meinung nach richtig ist. Wir haben Zeit genug.

Sein Untertitel ist: Hier ist noch lange nicht Schluss und wir reden nicht über Deinen Frau und nicht über Deine Tochter, sondern über die Dopingsache.

Wieder lässt er Ulrich reden. Ulrich leidet nun sichtlich und benutzt Kraftausdrücke. Wiederholt und hartnäckig fragt Beckmann, „begrüßen Sie es, dass die Speichelprobe nun abgeglichen wird.“ Beckmann ist jetzt ein Terrier. Ulrich ist angeschlagen. Er lässt lange Pausen, sagt häufig „jetzt aber ganz ehrlich“. Im Hintergrund hört man Beckmann „ja“ und „mhm“. Ulrich soll also weiterreden und er leidet und dann wieder ein „mhm“. Ulrich wiederholt, er wolle jetzt auf seine Anwälte hören, und nichts sagen, aber Beckmann schafft es, dass Ulrich weiterredet.

Gelegentlich will Beckmann formulierte Unschärfen von Ulrich genauer Wissen.

Was heißt es, dass es in Spanien ordentlich funktioniert?

Das wirkt wie ein Hieb.

Beckmann führt nun Zeugen an. Ein T-Mobile Pressesprecher hätte ihn mehrfach angewiesen, einen DNA-Schnelltest zu machen, warum sei Ulrich nicht darauf eingegangen. Beckmann führt also weitere „Zeugen“ mit in das Gespräch ein. Hier bleibt Beckmann am Ball, er fragt nach, „hat er ihnen das vorgeschlagen“ und dann macht Beckmann auf unverständlich:

Das wäre doch ein Befreiungsschlag für Sie gewesen. Ich habe nicht gedopt, ich kann einen Speicheltest abliefern (…) Hätten Sie das gemacht, wäre das ein Befreiungsschlag gewesen.

Dann spielt er den lieben Onkel und unterbricht ein Abwehrversuch von Ulrich mit:

Wir versuchen, es ja zu verstehen, warum sie sich nicht selbst befreit haben.

Beckmann lädt Ulrich ein, sich in andere hineinzuversetzen und lockt ihn so aus seiner Defensive.

Aber Jan, können Sie nachvollziehen, dass der Eindruck der an Indizien draußen da ist für den neutralen Beobachter so ist, dass es einen Kontakt gegeben haben muss.

Und jetzt fühlt sich Beckmann richtig sicher und holt noch mal zu einer Zwischencharme-Offensive aus:

Im Grunde genommen sind wir da, Jan, auch Fans. Wir haben alle da vor der Glotze gesessen, am Straßenrand, und haben gedacht, Mensch, was für ein außergewöhnlicher Sportler, was für ein Jahrhunderttalent.

Ulrich nickt. Leider reine Ablenkung, Jan. Beckmann verbindet Wahrheit und Fans, um dann seine Frage zu stellen:

Die Fans sagen, der soll uns doch die Wahrheit sagen, dafür lieben wir ihn doch. Sind Sie Ihren Fans das nicht schuldig?

Beckmann zitiert also Ulrich selbst, zitiert Zeugen, listet alle Anschuldigungen auf, lässt einen Dopingexperten sprechen, bietet sich als Helfer Ulrichs an und argumentiert aus Sichtweise der Fans. All das bringt Ulrich sichtlich unter Druck. Er leidet. Oder wie es Juan Moreno in der Süddeutschen formulierte:

Vor allem ist Jan Ulrich aber jemand, der am Montag gelernt haben dürfte, dass man keinen Berg braucht, um sich zu quälen, dass es weh tut. Manchmal reichen auch ein Fernsehstudio, 75 Minuten Zeit und Reinhold Beckmann.

Bob Dylans Charisma

Chronicles Volume one Kommunikation beginnt mit der Wahrnehmung. Zunächst muss ich meine Umwelt oder den Gesprächspartner verstehen, um dann kommunikativ auf sie oder ihn einzuwirken. Auch das, was sich hinter dem „schillernden Begriff“ Charisma verbirgt, beginnt mit der Wahrnehmung. Richard Wiseman, Professor an der Universität Hertfordshire, stellte fest, dass charismatische Persönlichkeiten Emotionen äußerst stark empfinden, also ausgeprägte Antennen für unseren Gefühlsbereich haben und in menschlich-emotionale Bereiche vordringen, wo andere Personen bereits lange halt gemacht haben.

Dem vor kurzem veröffentlichten Spiegelartikel zu Charisma, war zu entnehmen, dass sich Charismatiker besonders stark für Themen oder Projekte begeistern und faszinieren können. Beide Aspekte des Charismas, sowohl ausgeprägte Gefühle als auch die Begeisterungsfähigkeit, wurden äußerst eindrucksvoll von Bob Dylan in seinen Chronicals dargestellt. Er veranschaulicht mit seiner eigenen Sprache, was er empfunden hat als er zum ersten Mal Woodie Guthrie, einen amerikanischen Liedermacher, gehört hatte:

Ich fühlte mich, als habe der Plattenspieler mich selbst gepackt und mich quer durch das Zimmer geschleudert. Ich achtete auch auf die Aussprache von Guthrie. Wenn ihm danach war, legte er die Betonung auf die letzten Buchstaben eines Wortes und das saß wie ein Hieb.

Der letzte Satz macht deutlich, wie fokussiert und exakt Dylan die Songs Guthries wahrnahm, wie fein seine Rezeptoren waren. Wahrnehmungsfähigkeit macht den Unterschied zu Menschen, die nicht Bob Dylan sind.

Woodie Guthrie walzte alles nieder, was ihm in den Weg stellte. Für mich war das eine Offenbarung, wie ein schwerer Anker, der gerade in das Hafenbecken gestürzt war.

Dylan entwickelt also Emotionen zu Liedgut, bei dem andere „ganz nett“ oder „langweilig“ gesagt hätten. Erst die ausgeprägte Wahrnehmung lässt ihn ausgeprägt empfinden.

Es war als wäre ich im Dunklen gesessen und irgendjemand hat den Hauptschalter des Blitzableiters umgelegt.

Künstler wie Dylan schaffen es auch ihre eigene Begeisterung wiederum in Worte oder Musik zu packen. Sie schaffen es einen neuen Glanz in die Welt zu bringen, weil sie Charisma haben. Sie schaffen es in den Extremen zu empfinden und sie schaffen es diese Gefühlsbereiche so wieder zu kommunizieren, dass ihre Musik auch nach über 40 Jahren noch zahlreiche Hörer findet.

Gloria Beck, die bereits hier häufiger zitierte Autorin des fraglichen Buches „Verbotene Rhetorik“ ist da anderer Meinung:

Charismatische Personen müssen nicht selbst stark empfinden, es reicht, wenn sie es aussehen lassen als ob. Allerdings schließt eigene Gefühlskälte nicht aus, in anderen starke Gefühle erregen zu können. Je berechnender man agiert, umso vorhersehbarer lassen sich Emotionen in anderen hervorrufen.

Ich halte diese Aussage für groben Unsinn. Vereinzelt wird es tatsächlich ein paar Clowns geben, die glauben als großer Zampano auftreten zu können ohne Substanz und Lebensenergie zu haben, aber über kurz oder lang werden sie entlarvt. Das was menschliches Verhalten lebens- und liebenswert macht ist das authentische, echte Leben, und kein ständiger Komödiantenstadtl, in dem man nur Laiendarsteller seines eigenen Lebens ist.