Führung von unten – die Trickkiste

Endlich frustfrei! Chefs erfolgreich führen. Die besten Tricks für harte FälleAnfang der 90er (lange ist’s her…) stieß ich auf das Konzept „Führung von unten“ von Rolf Wunderer (Prof. der Universität St. Gallen, heute emeritiert). Wunderer hatte einen Artikel veröffentlicht mit dem Titel „Managing the boss – Führung von unten“ (Zeitschrift für Personalforschung 1992 Nr. 3, S. 287-311). Wunderer kehrte die übliche Betrachtungsweise, dass der Manager seine Mitarbeiter führt, um, und lenkte die Aufmerksamkeit darauf, dass Mitarbeiter ihre Chefs führen: Führung von unten.

Lange war es ruhig um dieses Konzept. Doch 2006 sind gleich zwei Bücher zum Thema erschienen und eines stelle ich hier vor: Endlich frustfrei! Chefs erfolgreich führen. Die besten Tricks für harte Fälle von Christiane Drühe-Wienholt. „Dieses Buch vermittelt, wie Sie die Beziehung zu Ihrem Chef so gestalten, dass Sie gemeinsam an einem Strang und in die gleiche Richtung ziehen – ohne sich dabei verbiegen zu müssen“ (aus der Kurzbeschreibung). Es geht nicht darum, sich einzuschleimen. Es geht auch nicht darum, den Chef zu manipulieren (das kann nur in die Hose gehen). Es geht darum, eine konstruktive und produktive Arbeitsbeziehung zu gestalten. Und das gefällt mir. Wenn Sie meinen, Ihr Chef macht nichts als ihnen weitere Arbeit aufzubürden, dann erhalten Sie in dem Buch Hinweise, wie Sie die Beziehung positiv gestalten können.

Die Autorin geht dabei sehr strukturiert und systematisch an die Sache heran. Das Buch lädt ein zum aktiven Lesen mit Checklisten und Arbeitsblättern. Zunächst geht es darum, die Perspektive der anderen Seite einzunehmen. Dann wird der Chef analysiert, mit Hilfe des Myers-Briggs-Typenindikators (MBTI). Mein erster Kritikpunkt an diesem sonst guten Buch: Der MBTI nimmt viel Platz ein, dieses Instrument erscheint jedoch Laien zwar wissenschaftlich, ist aber tatsächlich wenig wissenschaftlich abgesichert. Sodann gilt es, eine partnerschaftliche Beziehung zu modellieren. Ein Instrument, das hier zum Einsatz kommt, ist das „Vier-Seiten-Modell“ (Kommunikationsquadrat) von Friedemann Schulz von Thun. Ein weiteres Modell ist die Transaktionsanalyse. Beide Modelle sind Standard-Inhalte von Kommunikationsseminaren, da sie einfach sind und schnell Erkenntnisgewinne ermöglichen. Mein zweiter Kritikpunkt: Alter Wein in neuen Schläuchen. Die Instrumente sind altbekannt, werden allerdings in einen neuen thematischen Zusammenhang gestellt.

Alles in allem ein guter Ansatz und ein brauchbares Buch. Die Stärken liegen in dem „Durcharbeiten“-Charakter. Werden Sie zum Chefversteher! Führen Sie Ihren Chef!

Kommunikation im Arbeitsleben – Interview (2)

herbertschmidt250.JPGZurzeit erlebe ich in Weinheim Herbert Schmidt in einem Kommunikationsseminar. Er hat als Trainer langjährige Erfahrungen in unterschiedlichen Themengebieten wie zum Beispiel Führungskräfte-Trainings auf unterschiedlichen Hierarchieebenen, Teamentwicklungs-Maßnahmen und Prozessverbesserungsthemen. 33 verschiedene Trainings sind in seinem Repertoire, zu denen er jederzeit einsatzbereit ist. Ich habe ihn heute zum Interview gebeten, weil ich wissen will, wie ein Kommunikationstrainer kommuniziert.

Frage > Was macht denn am meisten Spaß als Kommunikationstrainer?

Am meisten Spaß und Freude macht mir aktiv einen Beitrag zu leisten, dass Menschen, mit denen ich in Berührung komme, besser miteinander zu recht kommen.

Frage > Was war denn da Ihr größter Erfolg?

Es ist mir wirklich gelungen, bei zwei Teams, die zu einer Gruppe zusammengelegt wurden, ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen zu lassen. Dadurch konnte sich diese Gruppe in ihrer Umgebung, einen guten Namen machen.

Frage > Was war da Ihr Beitrag? Was haben Sie konkret gemacht?

Als Start haben wir einen Workshop über ein verlängertes Wochenende organisiert. Dort haben wir erstmal alle Beteiligten mit den grundsätzlichen Kommunikations- und Feedbackregeln bekannt gemacht. Dann haben wir erarbeitet, was die vorigen Einzelteams an Erwartungen, Befürchtungen und Hoffnungen hatten, um dann gemeinsame Ziele und ein gemeinsames Motto zu erarbeiten. Einige Wochen später haben wir eine Kompetenzspinne erstellt. Also, was kann der einzelne und welche Kompetenzen decken wir als Team ab. Und als wir festgestellt haben, dass es auf einigen Feldern Defizite gab, haben wir diese durch Qualifizierung behoben. Um diesen Kompetenzstand mindestens zu halten, informieren wir uns heute noch nach zwei Jahren regelmäßig und gegenseitig über aktuelle Kommunikationsthemen.

Frage > Was zeichnet denn einen guten Kommunikationstrainer aus?

Einen guten Trainer zeichnet aus, dass er authentisch praxiserprobte Themen vermittelt und nicht den Eindruck hinterlässt, erlesenes Wissen weiter zu geben. Das hat etwas mit der Akzeptanz bei den Teilnehmern zu tun. Im Gegensatz zu einem Dozenten, der theoretisches Wissen vermittelt, sehe ich meine Aufgabe darin zu zeigen und zu üben, wie dieses Wissen erfolgreich angewandt wird.

Frage > Und welche Vorteile hat nun ein Kommunikationstrainer in seiner Kommunikation?

Ich kommuniziere nicht anders, ich kommuniziere bewusster. Insbesondere was das Thema „Zuhören“ betrifft, hat es mir bei manchen Damen den Ruf eingebracht, ein echter Frauenversteher zu sein.

Herr Schmidt, wir danken für das verständnisvolle Gespräch.

Führungsaufgabe Kommunikations-Strategie

The Leader as Communicator: Strategies and Tactics to Build Loyalty, Focus Effort and Spark Creativity Umstrukturierungen, Turn-around Projekte, Strategie-Wechsel, alles behaftet mit Informationen, die von der Führungskraft zu dem Mitarbeiter auf authentische Weise gelangen müssen. Wie macht das aber die Führungskraft genau und in was für eine Rolle begibt sie sich da. Welcher Kommunikations-Strategien kann sie sich hier bedienen, um die Botschaften klar und authentisch an die Mitarbeiter zu bringen?

Aufschluss gibt uns da unter anderem das Buch von Robert Mai und Alan Akerson „The Leader as Communicator“ mit dem Untertitel „Strategies and Tactics to Build Loyalty, and Spark Creativity“. Hier wird ein Kommunikations-Strategie Modell vorgestellt bestehend aus den folgenden drei Rollen:

1) Community Developer
Die Rolle des Community-Developer sorgt für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter/ des Teams einerseits und für eine vertrauensvolle Atmosphäre andererseits. Dabei kann sich die Führungskraft dreier Teilrollen bedienen. In der Rolle des Meaning-Makers zeigt die Führungskraft den Beitrag des einzelnen im Gesamtkontext auf und sorgt so gleichzeitig für seine intrinsische Motivation. Als Story-Teller stärkt die Führungskraft das Dazugehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter und bettet deren Handeln in einen größeren Kontext ein. Schließlich zeigt die Teilrolle des Trust-Builders der Führungskraft auf, wie authentische und wertschätzende Kommunikation funktioniert.

2) Navigator
Der Navigator umfasst die ureigentlichen Aufgabe der Führungskraft: Den Mitarbeitern sagen was zu tun ist und dafür die Voraussetzungen schaffen. Die drei Teilrollen, die Mai und Akerson hier identifizieren, sind der Direction-Setter, der Transition-Pilot und der Linking-Agent. Der Direction-Setter muss klar den Weg angeben, er braucht die Vision für das Team und muss diese eindeutig kommunizieren. Der Transition-Pilot ist dafür verantwortlich, dass der eingeschlagene Weg nicht bei jedem kleinsten Gegenwind geändert wird. Vielmehr soll die Führungskraft das Team kommunikativ eindeutig durch den Veränderungsprozess führen. Schließlich gibt es den Linking-Agent, der funktions- und abteilungsübergreifend die Stakeholders eines Veränderungsprozesses auf die Neuerungen ausrichtet und diese zur Mitgestaltung motiviert.

3) Renewal Champion
Damit Firmen weiterhin innovativ sind und neue Produkte auf den Markt bringen, ist es die Aufgabe der Führungskraft, eine Atmosphäre zu schaffen, in denen neue Ideen wachsen können. Dabei sollen zunächst die Teilrollen Critic und Provocateur Konflikte evozieren und den Status Quo hinterfragen, die Teilrollen Learning Advocate und Innovative Coach sollen dann den offenen Austausch von Ideen sicherstellen.

Das Buch „The Leader as Communicator“ macht lebendig, was Psychologie- und BWL-Studenten Jahr für Jahr auswendig lernen, dass nämlich eine Führungskraft ca. 80% seiner Arbeitszeit kommuniziert. Mai und Akerson veranschaulichen die mit der Kommunikation verbunden Aufgaben der Führungskraft und bilden sie in ein Rollenmodell ab. Lesenswert.

I have a dream – als Fallbeispiel

220px-martin_luther_king_-_march_on_washington.jpgIch habe im vorhergehenden Beitrag eine Aufzeichnung der berühmten Rede von Martin Luther King, jr. („I have a dream“) eingestellt. Und ich bin der Meinung, wir können von King und seinen rhetorischen Fähigkeiten eine Menge lernen.

Was also macht diese Rede so kraftvoll? Und wie können wir davon für unsere eigene Kommunikation profitieren?

Howard Gardner, Kognitionspsychologe und Harvard Professor, Psychologen bekannt für seine Theorie der multiplen Intelligenzen, nennt folgende Erfogsfaktoren für eine gute Rede: „the story must be simple, easy to identify with, emotionally resonant, and evocative of positive experiences“. Wenden wir diese Kriterien auf die Rede von M.L. King an, dann stellen wir fest, dass alle Erfolgskriterien da sind. Die Rede ist:

Einfach – für jeden zu verstehen. Jeder kapiert, um was es geht.
Inspirierend – eine große Idee wird vermittelt.
Emotional – die Rede verzichtet auf sachlogische Argumentation, setzt stattdessen auf emotionale Ansprache und Begeisterung.
Positiv – ein positiver Zukunftsentwurf wird anschaulich gemacht.

Nun, wir sind vielleicht Papst, aber wir sind nicht King. Wie kann man das umsetzen? Ich meine, konkret. Wie können wir das umsetzen, wenn es um eine Angelegenheit aus unserer eigenen Lebenswelt geht? Nehmen wir an, du möchtest deinen Partner für ein bestimmtes Urlaubsziel begeistern, das der gar nicht auf dem Zettel hatte. Oder eine Führungskraft möchte einen Mitarbeiter dafür gewinnen, ein Jahr für die Firma nach China zu gehen (und für den Mitarbeiter kommt das eher überraschend). Oder ein Verkäufer möchte einem Kunden etwas verkaufen, was für den Kunden eine große Investition bedeutet.

Wenn wir andere für eine Idee oder ein Vorhaben beigeistern wollen, dann sind folgende Elemente besonders wichtig (ich verknüpfe hier Teile des Programms Positiv Beeinflussen mit der Rede von M.L. King):

1. Wir beziehen uns auf eine Gemeinsamkeit. Und auf dieser Gemeinsamkeit können wir aufbauen. King formt aus den Demonstranten eine Gemeinschaft. Er holt die Menschen in’s Boot und setzt das gegenwärtige Beisammensein in einen zeitlichen Zusammenhang („the greatest demonstration for freedom in the history of our nation“). Er schildert eine gemeinsame historische Erfahrung und die aktuelle Situation („100 years later“, „we can never be satisfied“). Er spricht gemeinsame Werte an („declaration of independence“ – die kennt wirklich jeder Amerikaner).

2. In der Regel wollen wir ja, dass jemand etwas Bestimmtes tut oder ein Verhalten ändert. Wir nennen also unser Ziel. King nennt das Anliegen und den Grund für die Zusammenkunft: Es geht darum, Gerechtigkeit einzufordern („cash this cheque“, „now is the time“).

3. Wir bieten eine Vision. Das machen wir, indem wir eine Situation so beschreiben, als wäre sie schon Realität. Diese Phase leitet King ein mit der berühmten „i have a dream“-Sequenz („i have a dream“, „justice rolls down like water“, „we will be able“, „free at last“).

Durch diese Elemente wird die Rede in ihrer Wirkung: Inspirierend, emotional und positiv.

Nehmen wir an, du fühlst dich inspiriert, diese Ideen selbst anzuwenden. Dann laß die Rationalität und Logik einfach mal beiseite. Stattdessen, habe das große Ganze im Auge. Frage dich, was diese drei Elemente für dein eigenes Anliegen bedeuten. Was ist überhaupt dein Anliegen? Was sind Gemeinsamkeiten, auf die du Bezug nehmen kannst? Wie sieht, möglichst anschaulich, deine Wunsch-Situation aus?

Dieses „Begeistern“ ist natürlich nicht in jeder Situation geeignet, aber doch in vielen Situationen ein sehr effektiver Stil.

Martin Luther King – I have a dream

Martin Luther King, jr. wurde am 15. Januar 1929 in Atlanta geboren. M.L. King kämpfte gewaltfrei gegen Unterdrückung und Rassentrennung.

Seine berühmteste Rede „I have a dream“ hielt er am 28. August 1963 beim Marsch auf Washington, wo mehr als 250.000 Menschen, darunter 60.000 Weiße, friedlich demonstrierten.

I have a dream that one day this nation will rise up and live out the true meaning of its creed: We hold these truths to be self-evident: that all men are created equal.

I have a dream that one day on the red hills of Georgia the sons of former slaves and the sons of former slaveowners will be able to sit down together at a table of brotherhood.

I have a dream that one day even the state of Mississippi, a desert state, sweltering with the heat of injustice and oppression, will be transformed into an oasis of freedom and justice.

I have a dream that my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character.

I have a dream today.

King war ein genialer Redner, der die Menschen wirklich bewegt hat. Selbst auf Winzigbildschirm beeindruckt mich diese großartige Rede sehr, und ich bekomme eine Gänsehaut. Auf dem verlinkten Video ist die Rede in voller Länge aufgezeichnet (gute 17 Minuten – es lohnt sich, bitte nimm dir die Zeit dafür).

M.L. King begeisterte die Menschen, er hat sie mitgerissen und mit Energie aufgeladen, einen nicht einfachen Weg zu gehen. Dabei konnte er sich auf keine Position oder gegebene Macht berufen. Er beeinflusst so viele Menschen mit seiner Person und Kraft seiner Worte.

Am 4. April 1968 wurde er ermordet. Sonst hätte er heute vielleicht seinen 78sten Geburtstag gefeiert.

Kabarett Alptraum

dream.jpg…und weiter geht es, in der Manipulationstechniken Besprechung aus dem Buch “Verbotene Rhetorik”. (Bisher: Überblick zu dem Buch, die Gerüchte-Technik und die Hypnosetechnik)

Heute: Die Traumtechnik

Je mehr man sich mit dem Buch auseinander setzt, umso kabarettistischer wird es. Ich stelle mir lustige Leute auf einer Kleinbühne vor, mit heiteren Menschen im Publikum, die das Buch laut und kommentarlos lesen. Das wäre bestimmt ein Knaller. Das Beispiel heute: S. 301 „Die Traumtechnik“

„Eine Technik für alle diejenigen, die eine Feindschaft zu jemanden unterhalten, der seinerseits davon nichts ahnt. Nach außen halten Sie den Anschein einer Freundschaft aufrecht, im Inneren dagegen planen Sie Angriffe, um ihm zu schaden. Es sind ja nicht immer die großen Angriffe, die sich dazu eignen. Im Gegenteil, kleine Gemeinheiten schwächen den Gegner und halten die „Nach-außen-Freund-im-Innern-Feind-Konstruktion“ aufrecht.“

Ich habe bei google und wikipedia mal nachgeschaut, was die „Nach-außen-Freund-im-Innern-Feind-Konstruktion“ so ist, leider ist da den beiden Suchmaschinen nichts bekannt. Vielleicht eine Guerilla-Marketing Aktion der Firma Melitta: „Außen Toppits, innen Geschmack“. Aber was für ein fader Geschmack ist das denn?

Dass die Technik ® selbst bar jeder Vernunft ist und keinen ersichtlichen Wirkmechanismus hat und wieder mal nur dafür da ist, „anderen zu schaden“, ist wohl müßig zu erwähnen. Schön dass wir dann auch unter der Rubrik „Hintergrundwissen“ innerhalb von 8 Zeilen aufgeklärt werden, was ein Traum ist. Sigmund Freud, der Versager, brauchte da mehrere Bücher.

Naja, dann noch viel Spaß in einer Welt, in der die Freunde Feinde sind.

Krieg bedeutet Frieden, Freiheit ist Sklaverei und Unwissenheit ist Stärke.

Haben Sie eigentlich schon mal die Traumtechnik angewandt?

Kommunikation im Arbeitsleben – Interview (1)

rainer-knaack.jpgLetztes Jahr im Sommer lernte ich auf einem meiner Seminare Rainer Knaack kennen. Rainer selbst ist ein Tausendsassa (und laut Xing-Profil stets bestrebt, Gutes in unserer Gesellschaft zu hinterlassen). In der aktuellen Lebensphase will er Gutes für die Menschen tun, indem er für seinen Arbeitgeber Siemens AG, Bereich Medical Solutions, Ärzte und Kliniken betreffend der Diagnostik betreut. Im vergangenen Sommer war er noch im Traineeprogramm der Siemens AG aktiv. Heute möchte ich von ihm wissen, wie er als Berufs-Einsteiger die Kommunikation der Arbeitswelt erlebt:

Frage > Was wendest Du denn vom Seminar „Positiv Beeinflussen“ heute an?

Die erlernten Kommunikationsstile wende ich eher unterbewusst an. Bis heute bin ich sensibilisiert , wenn es darum geht, mein Gegenüber kommunikatorisch zu beeinflussen. Ich beobachte kontinuierlich, welche Stile ich anwende und merke dabei, wie oft ich unterbewusst den Stil der Begeisterung anwende. Dies führt bei mir häufig zum gewünschten Ziel. Die Verbesserung der anderen Stile steht nun für das nächste halbe Jahr an.

Frage > Wie würdest Du Deine Kommunikation beschreiben? Was machst Du da?

Hmmm, als ersten Schritt stelle ich den Nutzen für mein Gegenüber in den Vordergrund, um dann in einem zweiten Schritt darzustellen, wie die Idee umzusetzen ist. Dabei will ich transparent sein und meinen Nutzen der Sache verdeutlichen.

Frage > Was sind Bereiche der Kommunikation im Arbeitsleben, über die Du noch
mehr wissen möchtest?

Mehr will ich wissen in Bereichen, die mich herausfordern. Da ist zum Beispiel das Delegieren oder das konkrete Äußern meiner Wünsche: Ich schaffe es zwar schon, meine Gespräche zu steuern, aber wenn ich merke, der andere nimmt mich nicht wahr oder geht nicht auf mich ein, würde ich gerne noch besser die Balance finden zwischen Bestimmtheit einerseits und Höflichkeit andererseits. Die Herausforderung für mich ist dann, nicht von oben herab oder gar lehrerhaft zu wirken.

Frage > Früher waren Techniker Deine Kunden, heute sind es Ärzte. Hat sich diesbezüglich Deine Kommunikation geändert?

Es ist bereichernd für mich, mit Leuten zu tun zu haben, die andere Treiber haben als Techniker: Ärzte fordern meine idealistische Einstellung mehr, da sie der Dienst am Menschen und nicht an einer Maschine erfüllt. Daraus ergibt sich für mich inhaltlich eine andere Herangehensweise. Nun kommuniziere ich nicht primär technisch, sondern stelle viel mehr die Natur des menschlichen Körpers in den Mittelpunkt. Das Herz des Menschen interessiert mich einfach mehr, als zum Beispiel SAP 6.0 als CRM Anwendung in einem Private Equity Umfeld.

Frage > Und gibt es auch einen Unterschied in Deiner Kommunikation zwischen Kollegen und Führungskräften?

Spreche ich mit Führungskräften, visioniere ich stärker. Mein Ansatz ist, das Gespräch so zu verlassen, dass die Führungskraft durch mein Dasein einen Schritt weiter denkt – und dadurch im Idealfall geistiges Wachstum erfährt. Mit Kollegen spreche ich mehr über das Jetzt, z.B. wie es geht, wie es um das Hobby oder die Familie steht. Oder ich Frage, wie Dinge in der Vergangenheit gelaufen sind. Ich baue hier eher Brücken, beziehe meine Kollegen stark mit ein und stelle ihre Person dadurch in den Mittelpunkt des Gespräches.

Frage > Was ist Dir bei der Kommunikation wichtig?

Menschliches, faires, ehrliches Miteinander auf gleicher Augenhöhe, geprägt durch christliche Werte. Das gesprochene Wort hat unglaubliche Macht. Man kann durch Kommunikation weitaus schneller zerstören als aufbauen und stärken, also möchte ich sensibel und verantwortungsbewusst mit meiner „kommunikatorischen Waffe“ hantieren. Wie kommt das beim Gegenüber an? Wichtig ist Respekt im Gespräch.

Rainer, wir danken für das respektvolle Gespräch!

Change the World. From Mail to Phone!

Einer meiner Lektüren zwischen den Jahren 2006 und 2007 war das bereits hier besprochene Buch „Change the world 9 to 5“. Es ist tatsächlich mit bestem britischem Humor geschrieben, häufig muss man schmunzeln und den Kopf nicken. Also eine Freude zu lesen, auch wenn die 50 Tipps sich wohl zusammenfassen lassen können in „Sei nett zu den Menschen“, „Sei nett zu der Umwelt“ und „Beweg Deinen Körper und stärke Dein Bewusstsein“.

Einen Tipp aus dem Buch übernehme ich gerne für das neue Jahr und befördere ihn sozusagen zu einem guten Vorsatz:

„Speak rather than Email.“

Die einfache Begründung der Autoren:

„It’s nicer!“

Meine Überlegungen hierbei sind, dass Kommunikation im Berufsleben eben zwei wichtige Ziele verfolgt. Erstens die Arbeitsziele zu erreichen und zweitens Arbeitsbeziehungen aufzubauen und zu stärken. Bei ersterem Ziel könnte man diskutieren, ob E-Mails gar Vorteile gegenüber dem gesprochenen Wort haben, doch wenn es um Beziehungsaufbau und –stärkung geht, ist ein echtes Gespräch dem E-Mail ganz klar vorzuziehen. Auch im Jahr 2007 wollen wir eher mit echten Menschen in Kontakt treten als mit Bits und Bytes.

Dass das voll und ganz auch für den Business Sektor zutrifft, hat mal ein Verkäufer aus der Flugzeugzulieferindustrie in einen meiner Seminare passend auf den Punkt gebracht:

„Die besten Geschäfte mache ich in der Kneipe!“

Das gilt sicherlich auch für die ganzen virtuellen Networks. Die Frage ist hier, ob wir wirklich Beziehungen aufbauen können, so dass wir mit Menschen auch echte Projekte machen. Im Zuge des StudiVZ-Verkauf an die Verlagsgruppe Holtzbrinck berichtete die Süddeutsche über den Xing-Selbstversuch von Anne Kunze:

Die Journalistin Anne Kunze hat sich vor einigen Monaten mit jeweils anderer Identität auf verschiedenen Plattformen angemeldet, nach einem Job gesucht und gewartet, was sonst so passiert. Ihr Fazit nach drei Wochen: „Open BC ist wie das Leben, viel baggern, bisschen Business“.

Alle meine geschäftlichen Projekte vergangenen Jahres entstanden mehr oder weniger aus persönlichen Kontakten, egal ob ich hier auf der Einkäufer- oder Verkäuferseite stand. Virtuelle Netzwerke sind bestimmt gut, um Kontakte aufrecht zu halten oder in Erinnerung zu rufen, aber um Kontakte mit Vertrauen und Einzigartigkeit zu nähren, dazu braucht es den echten persönlichen Kontakt.

Harald Schmidt sagte mal zu besseren Zeiten seiner Show, er ginge nicht mehr auf Parties. Da ginge man ja eh nur hin, wegen Geschäfte machen und Sex. Da er beides habe, sehe er dazu keine Veranlassung. Vielleicht sitzt er ja gerade am Internet. Ich glaube, ich rufe ihn mal an.

The Empire strikes BECK. Die dunkle Seite der Macht

…und weiter geht es, in der Manipulationstechniken Besprechung aus dem BuchHypnose „Verbotene Rhetorik“. (Bisher Überblick zu dem Buch und die Gerüchte-Technik)

Heute: Die Hypnosetechnik

Jetzt weiß ich, warum Frau Beck so einschläfernd schreibt und weder Aha-Erlebnisse noch Erkenntnisgewinne in ihrem Buch integriert. Sie manipuliert mal wieder und wendet dabei ihre erstaunliche Hypnosetechnik an. Wie die in der Praxis tatsächlich gehen soll? Da zitiere ich doch mal am besten.

Lotsen Sie eine Zielperson in einen ruhigen Raum (…)
Sprechen Sie mit Ihrer Zielperson so, dass diese sich bei Ihnen sicher fühlt (…)
Mit folgenden Trick erreichen Sie, dass Ihr Opfer glaubt, Sie hätten bereits die Kontrolle übernommen: Nutzen Sie die Tatsache, dass nach dem Ausatmen zwangsläufig Einatmen folgt. Sie suggerieren in dem Moment, in dem sie ausatmet, dass sie tief einatmet. Damit verknüpfen Sie ein offensichtliches Verhalten mit einer Suggestion (…)
Nun ist die Trance eingetreten. Jetzt können Sie beginnen, Ihre Befehle zu setzen.

Als Beispiel für einen Suggestionstext wird geschrieben:

Du wirst jetzt in einem vollkommen willenlosen Zustand an dem Mann, der gleich vor dir steht, alles tun, was er von dir verlangt. Danach wirst du dich an nichts mehr erinnern können. Du wirst an das Wort KRUMMBEIN denken (…)

Und dann noch eine Passage, die mit „Tipp“ überschrieben ist!:

Vermeiden Sie bei Ihrer Suggestion Begriffe wie töten, stehlen, klauen, betrügen, fälschen usw. Falls ein Rest von Persönlichkeit in der Zielperson schlummert, kann dieser sich dagegen zur Wehr setzen.

Wie bitte? Muss man das noch kommentieren? Wie viel Restpersönlichkeit muss denn in einem Leser schlummern, der so etwas Ernst nimmt? Da kann man doch einfach nur noch den Kopf schütteln und hoffen, dass es sich bei diesem Buch um ein Experiment einer subversiven Punk Anarcho Bewegung handelt, die die Phrasenhaftigkeit und Einfallslosigkeit der Business Welt entlarven will. Vielleicht steckt ja Henrico Frank dahinter, man beachte nämlich den Nachnamen der Autorin. Beck? Da war doch was…

Fairer Streit

(c) dpa

„Fairer Streit um die Sache und das Ringen um vernünftige Kompromisse
sind in der Demokratie unerlässlich“

sagt Bundespräsident Horst Köhler in der diesjährigen Weihnachtsansprache (der Redetext wurde vorab veröffentlicht, mehr in der Netzeitung oder bei Focus Online).

Fairness ist ein hoher Wert und in der Tat ist mehr Fairness wünschenswert; das gilt nicht nur für die Politik. Auch im Arbeitsleben und im Alltag wünschen wir uns Fairness (ok, nicht alle).

Uns wird dieses wichtige Thema auch hier im Blog beschäftigen. Doch zunächst die Frage an Sie, liebe Leserin, lieber Leser: Was ist fair? Wann bin ich der Meinung, eine Auseinandersetzung ist fair? Wann sage ich „So ein Arsch…“ und wann sage ich „Wir waren in der Sache unterschiedlicher Auffassung, aber das Gespräch mit ihr war sehr gut und hat sogar Spass gemacht“?

Digitale Bohème oder kreatives Proletariat?

Wir nennen es ArbeitEin Gespenst geht um in Europa (oder doch nur in Berlin?). Es ist die digitale Bohème (oder ist es das kreative Proletariat?).

Holm Friebe und Sascha Lobo, selbst kreative Projektarbeiter, beschreiben in Ihrem Buch „Wir nennen es Arbeit„, wie das Arbeitsleben jenseits der Festanstellung aussieht (Buchbesprechungen bei Amazon – klick auf das Coverbild – und der FTD). Wenn Sie jemand sehen, der im Café vor’m Laptop sitzt – das ist wahrscheinlich so ein neuer Bohèmien.

Das Blog zum Buch gibt es auch.

In einem Interview erklären die beiden Autoren, dass diese neue Arbeitswelt
Spaß macht und Freiheit bedeutet (DIE WELT).

Das TV Magazin Polylux stellt einige gut ausgebildete Bohème-Workaholics vor in dem Beitrag „Das kreative Proletariat„.

Ein Blog speziell für das neue Kreativpotenzial wurde erst kürzlich in’s Leben gerufen: kreativBLOG.

Und das innovativ-in-Blog startet eine Serie zum Thema Leben & Arbeiten in der Zukunft. Der erste Artikel bringt eine Grafik des Fraunhofer IAO mit einem Würfelmodell möglicher Arbeitswelten.

Dieses neue flexible Leben ist wohl nichts für jeden. Die meisten Menschen, und ich meine auch die Dreißigjährigen, sehnen sich nach Sicherheit. Aber Sicherheit wird es in Zukunft immer weniger geben. Da haben diejenigen die Nase vorn, die eine besondere Fähigkeit mitbringen: „Die Fähigkeit, Freude aus Verunsicherung zu beziehen“ (Prof. Dr. Heiner Keupp, zitiert in Psychologie heute 12/2006, „Generation 30. Das Leben – ein Projekt“ von Susie Reinhardt).

Skrupellos! Heute: Die Gerüchte-Technik

Wie bereits angekündigt, stelle ich hier die töricht unbedachten Manipulations-Techniken der Frau Beck („Die Kunst der skrupellosen Manipulation“) vor. Heute habe ich mir die Gerüchte-Technik herausgesucht. Die Ziele, die man und Frau Beck damit erreichen wollen sind:

„Jemanden hintergehen, jemanden schaden und jemanden unter Druck setzen!“

Letzteres, „um zu erreichen, dass die Leistungsfähigkeit gemindert wird!“. Und wie soll man das erreichen, in dem man eine Zielperson auswählt („Schaden können Sie den Personen am leichtesten, die für ihr berufliches Fortkommen auf einen guten Ruf angewiesen sind.“), ein Gerücht erfindet und in die Welt setzt. Beim Gerüchte erfinden soll man gegen die gültige Moral verstoßen. Hier Beispiele der Frau Beck:

„Ich habe gehört, der Herr Meier soll eine Nutte aufs Zimmer bestellt haben, und das auf Spesen!“

„Du, ich habe gehört, dass der Meier seine Frau schlagen soll.“

„Also ich habe munkeln gehört, dass der vorbestraft sein soll: Irgendeine Betrugsgeschichte, aber sicher weiß ich das nicht!“

Wow, das sind Tipps! Ich frage mich, wie kann man ernsthaft so etwas schreiben. Versetzen wir uns mal kurz in die Realität eines Arbeitsalltags. Und da kommt so ein Trottel an, der endlich die „eigene Position innerhalb der Gruppe stärken möchte“ und streut Gerüchte des oben zitierten Kalibers. Was passiert denn da wirklich? Die Chancen stehen gut, dass das alles auf den Trottel zurück fällt. Der Trottel wird zum Verleumder oder Rufschädiger. Auf alle Fälle bleibt er Trottel und die feindliche Arbeitsatmosphäre, die er sich selbst schafft, macht ihn bestimmt nicht glücklicher.

Naja, ich habe jedenfalls gehört, dass die Frau Beck… Ach, lassen wir das!

Arschloch-Alarm

Der Arschloch-FaktorRobert Sutton von der Stanford University hat einen Schlag von Vorgesetzten beschrieben, die er schlicht und einfach „Arschlöcher“ nennt. Sein Buch heißt “Der Arschloch-Faktor. Vom geschickten Umgang mit Aufschneidern, Intriganten und Despoten im Unternehmen” („The No Asshole Rule: Building a Civilized Workplace and Surviving One That Isn’t“). Eine hervorragende Zusammenfassung findet sich hier (in Englisch). Ein Auszug auf Deutsch findet sich hier.

Warum „Arschloch“? Warum diese drastische Sprache? Der Autor erklärt auf seinem Blog, warum: Der Begriff ist authentisch (das erste, was ihm einfällt, wenn er eines sieht), verständlich (jeder weiß, was gemeint ist), und angemessen:

„I believe that – in terms of both descriptive and emotional accuracy – other words are simply inferior for describing how persistently demeaning people act and, especially, the feelings they unleash in their victims.“

Wo er Recht hat, hat er Recht. Erst letzte Woche Freitag erschien ein Beitrag in der FTD-Beilage „Business Education“, in welchem unter dem Titel „Mit Leidenschaft fies“ die unheilvollen Auswirkungen der Arschlöcher im Unternehmen beschrieben wurden (steht für Abonnenten kostenfrei zum Download bereit).

Wer gehört nun zur Spezies Arschloch? Sutton listet ein „dreckiges Dutzend“ Erkennungsmerkmale:

1. persönliche Beleidigungen
2. Verletzung der Privatsphäre
3. unaufgeforderter körperlicher Kontakt
4. verbale und nonverbale Drohgebärden und Einschüchterungen
5. als sarkastische Witze und Hänseleien getarnte Beleidigungen
6. E-Mail-Hassattacken
7. Angriffe auf den Status des Opfers
8. öffentliche Demütigungen, auf Statusminderung abzielende Rituale
9. rüdes Unterbrechen
10. janusköpfige Attacken
11. bewusstes Anstarren
12. Leute wie Luft behandeln

Wenn man ein Arschloch ist, so Sutton, kann man das ändern, wenn man will. Sutton gibt Hinweise, wie das eigene Verhalten modifiziert werden kann. Das Arschloch ist keine feststehende Persönlichkeitsstruktur, sondern ein Verhaltensmuster (und wohl jeder hat sich schon mal anderen gegenüber schlecht aufgeführt). Es gibt also keine Entschuldigung mehr für Arschlöcher nach dem Motto „so bin ich eben“.

Die meisten Arschlöcher werden sich aber nicht ändern. Und jeder kennt solche Arschlöcher, also was kann man tun? Hier die Überlebensregeln:

  • Reframing: Die Dinge anders sehen (Umdeuten)
  • Auf das Beste hoffen, das Schimmste erwarten (Aushalten)
  • Indifferenz und emotionale Distanz entwickeln („mir egal“)
  • Kleine Erfolge suchen (Dinge, die unter eigener Kontrolle stehen)
  • Den Kontakt begrenzen (weniger Angriffsmöglichkeiten bieten)
  • Refugien der Sicherheit, Unterstützung und geistigen Gesundheit schaffen (positive Kontakte suchen und aufbauen)
  • Die richtigen kleinen Schlachten schlagen und gewinnen (sanfte Umerziehung)

Und zum guten Schluss: Die Arschloch-Umgebung verlassen.

„Indifferenz und emotionale Distanz entwickeln“ klingt für mich wie Innere Kündigung, aber wir sollten bedenken, hier geht es um feindselige Umgebungen und Arschlöcher, die die Macht haben. Da ist es eben wichtig, die eigene Gesundheit zu schützen.

Dennoch, die von Sutton empfohlenen Verhaltensweisen sind ziemlich defensiv (Umdeutung, Rückzug). Ich sehe auf der kommunikativen Ebene mehr Möglichkeiten, z.B. Grenzen aufzeigen. Der passende Stil dafür wäre das Durchsetzen (Hinweise dazu in diesem Beitrag). Das mag mehr Mut erfordern und ich sage nicht, dass das einfach ist, aber ein selbstbewusstes klares Wort (ohne Gegenaggression) kann hier Wunder wirken.

Wenn Sie kein Arschloch sind: Gehen Sie Arschlöchern aus dem Weg.
Wenn Sie ein Arschloch sind: Zu erkennen, dass man ein Arschloch ist, ist der 1. Schritt!

Durchsetzen in Nördlingen

Kennen Sie das, als Trainer oder Berater oder Vielreisender? Man wacht morgens auf, und man weiß gar nicht wo man ist. Doch jetzt weiß ich es: Nördlingen! Nördlingen? Bekannt durch Gerd Müller einerseits und der einzigen durchgängig begehbaren noch erhaltenen Stadtmauer Deutschlands andererseits.

Ich führe hier das Training Positiv Beeinflussen durch. Wie erreiche ich meine Arbeitsziele bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Arbeitsbeziehung. Wir üben unterschiedliche Einflussstile ein. Dabei sollen die Teilnehmer authentisch bleiben. Je näher die Situationen an ihren Arbeitsalltag kommen, umso stressiger und gleichzeitig lehrreicher werden die Übungen hier erlebt.

Bei diesem Nördlinger Training steht der Stil „Durchsetzen“ im Mittelpunkt. Schon lange versuchen Teilnehmer ausgesprochen oder unausgesprochen bei einem gegenüber etwas zu erreichen. Ein Monatsbericht soll da beispielsweise pünktlich vom Kollegen abgegeben werden, aber er kommt stets zu spät oder jemand möchte mehr Handlungsspielraum für eine Aufgabe, er wird aber immer abgewiesen, oder eine anderer Teilnehmer möchte, dass sich eine erfahrene (aber wohl auch leicht cholerische) Person mehr in aktuelle Projekte einbringt.

Alle Teilnehmer haben schon des Öfteren versucht, die entsprechenden Personen zu überzeugen. Das endete oft in endlose Diskussionen, mehr oder weniger glaubhafte Ausreden oder eben Anflüge cholerischen Verhaltens des Gegenübers.

In solchen Fällen ist Durchsetzen der Stil der Wahl. Ein gutes Durchsetzen besteht aus 3 Verhaltenselementen:

1. Positive Bewertung: Ich mache dem Gegenüber klar, dass es mir bei meinem Durchsetzen nicht darum geht seine Person zu misskreditieren und dass ich sehr wohl auch viele gute Verhaltensweise erkenne.

2. Negative Bewertung: Allerdings muss ich ihm auch widerspiegeln, was er in meinen Augen weniger gut macht. Ich muss ihm klar machen, um welche abgegrenzte Verhaltensweise geht es mir da.

3. Erwartung: Dann muss ich klar und präzise ohne auf Diskussionen einzugehen meine Erwartung formulieren. Hier ist eine klare Zielsetzung vor dem Gespräch wichtig. Dem Gegenüber muss klar sein, dass ich für die geäußerte Erwartung eine Legitimation habe.

Und hier in Nördlingen üben wir dies so lange ein, bis die Teilnehmer dies für sich glaubhaft rüberbringen.

Korruption im Business

„In der Korruptionsaffäre bei Siemens ist der frühere Zentralvorstand Thomas Ganswindt verhaftet worden. Er sitzt wegen dringenden Tatverdachts in der Schmiergeldaffäre in der Justizvollzugsanstalt Landsberg in Untersuchungshaft.“ Ex-Siemens-Vorstand inhaftiert, Financial Times Deutschland von heute, 13.12.2006.

Es geht hier nicht um Siemens, wir hatten die VW-Affäre und viele andere davor.

Muss man das Spiel mitspielen, ist das „Ehrgeiz“, „Sportsgeist“, „knallharte Ergebnisorientierung“? Oder ist das „kriminell“?

Ob es kriminell war – das festzustellen, bleibt den Gerichten überlassen. Ich denke aber, dass Ganswindt und Konsorten sich selbst nicht als Kriminelle gesehen haben. Wahrscheinlich sind sie überzeugt, „das Beste“ für das Unternehmen zu tun. Nun, was für ein Desaster! Es geht um mehr als „nur“ hunderte von Millionen Euro. Was für ein Vertrauensverlust, was für ein Imageschaden. „Kontraproduktiv“ ist gar kein Ausdruck.

Zunächst, Ethik ist ein Wirtschaftsfaktor ersten Ranges. Das wird immer dann besonders deutlich, wenn es einen Mangel an Ethik gibt. Zweitens, diese Individuen schädigen sich selbst nachhaltig. Beides scheint schwer zu verstehen zu sein für manche Vertreter unserer wohlgebildeten Elite.

Führung braucht Werte, sonst ist sie hohl und wenn jemand hinter die Fassade schaut, bricht alles zusammen.