Führungsaufgabe Kommunikations-Strategie

The Leader as Communicator: Strategies and Tactics to Build Loyalty, Focus Effort and Spark Creativity Umstrukturierungen, Turn-around Projekte, Strategie-Wechsel, alles behaftet mit Informationen, die von der Führungskraft zu dem Mitarbeiter auf authentische Weise gelangen müssen. Wie macht das aber die Führungskraft genau und in was für eine Rolle begibt sie sich da. Welcher Kommunikations-Strategien kann sie sich hier bedienen, um die Botschaften klar und authentisch an die Mitarbeiter zu bringen?

Aufschluss gibt uns da unter anderem das Buch von Robert Mai und Alan Akerson „The Leader as Communicator“ mit dem Untertitel „Strategies and Tactics to Build Loyalty, and Spark Creativity“. Hier wird ein Kommunikations-Strategie Modell vorgestellt bestehend aus den folgenden drei Rollen:

1) Community Developer
Die Rolle des Community-Developer sorgt für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter/ des Teams einerseits und für eine vertrauensvolle Atmosphäre andererseits. Dabei kann sich die Führungskraft dreier Teilrollen bedienen. In der Rolle des Meaning-Makers zeigt die Führungskraft den Beitrag des einzelnen im Gesamtkontext auf und sorgt so gleichzeitig für seine intrinsische Motivation. Als Story-Teller stärkt die Führungskraft das Dazugehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter und bettet deren Handeln in einen größeren Kontext ein. Schließlich zeigt die Teilrolle des Trust-Builders der Führungskraft auf, wie authentische und wertschätzende Kommunikation funktioniert.

2) Navigator
Der Navigator umfasst die ureigentlichen Aufgabe der Führungskraft: Den Mitarbeitern sagen was zu tun ist und dafür die Voraussetzungen schaffen. Die drei Teilrollen, die Mai und Akerson hier identifizieren, sind der Direction-Setter, der Transition-Pilot und der Linking-Agent. Der Direction-Setter muss klar den Weg angeben, er braucht die Vision für das Team und muss diese eindeutig kommunizieren. Der Transition-Pilot ist dafür verantwortlich, dass der eingeschlagene Weg nicht bei jedem kleinsten Gegenwind geändert wird. Vielmehr soll die Führungskraft das Team kommunikativ eindeutig durch den Veränderungsprozess führen. Schließlich gibt es den Linking-Agent, der funktions- und abteilungsübergreifend die Stakeholders eines Veränderungsprozesses auf die Neuerungen ausrichtet und diese zur Mitgestaltung motiviert.

3) Renewal Champion
Damit Firmen weiterhin innovativ sind und neue Produkte auf den Markt bringen, ist es die Aufgabe der Führungskraft, eine Atmosphäre zu schaffen, in denen neue Ideen wachsen können. Dabei sollen zunächst die Teilrollen Critic und Provocateur Konflikte evozieren und den Status Quo hinterfragen, die Teilrollen Learning Advocate und Innovative Coach sollen dann den offenen Austausch von Ideen sicherstellen.

Das Buch „The Leader as Communicator“ macht lebendig, was Psychologie- und BWL-Studenten Jahr für Jahr auswendig lernen, dass nämlich eine Führungskraft ca. 80% seiner Arbeitszeit kommuniziert. Mai und Akerson veranschaulichen die mit der Kommunikation verbunden Aufgaben der Führungskraft und bilden sie in ein Rollenmodell ab. Lesenswert.

I have a dream – als Fallbeispiel

220px-martin_luther_king_-_march_on_washington.jpgIch habe im vorhergehenden Beitrag eine Aufzeichnung der berühmten Rede von Martin Luther King, jr. („I have a dream“) eingestellt. Und ich bin der Meinung, wir können von King und seinen rhetorischen Fähigkeiten eine Menge lernen.

Was also macht diese Rede so kraftvoll? Und wie können wir davon für unsere eigene Kommunikation profitieren?

Howard Gardner, Kognitionspsychologe und Harvard Professor, Psychologen bekannt für seine Theorie der multiplen Intelligenzen, nennt folgende Erfogsfaktoren für eine gute Rede: „the story must be simple, easy to identify with, emotionally resonant, and evocative of positive experiences“. Wenden wir diese Kriterien auf die Rede von M.L. King an, dann stellen wir fest, dass alle Erfolgskriterien da sind. Die Rede ist:

Einfach – für jeden zu verstehen. Jeder kapiert, um was es geht.
Inspirierend – eine große Idee wird vermittelt.
Emotional – die Rede verzichtet auf sachlogische Argumentation, setzt stattdessen auf emotionale Ansprache und Begeisterung.
Positiv – ein positiver Zukunftsentwurf wird anschaulich gemacht.

Nun, wir sind vielleicht Papst, aber wir sind nicht King. Wie kann man das umsetzen? Ich meine, konkret. Wie können wir das umsetzen, wenn es um eine Angelegenheit aus unserer eigenen Lebenswelt geht? Nehmen wir an, du möchtest deinen Partner für ein bestimmtes Urlaubsziel begeistern, das der gar nicht auf dem Zettel hatte. Oder eine Führungskraft möchte einen Mitarbeiter dafür gewinnen, ein Jahr für die Firma nach China zu gehen (und für den Mitarbeiter kommt das eher überraschend). Oder ein Verkäufer möchte einem Kunden etwas verkaufen, was für den Kunden eine große Investition bedeutet.

Wenn wir andere für eine Idee oder ein Vorhaben beigeistern wollen, dann sind folgende Elemente besonders wichtig (ich verknüpfe hier Teile des Programms Positiv Beeinflussen mit der Rede von M.L. King):

1. Wir beziehen uns auf eine Gemeinsamkeit. Und auf dieser Gemeinsamkeit können wir aufbauen. King formt aus den Demonstranten eine Gemeinschaft. Er holt die Menschen in’s Boot und setzt das gegenwärtige Beisammensein in einen zeitlichen Zusammenhang („the greatest demonstration for freedom in the history of our nation“). Er schildert eine gemeinsame historische Erfahrung und die aktuelle Situation („100 years later“, „we can never be satisfied“). Er spricht gemeinsame Werte an („declaration of independence“ – die kennt wirklich jeder Amerikaner).

2. In der Regel wollen wir ja, dass jemand etwas Bestimmtes tut oder ein Verhalten ändert. Wir nennen also unser Ziel. King nennt das Anliegen und den Grund für die Zusammenkunft: Es geht darum, Gerechtigkeit einzufordern („cash this cheque“, „now is the time“).

3. Wir bieten eine Vision. Das machen wir, indem wir eine Situation so beschreiben, als wäre sie schon Realität. Diese Phase leitet King ein mit der berühmten „i have a dream“-Sequenz („i have a dream“, „justice rolls down like water“, „we will be able“, „free at last“).

Durch diese Elemente wird die Rede in ihrer Wirkung: Inspirierend, emotional und positiv.

Nehmen wir an, du fühlst dich inspiriert, diese Ideen selbst anzuwenden. Dann laß die Rationalität und Logik einfach mal beiseite. Stattdessen, habe das große Ganze im Auge. Frage dich, was diese drei Elemente für dein eigenes Anliegen bedeuten. Was ist überhaupt dein Anliegen? Was sind Gemeinsamkeiten, auf die du Bezug nehmen kannst? Wie sieht, möglichst anschaulich, deine Wunsch-Situation aus?

Dieses „Begeistern“ ist natürlich nicht in jeder Situation geeignet, aber doch in vielen Situationen ein sehr effektiver Stil.

Martin Luther King – I have a dream

Martin Luther King, jr. wurde am 15. Januar 1929 in Atlanta geboren. M.L. King kämpfte gewaltfrei gegen Unterdrückung und Rassentrennung.

Seine berühmteste Rede „I have a dream“ hielt er am 28. August 1963 beim Marsch auf Washington, wo mehr als 250.000 Menschen, darunter 60.000 Weiße, friedlich demonstrierten.

I have a dream that one day this nation will rise up and live out the true meaning of its creed: We hold these truths to be self-evident: that all men are created equal.

I have a dream that one day on the red hills of Georgia the sons of former slaves and the sons of former slaveowners will be able to sit down together at a table of brotherhood.

I have a dream that one day even the state of Mississippi, a desert state, sweltering with the heat of injustice and oppression, will be transformed into an oasis of freedom and justice.

I have a dream that my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character.

I have a dream today.

King war ein genialer Redner, der die Menschen wirklich bewegt hat. Selbst auf Winzigbildschirm beeindruckt mich diese großartige Rede sehr, und ich bekomme eine Gänsehaut. Auf dem verlinkten Video ist die Rede in voller Länge aufgezeichnet (gute 17 Minuten – es lohnt sich, bitte nimm dir die Zeit dafür).

M.L. King begeisterte die Menschen, er hat sie mitgerissen und mit Energie aufgeladen, einen nicht einfachen Weg zu gehen. Dabei konnte er sich auf keine Position oder gegebene Macht berufen. Er beeinflusst so viele Menschen mit seiner Person und Kraft seiner Worte.

Am 4. April 1968 wurde er ermordet. Sonst hätte er heute vielleicht seinen 78sten Geburtstag gefeiert.

Kabarett Alptraum

dream.jpg…und weiter geht es, in der Manipulationstechniken Besprechung aus dem Buch “Verbotene Rhetorik”. (Bisher: Überblick zu dem Buch, die Gerüchte-Technik und die Hypnosetechnik)

Heute: Die Traumtechnik

Je mehr man sich mit dem Buch auseinander setzt, umso kabarettistischer wird es. Ich stelle mir lustige Leute auf einer Kleinbühne vor, mit heiteren Menschen im Publikum, die das Buch laut und kommentarlos lesen. Das wäre bestimmt ein Knaller. Das Beispiel heute: S. 301 „Die Traumtechnik“

„Eine Technik für alle diejenigen, die eine Feindschaft zu jemanden unterhalten, der seinerseits davon nichts ahnt. Nach außen halten Sie den Anschein einer Freundschaft aufrecht, im Inneren dagegen planen Sie Angriffe, um ihm zu schaden. Es sind ja nicht immer die großen Angriffe, die sich dazu eignen. Im Gegenteil, kleine Gemeinheiten schwächen den Gegner und halten die „Nach-außen-Freund-im-Innern-Feind-Konstruktion“ aufrecht.“

Ich habe bei google und wikipedia mal nachgeschaut, was die „Nach-außen-Freund-im-Innern-Feind-Konstruktion“ so ist, leider ist da den beiden Suchmaschinen nichts bekannt. Vielleicht eine Guerilla-Marketing Aktion der Firma Melitta: „Außen Toppits, innen Geschmack“. Aber was für ein fader Geschmack ist das denn?

Dass die Technik ® selbst bar jeder Vernunft ist und keinen ersichtlichen Wirkmechanismus hat und wieder mal nur dafür da ist, „anderen zu schaden“, ist wohl müßig zu erwähnen. Schön dass wir dann auch unter der Rubrik „Hintergrundwissen“ innerhalb von 8 Zeilen aufgeklärt werden, was ein Traum ist. Sigmund Freud, der Versager, brauchte da mehrere Bücher.

Naja, dann noch viel Spaß in einer Welt, in der die Freunde Feinde sind.

Krieg bedeutet Frieden, Freiheit ist Sklaverei und Unwissenheit ist Stärke.

Haben Sie eigentlich schon mal die Traumtechnik angewandt?

Mastering Executive Education

Mastering Executive Education: How to Combine Content With Context & EmotionKennen Sie das? Sie lesen sogenannte Management-Literatur und fragen sich, wo der informative Mehrwert bei den Aneinanderreihungen von Banalitäten („Der Kunde ist das wichtigste“) und Allgemeinplätzen („Fragen Sie immer nach dem Mehrwert für Ihr Unternehmen!“) ist. Und man gewinnt mehr und mehr den Eindruck, dass die meisten Bücher nicht geschrieben werden, um neue Erkenntnisse zu teilen, sondern um das Ego des Autors zu befriedigen.

Um wie viel mehr freut man sich da, ein Buch in den Händen zu halten, das wirklich informativ ist und Aha-Erlebnisse bietet: „Mastering Executive Education“ herausgegeben von Paul Strebel, Professor für Strategisches Changemanagement am IMD in Lausanne, und Tracey Keys.

Was bietet das Buch? Es zeigt auf, welche Faktoren für ein Premium Seminar oder Lernprogramm für Führungskräfte entscheidend sind, und was den tatsächlichen Unterschied macht zu der Massenware „Führungsseminare“. Darüber hinaus wird sehr konkret dargestellt, wie Seminar- und Lernmaterialien konzipiert sein müssen, welche Kriterien beispielsweise für ein lernförderndes begleitendes Video gelten oder wie ein Fallbeispiel geschrieben sein muss, damit es in einem Führungsseminar akzeptiert wird und zum Lernerfolg führt.

Auch auf die Treiber des Lernerfolgs wird sehr systematisch und anschaulich eingegangen. Wie schafft man es, dass die Führungskräfte emotional und kognitiv im Seminar bei der Sache sind und wie stellt man den Transfer des Gelernten in die echte Welt sicher. Schlag nach bei Strebel.

Sicherlich muss man die Executive Sprache des Buches das ein oder andere mal übersetzen in eine „echte Welt Sprache“ und relativierern (so wird häufig von „GREAT learning sessions“ gesprochen), aber summa summarum „summa cum laude“, Herr Professor!

My Skills im Telefon-Interview

100px-podcasthoerererkennungszeichen.jpgU.E.H.: „Herr Petersen, ich danke Ihnen für dieses Interview.“

G.P.: „Gerne! Schon zuende??“

U.E.H.: „Ja, das waren 7 Minuten.“

G.P.: „?!“

So schnell sind 7 Minuten um. Ulrich Erik Hinsen, Macher des Management-Radio, führt ein Telefon-Interview mit mir. Das Thema ist unser Blog „My Skills“. Ich habe das Gefühl, ich habe kaum angefangen zu reden, da ist das Interview auch schon zuende.

So schnell ist man auf Sendung. Management-Radio ist ein Podcast mit Audiobeiträgen zum Thema Management: „Management für die Ohren“. Nach einer Sendepause meldet sich das Radio mit gleich drei Interviews zurück. Jetzt gibt es wieder „wöchentlich neue Audio-Beiträge rund um Management, Führung und Ihre persönliche Karriere“.

Kommunikation im Arbeitsleben – Interview (1)

rainer-knaack.jpgLetztes Jahr im Sommer lernte ich auf einem meiner Seminare Rainer Knaack kennen. Rainer selbst ist ein Tausendsassa (und laut Xing-Profil stets bestrebt, Gutes in unserer Gesellschaft zu hinterlassen). In der aktuellen Lebensphase will er Gutes für die Menschen tun, indem er für seinen Arbeitgeber Siemens AG, Bereich Medical Solutions, Ärzte und Kliniken betreffend der Diagnostik betreut. Im vergangenen Sommer war er noch im Traineeprogramm der Siemens AG aktiv. Heute möchte ich von ihm wissen, wie er als Berufs-Einsteiger die Kommunikation der Arbeitswelt erlebt:

Frage > Was wendest Du denn vom Seminar „Positiv Beeinflussen“ heute an?

Die erlernten Kommunikationsstile wende ich eher unterbewusst an. Bis heute bin ich sensibilisiert , wenn es darum geht, mein Gegenüber kommunikatorisch zu beeinflussen. Ich beobachte kontinuierlich, welche Stile ich anwende und merke dabei, wie oft ich unterbewusst den Stil der Begeisterung anwende. Dies führt bei mir häufig zum gewünschten Ziel. Die Verbesserung der anderen Stile steht nun für das nächste halbe Jahr an.

Frage > Wie würdest Du Deine Kommunikation beschreiben? Was machst Du da?

Hmmm, als ersten Schritt stelle ich den Nutzen für mein Gegenüber in den Vordergrund, um dann in einem zweiten Schritt darzustellen, wie die Idee umzusetzen ist. Dabei will ich transparent sein und meinen Nutzen der Sache verdeutlichen.

Frage > Was sind Bereiche der Kommunikation im Arbeitsleben, über die Du noch
mehr wissen möchtest?

Mehr will ich wissen in Bereichen, die mich herausfordern. Da ist zum Beispiel das Delegieren oder das konkrete Äußern meiner Wünsche: Ich schaffe es zwar schon, meine Gespräche zu steuern, aber wenn ich merke, der andere nimmt mich nicht wahr oder geht nicht auf mich ein, würde ich gerne noch besser die Balance finden zwischen Bestimmtheit einerseits und Höflichkeit andererseits. Die Herausforderung für mich ist dann, nicht von oben herab oder gar lehrerhaft zu wirken.

Frage > Früher waren Techniker Deine Kunden, heute sind es Ärzte. Hat sich diesbezüglich Deine Kommunikation geändert?

Es ist bereichernd für mich, mit Leuten zu tun zu haben, die andere Treiber haben als Techniker: Ärzte fordern meine idealistische Einstellung mehr, da sie der Dienst am Menschen und nicht an einer Maschine erfüllt. Daraus ergibt sich für mich inhaltlich eine andere Herangehensweise. Nun kommuniziere ich nicht primär technisch, sondern stelle viel mehr die Natur des menschlichen Körpers in den Mittelpunkt. Das Herz des Menschen interessiert mich einfach mehr, als zum Beispiel SAP 6.0 als CRM Anwendung in einem Private Equity Umfeld.

Frage > Und gibt es auch einen Unterschied in Deiner Kommunikation zwischen Kollegen und Führungskräften?

Spreche ich mit Führungskräften, visioniere ich stärker. Mein Ansatz ist, das Gespräch so zu verlassen, dass die Führungskraft durch mein Dasein einen Schritt weiter denkt – und dadurch im Idealfall geistiges Wachstum erfährt. Mit Kollegen spreche ich mehr über das Jetzt, z.B. wie es geht, wie es um das Hobby oder die Familie steht. Oder ich Frage, wie Dinge in der Vergangenheit gelaufen sind. Ich baue hier eher Brücken, beziehe meine Kollegen stark mit ein und stelle ihre Person dadurch in den Mittelpunkt des Gespräches.

Frage > Was ist Dir bei der Kommunikation wichtig?

Menschliches, faires, ehrliches Miteinander auf gleicher Augenhöhe, geprägt durch christliche Werte. Das gesprochene Wort hat unglaubliche Macht. Man kann durch Kommunikation weitaus schneller zerstören als aufbauen und stärken, also möchte ich sensibel und verantwortungsbewusst mit meiner „kommunikatorischen Waffe“ hantieren. Wie kommt das beim Gegenüber an? Wichtig ist Respekt im Gespräch.

Rainer, wir danken für das respektvolle Gespräch!

Change the World. From Mail to Phone!

Einer meiner Lektüren zwischen den Jahren 2006 und 2007 war das bereits hier besprochene Buch „Change the world 9 to 5“. Es ist tatsächlich mit bestem britischem Humor geschrieben, häufig muss man schmunzeln und den Kopf nicken. Also eine Freude zu lesen, auch wenn die 50 Tipps sich wohl zusammenfassen lassen können in „Sei nett zu den Menschen“, „Sei nett zu der Umwelt“ und „Beweg Deinen Körper und stärke Dein Bewusstsein“.

Einen Tipp aus dem Buch übernehme ich gerne für das neue Jahr und befördere ihn sozusagen zu einem guten Vorsatz:

„Speak rather than Email.“

Die einfache Begründung der Autoren:

„It’s nicer!“

Meine Überlegungen hierbei sind, dass Kommunikation im Berufsleben eben zwei wichtige Ziele verfolgt. Erstens die Arbeitsziele zu erreichen und zweitens Arbeitsbeziehungen aufzubauen und zu stärken. Bei ersterem Ziel könnte man diskutieren, ob E-Mails gar Vorteile gegenüber dem gesprochenen Wort haben, doch wenn es um Beziehungsaufbau und –stärkung geht, ist ein echtes Gespräch dem E-Mail ganz klar vorzuziehen. Auch im Jahr 2007 wollen wir eher mit echten Menschen in Kontakt treten als mit Bits und Bytes.

Dass das voll und ganz auch für den Business Sektor zutrifft, hat mal ein Verkäufer aus der Flugzeugzulieferindustrie in einen meiner Seminare passend auf den Punkt gebracht:

„Die besten Geschäfte mache ich in der Kneipe!“

Das gilt sicherlich auch für die ganzen virtuellen Networks. Die Frage ist hier, ob wir wirklich Beziehungen aufbauen können, so dass wir mit Menschen auch echte Projekte machen. Im Zuge des StudiVZ-Verkauf an die Verlagsgruppe Holtzbrinck berichtete die Süddeutsche über den Xing-Selbstversuch von Anne Kunze:

Die Journalistin Anne Kunze hat sich vor einigen Monaten mit jeweils anderer Identität auf verschiedenen Plattformen angemeldet, nach einem Job gesucht und gewartet, was sonst so passiert. Ihr Fazit nach drei Wochen: „Open BC ist wie das Leben, viel baggern, bisschen Business“.

Alle meine geschäftlichen Projekte vergangenen Jahres entstanden mehr oder weniger aus persönlichen Kontakten, egal ob ich hier auf der Einkäufer- oder Verkäuferseite stand. Virtuelle Netzwerke sind bestimmt gut, um Kontakte aufrecht zu halten oder in Erinnerung zu rufen, aber um Kontakte mit Vertrauen und Einzigartigkeit zu nähren, dazu braucht es den echten persönlichen Kontakt.

Harald Schmidt sagte mal zu besseren Zeiten seiner Show, er ginge nicht mehr auf Parties. Da ginge man ja eh nur hin, wegen Geschäfte machen und Sex. Da er beides habe, sehe er dazu keine Veranlassung. Vielleicht sitzt er ja gerade am Internet. Ich glaube, ich rufe ihn mal an.

Opposition live

tvliberal2.JPGGuido Westerwelle startet einen eigenen Video-Podcast: TV Liberal – Opposition live

Die Intro-Musik ist dynamisch und recht dynamisch ist der Bildschnitt. Das ist meiner Meinung nach genau richtig dosiert.

Der erste Beitrag ist eine Art oppositionelle Neujahrsansprache, rhetorisch sehr solide, aber auch kein Glanzstück. Highlights sind, wenn er die große Koalition „sogenannte große Koalition“ nennt (schmunzel), die Ausruh-Bestrebungen „Kamikaze-Strategie“ und die Gesundheitsreform „Gesundheitsmurks“.

Ein sehr ernster Punkt ist, dass Deutschland trotz eines festzustellenden Wirtschaftswachstum zurückfällt. Da hat Guido Westerwelle absolut recht. Das Wirtschaftwachstum in Deutschland ist verglichen mit dem von anderen Nationen, ein Mickey-Mouse-Wachstum. Nur das ist keine gute Nachricht, das hört hier niemand gerne und andere Politiker versuchen, die Tatsachen gar nicht erst offen zu legen. Das ist ein Problem. Auch hier haben wir eine „unconveniant Truth“, und es steht zu befürchten, dass diese Wahrheiten nicht aufrütteln, sondern verdrängt werden.

Immerhin: „Deutschland kann es besser“. Mit den Rezepten der Liberalen, natürlich, laut Westerwelle.

Übrigens, es unterläuft Westerwelle ein kleiner Lapsus mit „ein einfacheres, niedrigeres und gerechteres Steuersystem“ – was bitte ist ein „niedrigeres Steuersystem“? Merkt eh‘ keiner.

Am Schluß das Angebot, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Unrealistisch, aber die Message ist klar: Wir könnten es besser (wenn man uns ließe).

Mein Fazit: Formal gelungen, inhaltlich mau. Insgesamt höre ich nichts neues. Der Punkt mit dem Wirtschaftswachstum war richtig und wichtig, bietet aber keine positive Vision. Ich wünsche mir, dass Guido Westerwelle uns Dinge hören läßt, die wir nicht schon zur Genüge aus anderen Medien kennen. Und eine positive Vision bietet, wie Deutschland in ein paar Jahren aussehen könnte. Das kann ja noch kommen. Und lächeln könnte er auch mal, der Guido.

Aktualisiert: Die Links verweisen auf die FDP-Seite bei YouTube. 

Human-Capital Monitor

hcmonitor2006_02.gifDer Human-Capital Report ist mit Jahresbeginn online gegangen als Kommunikationsorgan des Human-Capital-Club e.V.

Eine der Initiativen des Human-Capital-Club ist der Human Capital Monitor. Jedes Unternehmen hat eine Bilanz, aber darin taucht das Humanvermögen nicht auf. Dennoch wird niemand ernsthaft bestreiten, dass die Mitarbeiter die Leistungsträger im Unternehmen sind. Die Menschen sollten viel mehr im Interesse unternehmerischer Entscheidungen stehen. Was wir brauchen, ist also eine Humankapital-Bilanz. Anhand bestimmter Kriterien gehen Humankapital-Experten der Frage nach:

Wie gut kümmern sich unsere Firmen um ihre Mitarbeiter?

Die Ergebnisse können heruntergeladen werden (PDF). Die Spitzenpositionen belegen: Porsche, SAP, BMW, Adidas, Deutsche Post. Glückwunsch, weiter so! Die Abstiegsplätze belegen Schlecker, VW und Karstadt. Oh, nicht zufrieden damit? Dann sollten Sie etwas ändern, damit das Ranking nächstes Jahr vorteilhafter für Sie ausfällt!

Noch ein paar Worte zum Begriff „Humankapital“, denn der wird, wie ich schon mehr als einmal festgestellt habe, leicht missverstanden. Es lohnt sich, sich weiter zu informieren und Vorurteile abzubauen. Der Begriff „Humankapital“ soll den Mitarbeitern im Unternehmen eine neue Geltung verschaffen. Es geht darum, Mitarbeiter nicht als Kostenverursacher zu sehen, sondern als Träger von Wert, eben als „Vermögen“ oder „Kapital“. Das ist das Anliegen des Human-Capital-Club, dessen Mitglied ich bin. Das liest sich so:

Der Verein verfolgt die Aufgabe, den Mitarbeiterwert (Employee-Value) gleichberechtigt neben den Shareholder-Value in die Zielsetzung der Unternehmensführung aufzunehmen. Dazu werden Standards, Methoden und Maßnahmen entwickelt und/oder empfohlen, die geeignet sind, das Potenzial der Mitarbeiterschaft als wichtigstes Unternehmenskapital zu fördern.

Dies geschieht aus der Überzeugung, dass der wirtschaftliche und humanitäre Fortschritt nur gemeinsam realisiert werden können, und deshalb die nachhaltige Entwicklung und ordnungspolitische Verankerung des Humankapitals im Zentrum der Unternehmensführung stehen muss; dies bedeutet auch, die Performance des Managements an ihrem Beitrag hierzu zu messen.

Der Human-Capital Monitor wurde erstmals realisiert und wird in Zukunft jährlich neu erstellt.

Google-Killer ist eine Ente

The Duck on the Sea by N.R. (cc)Da war die Aufregung groß. Medien (The Times, Spiegel Online u.v.m.) meldeten vor ein paar Tagen, Wikia und Amazon hätten sich zusammengetan, um den ultimativen Google-Killer zu starten – eine kommerzielle Suchmaschine, die mit Wikipedia-bewährter Schwarm-Intelligenz die qualitativ besseren Ergebnisse liefert. Wikiasari solle die sozial-kommerzielle Wunder-Suchmaschine heißen.

Das ist natürlich ein heißes Thema für uns Internet-Affine und so wurde die Sau auch gleich durch das Dorf die Blogosphäre getrieben. Viele male wurde genüsslich der Wikipedia-Gründer Jimmy Wales zitiert, Google liefere oft „nichts als Spam und nutzloses Zeug“.

Wikia stellt die Dinge nun richtig:

Amazon? Amazon has nothing to do with this project. They are a valued investor in Wikia, Inc., but people are really speculating beyond the facts. This search engine project has nothing to do with Amazon’s A9, etc.

Wikisearch? This project has also nothing to do with the screenshot TechCrunch are running (which belongs to Wikisearch), and this search project has nothing to do with Wikipedia.

Wikiasari? Wikiasari is not and will not be the name for the free search engine we’re developing. It was the name of a former project (…).

Aber wo Rauch ist, ist auch Feuer.

Oder eine Nebelkerze.

Jarvis ist mutig!

Jarvis

Peter Laus Kultur-Kolumne ist für mich ein wiederkehrender Höhepunkt der Presseerzeugnisse Deutschlands. In der vergangenen Ausgabe des hervorragenden brandeins Magazins fasst er seine Gedanken zu Mut zusammen. Mut gehört für ihn sowohl ins Berufsleben als auch in die Gestaltung unserer restlichen Zeit. Die Grenzen verwischen ja eh.

Peter Lau meint, wir brauchen Mut…

Mit jedem Meeting, in dem wir nicht sagen, was wir wirklich denken, weil wir Angst haben um unseren Arbeitsplatz … Mit jedem Gespräch, in dem wir einem blöden Wichtigtuer nicht widersprechen, weil wir nicht sicher sind

Mit jeder Begegnung, bei der wir einem besoffenen Macho nicht entgegentreten, weil der echt brutal werden könnte

Das Entgegentreten gegen die blöden Wichtigtuer (Lau nennt sie auch „Vollidioten, Ignoranten und arrogante Kokser“) erinnert mich an dies und der brutale Macho an das.

Lau schreibt weiter und prangert die Mutlosigkeit der Freizeitgestaltung an. Es sei nur noch ein Patchwork aus Coolness Zitaten und fragt wohl auch mich:

Willst du im Rollstuhl enden, mit einem »Spex«-Abo (…)?

Oje, ich fühle mich ertappt, denke nach, schaue mir die aktuelle Spex an und sehe Jarvis Cocker. Lege seine neues CD ein und singe mit ihm „I will kill again“:

Build yourself a castle. Keep your family safe from harm. Get into classical music. Raise rabbits on a farm. Log on in the night-time. Drink a half-bottle of wine. Buy a couple of records. Look at naked girls from time to time. And people tell me what a real nice guy you are. So come on – serenade me on your acoustic guitar. And don’t believe me if I claim to be your friend. Cos given half the chance I know that I will kill again. I will kill again. And wouldn’t it be nice for all the World to live in peace? And no-one gets ill or ever dies. Or dies of boredom at the very least.

I will kill again.

Das macht doch wieder Mut fürs neue Jahr. Auch ich wünsche Ihnen alles Mutige und Gute für 2007!

Guter Vorsatz: Einfach die Welt verändern

Einfach die Welt verändern im Job. 50 kleine Ideen mit großer WirkungDer Jahreswechsel steht vor der Tür und du hast noch keine guten Vorsätze? Oder du hast brilliante Vorsätze, die sind aber so groß, dass die Umsetzung eher wenig wahrscheinlich ist? Wie wär’s dann hiermit: Einfach die Welt verändern.

Märchenhaft? Es geht. Die Formel lautet:

small changes * lots of people = big change

Das ist die Grundidee von We Are What We Do.

Die von David Robinson gegründete Bewegung We Are What We Do will uns inspirieren, mit kleinen Aktionen die Welt zu verändern. Nicht nur der typische Gutmensch, sondern wir alle können mitmachen. Das Buch liefert Ideen und auf der Website kannst du mit „Ich hab’s getan“ deine Aktionen registrieren.

Die Bewegung hat nun auch die Arbeitswelt erfasst: Einfach die Welt verändern im Job. Das Buch gibt 50 einfache Ideen wie man bei der Arbeit die Welt verändern kann. Einfach machen, und dann „Lehn dich zurück. Und beobachte wie sich nicht nur die Büroatmosphäre, sondern auch die Zukunftschancen unseres Planeten, die finanzielle Situation deines Unternehmens und dann die Stimmung deines Chefs verbessern.“

Einige Aktionen aus Einfach die Welt verändern im Job:

„Finde heraus, wo dein Mittagessen herkommt; Gründe eine Fahrgemeinschaft; Verteile mehr Lob; Drucke und kopiere beidseitig; Steig eine Station früher aus und geh zu Fuß; Lächle am Telefon; Verschwende kein Büromaterial; Geh einmal in der Woche pünktlich nach Hause.“

Ich habe begonnen, einfach die Welt zu verändern…

The Empire strikes BECK. Die dunkle Seite der Macht

…und weiter geht es, in der Manipulationstechniken Besprechung aus dem BuchHypnose „Verbotene Rhetorik“. (Bisher Überblick zu dem Buch und die Gerüchte-Technik)

Heute: Die Hypnosetechnik

Jetzt weiß ich, warum Frau Beck so einschläfernd schreibt und weder Aha-Erlebnisse noch Erkenntnisgewinne in ihrem Buch integriert. Sie manipuliert mal wieder und wendet dabei ihre erstaunliche Hypnosetechnik an. Wie die in der Praxis tatsächlich gehen soll? Da zitiere ich doch mal am besten.

Lotsen Sie eine Zielperson in einen ruhigen Raum (…)
Sprechen Sie mit Ihrer Zielperson so, dass diese sich bei Ihnen sicher fühlt (…)
Mit folgenden Trick erreichen Sie, dass Ihr Opfer glaubt, Sie hätten bereits die Kontrolle übernommen: Nutzen Sie die Tatsache, dass nach dem Ausatmen zwangsläufig Einatmen folgt. Sie suggerieren in dem Moment, in dem sie ausatmet, dass sie tief einatmet. Damit verknüpfen Sie ein offensichtliches Verhalten mit einer Suggestion (…)
Nun ist die Trance eingetreten. Jetzt können Sie beginnen, Ihre Befehle zu setzen.

Als Beispiel für einen Suggestionstext wird geschrieben:

Du wirst jetzt in einem vollkommen willenlosen Zustand an dem Mann, der gleich vor dir steht, alles tun, was er von dir verlangt. Danach wirst du dich an nichts mehr erinnern können. Du wirst an das Wort KRUMMBEIN denken (…)

Und dann noch eine Passage, die mit „Tipp“ überschrieben ist!:

Vermeiden Sie bei Ihrer Suggestion Begriffe wie töten, stehlen, klauen, betrügen, fälschen usw. Falls ein Rest von Persönlichkeit in der Zielperson schlummert, kann dieser sich dagegen zur Wehr setzen.

Wie bitte? Muss man das noch kommentieren? Wie viel Restpersönlichkeit muss denn in einem Leser schlummern, der so etwas Ernst nimmt? Da kann man doch einfach nur noch den Kopf schütteln und hoffen, dass es sich bei diesem Buch um ein Experiment einer subversiven Punk Anarcho Bewegung handelt, die die Phrasenhaftigkeit und Einfallslosigkeit der Business Welt entlarven will. Vielleicht steckt ja Henrico Frank dahinter, man beachte nämlich den Nachnamen der Autorin. Beck? Da war doch was…

Fairer Streit

(c) dpa

„Fairer Streit um die Sache und das Ringen um vernünftige Kompromisse
sind in der Demokratie unerlässlich“

sagt Bundespräsident Horst Köhler in der diesjährigen Weihnachtsansprache (der Redetext wurde vorab veröffentlicht, mehr in der Netzeitung oder bei Focus Online).

Fairness ist ein hoher Wert und in der Tat ist mehr Fairness wünschenswert; das gilt nicht nur für die Politik. Auch im Arbeitsleben und im Alltag wünschen wir uns Fairness (ok, nicht alle).

Uns wird dieses wichtige Thema auch hier im Blog beschäftigen. Doch zunächst die Frage an Sie, liebe Leserin, lieber Leser: Was ist fair? Wann bin ich der Meinung, eine Auseinandersetzung ist fair? Wann sage ich „So ein Arsch…“ und wann sage ich „Wir waren in der Sache unterschiedlicher Auffassung, aber das Gespräch mit ihr war sehr gut und hat sogar Spass gemacht“?